Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.Zur Lntherfeier. jetzt nicht an sich fehlen lassen. Die Baukunst bietet bereits mehrfach ihre Am weitesten würde man auf diesem Wege gelangen, wenn man einen seit Damit wäre eine Reihe von Hilfsmitteln aufgezählt, von denen jedes in Zur Lntherfeier. jetzt nicht an sich fehlen lassen. Die Baukunst bietet bereits mehrfach ihre Am weitesten würde man auf diesem Wege gelangen, wenn man einen seit Damit wäre eine Reihe von Hilfsmitteln aufgezählt, von denen jedes in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0400" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/153149"/> <fw type="header" place="top"> Zur Lntherfeier.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1576" prev="#ID_1575"> jetzt nicht an sich fehlen lassen. Die Baukunst bietet bereits mehrfach ihre<lb/> reichen Gaben für unsern Zweck dar. In Leipzig, in Wittenberg und Worms<lb/> werden Kirchenbauten beabsichtigt. In Kiel will man ein „Lutherhaus" gründen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1577"> Am weitesten würde man auf diesem Wege gelangen, wenn man einen seit<lb/> dem Anfange unsers Jahrhunderts gehegten Plan in diesem Jahre endlich mit<lb/> Ernst und Ausdauer durchzuführen begönne: den Plan der Errichtung eines<lb/> neuen Doms in Berlin. Es ist eine Ehrensache von ganz Deutschland, daß sein<lb/> Kaiser nicht länger in dem alten verfallenden Gebäude, welches neben allen den<lb/> Prachtbauten der neuen Zeit eine so klägliche Rolle spielt, dem Herrn diene.<lb/> Überhaupt ist es eines der dringendsten Interessen der protestantischen Welt,<lb/> daß die Metropole des Protestantismus ein seiner beherrschenden Weltstellung<lb/> entsprechendes Gotteshaus auszuweisen habe. Beträchtliche Mittel dazu liegen<lb/> bereit. Ihre Vervollständigung könnte man mit Vertrauen der freien Liebes¬<lb/> thätigkeit der Deutschen diesseits und jenseits des Ozeans anheimstellen. In<lb/> welchem Maße dieselbe für eine große Sache erwärmt werden kann, das haben<lb/> wir aus Anlaß des Schiller-Jubiläums und der Ausbauung des Kölner Doms<lb/> erlebt. Wie betriebsam war man damals überall mit Vereinsorganisatiouen,<lb/> mit Vorträgen, Aufführungen, Ausstellungen, Bazars, Vorlesungen u. tgi. Daß<lb/> solche Bemühungen großartigen Erfolg haben können, dafür zeugt die Schiller¬<lb/> stiftung und das nun vollendete herrliche Gebäude in Köln. Hat unsre Nation<lb/> so mächtige Werke zu Stande gebracht, wie sollte es ihr unmöglich sein, der ge¬<lb/> meinsamen Hauptstadt zu ihrem wertvollen Schmuck zu verhelfen, dessen Mangel<lb/> jeden Vaterlandsfreund aufs empfindlichste schmerzen muß? Wenn zur Abhilfe<lb/> das vierhundertste Geburtstagsfest Luthers den Anstoß gäbe, so würde dadurch<lb/> sein großer Name für alle Folgezeit mit dein Bestände des ersten protestantischen<lb/> Domes verknüpft sein. Für die Gegenwart aber würde dadurch dem Zwecke einer<lb/> begeisterten Festesfcier in mannichfaltiger Richtung Vorschub geleistet werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1578" next="#ID_1579"> Damit wäre eine Reihe von Hilfsmitteln aufgezählt, von denen jedes in<lb/> seiner Art ersprießliche«: Einfluß auf die Feststimmung üben könnte. Sie alle<lb/> würden aber an Wirksamkeit beträchtlich zurückbleiben hinter der auf die wei¬<lb/> testen Kreise sich erstreckenden einschlagenden, zündenden Kraft eines Dramas,<lb/> welches, der schöpferischen Phantasie eines genialen Dichters entsprungen, Luther<lb/> zum Helden hätte und diesen volkstümlichsten aller Volksmänner in würdiger<lb/> Form persönlich redend und handelnd zur unmittelbaren Anschauung brächte.<lb/> Wenn wir doch ein solches Drama besäßen! Einer unsrer genialsten Künstler<lb/> äußerte einmal: „Ich wundre mich immer, daß ihr Protestanten den Luther<lb/> nicht dramatisch behandelt. Wenn ich nicht Katholik wäre, ich hätte mich längst<lb/> an ihn gemacht." Bekanntlich hat sich Zacharias Werner an diesen Stoff ge¬<lb/> wagt. Sein Drama „Die Weihe der Kraft" beweist, welche Fülle von dra¬<lb/> matischen Motiven der Stoff birgt, wenn selbst ein so beschränktes, undiszipli-<lb/> nirtes Talent ihm solche Wirkungen abzugewinnen wußte. Allerdings sind die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0400]
Zur Lntherfeier.
jetzt nicht an sich fehlen lassen. Die Baukunst bietet bereits mehrfach ihre
reichen Gaben für unsern Zweck dar. In Leipzig, in Wittenberg und Worms
werden Kirchenbauten beabsichtigt. In Kiel will man ein „Lutherhaus" gründen.
Am weitesten würde man auf diesem Wege gelangen, wenn man einen seit
dem Anfange unsers Jahrhunderts gehegten Plan in diesem Jahre endlich mit
Ernst und Ausdauer durchzuführen begönne: den Plan der Errichtung eines
neuen Doms in Berlin. Es ist eine Ehrensache von ganz Deutschland, daß sein
Kaiser nicht länger in dem alten verfallenden Gebäude, welches neben allen den
Prachtbauten der neuen Zeit eine so klägliche Rolle spielt, dem Herrn diene.
Überhaupt ist es eines der dringendsten Interessen der protestantischen Welt,
daß die Metropole des Protestantismus ein seiner beherrschenden Weltstellung
entsprechendes Gotteshaus auszuweisen habe. Beträchtliche Mittel dazu liegen
bereit. Ihre Vervollständigung könnte man mit Vertrauen der freien Liebes¬
thätigkeit der Deutschen diesseits und jenseits des Ozeans anheimstellen. In
welchem Maße dieselbe für eine große Sache erwärmt werden kann, das haben
wir aus Anlaß des Schiller-Jubiläums und der Ausbauung des Kölner Doms
erlebt. Wie betriebsam war man damals überall mit Vereinsorganisatiouen,
mit Vorträgen, Aufführungen, Ausstellungen, Bazars, Vorlesungen u. tgi. Daß
solche Bemühungen großartigen Erfolg haben können, dafür zeugt die Schiller¬
stiftung und das nun vollendete herrliche Gebäude in Köln. Hat unsre Nation
so mächtige Werke zu Stande gebracht, wie sollte es ihr unmöglich sein, der ge¬
meinsamen Hauptstadt zu ihrem wertvollen Schmuck zu verhelfen, dessen Mangel
jeden Vaterlandsfreund aufs empfindlichste schmerzen muß? Wenn zur Abhilfe
das vierhundertste Geburtstagsfest Luthers den Anstoß gäbe, so würde dadurch
sein großer Name für alle Folgezeit mit dein Bestände des ersten protestantischen
Domes verknüpft sein. Für die Gegenwart aber würde dadurch dem Zwecke einer
begeisterten Festesfcier in mannichfaltiger Richtung Vorschub geleistet werden.
Damit wäre eine Reihe von Hilfsmitteln aufgezählt, von denen jedes in
seiner Art ersprießliche«: Einfluß auf die Feststimmung üben könnte. Sie alle
würden aber an Wirksamkeit beträchtlich zurückbleiben hinter der auf die wei¬
testen Kreise sich erstreckenden einschlagenden, zündenden Kraft eines Dramas,
welches, der schöpferischen Phantasie eines genialen Dichters entsprungen, Luther
zum Helden hätte und diesen volkstümlichsten aller Volksmänner in würdiger
Form persönlich redend und handelnd zur unmittelbaren Anschauung brächte.
Wenn wir doch ein solches Drama besäßen! Einer unsrer genialsten Künstler
äußerte einmal: „Ich wundre mich immer, daß ihr Protestanten den Luther
nicht dramatisch behandelt. Wenn ich nicht Katholik wäre, ich hätte mich längst
an ihn gemacht." Bekanntlich hat sich Zacharias Werner an diesen Stoff ge¬
wagt. Sein Drama „Die Weihe der Kraft" beweist, welche Fülle von dra¬
matischen Motiven der Stoff birgt, wenn selbst ein so beschränktes, undiszipli-
nirtes Talent ihm solche Wirkungen abzugewinnen wußte. Allerdings sind die
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