Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.Fortschritte in der Photographie. Steindruck ermöglicht. Die Druckerschwärze bildet mit dem Stein eine Ver¬ Statt des mit autographischer Tinte beschriebenen Papiers ist nun auch Auf diese Weise können freilich nur Zeichnungen in Strichmanier oder in Der Name Alberts in München führt uns sogleich auf die nach ihm be¬ Fortschritte in der Photographie. Steindruck ermöglicht. Die Druckerschwärze bildet mit dem Stein eine Ver¬ Statt des mit autographischer Tinte beschriebenen Papiers ist nun auch Auf diese Weise können freilich nur Zeichnungen in Strichmanier oder in Der Name Alberts in München führt uns sogleich auf die nach ihm be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0522" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/157447"/> <fw type="header" place="top"> Fortschritte in der Photographie.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1805" prev="#ID_1804"> Steindruck ermöglicht. Die Druckerschwärze bildet mit dem Stein eine Ver¬<lb/> bindung von oleomargarinsauerm Kalk, welcher die Eigenschaft hat, fettige<lb/> Schwärze anzunehmen, während der salpetersaure Kalk des angeäzten Steines<lb/> die Fcttfarbe abstößt. Man kann nun auf der Steinplatte mit fettiger Tusche<lb/> schreibe» oder mit Kreide zeichnen, man kann aber auch mit präparirter Tinte<lb/> auf Papier schreiben und dies Papier auf den Stein legen und „Andrücken."<lb/> Letzteres ist das bekannte autographische Verfahren, welches von Behörden und<lb/> Industriellen zur Vervielfältigung ihrer Korrespondenzen reichlich angewendet wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1806"> Statt des mit autographischer Tinte beschriebenen Papiers ist nun auch<lb/> eine photographisch aufgenommene Zeichnung verwendbar, vorausgesetzt, daß<lb/> sie mit fetter Farbe hergestellt ist. Aber wie kann man mit fetter Farbe photo-<lb/> graphiren? Ganz einfach, mit Bichromat und Gelatine. Wir legen ein ne¬<lb/> gativ auf ein Blatt Papier, welches in bekannter Weise präparirt worden ist,<lb/> und exponiren. Auf dem gelben Papier entsteht an den beleuchteten Stellen<lb/> eine bräunliche Zeichnung. Dies Papier wird mit autographischer Schwärze ein¬<lb/> gerieben und in kaltes Wasser gelegt, bis der Leim angequollen ist. Wird nun das<lb/> grauschwarze Papier mit einem weichen Schwämme gerieben, so verschwindet<lb/> die Schwärze überall da, wo sie auf weichem Leim sitzt, haftet aber überall da,<lb/> wo der Leim infolge des Lichteindruckes hart geblieben ist. Jetzt hat man also<lb/> ein photographisch hergestelltes fettiges Bild in Händen, das sich ohne Mühe<lb/> auf Stein Andrücken läßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1807"> Auf diese Weise können freilich nur Zeichnungen in Strichmanier oder in<lb/> Kreidemanier auf gekörntem Grunde reproduzirt werden. Die Herstellung eines<lb/> Halbschattens ist unmöglich. Darum hat die Anwendung der Photolithographie<lb/> ganz bestimmte Grenzen. Sie ist geeignet für Reproduktion künstlerischer oder<lb/> technischer Entwürfe, und besonders für den Kartendruck. In der That ist auch<lb/> letzteres die erste und bevorzugteste Verwendungsart gewesen. Es war im<lb/> Jahre 1870, die ersten Schlachten waren geschlagen, da marschirten unsre<lb/> Truppen in wenig Tagen weit über die Grenzen der vorbereiteten und mitge¬<lb/> nommenen Karten hinaus. Es kam nun darauf an, mit großer Schnelligkeit<lb/> neues Kartenmaterial zu schaffen. Albert in München erwarb sich das Ver¬<lb/> dienst, durch photolithographische Vervielfältigung des Reymannschen Karten¬<lb/> werkes unsern Truppen den unentbehrlichen Wegweiser zu verschaffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1808" next="#ID_1809"> Der Name Alberts in München führt uns sogleich auf die nach ihm be¬<lb/> nannte und außer ihm besonders auch durch Obernetter in München und Loos<lb/> in Wien gepflegte Albertotypie, ein Lichtdruckverfahren, welches die Verviel¬<lb/> fältigung direkter Naturaufnahmen durch die Presse gestattet. Wieder ist es<lb/> die Chromgelatine, welche hier Dienste leisten muß. Doch wird das Bild uicht<lb/> von Papier auf Stein übertragen, sondern man druckt von der feuchten Gela¬<lb/> tineschicht direkt ab. Das Verfahren ist, andeutungsweise geschildert, folgendes:<lb/> Eine dicke Spiegelglasplattc wird mit Chromgelatine Übergossen und getrocknet.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0522]
Fortschritte in der Photographie.
Steindruck ermöglicht. Die Druckerschwärze bildet mit dem Stein eine Ver¬
bindung von oleomargarinsauerm Kalk, welcher die Eigenschaft hat, fettige
Schwärze anzunehmen, während der salpetersaure Kalk des angeäzten Steines
die Fcttfarbe abstößt. Man kann nun auf der Steinplatte mit fettiger Tusche
schreibe» oder mit Kreide zeichnen, man kann aber auch mit präparirter Tinte
auf Papier schreiben und dies Papier auf den Stein legen und „Andrücken."
Letzteres ist das bekannte autographische Verfahren, welches von Behörden und
Industriellen zur Vervielfältigung ihrer Korrespondenzen reichlich angewendet wird.
Statt des mit autographischer Tinte beschriebenen Papiers ist nun auch
eine photographisch aufgenommene Zeichnung verwendbar, vorausgesetzt, daß
sie mit fetter Farbe hergestellt ist. Aber wie kann man mit fetter Farbe photo-
graphiren? Ganz einfach, mit Bichromat und Gelatine. Wir legen ein ne¬
gativ auf ein Blatt Papier, welches in bekannter Weise präparirt worden ist,
und exponiren. Auf dem gelben Papier entsteht an den beleuchteten Stellen
eine bräunliche Zeichnung. Dies Papier wird mit autographischer Schwärze ein¬
gerieben und in kaltes Wasser gelegt, bis der Leim angequollen ist. Wird nun das
grauschwarze Papier mit einem weichen Schwämme gerieben, so verschwindet
die Schwärze überall da, wo sie auf weichem Leim sitzt, haftet aber überall da,
wo der Leim infolge des Lichteindruckes hart geblieben ist. Jetzt hat man also
ein photographisch hergestelltes fettiges Bild in Händen, das sich ohne Mühe
auf Stein Andrücken läßt.
Auf diese Weise können freilich nur Zeichnungen in Strichmanier oder in
Kreidemanier auf gekörntem Grunde reproduzirt werden. Die Herstellung eines
Halbschattens ist unmöglich. Darum hat die Anwendung der Photolithographie
ganz bestimmte Grenzen. Sie ist geeignet für Reproduktion künstlerischer oder
technischer Entwürfe, und besonders für den Kartendruck. In der That ist auch
letzteres die erste und bevorzugteste Verwendungsart gewesen. Es war im
Jahre 1870, die ersten Schlachten waren geschlagen, da marschirten unsre
Truppen in wenig Tagen weit über die Grenzen der vorbereiteten und mitge¬
nommenen Karten hinaus. Es kam nun darauf an, mit großer Schnelligkeit
neues Kartenmaterial zu schaffen. Albert in München erwarb sich das Ver¬
dienst, durch photolithographische Vervielfältigung des Reymannschen Karten¬
werkes unsern Truppen den unentbehrlichen Wegweiser zu verschaffen.
Der Name Alberts in München führt uns sogleich auf die nach ihm be¬
nannte und außer ihm besonders auch durch Obernetter in München und Loos
in Wien gepflegte Albertotypie, ein Lichtdruckverfahren, welches die Verviel¬
fältigung direkter Naturaufnahmen durch die Presse gestattet. Wieder ist es
die Chromgelatine, welche hier Dienste leisten muß. Doch wird das Bild uicht
von Papier auf Stein übertragen, sondern man druckt von der feuchten Gela¬
tineschicht direkt ab. Das Verfahren ist, andeutungsweise geschildert, folgendes:
Eine dicke Spiegelglasplattc wird mit Chromgelatine Übergossen und getrocknet.
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