Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.Kleine Goethicma. hat nur das Datum und die Namensunterschrift hinzugefügt und einige ortho¬ Der Brief Goethes lautet: Wohlgebohruer, Jnsonders hochgeehrtester Herr! Je seltner es ist daß man ein gutes und, sowohl wegen des Gegenstandes, Mein lebhafter Dank begleitet nunmehr dieses kleine Bild wieder zu seinem Unser gnädigster Fürst befindet sich gegenwärtig in Eisenach und wie ich höre Nicht ohne die größte Zufriedenheit bemerke ich wenn Männer, welche die Der ich recht wohl zu leben wünsche mich zu freundschaftlichem Andenken Ew Wohlgeb gehorsamsten Diener JWGoethe. Weimar Der dazu gehörige Aussatz Goethes lautet, wie folgt: Die kleine Herme, von orientalischem Alabaster, mit Kopf und Füßen von Es leidet keinen Zweifel daß es eine Juno sey. Das Diadem, die ernsten Offenbar hatte der Künstler die Absicht in diesem seinen Werk die Egyptischen *) Die Kenntnis dieser drei Schriftstücke verdanke ich der Güte des Herrn Dr. Arthur Heffter in Rostock. Sie stammen aus dem Besitz einer Dame, die im Frcgischen Hause in Leipzig Erzieherin gewesen war. " Grenzboten III. 1884. 59
Kleine Goethicma. hat nur das Datum und die Namensunterschrift hinzugefügt und einige ortho¬ Der Brief Goethes lautet: Wohlgebohruer, Jnsonders hochgeehrtester Herr! Je seltner es ist daß man ein gutes und, sowohl wegen des Gegenstandes, Mein lebhafter Dank begleitet nunmehr dieses kleine Bild wieder zu seinem Unser gnädigster Fürst befindet sich gegenwärtig in Eisenach und wie ich höre Nicht ohne die größte Zufriedenheit bemerke ich wenn Männer, welche die Der ich recht wohl zu leben wünsche mich zu freundschaftlichem Andenken Ew Wohlgeb gehorsamsten Diener JWGoethe. Weimar Der dazu gehörige Aussatz Goethes lautet, wie folgt: Die kleine Herme, von orientalischem Alabaster, mit Kopf und Füßen von Es leidet keinen Zweifel daß es eine Juno sey. Das Diadem, die ernsten Offenbar hatte der Künstler die Absicht in diesem seinen Werk die Egyptischen *) Die Kenntnis dieser drei Schriftstücke verdanke ich der Güte des Herrn Dr. Arthur Heffter in Rostock. Sie stammen aus dem Besitz einer Dame, die im Frcgischen Hause in Leipzig Erzieherin gewesen war. » Grenzboten III. 1884. 59
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0473" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/156744"/> <fw type="header" place="top"> Kleine Goethicma.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2082" prev="#ID_2081"> hat nur das Datum und die Namensunterschrift hinzugefügt und einige ortho¬<lb/> graphische Fehler des Schreibers verbessert.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_2083"> Der Brief Goethes lautet:</p><lb/> <note type="salute"> Wohlgebohruer,<lb/> Jnsonders hochgeehrtester Herr!</note><lb/> <p xml:id="ID_2084"> Je seltner es ist daß man ein gutes und, sowohl wegen des Gegenstandes,<lb/> als der Arbeit, merkwürdiges altes Kunstwerk in Deutschland findet, desto größer<lb/> war das Vergnügen das Ew Wohlgeb mir, dnrch die gefällige Uebersendung der<lb/> hiervey zurückkehrenden Statue, verschafften. Sie hat bisher, zu nicht geringer<lb/> Erbauung aller acht Kunstgläubigen, in der Gesellschafft meiner kleinen Hausgötter<lb/> gestanden und darum, wie beyliegcnder Aufsatz ausweißt, einen der ersten Plätze<lb/> eingenommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2085"> Mein lebhafter Dank begleitet nunmehr dieses kleine Bild wieder zu seinem<lb/> würdigen Besitzer zurück, dem ich noch vor kurzem so manche angenehme und lehr¬<lb/> reiche Unterhaltung verdanke. Möchte dieser Brief doch Ew. Wohlgeb bey recht<lb/> guter Gesundheit nntrcffeu!</p><lb/> <p xml:id="ID_2086"> Unser gnädigster Fürst befindet sich gegenwärtig in Eisenach und wie ich höre<lb/> recht wohl. Er trug mir schon früher auf Ihren freundlichen Gruß aufs beste<lb/> zu erwiedern.</p><lb/> <p xml:id="ID_2087"> Nicht ohne die größte Zufriedenheit bemerke ich wenn Männer, welche die<lb/> Welt kennen und Verdienste zu schätzen wissen, mit lebhafter Achtung von unserm<lb/> Fürsten sprechen; da wir, die wir ihm so viel schuldig und ihm von Herzen er¬<lb/> geben find, uns selbst geehrt fühlen, wenn auch Auswärtige unsern Enthusiasmus<lb/> für einen so seltnen Mann mit Ueberzeugung theilen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2088"> Der ich recht wohl zu leben wünsche mich zu freundschaftlichem Andenken<lb/> empfehle und mit besonderer Hochachtung unterzeichne.</p><lb/> <note type="closer"> Ew Wohlgeb<lb/> gehorsamsten Diener<lb/><note type="bibl"> JWGoethe.</note></note><lb/> <p xml:id="ID_2089"> Weimar<lb/> am 21 Juli 1800.</p><lb/> <p xml:id="ID_2090"> Der dazu gehörige Aussatz Goethes lautet, wie folgt:</p><lb/> <p xml:id="ID_2091"> Die kleine Herme, von orientalischem Alabaster, mit Kopf und Füßen von<lb/> Bronze, ist in Hinsicht auf die Kunst der Arbeit ein ungemein schätzbares Werk,<lb/> sie ist es nicht weniger wenn man die Seltenheit der Vorstellung betrachtet.</p><lb/> <p xml:id="ID_2092"> Es leidet keinen Zweifel daß es eine Juno sey. Das Diadem, die ernsten<lb/> großen Züge des Gesichts, das hehre, königliche in Gestalt und Haltung der ganzen<lb/> Figur, würden nicht leicht zu eiuer andern Benennung passen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2093"> Offenbar hatte der Künstler die Absicht in diesem seinen Werk die Egyptischen<lb/> Figuren nachzuahmen, und die Drcippcrie, die er so zierlich umgeworfen, der untere<lb/> Theil der als Herme gestaltet ist, sind blos als geschickte Wendungen anzusehen,<lb/> die er genommen um jenes Steife und gerade welches in der Stellung der<lb/> egyptischen Figuren herrschend ist, mit deu Forderungen des guten Geschmacks zu<lb/> vereinigen und man muß gestehen daß er diese schwere Aufgabe glücklich zu lösen<lb/> gewußt hat.</p><lb/> <note xml:id="FID_24" place="foot"> *) Die Kenntnis dieser drei Schriftstücke verdanke ich der Güte des Herrn Dr. Arthur<lb/> Heffter in Rostock. Sie stammen aus dem Besitz einer Dame, die im Frcgischen Hause in<lb/> Leipzig Erzieherin gewesen war. »</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 1884. 59</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0473]
Kleine Goethicma.
hat nur das Datum und die Namensunterschrift hinzugefügt und einige ortho¬
graphische Fehler des Schreibers verbessert.*)
Der Brief Goethes lautet:
Wohlgebohruer,
Jnsonders hochgeehrtester Herr!
Je seltner es ist daß man ein gutes und, sowohl wegen des Gegenstandes,
als der Arbeit, merkwürdiges altes Kunstwerk in Deutschland findet, desto größer
war das Vergnügen das Ew Wohlgeb mir, dnrch die gefällige Uebersendung der
hiervey zurückkehrenden Statue, verschafften. Sie hat bisher, zu nicht geringer
Erbauung aller acht Kunstgläubigen, in der Gesellschafft meiner kleinen Hausgötter
gestanden und darum, wie beyliegcnder Aufsatz ausweißt, einen der ersten Plätze
eingenommen.
Mein lebhafter Dank begleitet nunmehr dieses kleine Bild wieder zu seinem
würdigen Besitzer zurück, dem ich noch vor kurzem so manche angenehme und lehr¬
reiche Unterhaltung verdanke. Möchte dieser Brief doch Ew. Wohlgeb bey recht
guter Gesundheit nntrcffeu!
Unser gnädigster Fürst befindet sich gegenwärtig in Eisenach und wie ich höre
recht wohl. Er trug mir schon früher auf Ihren freundlichen Gruß aufs beste
zu erwiedern.
Nicht ohne die größte Zufriedenheit bemerke ich wenn Männer, welche die
Welt kennen und Verdienste zu schätzen wissen, mit lebhafter Achtung von unserm
Fürsten sprechen; da wir, die wir ihm so viel schuldig und ihm von Herzen er¬
geben find, uns selbst geehrt fühlen, wenn auch Auswärtige unsern Enthusiasmus
für einen so seltnen Mann mit Ueberzeugung theilen.
Der ich recht wohl zu leben wünsche mich zu freundschaftlichem Andenken
empfehle und mit besonderer Hochachtung unterzeichne.
Ew Wohlgeb
gehorsamsten Diener
JWGoethe.
Weimar
am 21 Juli 1800.
Der dazu gehörige Aussatz Goethes lautet, wie folgt:
Die kleine Herme, von orientalischem Alabaster, mit Kopf und Füßen von
Bronze, ist in Hinsicht auf die Kunst der Arbeit ein ungemein schätzbares Werk,
sie ist es nicht weniger wenn man die Seltenheit der Vorstellung betrachtet.
Es leidet keinen Zweifel daß es eine Juno sey. Das Diadem, die ernsten
großen Züge des Gesichts, das hehre, königliche in Gestalt und Haltung der ganzen
Figur, würden nicht leicht zu eiuer andern Benennung passen.
Offenbar hatte der Künstler die Absicht in diesem seinen Werk die Egyptischen
Figuren nachzuahmen, und die Drcippcrie, die er so zierlich umgeworfen, der untere
Theil der als Herme gestaltet ist, sind blos als geschickte Wendungen anzusehen,
die er genommen um jenes Steife und gerade welches in der Stellung der
egyptischen Figuren herrschend ist, mit deu Forderungen des guten Geschmacks zu
vereinigen und man muß gestehen daß er diese schwere Aufgabe glücklich zu lösen
gewußt hat.
*) Die Kenntnis dieser drei Schriftstücke verdanke ich der Güte des Herrn Dr. Arthur
Heffter in Rostock. Sie stammen aus dem Besitz einer Dame, die im Frcgischen Hause in
Leipzig Erzieherin gewesen war. »
Grenzboten III. 1884. 59
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |