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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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Kaiser Maximilian l> als Aunstfreund.

Ferdinand an die Herausgabe und gab seinem Kanzler Marx Treizsauerwein
den Auftrag, die fertigen Stöcke abdrucken zu lassen. Wieviel Exemplare da¬
mals abgezogen wurden, wissen wir nicht; eins der wenigen vollständigen, die
man heute noch antrifft, befindet sich im Wiener Kupferstichknbiuet. Ein Teil
der Stöcke, 40 Stück, gelangte hierauf nach Schloß Ambras, ein andrer Teil,
95 Stück, in den Besitz des Jesuitenkollegiums zu Graz, Zwei gingen verloren.
Sowohl die in Ambras wie die in Graz befindlichen wurde" 1777 zum zweiten-
male in wenigen Exemplaren abgedruckt. 1779 gelangten sämtliche erhaltene
Stöcke, 135 an der Zahl, in die Wiener Hofbibliothek, und 1796 veranstaltete
Adam Bartsch die erste wissenschaftliche Ausgabe in Querfvliv. Eine vierte
Prachtausgabe wird gegenwärtig in Wien bei A. Holzhausen gedruckt. Sie ist
die erste vollständige, da sie auch die bei Bartsch fehlende" Tafeln 90 und 130
enthält, deren Platte" durch phvtvzinkographische Hochätzung nach den Origi¬
nalen der im Wiener Kupferstichkabinet befindliche" ersten Ausgabe angefertigt
wurden.

Der "Triumph Maximilians" kan" trotz aller allegorische" Spielereien als
eins der großartigsten Prachtwerke gelte". Der pomphaft geschmückte Triumph¬
wagen, auf dem der Kaiser mit seiner Familie sitzt, die Herolde, Träger von
Trophäen und Ehrenkranze", Vertreter mannichfacher Nationen, die in langem
Zuge cinherschreite", daz" die zahlreiche" Schilderunge" ans des Kaisers ereignis-
vollci" Leben geben dem Ganzen eine Lebendigkeit und Pracht, wie sie selbst
Mantegnas berühmter "Triumph Cäsars" nicht auszuweisen hat.

Hatte der Kaiser somit in fünf großen Werken sei" eignes Leben ver¬
herrlichen lassen, so reifte in ihm gegen das Ende seiner Laufbahn noch der
Plan zu einer zweiten großen Holzschnittfolge, welche der Geschichte des
Hauses Österreich gewidmet sein sollte, den "Österreichischen Heiligen." Schon im
Beginne seiner Beziehungen zu Dürer hatte er diesen beauftragt, eine Reihe öster¬
reichischer Heiligen, nebeneinanderstehend, in Holzschnitt zu fertigen. In dem ersten
seltenen Drucke sind es deren sechs: Quirinus, Maximilian, Florian, Severin,
Koloman und Leopold der Markgraf. Für die zweite Ausgabe von Is 17 fügte
Dürer noch auf einem besondern Holz Stocke zwei andre dazu: Se. Poppo und
Otto von Freising. Johannes Stadius begleitete sie mit einem Gebete in
Versen: H.et s-modos ^ustrms x"trono8. Durch dieses Dürersche Blatt min
wurde der Kaiser zu einem zweiten, weit umfangreichere" Unternehmen angeregt.
Alle Verwandten des Hanfes Habsburg, welche von den ältesten Zeiten an zu
Heiligen gemacht worden waren, sollten in Bildern dargestellt werden. Der
Mann, an welchen diesmal Kaiser Maximilian sich wendete, damit er das ge¬
schichtliche Material zusammensuche, war der gelehrte Sebastian Braut in
Straßburg, der Verfasser des "Narrenschiffes." Dieser stellte im Jahre 1516
die Legenden der einzelnen Heiligen zusammen, machte genaue Angabe über das
Wappen jedes einzelnen, sowie darüber, wegen welcher That jeder zum Heiligen


Kaiser Maximilian l> als Aunstfreund.

Ferdinand an die Herausgabe und gab seinem Kanzler Marx Treizsauerwein
den Auftrag, die fertigen Stöcke abdrucken zu lassen. Wieviel Exemplare da¬
mals abgezogen wurden, wissen wir nicht; eins der wenigen vollständigen, die
man heute noch antrifft, befindet sich im Wiener Kupferstichknbiuet. Ein Teil
der Stöcke, 40 Stück, gelangte hierauf nach Schloß Ambras, ein andrer Teil,
95 Stück, in den Besitz des Jesuitenkollegiums zu Graz, Zwei gingen verloren.
Sowohl die in Ambras wie die in Graz befindlichen wurde» 1777 zum zweiten-
male in wenigen Exemplaren abgedruckt. 1779 gelangten sämtliche erhaltene
Stöcke, 135 an der Zahl, in die Wiener Hofbibliothek, und 1796 veranstaltete
Adam Bartsch die erste wissenschaftliche Ausgabe in Querfvliv. Eine vierte
Prachtausgabe wird gegenwärtig in Wien bei A. Holzhausen gedruckt. Sie ist
die erste vollständige, da sie auch die bei Bartsch fehlende» Tafeln 90 und 130
enthält, deren Platte» durch phvtvzinkographische Hochätzung nach den Origi¬
nalen der im Wiener Kupferstichkabinet befindliche» ersten Ausgabe angefertigt
wurden.

Der „Triumph Maximilians" kan» trotz aller allegorische» Spielereien als
eins der großartigsten Prachtwerke gelte». Der pomphaft geschmückte Triumph¬
wagen, auf dem der Kaiser mit seiner Familie sitzt, die Herolde, Träger von
Trophäen und Ehrenkranze», Vertreter mannichfacher Nationen, die in langem
Zuge cinherschreite», daz» die zahlreiche» Schilderunge» ans des Kaisers ereignis-
vollci» Leben geben dem Ganzen eine Lebendigkeit und Pracht, wie sie selbst
Mantegnas berühmter „Triumph Cäsars" nicht auszuweisen hat.

Hatte der Kaiser somit in fünf großen Werken sei» eignes Leben ver¬
herrlichen lassen, so reifte in ihm gegen das Ende seiner Laufbahn noch der
Plan zu einer zweiten großen Holzschnittfolge, welche der Geschichte des
Hauses Österreich gewidmet sein sollte, den „Österreichischen Heiligen." Schon im
Beginne seiner Beziehungen zu Dürer hatte er diesen beauftragt, eine Reihe öster¬
reichischer Heiligen, nebeneinanderstehend, in Holzschnitt zu fertigen. In dem ersten
seltenen Drucke sind es deren sechs: Quirinus, Maximilian, Florian, Severin,
Koloman und Leopold der Markgraf. Für die zweite Ausgabe von Is 17 fügte
Dürer noch auf einem besondern Holz Stocke zwei andre dazu: Se. Poppo und
Otto von Freising. Johannes Stadius begleitete sie mit einem Gebete in
Versen: H.et s-modos ^ustrms x»trono8. Durch dieses Dürersche Blatt min
wurde der Kaiser zu einem zweiten, weit umfangreichere» Unternehmen angeregt.
Alle Verwandten des Hanfes Habsburg, welche von den ältesten Zeiten an zu
Heiligen gemacht worden waren, sollten in Bildern dargestellt werden. Der
Mann, an welchen diesmal Kaiser Maximilian sich wendete, damit er das ge¬
schichtliche Material zusammensuche, war der gelehrte Sebastian Braut in
Straßburg, der Verfasser des „Narrenschiffes." Dieser stellte im Jahre 1516
die Legenden der einzelnen Heiligen zusammen, machte genaue Angabe über das
Wappen jedes einzelnen, sowie darüber, wegen welcher That jeder zum Heiligen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/200>, abgerufen am 22.07.2024.