Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Gin Bildnis des junge" Schiller.

und topographischen Untersuchungen zu befassen, wie sie der Autor dieses Be¬
richtes zu wiederholten malen -- das beweist die doppelte, in verschiednen
Punkten stark differirende Redaktion des Berichts -- angestellt hat.

Auch über Raffnel den Architekten ist nach Geymüller noch vieles zu sagen.
Er wird eigentlich nur Zeichner gewesen sein, der gelegentlich einmal einen Ent¬
wurf auf den besondern Wunsch seiner Freunde machte. Tiefer darf man seine
Beschäftigung auf diesem Gebiete kann, fassen. Er war Maler und Maler,
fürwahr genug, um die Ewigkeit seines Ruhmes zu begründen. Der Palcizzo
Uguccioni in Florenz, welcher Jahrhunderte lang auf seineu Namen ging, ist
durch Milanesis Forschungen seinem wahren Urheber, dem Mariotto ti Zanobi
Folfi, genannt Ammogliato (1521--1600) zurückgegeben worden.

Wir stehen also in demi Augenblicke, wo wir das vierhundertjährige Jubiläum
Raffaels feiern, vor einem nichts weniger als reinen Tische. Werden wir ihn
in naher Zukunft reiner sehen? Ich hoffe es zuversichtlich. Denn gerade jetzt,
wo ich diese Zeilen beendige, wird die zweite Auflage von Springers "Raffael
und Michelangelo" angekündigt. Es ist daher Zeit, zu schließen. Wenn ich
wieder an dieser Stelle über Raffael schreiben sollte, darf ich, wie vor hundert¬
undsiebzehn Jahren ein andrer, mit den Worten beginnen: "Des Herrn Sprin¬
gers Geschichte "Raffaels und Michelangelos" ist erschienen."


Adolf Rosenberg.


Ein Bildnis des jungen Schiller.

in Verlag der Chr. Hoffmnnnschen Buch- und Kunsthandlung in
Kassel ist vor einigen Wochen ein Bildnis des jungen Schiller
erschienen -- Photographie in Kabinetgröße, direkt nach dem in
Öl gemalten Original hergestellt --, welches, soviel wir wissen,
bisher gänzlich unbekannt war und bei allen Verehrern des Dich¬
ters große Freude erregen wird. Das Bild zeigt den Kopf Schillers im Drei¬
viertelprofil nach links, leise gehoben, den Blick geradeaus gerichtet. Von der
Brust ist nur ein kleines Stück sichtbar, da in der Photographie nur ein oval
umrissener Teil aus dem Originalbilde ausgespart ist; der breite Hemdenkragen
ist vorn auseinandergelegt, sodaß er den Hals frei läßt.

Wie die Verlagshandlung uns freundlichst mitteilt, ist das Bild bald nach
der Veröffentlichung der "Räuber" von Johann Heinrich Tischbein, dem


Gin Bildnis des junge» Schiller.

und topographischen Untersuchungen zu befassen, wie sie der Autor dieses Be¬
richtes zu wiederholten malen — das beweist die doppelte, in verschiednen
Punkten stark differirende Redaktion des Berichts — angestellt hat.

Auch über Raffnel den Architekten ist nach Geymüller noch vieles zu sagen.
Er wird eigentlich nur Zeichner gewesen sein, der gelegentlich einmal einen Ent¬
wurf auf den besondern Wunsch seiner Freunde machte. Tiefer darf man seine
Beschäftigung auf diesem Gebiete kann, fassen. Er war Maler und Maler,
fürwahr genug, um die Ewigkeit seines Ruhmes zu begründen. Der Palcizzo
Uguccioni in Florenz, welcher Jahrhunderte lang auf seineu Namen ging, ist
durch Milanesis Forschungen seinem wahren Urheber, dem Mariotto ti Zanobi
Folfi, genannt Ammogliato (1521—1600) zurückgegeben worden.

Wir stehen also in demi Augenblicke, wo wir das vierhundertjährige Jubiläum
Raffaels feiern, vor einem nichts weniger als reinen Tische. Werden wir ihn
in naher Zukunft reiner sehen? Ich hoffe es zuversichtlich. Denn gerade jetzt,
wo ich diese Zeilen beendige, wird die zweite Auflage von Springers „Raffael
und Michelangelo" angekündigt. Es ist daher Zeit, zu schließen. Wenn ich
wieder an dieser Stelle über Raffael schreiben sollte, darf ich, wie vor hundert¬
undsiebzehn Jahren ein andrer, mit den Worten beginnen: „Des Herrn Sprin¬
gers Geschichte »Raffaels und Michelangelos« ist erschienen."


Adolf Rosenberg.


Ein Bildnis des jungen Schiller.

in Verlag der Chr. Hoffmnnnschen Buch- und Kunsthandlung in
Kassel ist vor einigen Wochen ein Bildnis des jungen Schiller
erschienen — Photographie in Kabinetgröße, direkt nach dem in
Öl gemalten Original hergestellt —, welches, soviel wir wissen,
bisher gänzlich unbekannt war und bei allen Verehrern des Dich¬
ters große Freude erregen wird. Das Bild zeigt den Kopf Schillers im Drei¬
viertelprofil nach links, leise gehoben, den Blick geradeaus gerichtet. Von der
Brust ist nur ein kleines Stück sichtbar, da in der Photographie nur ein oval
umrissener Teil aus dem Originalbilde ausgespart ist; der breite Hemdenkragen
ist vorn auseinandergelegt, sodaß er den Hals frei läßt.

Wie die Verlagshandlung uns freundlichst mitteilt, ist das Bild bald nach
der Veröffentlichung der „Räuber" von Johann Heinrich Tischbein, dem


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/152847"/>
          <fw type="header" place="top"> Gin Bildnis des junge» Schiller.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_306" prev="#ID_305"> und topographischen Untersuchungen zu befassen, wie sie der Autor dieses Be¬<lb/>
richtes zu wiederholten malen &#x2014; das beweist die doppelte, in verschiednen<lb/>
Punkten stark differirende Redaktion des Berichts &#x2014; angestellt hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_307"> Auch über Raffnel den Architekten ist nach Geymüller noch vieles zu sagen.<lb/>
Er wird eigentlich nur Zeichner gewesen sein, der gelegentlich einmal einen Ent¬<lb/>
wurf auf den besondern Wunsch seiner Freunde machte. Tiefer darf man seine<lb/>
Beschäftigung auf diesem Gebiete kann, fassen. Er war Maler und Maler,<lb/>
fürwahr genug, um die Ewigkeit seines Ruhmes zu begründen. Der Palcizzo<lb/>
Uguccioni in Florenz, welcher Jahrhunderte lang auf seineu Namen ging, ist<lb/>
durch Milanesis Forschungen seinem wahren Urheber, dem Mariotto ti Zanobi<lb/>
Folfi, genannt Ammogliato (1521&#x2014;1600) zurückgegeben worden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_308"> Wir stehen also in demi Augenblicke, wo wir das vierhundertjährige Jubiläum<lb/>
Raffaels feiern, vor einem nichts weniger als reinen Tische. Werden wir ihn<lb/>
in naher Zukunft reiner sehen? Ich hoffe es zuversichtlich. Denn gerade jetzt,<lb/>
wo ich diese Zeilen beendige, wird die zweite Auflage von Springers &#x201E;Raffael<lb/>
und Michelangelo" angekündigt. Es ist daher Zeit, zu schließen. Wenn ich<lb/>
wieder an dieser Stelle über Raffael schreiben sollte, darf ich, wie vor hundert¬<lb/>
undsiebzehn Jahren ein andrer, mit den Worten beginnen: &#x201E;Des Herrn Sprin¬<lb/>
gers Geschichte »Raffaels und Michelangelos« ist erschienen."</p><lb/>
          <note type="byline"> Adolf Rosenberg.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Ein Bildnis des jungen Schiller.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_309"> in Verlag der Chr. Hoffmnnnschen Buch- und Kunsthandlung in<lb/>
Kassel ist vor einigen Wochen ein Bildnis des jungen Schiller<lb/>
erschienen &#x2014; Photographie in Kabinetgröße, direkt nach dem in<lb/>
Öl gemalten Original hergestellt &#x2014;, welches, soviel wir wissen,<lb/>
bisher gänzlich unbekannt war und bei allen Verehrern des Dich¬<lb/>
ters große Freude erregen wird. Das Bild zeigt den Kopf Schillers im Drei¬<lb/>
viertelprofil nach links, leise gehoben, den Blick geradeaus gerichtet. Von der<lb/>
Brust ist nur ein kleines Stück sichtbar, da in der Photographie nur ein oval<lb/>
umrissener Teil aus dem Originalbilde ausgespart ist; der breite Hemdenkragen<lb/>
ist vorn auseinandergelegt, sodaß er den Hals frei läßt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_310" next="#ID_311"> Wie die Verlagshandlung uns freundlichst mitteilt, ist das Bild bald nach<lb/>
der Veröffentlichung der &#x201E;Räuber" von Johann Heinrich Tischbein, dem</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0090] Gin Bildnis des junge» Schiller. und topographischen Untersuchungen zu befassen, wie sie der Autor dieses Be¬ richtes zu wiederholten malen — das beweist die doppelte, in verschiednen Punkten stark differirende Redaktion des Berichts — angestellt hat. Auch über Raffnel den Architekten ist nach Geymüller noch vieles zu sagen. Er wird eigentlich nur Zeichner gewesen sein, der gelegentlich einmal einen Ent¬ wurf auf den besondern Wunsch seiner Freunde machte. Tiefer darf man seine Beschäftigung auf diesem Gebiete kann, fassen. Er war Maler und Maler, fürwahr genug, um die Ewigkeit seines Ruhmes zu begründen. Der Palcizzo Uguccioni in Florenz, welcher Jahrhunderte lang auf seineu Namen ging, ist durch Milanesis Forschungen seinem wahren Urheber, dem Mariotto ti Zanobi Folfi, genannt Ammogliato (1521—1600) zurückgegeben worden. Wir stehen also in demi Augenblicke, wo wir das vierhundertjährige Jubiläum Raffaels feiern, vor einem nichts weniger als reinen Tische. Werden wir ihn in naher Zukunft reiner sehen? Ich hoffe es zuversichtlich. Denn gerade jetzt, wo ich diese Zeilen beendige, wird die zweite Auflage von Springers „Raffael und Michelangelo" angekündigt. Es ist daher Zeit, zu schließen. Wenn ich wieder an dieser Stelle über Raffael schreiben sollte, darf ich, wie vor hundert¬ undsiebzehn Jahren ein andrer, mit den Worten beginnen: „Des Herrn Sprin¬ gers Geschichte »Raffaels und Michelangelos« ist erschienen." Adolf Rosenberg. Ein Bildnis des jungen Schiller. in Verlag der Chr. Hoffmnnnschen Buch- und Kunsthandlung in Kassel ist vor einigen Wochen ein Bildnis des jungen Schiller erschienen — Photographie in Kabinetgröße, direkt nach dem in Öl gemalten Original hergestellt —, welches, soviel wir wissen, bisher gänzlich unbekannt war und bei allen Verehrern des Dich¬ ters große Freude erregen wird. Das Bild zeigt den Kopf Schillers im Drei¬ viertelprofil nach links, leise gehoben, den Blick geradeaus gerichtet. Von der Brust ist nur ein kleines Stück sichtbar, da in der Photographie nur ein oval umrissener Teil aus dem Originalbilde ausgespart ist; der breite Hemdenkragen ist vorn auseinandergelegt, sodaß er den Hals frei läßt. Wie die Verlagshandlung uns freundlichst mitteilt, ist das Bild bald nach der Veröffentlichung der „Räuber" von Johann Heinrich Tischbein, dem

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756/90
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756/90>, abgerufen am 03.07.2024.