Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.Notizen. wird Wohl der Abgeordnete Bnmberger nicht bestreiten, daß ein Aufschwung des Es kommen überhaupt jährlich uur vier Millionen in Frage -- eine Summe, Aber diese wirtschaftlichen Anschauungen fallen, was der Reichskanzler treffend Damit war die ganze Frage entschieden. Roms, -- d. h. hier ausnahmsweise Ob der deutsche Wähler nach solchen Vorgängen endlich ans seinem Traume Von dem Schinkelschen Schauspielhause. Das Pfingstfest brachte den¬ Notizen. wird Wohl der Abgeordnete Bnmberger nicht bestreiten, daß ein Aufschwung des Es kommen überhaupt jährlich uur vier Millionen in Frage — eine Summe, Aber diese wirtschaftlichen Anschauungen fallen, was der Reichskanzler treffend Damit war die ganze Frage entschieden. Roms, — d. h. hier ausnahmsweise Ob der deutsche Wähler nach solchen Vorgängen endlich ans seinem Traume Von dem Schinkelschen Schauspielhause. Das Pfingstfest brachte den¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0060" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/156331"/> <fw type="header" place="top"> Notizen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_197" prev="#ID_196"> wird Wohl der Abgeordnete Bnmberger nicht bestreiten, daß ein Aufschwung des<lb/> Handels dem Ganzen zu gute kommt.</p><lb/> <p xml:id="ID_198"> Es kommen überhaupt jährlich uur vier Millionen in Frage — eine Summe,<lb/> die gegenüber einem Etat von 591 Millionen beinahe verschwindet. Die Opposition<lb/> griff demgemäß zu dem radikalen Mittel, um den Philistern in und außer dem Hause<lb/> bange zu machen, daß sie die Summe mit der Zahl der Jahre, für welche sie<lb/> gefordert wurde, multiplizirte und so zu der schreckhaften Summe von 45 oder<lb/> 6t) Millionen gelangte. Mit schlagender Ironie hat der Reichskanzler dieses Ar¬<lb/> gument widerlegt, mit Entrüstung das weitere zurückgewiesen, „daß mit 60 Mil¬<lb/> lionen das Vergnügen, die deutsche Flagge in Ostasien spazieren zu führen, zu teuer<lb/> bezahlt sei." Fürwahr, es ist ein Jammer, daß noch solche Argumente widerlegt<lb/> werden müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_199"> Aber diese wirtschaftlichen Anschauungen fallen, was der Reichskanzler treffend<lb/> hervorhob, mit den Fraktionsgrenzen zusammen; in dieser Bemerkung liegt die<lb/> Lösung für das rätselhafte Verhalten der Reichstagsmehrheit. Denn als vor zwei<lb/> Monaten die Vorlage bekannt wurde, fand sie selbst in Blättern, welche sonst dem<lb/> Satze huldigen: „Ich kenne zwar die Motive der Regierung nicht, aber ich mi߬<lb/> billige sie," lebhaften Beifall. Die nächstbcteiligten Kreise des Exports nahmen<lb/> mit Dank diese hilfreiche Hand der Regierung an. Dieser Anschauung gab auch<lb/> ein wirklicher Sachverständiger, der Abgeordnete Meier aus Bremen, Ausdruck, und<lb/> seine Stimme hätte bei der Stellung Bremens doch mindestens denselben Anklang<lb/> verdient wie die Bambergers, der seine Seeerfahrungen doch gewiß nicht in Mainz<lb/> hat erwerben können. In der Zwischenzeit bemächtigten sich aber die Fraktionen<lb/> der Frage, und da konnten für die Deutsch-Freisinnigen nur zwei Erwägungen Platz<lb/> greifen. Einmal, daß eine Belebung des Exports wieder ein neuer Beweis für die<lb/> Richtigkeit der Schutzzollpolitik der Verbündeten Regierungen sein würde und daß<lb/> demgemäß jeder Aufschwung schon im Keime erstickt werden müsse; sodann aber<lb/> zu zeigen, daß die ganze Vorlage nur bestimmt sei, die landwirtschaftlichen Zölle<lb/> zu erhöhen, weil — so schließt man — durch deu Export anch der Import<lb/> vermehrt werden würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_200"> Damit war die ganze Frage entschieden. Roms, — d. h. hier ausnahmsweise<lb/> die fortschrittlich-freisinnigen Dioskuren Bamberger-Richter — loeuta. sse, und der<lb/> ganze Troß folgte nach. Das Zentrum, welches ein Entgegenkommen von den<lb/> eignen Fraktionsinteressen abhängig macht, fand solche in der vorliegenden An¬<lb/> gelegenheit nicht vor, und deshalb ließ sie derselben auch keine Unterstützung zu teil<lb/> werden. Die Vorlage wurde an die Budgetkommission verwiesen, und das bedeutet<lb/> bei der gegenwärtigen Geschäftslage ein ehrenvolles Begräbnis.</p><lb/> <p xml:id="ID_201"> Ob der deutsche Wähler nach solchen Vorgängen endlich ans seinem Traume<lb/> erwachen wird? Das liegt im Schoße der Götter.</p><lb/> <p xml:id="ID_202" next="#ID_203"> Von dem Schinkelschen Schauspielhause. Das Pfingstfest brachte den¬<lb/> jenigen Berlinern und zugereister Fremden, welche Interesse und Verständnis für<lb/> die Veränderung der architektonischen Physiognomie der Residenz besitzen, die Freude,<lb/> einen nennenswerten Teil des Schinkelschen Schauspielhauses in seiner neuen Ge¬<lb/> wandung erstrahlen zu sehen. Der schon im Laufe des Winters geschehenen Ab¬<lb/> rüstung der Ecke am Schillerplatz ist nunmehr anch die Freilegung der breiten<lb/> Front an der Taubenstraße und des angrenzenden Teils an der Charlottenstraße<lb/> gefolgt, und es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß das allgemeine Urteil über<lb/> diese eigenartige Leistung nur dahin gehen kann, daß alle Befürchtungen hinfällig</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
Notizen.
wird Wohl der Abgeordnete Bnmberger nicht bestreiten, daß ein Aufschwung des
Handels dem Ganzen zu gute kommt.
Es kommen überhaupt jährlich uur vier Millionen in Frage — eine Summe,
die gegenüber einem Etat von 591 Millionen beinahe verschwindet. Die Opposition
griff demgemäß zu dem radikalen Mittel, um den Philistern in und außer dem Hause
bange zu machen, daß sie die Summe mit der Zahl der Jahre, für welche sie
gefordert wurde, multiplizirte und so zu der schreckhaften Summe von 45 oder
6t) Millionen gelangte. Mit schlagender Ironie hat der Reichskanzler dieses Ar¬
gument widerlegt, mit Entrüstung das weitere zurückgewiesen, „daß mit 60 Mil¬
lionen das Vergnügen, die deutsche Flagge in Ostasien spazieren zu führen, zu teuer
bezahlt sei." Fürwahr, es ist ein Jammer, daß noch solche Argumente widerlegt
werden müssen.
Aber diese wirtschaftlichen Anschauungen fallen, was der Reichskanzler treffend
hervorhob, mit den Fraktionsgrenzen zusammen; in dieser Bemerkung liegt die
Lösung für das rätselhafte Verhalten der Reichstagsmehrheit. Denn als vor zwei
Monaten die Vorlage bekannt wurde, fand sie selbst in Blättern, welche sonst dem
Satze huldigen: „Ich kenne zwar die Motive der Regierung nicht, aber ich mi߬
billige sie," lebhaften Beifall. Die nächstbcteiligten Kreise des Exports nahmen
mit Dank diese hilfreiche Hand der Regierung an. Dieser Anschauung gab auch
ein wirklicher Sachverständiger, der Abgeordnete Meier aus Bremen, Ausdruck, und
seine Stimme hätte bei der Stellung Bremens doch mindestens denselben Anklang
verdient wie die Bambergers, der seine Seeerfahrungen doch gewiß nicht in Mainz
hat erwerben können. In der Zwischenzeit bemächtigten sich aber die Fraktionen
der Frage, und da konnten für die Deutsch-Freisinnigen nur zwei Erwägungen Platz
greifen. Einmal, daß eine Belebung des Exports wieder ein neuer Beweis für die
Richtigkeit der Schutzzollpolitik der Verbündeten Regierungen sein würde und daß
demgemäß jeder Aufschwung schon im Keime erstickt werden müsse; sodann aber
zu zeigen, daß die ganze Vorlage nur bestimmt sei, die landwirtschaftlichen Zölle
zu erhöhen, weil — so schließt man — durch deu Export anch der Import
vermehrt werden würde.
Damit war die ganze Frage entschieden. Roms, — d. h. hier ausnahmsweise
die fortschrittlich-freisinnigen Dioskuren Bamberger-Richter — loeuta. sse, und der
ganze Troß folgte nach. Das Zentrum, welches ein Entgegenkommen von den
eignen Fraktionsinteressen abhängig macht, fand solche in der vorliegenden An¬
gelegenheit nicht vor, und deshalb ließ sie derselben auch keine Unterstützung zu teil
werden. Die Vorlage wurde an die Budgetkommission verwiesen, und das bedeutet
bei der gegenwärtigen Geschäftslage ein ehrenvolles Begräbnis.
Ob der deutsche Wähler nach solchen Vorgängen endlich ans seinem Traume
erwachen wird? Das liegt im Schoße der Götter.
Von dem Schinkelschen Schauspielhause. Das Pfingstfest brachte den¬
jenigen Berlinern und zugereister Fremden, welche Interesse und Verständnis für
die Veränderung der architektonischen Physiognomie der Residenz besitzen, die Freude,
einen nennenswerten Teil des Schinkelschen Schauspielhauses in seiner neuen Ge¬
wandung erstrahlen zu sehen. Der schon im Laufe des Winters geschehenen Ab¬
rüstung der Ecke am Schillerplatz ist nunmehr anch die Freilegung der breiten
Front an der Taubenstraße und des angrenzenden Teils an der Charlottenstraße
gefolgt, und es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß das allgemeine Urteil über
diese eigenartige Leistung nur dahin gehen kann, daß alle Befürchtungen hinfällig
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