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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

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Die Publikationen der Berliner Museen.

die Gründung einer möglichst umfassenden Sammlung von Gipsabgüssen an¬
gelegen sein. Diese Gründung hat sich für Studien- und Untcrrichtszwecke in
einem Grade bewährt, daß die Sammlung unaufhörlich vermehrt worden und
augenblicklich die bedeutendste dieser Art ist, welche überhaupt existirt. Auch für
diese Sammlung sind die Räume bei weitem zu klein geworden, besonders nach¬
dem die Abgüsse der Skulpturen von Olympia, die gegenwärtig außerhalb des
Museums ein Obdach gefunden haben, und die Abgüsse italienischer Bildnisse
des Mittelalters und der Renaissance hinzugekommen sind, welche, dank dem
Entgegenkommen der italienischen Regierung, von öffentlichen Denkmälern in
Italien genommen werden konnten. Ein vom Direktor Conze verfaßtes Ver¬
zeichnis giebt übrigens über die antiken Gipsabgüsse, soweit sie Aufstellung
finden konnten, eine kurze Auskunft. Ein ausführlicher Katalog derselben ist
ebenso wie für die Abteilung der Originalskulpturen in Vorbereitung. Für die
pergamenischen Bildwerke existirt ein besonderes Verzeichnis, von welchem bereits
die sechste Anflöge erschienen ist. Dasselbe faßt in knapper Form die Ergeb¬
nisse der Ausgrabungen und der daran geknüpften Untersuchungen zusammen,
welche in zwei ausführlichen Berichten (1880 und 1882 erschienen) von seiten
der an den Ausgrabungen beteiligten Gelehrten und Architekten niedergelegt
worden sind.

Diese Berichte wurden zuerst in dem "Jahrbuche der königlich preußischen
Kunstsammlungen" veröffentlicht, welches im Herbste des Jahres 1879 ins
Leben trat und in welchem die wissenschaftlichen Bestrebungen der Beamten der
königlichen Museen einen Mittelpunkt finden sollten. In einem ersten amtlichen
Teile sollte regelmäßig Bericht erstattet werden über die Vermehrung der Samm¬
lungen und über die Bearbeitung derselben. Der zweite Teil sollte der Ver¬
öffentlichung von Studien uno Forschungen gewidmet sein, welche im wesentlichen
auf dem Material der königlichen Sammlungen beruhen würden. Eine beson¬
dere Sorgfalt sollte auf die Herstellung der Abbildungen verwendet werden.
Der letzte Punkt des Programms insbesondre ist mit solcher Gewissenhaftig¬
keit erfüllt worden, daß das "Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen,"
dessen vierter Band gegenwärtig seiner Vollendung entgegengeht, als ein nahezu
mustergiltiges Publikationsorgan von Werken der Kunst betrachtet werden kann.
Freilich darf man dabei nicht außer Acht lassen, daß dem Jahrbuch in der
Reichsdruckerei, welche neuerdings den Druck der Kupferstiche und Radirungen
und die Ausführung der Heliogravüren übernommen hat, eine Summe technischer
Kräfte zu Gebote steht, über welche die private Konkurrenz nicht verfügt. Der
letztem thut das Jahrbuch freilich insofern keinen Eintrag, als es bei seiner
Beschränkung auf ein begrenztes Forschungsgebiet immerhin nur auf ein kleines
Publikum reflektiren darf. Insofern aber, als es dieses eng begrenzte Gebiet
sehr eingehend und mit entsprechendem Aufwand an Illustrationsmaterial kul-
tivirt, füllt es eine Lücke zwischen der alle Gebiete der Kunst umfassenden


Grenzboten IV. 1333. 2ö
Die Publikationen der Berliner Museen.

die Gründung einer möglichst umfassenden Sammlung von Gipsabgüssen an¬
gelegen sein. Diese Gründung hat sich für Studien- und Untcrrichtszwecke in
einem Grade bewährt, daß die Sammlung unaufhörlich vermehrt worden und
augenblicklich die bedeutendste dieser Art ist, welche überhaupt existirt. Auch für
diese Sammlung sind die Räume bei weitem zu klein geworden, besonders nach¬
dem die Abgüsse der Skulpturen von Olympia, die gegenwärtig außerhalb des
Museums ein Obdach gefunden haben, und die Abgüsse italienischer Bildnisse
des Mittelalters und der Renaissance hinzugekommen sind, welche, dank dem
Entgegenkommen der italienischen Regierung, von öffentlichen Denkmälern in
Italien genommen werden konnten. Ein vom Direktor Conze verfaßtes Ver¬
zeichnis giebt übrigens über die antiken Gipsabgüsse, soweit sie Aufstellung
finden konnten, eine kurze Auskunft. Ein ausführlicher Katalog derselben ist
ebenso wie für die Abteilung der Originalskulpturen in Vorbereitung. Für die
pergamenischen Bildwerke existirt ein besonderes Verzeichnis, von welchem bereits
die sechste Anflöge erschienen ist. Dasselbe faßt in knapper Form die Ergeb¬
nisse der Ausgrabungen und der daran geknüpften Untersuchungen zusammen,
welche in zwei ausführlichen Berichten (1880 und 1882 erschienen) von seiten
der an den Ausgrabungen beteiligten Gelehrten und Architekten niedergelegt
worden sind.

Diese Berichte wurden zuerst in dem „Jahrbuche der königlich preußischen
Kunstsammlungen" veröffentlicht, welches im Herbste des Jahres 1879 ins
Leben trat und in welchem die wissenschaftlichen Bestrebungen der Beamten der
königlichen Museen einen Mittelpunkt finden sollten. In einem ersten amtlichen
Teile sollte regelmäßig Bericht erstattet werden über die Vermehrung der Samm¬
lungen und über die Bearbeitung derselben. Der zweite Teil sollte der Ver¬
öffentlichung von Studien uno Forschungen gewidmet sein, welche im wesentlichen
auf dem Material der königlichen Sammlungen beruhen würden. Eine beson¬
dere Sorgfalt sollte auf die Herstellung der Abbildungen verwendet werden.
Der letzte Punkt des Programms insbesondre ist mit solcher Gewissenhaftig¬
keit erfüllt worden, daß das „Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen,"
dessen vierter Band gegenwärtig seiner Vollendung entgegengeht, als ein nahezu
mustergiltiges Publikationsorgan von Werken der Kunst betrachtet werden kann.
Freilich darf man dabei nicht außer Acht lassen, daß dem Jahrbuch in der
Reichsdruckerei, welche neuerdings den Druck der Kupferstiche und Radirungen
und die Ausführung der Heliogravüren übernommen hat, eine Summe technischer
Kräfte zu Gebote steht, über welche die private Konkurrenz nicht verfügt. Der
letztem thut das Jahrbuch freilich insofern keinen Eintrag, als es bei seiner
Beschränkung auf ein begrenztes Forschungsgebiet immerhin nur auf ein kleines
Publikum reflektiren darf. Insofern aber, als es dieses eng begrenzte Gebiet
sehr eingehend und mit entsprechendem Aufwand an Illustrationsmaterial kul-
tivirt, füllt es eine Lücke zwischen der alle Gebiete der Kunst umfassenden


Grenzboten IV. 1333. 2ö
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[0211] Die Publikationen der Berliner Museen. die Gründung einer möglichst umfassenden Sammlung von Gipsabgüssen an¬ gelegen sein. Diese Gründung hat sich für Studien- und Untcrrichtszwecke in einem Grade bewährt, daß die Sammlung unaufhörlich vermehrt worden und augenblicklich die bedeutendste dieser Art ist, welche überhaupt existirt. Auch für diese Sammlung sind die Räume bei weitem zu klein geworden, besonders nach¬ dem die Abgüsse der Skulpturen von Olympia, die gegenwärtig außerhalb des Museums ein Obdach gefunden haben, und die Abgüsse italienischer Bildnisse des Mittelalters und der Renaissance hinzugekommen sind, welche, dank dem Entgegenkommen der italienischen Regierung, von öffentlichen Denkmälern in Italien genommen werden konnten. Ein vom Direktor Conze verfaßtes Ver¬ zeichnis giebt übrigens über die antiken Gipsabgüsse, soweit sie Aufstellung finden konnten, eine kurze Auskunft. Ein ausführlicher Katalog derselben ist ebenso wie für die Abteilung der Originalskulpturen in Vorbereitung. Für die pergamenischen Bildwerke existirt ein besonderes Verzeichnis, von welchem bereits die sechste Anflöge erschienen ist. Dasselbe faßt in knapper Form die Ergeb¬ nisse der Ausgrabungen und der daran geknüpften Untersuchungen zusammen, welche in zwei ausführlichen Berichten (1880 und 1882 erschienen) von seiten der an den Ausgrabungen beteiligten Gelehrten und Architekten niedergelegt worden sind. Diese Berichte wurden zuerst in dem „Jahrbuche der königlich preußischen Kunstsammlungen" veröffentlicht, welches im Herbste des Jahres 1879 ins Leben trat und in welchem die wissenschaftlichen Bestrebungen der Beamten der königlichen Museen einen Mittelpunkt finden sollten. In einem ersten amtlichen Teile sollte regelmäßig Bericht erstattet werden über die Vermehrung der Samm¬ lungen und über die Bearbeitung derselben. Der zweite Teil sollte der Ver¬ öffentlichung von Studien uno Forschungen gewidmet sein, welche im wesentlichen auf dem Material der königlichen Sammlungen beruhen würden. Eine beson¬ dere Sorgfalt sollte auf die Herstellung der Abbildungen verwendet werden. Der letzte Punkt des Programms insbesondre ist mit solcher Gewissenhaftig¬ keit erfüllt worden, daß das „Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen," dessen vierter Band gegenwärtig seiner Vollendung entgegengeht, als ein nahezu mustergiltiges Publikationsorgan von Werken der Kunst betrachtet werden kann. Freilich darf man dabei nicht außer Acht lassen, daß dem Jahrbuch in der Reichsdruckerei, welche neuerdings den Druck der Kupferstiche und Radirungen und die Ausführung der Heliogravüren übernommen hat, eine Summe technischer Kräfte zu Gebote steht, über welche die private Konkurrenz nicht verfügt. Der letztem thut das Jahrbuch freilich insofern keinen Eintrag, als es bei seiner Beschränkung auf ein begrenztes Forschungsgebiet immerhin nur auf ein kleines Publikum reflektiren darf. Insofern aber, als es dieses eng begrenzte Gebiet sehr eingehend und mit entsprechendem Aufwand an Illustrationsmaterial kul- tivirt, füllt es eine Lücke zwischen der alle Gebiete der Kunst umfassenden Grenzboten IV. 1333. 2ö

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/211>, abgerufen am 27.07.2024.