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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.

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Englands Feldzug gegen den Mahdi.

Nutzung des Wasserweges zwischen Wcidy Half" und Alt-Dongolci viel weniger
häufig notwendig sein, nach genauer Untersuchung nur an etwa zwanzig Stellen,
und überdies wird die wiederherzustellende Eisenbahn an einigen derselben den
Transport der Boote und ihrer Ladung erleichtern. Man wird auf jener
Strecke im ganzen nur eine deutsche Meile zu Lande weiter vorzurücken ge¬
nötigt sein. Natürlich werden die Boote der Flotille an vielen andern Stellen
durch Dampfprahme bugsirt oder von Mannschaften an Tauen über die Strom-
schnellen gezogen werden müssen. Da sie aber dabei nicht ausgeladen zu werden
brauchen, so wird dies zwar bei der nubischen Hitze angreifend genug und
wahrscheinlich die Ursache von Krankheiten sein, aber keinen sehr erheblichen
Aufenthalt und Zeitverlust zur Folge haben. Vielleicht ist es auch möglich,
daß die Genietruppen, welche der Expedition beigegeben werden sollen, hie und
da durch Sprengungen mit Dynamik und Schießbaumwolle kleinere Felsmassen,
welche der Weiterfahrt der Nuderboote im Wege stehen, beseitigen. Eine starke
Abteilung berittener Infanterie wird die Flotille am Ufer begleiten. Man
hört, daß fürs erste siebenhundert Mann dieser höchst nützlichen Truppe Ver¬
wendung finden sollen, und zwar denkt man sie, falls Pferde sich nicht empfehlen,
mit Kameelen beritten zu machen. Den Oberbefehl über sie wird Major Hutton
übernehmen, der früher als Attache in Generalmajor Crealocks Stäbe den Feld¬
zug in Südafrika mitmachte.

Wenn die Expedition, zu deren Oberbefehlshaber der General Stephenson
bestimmt ist, von Wady Halfa in Dongola eintrifft, wozu sie, wenn nicht un¬
vorgesehene Hindernisse und Störungen eintreten, mindestens drei Wochen nötig
haben wird, so werden Mannschaften und Vorräte ausgeschifft und der Weiter¬
marsch zu Lande fortgesetzt werden. Der kommandirende General wird hier
mehrere Karawanenstraßen finden, die von Dongola durch die Wüste nach
Chartum führen. Der Nil macht hier in seinem Herunterströmen von Chartum
und Berber einen großen Bogen, auch ist er auf dieser Strecke so voll von
allerlei Hindernissen für die Schiffahrt, von Untiefen und Stromschnellen, daß
sich das Weitergehen zu Wasser nicht mehr empfiehlt. Wer daher von Dongola
nach den Orten weiter stromaufwärts will, muß, besonders wenn er Eile hat,
zwischen zwei andern Routen wählen, die beide kürzer und weniger gefährlich
sind. Dieselben laufen beide in südlicher Richtung und endigen beide vor den
Thoren Chartums, nachdem die eine vorher Scheudy berührt hat. Der englische
Major Kitchener, der das von diesen Straßen durchschnittene Terrain in diesem
Jahre bereist hat, berichtet im Einklang mit frühern Reisenden im allgemeinen
günstig darüber. Er behauptet, daß es auf den beiden Routen zahlreiche Brunnen
mit gutem und für eine nicht zu starke Armee hinreichendem Wasser gebe. Er
nennt ferner das Klima angenehm (?) und gesund und bezeichnet die Luft als
außerordentlich trocken und die Nächte als kühl. Man erwartet sodann, daß
die britischen Truppen, wenn sie einmal bis nach Dongola, Debbeh (dem Aus-


Englands Feldzug gegen den Mahdi.

Nutzung des Wasserweges zwischen Wcidy Half« und Alt-Dongolci viel weniger
häufig notwendig sein, nach genauer Untersuchung nur an etwa zwanzig Stellen,
und überdies wird die wiederherzustellende Eisenbahn an einigen derselben den
Transport der Boote und ihrer Ladung erleichtern. Man wird auf jener
Strecke im ganzen nur eine deutsche Meile zu Lande weiter vorzurücken ge¬
nötigt sein. Natürlich werden die Boote der Flotille an vielen andern Stellen
durch Dampfprahme bugsirt oder von Mannschaften an Tauen über die Strom-
schnellen gezogen werden müssen. Da sie aber dabei nicht ausgeladen zu werden
brauchen, so wird dies zwar bei der nubischen Hitze angreifend genug und
wahrscheinlich die Ursache von Krankheiten sein, aber keinen sehr erheblichen
Aufenthalt und Zeitverlust zur Folge haben. Vielleicht ist es auch möglich,
daß die Genietruppen, welche der Expedition beigegeben werden sollen, hie und
da durch Sprengungen mit Dynamik und Schießbaumwolle kleinere Felsmassen,
welche der Weiterfahrt der Nuderboote im Wege stehen, beseitigen. Eine starke
Abteilung berittener Infanterie wird die Flotille am Ufer begleiten. Man
hört, daß fürs erste siebenhundert Mann dieser höchst nützlichen Truppe Ver¬
wendung finden sollen, und zwar denkt man sie, falls Pferde sich nicht empfehlen,
mit Kameelen beritten zu machen. Den Oberbefehl über sie wird Major Hutton
übernehmen, der früher als Attache in Generalmajor Crealocks Stäbe den Feld¬
zug in Südafrika mitmachte.

Wenn die Expedition, zu deren Oberbefehlshaber der General Stephenson
bestimmt ist, von Wady Halfa in Dongola eintrifft, wozu sie, wenn nicht un¬
vorgesehene Hindernisse und Störungen eintreten, mindestens drei Wochen nötig
haben wird, so werden Mannschaften und Vorräte ausgeschifft und der Weiter¬
marsch zu Lande fortgesetzt werden. Der kommandirende General wird hier
mehrere Karawanenstraßen finden, die von Dongola durch die Wüste nach
Chartum führen. Der Nil macht hier in seinem Herunterströmen von Chartum
und Berber einen großen Bogen, auch ist er auf dieser Strecke so voll von
allerlei Hindernissen für die Schiffahrt, von Untiefen und Stromschnellen, daß
sich das Weitergehen zu Wasser nicht mehr empfiehlt. Wer daher von Dongola
nach den Orten weiter stromaufwärts will, muß, besonders wenn er Eile hat,
zwischen zwei andern Routen wählen, die beide kürzer und weniger gefährlich
sind. Dieselben laufen beide in südlicher Richtung und endigen beide vor den
Thoren Chartums, nachdem die eine vorher Scheudy berührt hat. Der englische
Major Kitchener, der das von diesen Straßen durchschnittene Terrain in diesem
Jahre bereist hat, berichtet im Einklang mit frühern Reisenden im allgemeinen
günstig darüber. Er behauptet, daß es auf den beiden Routen zahlreiche Brunnen
mit gutem und für eine nicht zu starke Armee hinreichendem Wasser gebe. Er
nennt ferner das Klima angenehm (?) und gesund und bezeichnet die Luft als
außerordentlich trocken und die Nächte als kühl. Man erwartet sodann, daß
die britischen Truppen, wenn sie einmal bis nach Dongola, Debbeh (dem Aus-


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[0404] Englands Feldzug gegen den Mahdi. Nutzung des Wasserweges zwischen Wcidy Half« und Alt-Dongolci viel weniger häufig notwendig sein, nach genauer Untersuchung nur an etwa zwanzig Stellen, und überdies wird die wiederherzustellende Eisenbahn an einigen derselben den Transport der Boote und ihrer Ladung erleichtern. Man wird auf jener Strecke im ganzen nur eine deutsche Meile zu Lande weiter vorzurücken ge¬ nötigt sein. Natürlich werden die Boote der Flotille an vielen andern Stellen durch Dampfprahme bugsirt oder von Mannschaften an Tauen über die Strom- schnellen gezogen werden müssen. Da sie aber dabei nicht ausgeladen zu werden brauchen, so wird dies zwar bei der nubischen Hitze angreifend genug und wahrscheinlich die Ursache von Krankheiten sein, aber keinen sehr erheblichen Aufenthalt und Zeitverlust zur Folge haben. Vielleicht ist es auch möglich, daß die Genietruppen, welche der Expedition beigegeben werden sollen, hie und da durch Sprengungen mit Dynamik und Schießbaumwolle kleinere Felsmassen, welche der Weiterfahrt der Nuderboote im Wege stehen, beseitigen. Eine starke Abteilung berittener Infanterie wird die Flotille am Ufer begleiten. Man hört, daß fürs erste siebenhundert Mann dieser höchst nützlichen Truppe Ver¬ wendung finden sollen, und zwar denkt man sie, falls Pferde sich nicht empfehlen, mit Kameelen beritten zu machen. Den Oberbefehl über sie wird Major Hutton übernehmen, der früher als Attache in Generalmajor Crealocks Stäbe den Feld¬ zug in Südafrika mitmachte. Wenn die Expedition, zu deren Oberbefehlshaber der General Stephenson bestimmt ist, von Wady Halfa in Dongola eintrifft, wozu sie, wenn nicht un¬ vorgesehene Hindernisse und Störungen eintreten, mindestens drei Wochen nötig haben wird, so werden Mannschaften und Vorräte ausgeschifft und der Weiter¬ marsch zu Lande fortgesetzt werden. Der kommandirende General wird hier mehrere Karawanenstraßen finden, die von Dongola durch die Wüste nach Chartum führen. Der Nil macht hier in seinem Herunterströmen von Chartum und Berber einen großen Bogen, auch ist er auf dieser Strecke so voll von allerlei Hindernissen für die Schiffahrt, von Untiefen und Stromschnellen, daß sich das Weitergehen zu Wasser nicht mehr empfiehlt. Wer daher von Dongola nach den Orten weiter stromaufwärts will, muß, besonders wenn er Eile hat, zwischen zwei andern Routen wählen, die beide kürzer und weniger gefährlich sind. Dieselben laufen beide in südlicher Richtung und endigen beide vor den Thoren Chartums, nachdem die eine vorher Scheudy berührt hat. Der englische Major Kitchener, der das von diesen Straßen durchschnittene Terrain in diesem Jahre bereist hat, berichtet im Einklang mit frühern Reisenden im allgemeinen günstig darüber. Er behauptet, daß es auf den beiden Routen zahlreiche Brunnen mit gutem und für eine nicht zu starke Armee hinreichendem Wasser gebe. Er nennt ferner das Klima angenehm (?) und gesund und bezeichnet die Luft als außerordentlich trocken und die Nächte als kühl. Man erwartet sodann, daß die britischen Truppen, wenn sie einmal bis nach Dongola, Debbeh (dem Aus-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156270/404>, abgerufen am 22.06.2024.