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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.

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Der Wirtschaftsbetrieb des Staates.

Nachdem das Verhältnis mit Preußen geordnet war, wurden im Mai 1875
die Anteilseigner der preußischen Bank aufgefordert, ihre Bankanteile zum Um¬
tausch anzumelden. Für diese hatte der Umtausch insofern Vorteil, als ihr
Recht seit dem Jahre 1870 unter der Gefahr einjähriger Kündigung gestanden
hatte, während sie jetzt ein auf längere Jahre hinaus gesichertes Recht erhielten.
Die große Mehrzahl derselben machte daher auch von dem Rechte des Umtausches
Gebrauch. Nur 81 Anteile blieben zurück und wurden mit 115 Prozent aus¬
bezahlt. Diese Anteile konnten mit einem Aufgeld vo" insgesamt 94491 Mark,
welches dem Reservefonds zufiel, wieder verkauft werden. Für die weiter aus¬
zugebenden Bankanteile wurde (für Anfang Juni 1875) eine Zeichnung zu
130 Prozent aufgelegt. Da aber die durch Umtausch erworbenen Bankanteile
bereits weit über 130 standen, so fand eine kolossale Überzeichnnng statt. Die
Art der Verteilung ist nicht bekannt gemacht worden. Die Unterzeichner wurden
brieflich benachrichtigt.

Der Geschäftsbetrieb der Neichsbcmk kann als bekannt vorausgesetzt werden.
Sie begann sofort ihren Betrieb mit einem Reservefonds von 12094491 Mark,
welcher ans dem frühern Reservefonds und dem nicht zur preußischen Entschä¬
digung verwendeten Teil des bei der neuen Zeichnung erhobenen Aufgeldes
von 30 Prozent sich bildete. Bis zum Schluß des Jahres 1883 ist der Re¬
servefonds auf 20 308 334 Mark gewachsen. Auch ist ein Gruudstückkonto von
19298 500 Mark hinzugekommen. Die Größe des Bankbetriebes wird veran¬
schaulicht durch die Thatsache, daß der Gesamtumsatz des Jahres 1883
62619705 900 Mark betrug. Ohne Zweifel erweist sich die Thätigkeit der
Bank für Großhandel und Großindustrie als eine große Wohlthat. Mittelbar
kommt diese Wohlthat auch den: kleinern Geschäfte zu gute. Nur über einzelne
Arten des Betriebes, z. B. den von der Bank betriebene"! Effektenhandel, wird
von Bankiers, die sich dadurch in ihrem Geschäft benachteiligt fühlen, wohl
nicht ohne alle Berechtigung Klage erhoben.

An Gewinn sind, neben der 4^/zprozentigen Verzinsung des Grundkapitals
(5400000 Mark) und neben den in den Reservefonds fließenden Beträgen, all¬
jährlich Summen zur Verteilung gelangt, die sich in den acht Jahren von
1876 bis 1883 auf durchschnittlich 4106 921 Mark berechnen. Diese Stimmen
sind zwischen Reich und Anteilseignern geteilt. Die letztern haben also jährlich
im Durchschnitt bezogen (2053460-4- 5400000 ---) 7453460 Mark. Dieser
Bezug, nach Prozenten des Nominalbetrages der Bankanteile (120 Millionen)
berechnet, ergiebt 6,211... Prozent. Berechnet man ihn aber nach Prozenten
der wirklichen Einzahlung, welche für die frühern preußischen Anteilseigner
69 Millionen, für die neuen Zeichner 78 Millionen betrug, so ergiebt er für
die erstern 5,40.., für die letztern mir 4,77... Prozent. Auch haben die
Anteilseigner zu gewärtigen, daß bei einer (eventuell für das Jahr 1891 in
Aussicht stehenden) Kündigung ihnen ihre Anteile nur in xg.ri zurückgezahlt


Der Wirtschaftsbetrieb des Staates.

Nachdem das Verhältnis mit Preußen geordnet war, wurden im Mai 1875
die Anteilseigner der preußischen Bank aufgefordert, ihre Bankanteile zum Um¬
tausch anzumelden. Für diese hatte der Umtausch insofern Vorteil, als ihr
Recht seit dem Jahre 1870 unter der Gefahr einjähriger Kündigung gestanden
hatte, während sie jetzt ein auf längere Jahre hinaus gesichertes Recht erhielten.
Die große Mehrzahl derselben machte daher auch von dem Rechte des Umtausches
Gebrauch. Nur 81 Anteile blieben zurück und wurden mit 115 Prozent aus¬
bezahlt. Diese Anteile konnten mit einem Aufgeld vo» insgesamt 94491 Mark,
welches dem Reservefonds zufiel, wieder verkauft werden. Für die weiter aus¬
zugebenden Bankanteile wurde (für Anfang Juni 1875) eine Zeichnung zu
130 Prozent aufgelegt. Da aber die durch Umtausch erworbenen Bankanteile
bereits weit über 130 standen, so fand eine kolossale Überzeichnnng statt. Die
Art der Verteilung ist nicht bekannt gemacht worden. Die Unterzeichner wurden
brieflich benachrichtigt.

Der Geschäftsbetrieb der Neichsbcmk kann als bekannt vorausgesetzt werden.
Sie begann sofort ihren Betrieb mit einem Reservefonds von 12094491 Mark,
welcher ans dem frühern Reservefonds und dem nicht zur preußischen Entschä¬
digung verwendeten Teil des bei der neuen Zeichnung erhobenen Aufgeldes
von 30 Prozent sich bildete. Bis zum Schluß des Jahres 1883 ist der Re¬
servefonds auf 20 308 334 Mark gewachsen. Auch ist ein Gruudstückkonto von
19298 500 Mark hinzugekommen. Die Größe des Bankbetriebes wird veran¬
schaulicht durch die Thatsache, daß der Gesamtumsatz des Jahres 1883
62619705 900 Mark betrug. Ohne Zweifel erweist sich die Thätigkeit der
Bank für Großhandel und Großindustrie als eine große Wohlthat. Mittelbar
kommt diese Wohlthat auch den: kleinern Geschäfte zu gute. Nur über einzelne
Arten des Betriebes, z. B. den von der Bank betriebene«! Effektenhandel, wird
von Bankiers, die sich dadurch in ihrem Geschäft benachteiligt fühlen, wohl
nicht ohne alle Berechtigung Klage erhoben.

An Gewinn sind, neben der 4^/zprozentigen Verzinsung des Grundkapitals
(5400000 Mark) und neben den in den Reservefonds fließenden Beträgen, all¬
jährlich Summen zur Verteilung gelangt, die sich in den acht Jahren von
1876 bis 1883 auf durchschnittlich 4106 921 Mark berechnen. Diese Stimmen
sind zwischen Reich und Anteilseignern geteilt. Die letztern haben also jährlich
im Durchschnitt bezogen (2053460-4- 5400000 ---) 7453460 Mark. Dieser
Bezug, nach Prozenten des Nominalbetrages der Bankanteile (120 Millionen)
berechnet, ergiebt 6,211... Prozent. Berechnet man ihn aber nach Prozenten
der wirklichen Einzahlung, welche für die frühern preußischen Anteilseigner
69 Millionen, für die neuen Zeichner 78 Millionen betrug, so ergiebt er für
die erstern 5,40.., für die letztern mir 4,77... Prozent. Auch haben die
Anteilseigner zu gewärtigen, daß bei einer (eventuell für das Jahr 1891 in
Aussicht stehenden) Kündigung ihnen ihre Anteile nur in xg.ri zurückgezahlt


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[0072] Der Wirtschaftsbetrieb des Staates. Nachdem das Verhältnis mit Preußen geordnet war, wurden im Mai 1875 die Anteilseigner der preußischen Bank aufgefordert, ihre Bankanteile zum Um¬ tausch anzumelden. Für diese hatte der Umtausch insofern Vorteil, als ihr Recht seit dem Jahre 1870 unter der Gefahr einjähriger Kündigung gestanden hatte, während sie jetzt ein auf längere Jahre hinaus gesichertes Recht erhielten. Die große Mehrzahl derselben machte daher auch von dem Rechte des Umtausches Gebrauch. Nur 81 Anteile blieben zurück und wurden mit 115 Prozent aus¬ bezahlt. Diese Anteile konnten mit einem Aufgeld vo» insgesamt 94491 Mark, welches dem Reservefonds zufiel, wieder verkauft werden. Für die weiter aus¬ zugebenden Bankanteile wurde (für Anfang Juni 1875) eine Zeichnung zu 130 Prozent aufgelegt. Da aber die durch Umtausch erworbenen Bankanteile bereits weit über 130 standen, so fand eine kolossale Überzeichnnng statt. Die Art der Verteilung ist nicht bekannt gemacht worden. Die Unterzeichner wurden brieflich benachrichtigt. Der Geschäftsbetrieb der Neichsbcmk kann als bekannt vorausgesetzt werden. Sie begann sofort ihren Betrieb mit einem Reservefonds von 12094491 Mark, welcher ans dem frühern Reservefonds und dem nicht zur preußischen Entschä¬ digung verwendeten Teil des bei der neuen Zeichnung erhobenen Aufgeldes von 30 Prozent sich bildete. Bis zum Schluß des Jahres 1883 ist der Re¬ servefonds auf 20 308 334 Mark gewachsen. Auch ist ein Gruudstückkonto von 19298 500 Mark hinzugekommen. Die Größe des Bankbetriebes wird veran¬ schaulicht durch die Thatsache, daß der Gesamtumsatz des Jahres 1883 62619705 900 Mark betrug. Ohne Zweifel erweist sich die Thätigkeit der Bank für Großhandel und Großindustrie als eine große Wohlthat. Mittelbar kommt diese Wohlthat auch den: kleinern Geschäfte zu gute. Nur über einzelne Arten des Betriebes, z. B. den von der Bank betriebene«! Effektenhandel, wird von Bankiers, die sich dadurch in ihrem Geschäft benachteiligt fühlen, wohl nicht ohne alle Berechtigung Klage erhoben. An Gewinn sind, neben der 4^/zprozentigen Verzinsung des Grundkapitals (5400000 Mark) und neben den in den Reservefonds fließenden Beträgen, all¬ jährlich Summen zur Verteilung gelangt, die sich in den acht Jahren von 1876 bis 1883 auf durchschnittlich 4106 921 Mark berechnen. Diese Stimmen sind zwischen Reich und Anteilseignern geteilt. Die letztern haben also jährlich im Durchschnitt bezogen (2053460-4- 5400000 ---) 7453460 Mark. Dieser Bezug, nach Prozenten des Nominalbetrages der Bankanteile (120 Millionen) berechnet, ergiebt 6,211... Prozent. Berechnet man ihn aber nach Prozenten der wirklichen Einzahlung, welche für die frühern preußischen Anteilseigner 69 Millionen, für die neuen Zeichner 78 Millionen betrug, so ergiebt er für die erstern 5,40.., für die letztern mir 4,77... Prozent. Auch haben die Anteilseigner zu gewärtigen, daß bei einer (eventuell für das Jahr 1891 in Aussicht stehenden) Kündigung ihnen ihre Anteile nur in xg.ri zurückgezahlt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156270/72>, abgerufen am 27.06.2024.