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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.

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Die französische Kolonialpolitik und England.

veranlaßt. Ob er überhaupt geirrt hat, ist eine andre Frage. Es irrt der
Mensch, so lang er strebt. Man kann ihm wohl hie und da unverschuldete
Irrtümer in untergeordneten Zweigen nachweisen. Der Gruudstamm des Ganzen
aber ist ohne Zweifel über jeden Augriff erHabe". Wenn unser verehrter Gegner
nach alledem doch nicht überzeugt sein sollte, so wird er doch jedenfalls uns
nicht zumuten, den weiter" Kampf für die einmal erkannte Wahrheit einzustellen.
Er kaun überzeugt sei", daß wir ihn fortsetzen werden, solange unsre Kräfte
reichen. "Und wenn die Welt voll Teufel wär', es muß uns doch gelingen."


A. Llassen.


Die französische Kolonialpolitik und England.

le französische Regierung hat in den letzten Wochen an zwei
Stellen begonnen, mit ihrer neuen Kolonialpolitik Ernst zu
machen. An der Küste von Madagaskar drang Admiral Pierres
Geschwader in die Bembatoka-Bai an der Nordwestküste ein und
landete nach sechsstündigem Bombardement, welches der Hova-Be-
satzung viel Schaden zufügte, eine Anzahl Truppen, welche sich der Stadt Mvjanga
bemächtigten. Bald nachher hatten die benachbarten Hafenstädte Amorvnsaugaua
und Passaudava ein gleiches Schicksal, wobei viel von den dort lagernden fremden
Waarenvorräten zu Grunde ging. Mojcmga liegt auf der östlichen Seite eines
Meerbusens, in welchen sich die Gewässer mehrerer Flüsse ergießen, die ihr Quell¬
gebiet in den Bergen bei Autanauarivo, der Hauptstadt des Landes, haben. Der
gewühlte Ort ist weit entfernt von Rossi BL, der von den Franzosen vkkupirtcn
Insel an der Küste der Salalawas, und ist zu dem ausdrücklichen Zwecke be¬
setzt worden, um direkten Druck auf die Hoavregierung auszuüben; denn die
Franzosen gedenken die Zollstätten in Verwaltung zu nehmen und die eingehenden
Gelder nicht eher an die Hovas abzuliefern, als bis sie nachgegeben und die
Forderungen des Admirals bewilligt haben.

Auch in Tonkin haben die Dinge in mehrfacher Beziehung eine ernstere
Wendung genommen. Bei Hanoi erlitten die Franzosen eine Niederlage, bei
welcher ihr Führer, Kommodore Riviere, den Tod fand, und Nachrichten ans
China zufolge trifft die dortige Regierung Vorbereitungen zum Widerstande
gegen die Pläne der Franzosen auf Tonkin und Arran. Nach einem Bericht
im (zÄulviL verließ Riviere am Morgen des 20. Mai Hanoi, um einen wichtigen
strategischen Punkt am Roten Flusse, nicht fern von der Stadt, zu besetzen.


Die französische Kolonialpolitik und England.

veranlaßt. Ob er überhaupt geirrt hat, ist eine andre Frage. Es irrt der
Mensch, so lang er strebt. Man kann ihm wohl hie und da unverschuldete
Irrtümer in untergeordneten Zweigen nachweisen. Der Gruudstamm des Ganzen
aber ist ohne Zweifel über jeden Augriff erHabe». Wenn unser verehrter Gegner
nach alledem doch nicht überzeugt sein sollte, so wird er doch jedenfalls uns
nicht zumuten, den weiter» Kampf für die einmal erkannte Wahrheit einzustellen.
Er kaun überzeugt sei», daß wir ihn fortsetzen werden, solange unsre Kräfte
reichen. „Und wenn die Welt voll Teufel wär', es muß uns doch gelingen."


A. Llassen.


Die französische Kolonialpolitik und England.

le französische Regierung hat in den letzten Wochen an zwei
Stellen begonnen, mit ihrer neuen Kolonialpolitik Ernst zu
machen. An der Küste von Madagaskar drang Admiral Pierres
Geschwader in die Bembatoka-Bai an der Nordwestküste ein und
landete nach sechsstündigem Bombardement, welches der Hova-Be-
satzung viel Schaden zufügte, eine Anzahl Truppen, welche sich der Stadt Mvjanga
bemächtigten. Bald nachher hatten die benachbarten Hafenstädte Amorvnsaugaua
und Passaudava ein gleiches Schicksal, wobei viel von den dort lagernden fremden
Waarenvorräten zu Grunde ging. Mojcmga liegt auf der östlichen Seite eines
Meerbusens, in welchen sich die Gewässer mehrerer Flüsse ergießen, die ihr Quell¬
gebiet in den Bergen bei Autanauarivo, der Hauptstadt des Landes, haben. Der
gewühlte Ort ist weit entfernt von Rossi BL, der von den Franzosen vkkupirtcn
Insel an der Küste der Salalawas, und ist zu dem ausdrücklichen Zwecke be¬
setzt worden, um direkten Druck auf die Hoavregierung auszuüben; denn die
Franzosen gedenken die Zollstätten in Verwaltung zu nehmen und die eingehenden
Gelder nicht eher an die Hovas abzuliefern, als bis sie nachgegeben und die
Forderungen des Admirals bewilligt haben.

Auch in Tonkin haben die Dinge in mehrfacher Beziehung eine ernstere
Wendung genommen. Bei Hanoi erlitten die Franzosen eine Niederlage, bei
welcher ihr Führer, Kommodore Riviere, den Tod fand, und Nachrichten ans
China zufolge trifft die dortige Regierung Vorbereitungen zum Widerstande
gegen die Pläne der Franzosen auf Tonkin und Arran. Nach einem Bericht
im (zÄulviL verließ Riviere am Morgen des 20. Mai Hanoi, um einen wichtigen
strategischen Punkt am Roten Flusse, nicht fern von der Stadt, zu besetzen.


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[0670] Die französische Kolonialpolitik und England. veranlaßt. Ob er überhaupt geirrt hat, ist eine andre Frage. Es irrt der Mensch, so lang er strebt. Man kann ihm wohl hie und da unverschuldete Irrtümer in untergeordneten Zweigen nachweisen. Der Gruudstamm des Ganzen aber ist ohne Zweifel über jeden Augriff erHabe». Wenn unser verehrter Gegner nach alledem doch nicht überzeugt sein sollte, so wird er doch jedenfalls uns nicht zumuten, den weiter» Kampf für die einmal erkannte Wahrheit einzustellen. Er kaun überzeugt sei», daß wir ihn fortsetzen werden, solange unsre Kräfte reichen. „Und wenn die Welt voll Teufel wär', es muß uns doch gelingen." A. Llassen. Die französische Kolonialpolitik und England. le französische Regierung hat in den letzten Wochen an zwei Stellen begonnen, mit ihrer neuen Kolonialpolitik Ernst zu machen. An der Küste von Madagaskar drang Admiral Pierres Geschwader in die Bembatoka-Bai an der Nordwestküste ein und landete nach sechsstündigem Bombardement, welches der Hova-Be- satzung viel Schaden zufügte, eine Anzahl Truppen, welche sich der Stadt Mvjanga bemächtigten. Bald nachher hatten die benachbarten Hafenstädte Amorvnsaugaua und Passaudava ein gleiches Schicksal, wobei viel von den dort lagernden fremden Waarenvorräten zu Grunde ging. Mojcmga liegt auf der östlichen Seite eines Meerbusens, in welchen sich die Gewässer mehrerer Flüsse ergießen, die ihr Quell¬ gebiet in den Bergen bei Autanauarivo, der Hauptstadt des Landes, haben. Der gewühlte Ort ist weit entfernt von Rossi BL, der von den Franzosen vkkupirtcn Insel an der Küste der Salalawas, und ist zu dem ausdrücklichen Zwecke be¬ setzt worden, um direkten Druck auf die Hoavregierung auszuüben; denn die Franzosen gedenken die Zollstätten in Verwaltung zu nehmen und die eingehenden Gelder nicht eher an die Hovas abzuliefern, als bis sie nachgegeben und die Forderungen des Admirals bewilligt haben. Auch in Tonkin haben die Dinge in mehrfacher Beziehung eine ernstere Wendung genommen. Bei Hanoi erlitten die Franzosen eine Niederlage, bei welcher ihr Führer, Kommodore Riviere, den Tod fand, und Nachrichten ans China zufolge trifft die dortige Regierung Vorbereitungen zum Widerstande gegen die Pläne der Franzosen auf Tonkin und Arran. Nach einem Bericht im (zÄulviL verließ Riviere am Morgen des 20. Mai Hanoi, um einen wichtigen strategischen Punkt am Roten Flusse, nicht fern von der Stadt, zu besetzen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756/670>, abgerufen am 03.07.2024.