Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.Die Börsensteuerdebatte. werden doch abermals zu finden sein, Männer, welche den Begriff und den Die Börsensteuerdebatte. (Schluß.) och ein Hauptirrtum trägt viel bei zu der unsichern Haltung Die Börsensteuerdebatte. werden doch abermals zu finden sein, Männer, welche den Begriff und den Die Börsensteuerdebatte. (Schluß.) och ein Hauptirrtum trägt viel bei zu der unsichern Haltung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0308" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/156579"/> <fw type="header" place="top"> Die Börsensteuerdebatte.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1365" prev="#ID_1364"> werden doch abermals zu finden sein, Männer, welche den Begriff und den<lb/> Namen Österreich wieder zur Geltung bringen, den nationalistischen Spuk, der<lb/> sich bald auf vermoderte Dokumente, bald auf den Schlitz der Nassen, bald auf<lb/> den modernsten Majoritätsschwindel beruft, verscheuchen und den jetzt auf allen<lb/> Seiten und in allen Sprachen betriebenen Versetzungen und Verbitterungen<lb/> eine Schranke setzen. Es wird schwerlich eine „konstitutionelle Freiheit" geben,<lb/> welche nicht zum Verderben des Staates gemißbraucht worden wäre. Dafür mögen<lb/> Entschuldigungsgründe in Menge beizubringen sein, aber es ist ein Zustand<lb/> dadurch geschaffen worden, den man als Kriegszustand bezeichnen muß, und<lb/> Kriegsrecht, mit unparteiischer Strenge gehandhabt, kann allein wieder den<lb/> Frieden bringen. Das ist ein hartes Recht, welches mancher süßen Gewohn¬<lb/> heit sehr unbequem werden muß. Allein was will mau? Soll aus den „Kron-<lb/> ländern" die doppelte Zahl von nationalen Verwaltungsgebieten oder jedes<lb/> einzelne der Schauplatz erbitterter Rassenkämpfe werden? Will man Südtirol<lb/> und Dalmatien und Görz mit Gewalt der Jrredenta, das ruthcnische Galizien<lb/> den Russophilen in die Arme treiben, aus den Deutschen Böhmens und Mährens<lb/> großdeutsche Phantasten machen? Oder abermals den Slaven Grund zu der<lb/> Beschwerde liefern, daß die Mehrheit immer nur da zu Recht kommen solle,<lb/> wo sie nicht auf ihrer Seite sei? Wichtiger als die Freiheiten ist die Freiheit,<lb/> und über Nationen und Natiönchen steht der Staat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Börsensteuerdebatte.<lb/> (Schluß.)</head><lb/> <p xml:id="ID_1366" next="#ID_1367"> och ein Hauptirrtum trägt viel bei zu der unsichern Haltung<lb/> der Gesetzgebung der Börse gegeuüber — der Irrtum, als<lb/> könne auch außerhalb der Börse Agiotage getrieben werden.<lb/> Das ist garnicht möglich. Zur Agiotage gehört der ganze<lb/> Apparat der Börse, wie er gegenwärtig besteht, die Börsen¬<lb/> presse und den Telegraphen nicht ausgenommen. Die ganze Agiotage, d. h. die<lb/> künstliche Verschiebung des mobilen Wertbesitzes, beruht auf der Kursbewegung,<lb/> und zwar auf der rapiden, möglichst überraschenden Kursbewegung, welcher<lb/> die Wertbesitzer nicht zu folgen vermögen. Nur durch diese rapide Bewegung<lb/> und durch die rasche Veröffentlichung und Verbreitung der täglichen Ergebnisse<lb/> der Agiotage wird deren einschneidende, alle Verzweigungen des Volkswohl¬<lb/> standes treffende Wirksamkeit möglich. Wenn man sich entschließen könnte, den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0308]
Die Börsensteuerdebatte.
werden doch abermals zu finden sein, Männer, welche den Begriff und den
Namen Österreich wieder zur Geltung bringen, den nationalistischen Spuk, der
sich bald auf vermoderte Dokumente, bald auf den Schlitz der Nassen, bald auf
den modernsten Majoritätsschwindel beruft, verscheuchen und den jetzt auf allen
Seiten und in allen Sprachen betriebenen Versetzungen und Verbitterungen
eine Schranke setzen. Es wird schwerlich eine „konstitutionelle Freiheit" geben,
welche nicht zum Verderben des Staates gemißbraucht worden wäre. Dafür mögen
Entschuldigungsgründe in Menge beizubringen sein, aber es ist ein Zustand
dadurch geschaffen worden, den man als Kriegszustand bezeichnen muß, und
Kriegsrecht, mit unparteiischer Strenge gehandhabt, kann allein wieder den
Frieden bringen. Das ist ein hartes Recht, welches mancher süßen Gewohn¬
heit sehr unbequem werden muß. Allein was will mau? Soll aus den „Kron-
ländern" die doppelte Zahl von nationalen Verwaltungsgebieten oder jedes
einzelne der Schauplatz erbitterter Rassenkämpfe werden? Will man Südtirol
und Dalmatien und Görz mit Gewalt der Jrredenta, das ruthcnische Galizien
den Russophilen in die Arme treiben, aus den Deutschen Böhmens und Mährens
großdeutsche Phantasten machen? Oder abermals den Slaven Grund zu der
Beschwerde liefern, daß die Mehrheit immer nur da zu Recht kommen solle,
wo sie nicht auf ihrer Seite sei? Wichtiger als die Freiheiten ist die Freiheit,
und über Nationen und Natiönchen steht der Staat.
Die Börsensteuerdebatte.
(Schluß.)
och ein Hauptirrtum trägt viel bei zu der unsichern Haltung
der Gesetzgebung der Börse gegeuüber — der Irrtum, als
könne auch außerhalb der Börse Agiotage getrieben werden.
Das ist garnicht möglich. Zur Agiotage gehört der ganze
Apparat der Börse, wie er gegenwärtig besteht, die Börsen¬
presse und den Telegraphen nicht ausgenommen. Die ganze Agiotage, d. h. die
künstliche Verschiebung des mobilen Wertbesitzes, beruht auf der Kursbewegung,
und zwar auf der rapiden, möglichst überraschenden Kursbewegung, welcher
die Wertbesitzer nicht zu folgen vermögen. Nur durch diese rapide Bewegung
und durch die rasche Veröffentlichung und Verbreitung der täglichen Ergebnisse
der Agiotage wird deren einschneidende, alle Verzweigungen des Volkswohl¬
standes treffende Wirksamkeit möglich. Wenn man sich entschließen könnte, den
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