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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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ver Streitfall von Tamatave.

Donnerstag den 20. Juni wurde auf Befehl des Admirals Pierre eine
Proklamation erlassen, die jeden Verkehr mit Personen außerhalb der Stadt
Tamatave untersagte, und der am nächsten Tage eine zweite folgte, welche nach
dem Korrespondenten des Voltaire "durch die Umstände nötig gemacht und viel
ausführlicher" war. Diese lautete folgendermaßen:

Französische Republik. Ort Tamatave. Während des Belagerungszustandes.
Der Befehlshaber von Tamatave und dem in Belagerungszustand erklärten Bezirk
verfügt in Übereinstimmung mit den Gesetzen über den Belagerungszustand im
Hinblick auf die von gewissen Offizieren auf Ihrer britannischen Majestät Korvette
Dryad unternommenen Versuche, den Lauf der Gerechtigkeit zu hemmen und den
Behörden dadurch Hindernisse in den Weg zu legen, daß sie in Sachen, die sie per¬
sönlich nichts angehen, die Stelle von Privatleuten einnehmen, sowie im Hinblick
auf die Einmischung, welche Kapitän Johnstone, der Befehlshaber von Ihrer bri¬
tannischen Majestät Korvette Dryad, sich zu erlauben für gut befunden, indem er
von den Militärbehörden in Betreff der Art und Weise der Ausführung ihrer An¬
ordnungen Rechenschaft gefordert hat, folgendes: Aller Zutritt zur Stadt Tamatave
ist jedem fremden Matrosen, Soldaten oder Offizier, verboten. Tamatave, 21. Juni.
Billard. >

Die Haltung des Herrn Pakenham, fügt der Korrespondent hinzu, des¬
gleichen diejenige des Kapitäns Johnstone von der Dryad war "sehr unhöflich."
Dann schildert er das Begräbnis Pakenhams, von dem er behauptet: "Die Ein¬
führung des englischen Einflusses in Madagaskar war in großem Maße sein
Werk, und es ist beinahe gewiß, daß er bis zum letzten Augenblicke an Unter¬
nehmungen beteiligt war, welche den Zweck verfolgten, diesen Einfluß zu be¬
haupten." Nachdem der Verfasser des Briefes im Volkers die spätern Angriffe
der Hovas gegen die französischen Okkupationstruppen in Tamatave beschrieben
hat, bemerkt er: "Die Haltung des Befehlshabers der Dryad, seine mürrische
Feindseligkeit und seine Barschheit, die an Herausforderung grenzt, scheinen un¬
vereinbar mit den freundschaftlichen Beziehungen, die zwischen Frankreich und
England bestehen. Die englischen Missionäre setzen ihr Werk fort und spannen
jeden Nerv an, um die Beute festzuhalten, die ihren Klauen zu entschlüpfen
droht."

Gleich ausführlich spricht sich ein Brief vom 7. Juli aus, den der rsurxs
von seinem Spezialkorrespondenten zu Tamatave erhalten hat, und der viele
Einzelheiten in dem Berichte des Voltiürs bestätigt. Der Verfasser sagt u. a.:

Es ist Ihnen bekannt, daß die englischen Missionäre immer Versuche gemacht
haben, nicht bloß unsern Einfluß zu vernichten, sondern uns auch am Genusse
unsrer Rechte zu hindern. Sie haben Weder ihr Mißvergnügen verhehlt, noch bei
unserm Streite mit den Hovas Neutralität bewahrt. Wir haben Beweise in der
Hand, daß sie es sind, welche die Hovas zum Widerstande angetrieben haben, und
es erforderte des entschlossenen Charakters des Admirals zur Vereitelung ihrer
Versuche. Herr Shaw, der Vorsteher der Methodistenmission in Tamatave, ist ans
seinen Befehl verhaftet worden, und man hält ihn mit zwei eingebornen Sekretären


ver Streitfall von Tamatave.

Donnerstag den 20. Juni wurde auf Befehl des Admirals Pierre eine
Proklamation erlassen, die jeden Verkehr mit Personen außerhalb der Stadt
Tamatave untersagte, und der am nächsten Tage eine zweite folgte, welche nach
dem Korrespondenten des Voltaire „durch die Umstände nötig gemacht und viel
ausführlicher" war. Diese lautete folgendermaßen:

Französische Republik. Ort Tamatave. Während des Belagerungszustandes.
Der Befehlshaber von Tamatave und dem in Belagerungszustand erklärten Bezirk
verfügt in Übereinstimmung mit den Gesetzen über den Belagerungszustand im
Hinblick auf die von gewissen Offizieren auf Ihrer britannischen Majestät Korvette
Dryad unternommenen Versuche, den Lauf der Gerechtigkeit zu hemmen und den
Behörden dadurch Hindernisse in den Weg zu legen, daß sie in Sachen, die sie per¬
sönlich nichts angehen, die Stelle von Privatleuten einnehmen, sowie im Hinblick
auf die Einmischung, welche Kapitän Johnstone, der Befehlshaber von Ihrer bri¬
tannischen Majestät Korvette Dryad, sich zu erlauben für gut befunden, indem er
von den Militärbehörden in Betreff der Art und Weise der Ausführung ihrer An¬
ordnungen Rechenschaft gefordert hat, folgendes: Aller Zutritt zur Stadt Tamatave
ist jedem fremden Matrosen, Soldaten oder Offizier, verboten. Tamatave, 21. Juni.
Billard. >

Die Haltung des Herrn Pakenham, fügt der Korrespondent hinzu, des¬
gleichen diejenige des Kapitäns Johnstone von der Dryad war „sehr unhöflich."
Dann schildert er das Begräbnis Pakenhams, von dem er behauptet: „Die Ein¬
führung des englischen Einflusses in Madagaskar war in großem Maße sein
Werk, und es ist beinahe gewiß, daß er bis zum letzten Augenblicke an Unter¬
nehmungen beteiligt war, welche den Zweck verfolgten, diesen Einfluß zu be¬
haupten." Nachdem der Verfasser des Briefes im Volkers die spätern Angriffe
der Hovas gegen die französischen Okkupationstruppen in Tamatave beschrieben
hat, bemerkt er: „Die Haltung des Befehlshabers der Dryad, seine mürrische
Feindseligkeit und seine Barschheit, die an Herausforderung grenzt, scheinen un¬
vereinbar mit den freundschaftlichen Beziehungen, die zwischen Frankreich und
England bestehen. Die englischen Missionäre setzen ihr Werk fort und spannen
jeden Nerv an, um die Beute festzuhalten, die ihren Klauen zu entschlüpfen
droht."

Gleich ausführlich spricht sich ein Brief vom 7. Juli aus, den der rsurxs
von seinem Spezialkorrespondenten zu Tamatave erhalten hat, und der viele
Einzelheiten in dem Berichte des Voltiürs bestätigt. Der Verfasser sagt u. a.:

Es ist Ihnen bekannt, daß die englischen Missionäre immer Versuche gemacht
haben, nicht bloß unsern Einfluß zu vernichten, sondern uns auch am Genusse
unsrer Rechte zu hindern. Sie haben Weder ihr Mißvergnügen verhehlt, noch bei
unserm Streite mit den Hovas Neutralität bewahrt. Wir haben Beweise in der
Hand, daß sie es sind, welche die Hovas zum Widerstande angetrieben haben, und
es erforderte des entschlossenen Charakters des Admirals zur Vereitelung ihrer
Versuche. Herr Shaw, der Vorsteher der Methodistenmission in Tamatave, ist ans
seinen Befehl verhaftet worden, und man hält ihn mit zwei eingebornen Sekretären


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/435>, abgerufen am 08.09.2024.