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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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Notizen.

In Sachen Kants. Die Redaktion dieser Blätter ist mit Recht der Ansicht,
daß eine weitere Verfolgung der zwischen mir und Herrn Dr. Classen verhandelten
Frage der Kantauslegung über den Rahmen einer derartigen Wochenschrift zu weit
hinausführen würde, und ist deshalb gegen eine ausgeführte wissenschaftliche Ant-
wort meinerseits ans Dr. Clnssens Verteidigung. Eine andre Art von Antwort
aber konnte überhaupt nicht in Frage kommen.

Ich hoffe, zur allgemeinen Überzeugung gebracht zu haben, daß nicht etwa
Verblendung, Unwissenheit oder böser Wille die Kantausleger hindert, mit Krause
und Classen übereinzustimmen, sondern eine Fülle von deutlichen und energischen
Äußerungen Kants selbst, über die wir nicht hinwegzukommen vermögen. Sie zu
entkräften, könnte allein das Kampfesziel unsrer Gegner sein, und einer darauf
gerichteten, eingehenden wissenschaftlichen Arbeit würden wir mit Begierde lauschen.
Dagegen dürfte der Gegenstand völlig ungeeignet sein für eine propagandistische
Verfechtung mit den Mitteln des modernen Parteilebens. Vor allem hiergegen
richtete sich die praktische Spitze der von mir eingelegten Lanze. Nicht in "einer
Welt voll Teufel," soudern in einer Welt voll Gründe, einer Welt voll Kant¬
stellen haben die im übrigen hochznehrenden Herren in Hamburg ihre Gegner
zu sehen.


Prof. Dr. Rud. Soydel.


Mit Bezug auf den in Nummer 25 d. Bl. veröffentlichten Aufsatz "Für
das Volk," welcher über die frivole Darstellung der Geschichte von Jesu Geburt
Beschwerde führte, die sich in der im Spamerschen Verlage erschienenen "Jllu-
strirten Weltgeschichte für das Volk" findet, geht uns von Herrn Otto Spamer
folgendes Schreiben zu:

In der neuesten Nummer Ihrer Zeitschrift vom 14. d. M, welche mir in
diesem Augenblick zu Händen gelangt, haben Sie sich unter der Schlußrnbrik
"Notizen" mit einem Vorwurf, betreffend ein bei mir erschienenes größeres Werk,
mehr oder weniger direkt an meine eigne Adresse gewendet.

In der Sache selbst, d. h. in Bezug auf die mit besondern! Nachdruck hervor¬
gehobene Stelle aus meiner "Jllustrirten Weltgeschichte," bin ich mit dem auch nach
meiner Persönlichen Ansicht im allgemeinen zutreffenden Urteile Ihres Rezensenten
mehr oder minder einverstanden. Ja ich hatte bereits vor Jahren eine Abänderung
der getadelten Stelle herbeigeführt und habe dann weitergehend eine gründliche
Beseitigung beziehentlich Neubearbeitung schon längst -- ehe vermutlich der Ver¬
fasser fraglicher Rezension seinerseits von der getadelten Stelle Kenntnis erhielt --
ins Auge gefaßt und jetzt zur Ausführung gebracht. Diese Umänderung erklärt
sich aus dem Verlauf, beziehentlich der Wandlung meiner Beziehungen zu dem
Verfasser Herrn Otto von Corvin. Gerade die in Rede stehende Behandlung
der fraglichen Geschichtspartie hat die erste hauptsächliche Anregung zu einer Visieren;
mit dein genannten Herrn und in weiterer Folge zu der völligen Lösung meiner
geschäftlichen Beziehungen zu ihm geboten.


Notizen.

In Sachen Kants. Die Redaktion dieser Blätter ist mit Recht der Ansicht,
daß eine weitere Verfolgung der zwischen mir und Herrn Dr. Classen verhandelten
Frage der Kantauslegung über den Rahmen einer derartigen Wochenschrift zu weit
hinausführen würde, und ist deshalb gegen eine ausgeführte wissenschaftliche Ant-
wort meinerseits ans Dr. Clnssens Verteidigung. Eine andre Art von Antwort
aber konnte überhaupt nicht in Frage kommen.

Ich hoffe, zur allgemeinen Überzeugung gebracht zu haben, daß nicht etwa
Verblendung, Unwissenheit oder böser Wille die Kantausleger hindert, mit Krause
und Classen übereinzustimmen, sondern eine Fülle von deutlichen und energischen
Äußerungen Kants selbst, über die wir nicht hinwegzukommen vermögen. Sie zu
entkräften, könnte allein das Kampfesziel unsrer Gegner sein, und einer darauf
gerichteten, eingehenden wissenschaftlichen Arbeit würden wir mit Begierde lauschen.
Dagegen dürfte der Gegenstand völlig ungeeignet sein für eine propagandistische
Verfechtung mit den Mitteln des modernen Parteilebens. Vor allem hiergegen
richtete sich die praktische Spitze der von mir eingelegten Lanze. Nicht in „einer
Welt voll Teufel," soudern in einer Welt voll Gründe, einer Welt voll Kant¬
stellen haben die im übrigen hochznehrenden Herren in Hamburg ihre Gegner
zu sehen.


Prof. Dr. Rud. Soydel.


Mit Bezug auf den in Nummer 25 d. Bl. veröffentlichten Aufsatz „Für
das Volk," welcher über die frivole Darstellung der Geschichte von Jesu Geburt
Beschwerde führte, die sich in der im Spamerschen Verlage erschienenen „Jllu-
strirten Weltgeschichte für das Volk" findet, geht uns von Herrn Otto Spamer
folgendes Schreiben zu:

In der neuesten Nummer Ihrer Zeitschrift vom 14. d. M, welche mir in
diesem Augenblick zu Händen gelangt, haben Sie sich unter der Schlußrnbrik
„Notizen" mit einem Vorwurf, betreffend ein bei mir erschienenes größeres Werk,
mehr oder weniger direkt an meine eigne Adresse gewendet.

In der Sache selbst, d. h. in Bezug auf die mit besondern! Nachdruck hervor¬
gehobene Stelle aus meiner „Jllustrirten Weltgeschichte," bin ich mit dem auch nach
meiner Persönlichen Ansicht im allgemeinen zutreffenden Urteile Ihres Rezensenten
mehr oder minder einverstanden. Ja ich hatte bereits vor Jahren eine Abänderung
der getadelten Stelle herbeigeführt und habe dann weitergehend eine gründliche
Beseitigung beziehentlich Neubearbeitung schon längst — ehe vermutlich der Ver¬
fasser fraglicher Rezension seinerseits von der getadelten Stelle Kenntnis erhielt —
ins Auge gefaßt und jetzt zur Ausführung gebracht. Diese Umänderung erklärt
sich aus dem Verlauf, beziehentlich der Wandlung meiner Beziehungen zu dem
Verfasser Herrn Otto von Corvin. Gerade die in Rede stehende Behandlung
der fraglichen Geschichtspartie hat die erste hauptsächliche Anregung zu einer Visieren;
mit dein genannten Herrn und in weiterer Folge zu der völligen Lösung meiner
geschäftlichen Beziehungen zu ihm geboten.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/63>, abgerufen am 08.09.2024.