Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.Die ungarische Sprache. bildeten Laien Interesse zu erwecken. Vorausschicken wollen wir nur ein paar In Bezug auf die mit steigender Kultur stets notwendig werdende Ver¬ Ungleich zahlreicher sind derartige Wörter im Ungarischen. Ich begnüge [Beginn Spaltensatz] Niveau, Wilivons.1 (d. i. Oberflächenlinic) Pol, hört (Angel, Haspe) Rekrut, Home- (Neuling) Publikum, Kösör.ssA (Gemeinschaft) Genie, 1u,nAvW (Flammenvernunst) Universität, sA^sehen (Allgemeinheit) Musik, 2fus (Klingen) Polizei, rvnäd'rsvA (Ordnungswache) Antipathie, vIlsvMsnv (Gegenleiden) Silbe, si-öwA (Wortglicd) System, rsiidWor (Ordnungsmittel) Finanzen, ponniig^ (Geldangelegenheit) Praxis, NkKorlat (Übung) Religion, vsMg (Bekenntnis) Oper, äalmü (Licdwcrk) Arithmetik, WkirQwn (Zahlenlehre) Offizier, Ks.wnMWti (Soldatenbcamter) Archiv, lovsltar (Briefniederlagc) Die ungarische Sprache. bildeten Laien Interesse zu erwecken. Vorausschicken wollen wir nur ein paar In Bezug auf die mit steigender Kultur stets notwendig werdende Ver¬ Ungleich zahlreicher sind derartige Wörter im Ungarischen. Ich begnüge [Beginn Spaltensatz] Niveau, Wilivons.1 (d. i. Oberflächenlinic) Pol, hört (Angel, Haspe) Rekrut, Home- (Neuling) Publikum, Kösör.ssA (Gemeinschaft) Genie, 1u,nAvW (Flammenvernunst) Universität, sA^sehen (Allgemeinheit) Musik, 2fus (Klingen) Polizei, rvnäd'rsvA (Ordnungswache) Antipathie, vIlsvMsnv (Gegenleiden) Silbe, si-öwA (Wortglicd) System, rsiidWor (Ordnungsmittel) Finanzen, ponniig^ (Geldangelegenheit) Praxis, NkKorlat (Übung) Religion, vsMg (Bekenntnis) Oper, äalmü (Licdwcrk) Arithmetik, WkirQwn (Zahlenlehre) Offizier, Ks.wnMWti (Soldatenbcamter) Archiv, lovsltar (Briefniederlagc) <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0076" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/152833"/> <fw type="header" place="top"> Die ungarische Sprache.</fw><lb/> <p xml:id="ID_269" prev="#ID_268"> bildeten Laien Interesse zu erwecken. Vorausschicken wollen wir nur ein paar<lb/> Wörter, welche mit den gleiches bedeutenden Wurzeln der indogermanischen<lb/> Sprachen eine große Ähnlichkeit haben, dabei aber so gewöhnliche Vorkomm¬<lb/> nisse des Lebens ausdrücken, daß an eine Entlehnung füglich nicht gedacht werden<lb/> kann. Es sind dies die Zeitwörter geben, 6uni, essen, irmi, trinken.<lb/> Noch überraschender ist die Übereinstimmung in dem persönlichen Fürworte es,<lb/> du, in dem Kehllaute des Relativums Ki und in der Verneinung usw. Noch<lb/> durchgreifender endlich ist das Vorhandensein des t als Endung des Part, Pers.<lb/> Pass. der Zeitwörter, z. B. v6.re, gewartet; denn dieses t ist in dieser Form<lb/> ein charakteristisches Merkmal der arischen Sprachfamilie. Wenn wir nun auch<lb/> nicht so weit gehen wollen, das Angeführte für so entscheidend zu halten, daß<lb/> wir die Frage der Urverwandtschaft der turanischen Sprachfamilie mit den<lb/> übrigen Sprachen Europas anstandslos bejahen möchten, wodurch wir der Be¬<lb/> antwortung der noch offenen Frage nach der Urverwandtschaft aller Sprachen<lb/> um ein gutes Stück näher kommen würden, so dürfen wir uns doch andrerseits<lb/> der Wichtigkeit der Übereinstimmung in den aufgezählten Fällen nicht ver¬<lb/> schließen.</p><lb/> <p xml:id="ID_270"> In Bezug auf die mit steigender Kultur stets notwendig werdende Ver¬<lb/> mehrung des ursprünglichen Wortvorrates eines Volkes ist die große Energie<lb/> und Konsequenz hervorzuheben, mit welcher die Sprache Wörter meist technischer<lb/> Bedeutung, die ein Gemeingut der Sprachen des zivilisirten Europas geworden<lb/> sind, magyarisirt hat. Ein gleiches Bestreben ist im Deutschen früher nur ver¬<lb/> einzelt von Erfolg begleitet gewesen, erst in der Neuzeit haben berufene, ein¬<lb/> flußreiche Männer bessere Resultate erzielt; öfter schon finden wir ein in diesem<lb/> Sinne günstiges Resultat in den slawischen Sprachen; noch häufiger im Hollän¬<lb/> dischen, wo Wörter wie ÄsnKvöslä (Denkbild) für Idee, nosvööllisiä (Wie¬<lb/> vielheit) für Quantität, IkMsrZrsx (Vuchstabengriff) für Silbe, tussonsn-<lb/> vsrpssl (Daz>vischengeworfenes) für Interjektion, vorvzsrx (Vorwurf) für<lb/> Objekt zu allgemeiner Geltung gelangt sind. Das Mittel der Nationalisirnng<lb/> ist bei allen fünf Beispielen, wie wir sehen, die Übersetzung.</p><lb/> <p xml:id="ID_271"> Ungleich zahlreicher sind derartige Wörter im Ungarischen. Ich begnüge<lb/> mich zur Erläuterung mit einem geringen Teile des zu diesem Zwecke gesammelten<lb/> Materials.</p><lb/> <cb type="start"/> <list> <item> Niveau, Wilivons.1 (d. i. 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Die ungarische Sprache.
bildeten Laien Interesse zu erwecken. Vorausschicken wollen wir nur ein paar
Wörter, welche mit den gleiches bedeutenden Wurzeln der indogermanischen
Sprachen eine große Ähnlichkeit haben, dabei aber so gewöhnliche Vorkomm¬
nisse des Lebens ausdrücken, daß an eine Entlehnung füglich nicht gedacht werden
kann. Es sind dies die Zeitwörter geben, 6uni, essen, irmi, trinken.
Noch überraschender ist die Übereinstimmung in dem persönlichen Fürworte es,
du, in dem Kehllaute des Relativums Ki und in der Verneinung usw. Noch
durchgreifender endlich ist das Vorhandensein des t als Endung des Part, Pers.
Pass. der Zeitwörter, z. B. v6.re, gewartet; denn dieses t ist in dieser Form
ein charakteristisches Merkmal der arischen Sprachfamilie. Wenn wir nun auch
nicht so weit gehen wollen, das Angeführte für so entscheidend zu halten, daß
wir die Frage der Urverwandtschaft der turanischen Sprachfamilie mit den
übrigen Sprachen Europas anstandslos bejahen möchten, wodurch wir der Be¬
antwortung der noch offenen Frage nach der Urverwandtschaft aller Sprachen
um ein gutes Stück näher kommen würden, so dürfen wir uns doch andrerseits
der Wichtigkeit der Übereinstimmung in den aufgezählten Fällen nicht ver¬
schließen.
In Bezug auf die mit steigender Kultur stets notwendig werdende Ver¬
mehrung des ursprünglichen Wortvorrates eines Volkes ist die große Energie
und Konsequenz hervorzuheben, mit welcher die Sprache Wörter meist technischer
Bedeutung, die ein Gemeingut der Sprachen des zivilisirten Europas geworden
sind, magyarisirt hat. Ein gleiches Bestreben ist im Deutschen früher nur ver¬
einzelt von Erfolg begleitet gewesen, erst in der Neuzeit haben berufene, ein¬
flußreiche Männer bessere Resultate erzielt; öfter schon finden wir ein in diesem
Sinne günstiges Resultat in den slawischen Sprachen; noch häufiger im Hollän¬
dischen, wo Wörter wie ÄsnKvöslä (Denkbild) für Idee, nosvööllisiä (Wie¬
vielheit) für Quantität, IkMsrZrsx (Vuchstabengriff) für Silbe, tussonsn-
vsrpssl (Daz>vischengeworfenes) für Interjektion, vorvzsrx (Vorwurf) für
Objekt zu allgemeiner Geltung gelangt sind. Das Mittel der Nationalisirnng
ist bei allen fünf Beispielen, wie wir sehen, die Übersetzung.
Ungleich zahlreicher sind derartige Wörter im Ungarischen. Ich begnüge
mich zur Erläuterung mit einem geringen Teile des zu diesem Zwecke gesammelten
Materials.
Niveau, Wilivons.1 (d. i. Oberflächenlinic)
Pol, hört (Angel, Haspe)
Rekrut, Home- (Neuling)
Publikum, Kösör.ssA (Gemeinschaft)
Genie, 1u,nAvW (Flammenvernunst)
Universität, sA^sehen (Allgemeinheit)
Musik, 2fus (Klingen)
Polizei, rvnäd'rsvA (Ordnungswache)
Antipathie, vIlsvMsnv (Gegenleiden)
Silbe, si-öwA (Wortglicd)
System, rsiidWor (Ordnungsmittel)
Finanzen, ponniig^ (Geldangelegenheit)
Praxis, NkKorlat (Übung)
Religion, vsMg (Bekenntnis)
Oper, äalmü (Licdwcrk)
Arithmetik, WkirQwn (Zahlenlehre)
Offizier, Ks.wnMWti (Soldatenbcamter)
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