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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.

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Die Engel auf Grden.
Roman von Viktor Bersezio.
Aus dem Italienischen.
(Fortsetzung.)

Sö^MO
WWA/S^^^SW? .K?^^
Wes liebe dich! Ja, ich liebe dich! Ich bin die deine! Ich will die
deine sein! rief die Gräfin. Nimm mich, mache mit mir, was du
willst. Ich habe noch nie geliebt -- das schwöre ich dir! Dir reiche
ich meine erste Liebe. Die erste und einzige, wenn du sie willst!
Ich gebe dir meine ganze Seele! Ach, du glaubst mir nicht! Ich
sehe es an deinen kalten Blicken. O Himmel! was soll ich thun,
um dir die Wahrheit meiner Worte zu beweisen? Ich habe dich früher ver¬
kannt, es ist wahr. Aber warum hast du dich früher nicht selbst so gezeigt,
wie ich dich in der Aufwallung deiner Leidenschaft sah? Ich habe großes
Unrecht gethan, verzeihe mir! Aber du weißt ja selbst, wie ich lebte, in welcher
Umgebung und mit wem! Wo hätte ich denn lernen sollen, dieses heilige Gefühl,
wahre Liebe zu versprechen? Könntest du mein Leben, du würdest mich bemit¬
leiden, nicht mich verdammen. Meine Seele, meine Jugend wurden geopfert.
Ich war unglücklich und mußte leiden: mir erschien es ein Trost, auch andre
leiden zu lassen. Du kannst mich wieder gut und glücklich machen, wenn du
mich liebst, wie du mir an jenem Tage sagtest, und wie du mich früher geliebt
hast. O Paul! Ich gäbe jetzt die Hälfte meines Lebens darum, wenn ich von
deinen Lippen wieder jene göttlichen Worte, die du mir damals sagtest, hörte,
wenn ich in deinen Augen jene Flamme sähe, die damals so glühte! Liebe
wich! Ich werde sein, was du willst, dir gehorchen wie eine Sklavin, ich habe
kein andres Verlangen auf der Welt, als was du verlangst, kein andres Glück,
als was von dir kommt!

Hätte Paul nachgegeben, so würde dieser Enthusiasmus vielleicht nicht von
längerer Dauer gewesen sein, als jede beliebige andre Laune der sonderbaren
Frau, die übrigens in dem gegenwärtigen Augenblicke aufrichtig an ihre Worte
glaubte.

Aber Paul besaß jetzt allerdings in der Liebe Rinas einen Talisman, der
ihn unüberwindlich machte.




Die Engel auf Grden.
Roman von Viktor Bersezio.
Aus dem Italienischen.
(Fortsetzung.)

Sö^MO
WWA/S^^^SW? .K?^^
Wes liebe dich! Ja, ich liebe dich! Ich bin die deine! Ich will die
deine sein! rief die Gräfin. Nimm mich, mache mit mir, was du
willst. Ich habe noch nie geliebt — das schwöre ich dir! Dir reiche
ich meine erste Liebe. Die erste und einzige, wenn du sie willst!
Ich gebe dir meine ganze Seele! Ach, du glaubst mir nicht! Ich
sehe es an deinen kalten Blicken. O Himmel! was soll ich thun,
um dir die Wahrheit meiner Worte zu beweisen? Ich habe dich früher ver¬
kannt, es ist wahr. Aber warum hast du dich früher nicht selbst so gezeigt,
wie ich dich in der Aufwallung deiner Leidenschaft sah? Ich habe großes
Unrecht gethan, verzeihe mir! Aber du weißt ja selbst, wie ich lebte, in welcher
Umgebung und mit wem! Wo hätte ich denn lernen sollen, dieses heilige Gefühl,
wahre Liebe zu versprechen? Könntest du mein Leben, du würdest mich bemit¬
leiden, nicht mich verdammen. Meine Seele, meine Jugend wurden geopfert.
Ich war unglücklich und mußte leiden: mir erschien es ein Trost, auch andre
leiden zu lassen. Du kannst mich wieder gut und glücklich machen, wenn du
mich liebst, wie du mir an jenem Tage sagtest, und wie du mich früher geliebt
hast. O Paul! Ich gäbe jetzt die Hälfte meines Lebens darum, wenn ich von
deinen Lippen wieder jene göttlichen Worte, die du mir damals sagtest, hörte,
wenn ich in deinen Augen jene Flamme sähe, die damals so glühte! Liebe
wich! Ich werde sein, was du willst, dir gehorchen wie eine Sklavin, ich habe
kein andres Verlangen auf der Welt, als was du verlangst, kein andres Glück,
als was von dir kommt!

Hätte Paul nachgegeben, so würde dieser Enthusiasmus vielleicht nicht von
längerer Dauer gewesen sein, als jede beliebige andre Laune der sonderbaren
Frau, die übrigens in dem gegenwärtigen Augenblicke aufrichtig an ihre Worte
glaubte.

Aber Paul besaß jetzt allerdings in der Liebe Rinas einen Talisman, der
ihn unüberwindlich machte.


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[0343] [Abbildung] Die Engel auf Grden. Roman von Viktor Bersezio. Aus dem Italienischen. (Fortsetzung.) Sö^MO WWA/S^^^SW? .K?^^ Wes liebe dich! Ja, ich liebe dich! Ich bin die deine! Ich will die deine sein! rief die Gräfin. Nimm mich, mache mit mir, was du willst. Ich habe noch nie geliebt — das schwöre ich dir! Dir reiche ich meine erste Liebe. Die erste und einzige, wenn du sie willst! Ich gebe dir meine ganze Seele! Ach, du glaubst mir nicht! Ich sehe es an deinen kalten Blicken. O Himmel! was soll ich thun, um dir die Wahrheit meiner Worte zu beweisen? Ich habe dich früher ver¬ kannt, es ist wahr. Aber warum hast du dich früher nicht selbst so gezeigt, wie ich dich in der Aufwallung deiner Leidenschaft sah? Ich habe großes Unrecht gethan, verzeihe mir! Aber du weißt ja selbst, wie ich lebte, in welcher Umgebung und mit wem! Wo hätte ich denn lernen sollen, dieses heilige Gefühl, wahre Liebe zu versprechen? Könntest du mein Leben, du würdest mich bemit¬ leiden, nicht mich verdammen. Meine Seele, meine Jugend wurden geopfert. Ich war unglücklich und mußte leiden: mir erschien es ein Trost, auch andre leiden zu lassen. Du kannst mich wieder gut und glücklich machen, wenn du mich liebst, wie du mir an jenem Tage sagtest, und wie du mich früher geliebt hast. O Paul! Ich gäbe jetzt die Hälfte meines Lebens darum, wenn ich von deinen Lippen wieder jene göttlichen Worte, die du mir damals sagtest, hörte, wenn ich in deinen Augen jene Flamme sähe, die damals so glühte! Liebe wich! Ich werde sein, was du willst, dir gehorchen wie eine Sklavin, ich habe kein andres Verlangen auf der Welt, als was du verlangst, kein andres Glück, als was von dir kommt! Hätte Paul nachgegeben, so würde dieser Enthusiasmus vielleicht nicht von längerer Dauer gewesen sein, als jede beliebige andre Laune der sonderbaren Frau, die übrigens in dem gegenwärtigen Augenblicke aufrichtig an ihre Worte glaubte. Aber Paul besaß jetzt allerdings in der Liebe Rinas einen Talisman, der ihn unüberwindlich machte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156270/343>, abgerufen am 22.06.2024.