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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.

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Die landwirtschaftliche Muster-Lnquete in Baden.

Sehr umfangreich und wertvoll ist dagegen das Material, welches die
badische Enquete zur Beurteilung der Jmmobiliarverschuldung beibringt. Hervor¬
heben müssen wir nochmals, daß wir die Lage im allgemeinen für schlimmer
halten, als die zusammenfassende Darstellung der badischen Enquete annimmt,
weil wir die gefundenen Verschuldungsgrenzen aus den bereits vorgelegten
Gründen für zu hoch halten. Es fällt dies umso schwerer ins Gewicht, als die
Erhebungen ergeben haben, daß die Verschuldung in den letzten zehn Jahren
bedeutend gestiegen ist. Das ist gewiß ein Beweis, daß die Lage eine Tendenz
zur Verschlimmerung zeigt.


Schlußbetrachtungen.

Hier sind die Betrachtungen niedergelegt, welche in den Beratungen zu
tage traten, die vor endgiltiger Abfassung der Berichte von den betreffenden
Kommissionen gepflogen wurden. Ju der zusammenfassenden Darstellung sind
diese Betrachtungen als ein Ganzes wiedergegeben, und es sind die Vorschläge
zusammengestellt, welche die einzelnen Erhebungsberichte zur Besserung der Lage
machen. Da wir diese Vorschläge, soweit sie im Rahmen unsers Artikels eine
Besprechung erheischten, schon in der Betrachtung der einzelnen Abschnitte des
Erhebungswerkes berührt haben, erübrigt es nur, nun auch unserseits noch eine
kurze Schlußbetrachtung anzustellen.

Im ganzen erachten wir die in Baden für eine Anzahl als typisch er¬
achteter Gemeinden vorgenommenen Erhebungen über die Lage der Landwirt¬
schaft als ein geeignetes Muster für anderwärts vorzunehmende ähnliche Er¬
hebungen, und zwar sowohl nach dem Inhalt des Programms, wie auch im
allgemeinen nach der Art und Weise, in welcher das Programm zur Durch¬
führung gekommen ist. Auch in der Reihenfolge, welche den verschiedenen zu
behandelnden Fragen im Programm angewiesen ist, sehen wir kein Hindernis
für die Erreichung des Zweckes der Erhebungen, wenngleich wir eine An¬
ordnung, welche zuerst die Feststellung der thatsächlichen wirtschaftlichen Lage
und dann die Erforschung der Ursachen derselben im Ange gehabt hätte, für
sachgemäßer gehalten Hütten.

Was das thatsächlich zu tage geforderte Material anlangt, so haben wir
geglaubt, in demselben eine kleine Anzahl von Fehlern oder Lücken zu erblicken,
wie solche ja auch in dem besten Werke vorkommen können, und haben uns
bemüht, dieselben nachzuweisen und zur Vermeidung derselben bei anderwärts
vorzunehmenden Erhebungen unsre Vorschläge zu machen.

Wir schließen unsern Artikel, indem wir die Hoffnung aussprechen, daß
die Notlage der Landwirtschaft mehr und mehr auch in andern Kreisen als
nur in denen des Großgrundbesitzes als eine ernste Sache und mit dem guten
Willen zur Abhilfe betnichtet werden und daß es nicht allzulange währen


Die landwirtschaftliche Muster-Lnquete in Baden.

Sehr umfangreich und wertvoll ist dagegen das Material, welches die
badische Enquete zur Beurteilung der Jmmobiliarverschuldung beibringt. Hervor¬
heben müssen wir nochmals, daß wir die Lage im allgemeinen für schlimmer
halten, als die zusammenfassende Darstellung der badischen Enquete annimmt,
weil wir die gefundenen Verschuldungsgrenzen aus den bereits vorgelegten
Gründen für zu hoch halten. Es fällt dies umso schwerer ins Gewicht, als die
Erhebungen ergeben haben, daß die Verschuldung in den letzten zehn Jahren
bedeutend gestiegen ist. Das ist gewiß ein Beweis, daß die Lage eine Tendenz
zur Verschlimmerung zeigt.


Schlußbetrachtungen.

Hier sind die Betrachtungen niedergelegt, welche in den Beratungen zu
tage traten, die vor endgiltiger Abfassung der Berichte von den betreffenden
Kommissionen gepflogen wurden. Ju der zusammenfassenden Darstellung sind
diese Betrachtungen als ein Ganzes wiedergegeben, und es sind die Vorschläge
zusammengestellt, welche die einzelnen Erhebungsberichte zur Besserung der Lage
machen. Da wir diese Vorschläge, soweit sie im Rahmen unsers Artikels eine
Besprechung erheischten, schon in der Betrachtung der einzelnen Abschnitte des
Erhebungswerkes berührt haben, erübrigt es nur, nun auch unserseits noch eine
kurze Schlußbetrachtung anzustellen.

Im ganzen erachten wir die in Baden für eine Anzahl als typisch er¬
achteter Gemeinden vorgenommenen Erhebungen über die Lage der Landwirt¬
schaft als ein geeignetes Muster für anderwärts vorzunehmende ähnliche Er¬
hebungen, und zwar sowohl nach dem Inhalt des Programms, wie auch im
allgemeinen nach der Art und Weise, in welcher das Programm zur Durch¬
führung gekommen ist. Auch in der Reihenfolge, welche den verschiedenen zu
behandelnden Fragen im Programm angewiesen ist, sehen wir kein Hindernis
für die Erreichung des Zweckes der Erhebungen, wenngleich wir eine An¬
ordnung, welche zuerst die Feststellung der thatsächlichen wirtschaftlichen Lage
und dann die Erforschung der Ursachen derselben im Ange gehabt hätte, für
sachgemäßer gehalten Hütten.

Was das thatsächlich zu tage geforderte Material anlangt, so haben wir
geglaubt, in demselben eine kleine Anzahl von Fehlern oder Lücken zu erblicken,
wie solche ja auch in dem besten Werke vorkommen können, und haben uns
bemüht, dieselben nachzuweisen und zur Vermeidung derselben bei anderwärts
vorzunehmenden Erhebungen unsre Vorschläge zu machen.

Wir schließen unsern Artikel, indem wir die Hoffnung aussprechen, daß
die Notlage der Landwirtschaft mehr und mehr auch in andern Kreisen als
nur in denen des Großgrundbesitzes als eine ernste Sache und mit dem guten
Willen zur Abhilfe betnichtet werden und daß es nicht allzulange währen


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[0517] Die landwirtschaftliche Muster-Lnquete in Baden. Sehr umfangreich und wertvoll ist dagegen das Material, welches die badische Enquete zur Beurteilung der Jmmobiliarverschuldung beibringt. Hervor¬ heben müssen wir nochmals, daß wir die Lage im allgemeinen für schlimmer halten, als die zusammenfassende Darstellung der badischen Enquete annimmt, weil wir die gefundenen Verschuldungsgrenzen aus den bereits vorgelegten Gründen für zu hoch halten. Es fällt dies umso schwerer ins Gewicht, als die Erhebungen ergeben haben, daß die Verschuldung in den letzten zehn Jahren bedeutend gestiegen ist. Das ist gewiß ein Beweis, daß die Lage eine Tendenz zur Verschlimmerung zeigt. Schlußbetrachtungen. Hier sind die Betrachtungen niedergelegt, welche in den Beratungen zu tage traten, die vor endgiltiger Abfassung der Berichte von den betreffenden Kommissionen gepflogen wurden. Ju der zusammenfassenden Darstellung sind diese Betrachtungen als ein Ganzes wiedergegeben, und es sind die Vorschläge zusammengestellt, welche die einzelnen Erhebungsberichte zur Besserung der Lage machen. Da wir diese Vorschläge, soweit sie im Rahmen unsers Artikels eine Besprechung erheischten, schon in der Betrachtung der einzelnen Abschnitte des Erhebungswerkes berührt haben, erübrigt es nur, nun auch unserseits noch eine kurze Schlußbetrachtung anzustellen. Im ganzen erachten wir die in Baden für eine Anzahl als typisch er¬ achteter Gemeinden vorgenommenen Erhebungen über die Lage der Landwirt¬ schaft als ein geeignetes Muster für anderwärts vorzunehmende ähnliche Er¬ hebungen, und zwar sowohl nach dem Inhalt des Programms, wie auch im allgemeinen nach der Art und Weise, in welcher das Programm zur Durch¬ führung gekommen ist. Auch in der Reihenfolge, welche den verschiedenen zu behandelnden Fragen im Programm angewiesen ist, sehen wir kein Hindernis für die Erreichung des Zweckes der Erhebungen, wenngleich wir eine An¬ ordnung, welche zuerst die Feststellung der thatsächlichen wirtschaftlichen Lage und dann die Erforschung der Ursachen derselben im Ange gehabt hätte, für sachgemäßer gehalten Hütten. Was das thatsächlich zu tage geforderte Material anlangt, so haben wir geglaubt, in demselben eine kleine Anzahl von Fehlern oder Lücken zu erblicken, wie solche ja auch in dem besten Werke vorkommen können, und haben uns bemüht, dieselben nachzuweisen und zur Vermeidung derselben bei anderwärts vorzunehmenden Erhebungen unsre Vorschläge zu machen. Wir schließen unsern Artikel, indem wir die Hoffnung aussprechen, daß die Notlage der Landwirtschaft mehr und mehr auch in andern Kreisen als nur in denen des Großgrundbesitzes als eine ernste Sache und mit dem guten Willen zur Abhilfe betnichtet werden und daß es nicht allzulange währen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156270/517>, abgerufen am 27.06.2024.