Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.Die Grafen von Altenschwerdt. So barsch der General sprach, indem er bestrebt war, allzu hoch gehende Er verneigte sich mit dem dankbarsten Blick. Ich werde den kommenden Die Unterredung fand in den Gängen des Gartens statt, und es war Der Graf sah ihm sinnend nach, als er zum Strande hinabschritt und bald Ein hübscher Bursche, sagte der alte Herr bei sich. Ein hübscher Bursche Der Wagen, welcher die Damen und Graf Dietrich von dannen führte, Es war Herr Eschenburg, liebe Mama, der bei uns war, sagte er. Der Dorothea richtete einen freudigen Blick auf Dietrich, als er so sprach. Er Im Schlosse angekommen, begab sie sich sofort auf ihre Zimmer und be¬ Die Grafen von Altenschwerdt. So barsch der General sprach, indem er bestrebt war, allzu hoch gehende Er verneigte sich mit dem dankbarsten Blick. Ich werde den kommenden Die Unterredung fand in den Gängen des Gartens statt, und es war Der Graf sah ihm sinnend nach, als er zum Strande hinabschritt und bald Ein hübscher Bursche, sagte der alte Herr bei sich. Ein hübscher Bursche Der Wagen, welcher die Damen und Graf Dietrich von dannen führte, Es war Herr Eschenburg, liebe Mama, der bei uns war, sagte er. Der Dorothea richtete einen freudigen Blick auf Dietrich, als er so sprach. Er Im Schlosse angekommen, begab sie sich sofort auf ihre Zimmer und be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0324" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/153073"/> <fw type="header" place="top"> Die Grafen von Altenschwerdt.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1300"> So barsch der General sprach, indem er bestrebt war, allzu hoch gehende<lb/> Hoffnungen auf seine Vermittlung herabzustimmen — Eberhardt fühlte seine<lb/> wohlwollende Absicht, ja seine tiefe Sympathie durch und sagte sich, daß er<lb/> keine günstigere Fürsprache als die dieses alten, ehrenwerten Herrn sich hätte<lb/> erdenken können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1301"> Er verneigte sich mit dem dankbarsten Blick. Ich werde den kommenden<lb/> Tag nicht sehr ruhig verbringen, sagte er mit schwermütigen Tone. Ja ich<lb/> fühle schon jetzt so etwas wie Zittern in meiner Hand und glaube nicht, daß<lb/> es mir nützen würde, heute eine Skizze zu beginnen. ,</p><lb/> <p xml:id="ID_1302"> Die Unterredung fand in den Gängen des Gartens statt, und es war<lb/> nicht weit bis zur Pforte. Eberhardt trug noch sein Skizzenbuch unter dem<lb/> Arme. Er zog ehrerbietig seinen Hut und empfahl sich.</p><lb/> <p xml:id="ID_1303"> Der Graf sah ihm sinnend nach, als er zum Strande hinabschritt und bald<lb/> nachher sein Boot die Bucht verließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_1304"> Ein hübscher Bursche, sagte der alte Herr bei sich. Ein hübscher Bursche<lb/> und ein ehrlicher Kerl. Aber leider ist dies keine Welt, wo solche Eigenschaften<lb/> schwer in die Wagschale fallen! Arme Dorothea, es wäre dir besser gewesen,<lb/> dieser Maler hätte sich weniger ritterlich benommen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1305"> Der Wagen, welcher die Damen und Graf Dietrich von dannen führte,<lb/> hatte während dessen einen großen Teil des Rückweges nach Schloß Eichhauscn<lb/> zurückgelegt, ohne daß es zu mehr als einigen vereinzelten Bemerkungen zwischen<lb/> den Insassen gekommen war. Dietrich konnte gleich anfangs nicht unterlassen,<lb/> seine Mutter auf ihre UnHöflichkeit gegen Eberhardt aufmerksam zu machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1306"> Es war Herr Eschenburg, liebe Mama, der bei uns war, sagte er. Der<lb/> Maler, weißt du, den wir am vergangnen Donnerstag in Schloß Eichhausen<lb/> kennen lernten. Du hast ihn wahrscheinlich nicht wieder erkannt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1307"> Dorothea richtete einen freudigen Blick auf Dietrich, als er so sprach. Er<lb/> hatte, so lange er in ihrer Gesellschaft war, noch keinen Satz gesprochen, der<lb/> so sehr wie dieser geeignet gewesen wäre, ihn gut bei ihr zu empfehlen. Aber<lb/> die Gräfin antwortete nur mit einem finstern Blick. Ihre Laune war durchaus<lb/> verdorben, und sie trug den größten Teil der Schuld daran, daß die Fahrt<lb/> schweigsam verlief.</p><lb/> <p xml:id="ID_1308" next="#ID_1309"> Im Schlosse angekommen, begab sie sich sofort auf ihre Zimmer und be¬<lb/> fahl Dietrich, sie zu begleiten. Das Mädchen, welches ihr als Kammerjungfer<lb/> beigegeben worden war und sie im Schlafzimmer erwartete, wurde ziemlich rauh<lb/> angelassen, als es Hut, Sonnenschirm und die Mantille nicht so geschickt in<lb/> Empfang nahm, wie Gräfin Sibhlle wohl erwartet haben mochte. In den<lb/> Salon tretend, wo Dietrich vor dem Spiegel stand und die Farbe seiner Augen<lb/> bewunderte, zeigte sie ein Gesicht, welches ihn sogleich zu der Frage veranlaßte,<lb/> warum sie so schlechter Laune sei. Sie ließ ihn nicht auf den Bescheid warten.<lb/> Indem sie in dem großen, luftigen Gemach auf und ab schritt, dessen starke</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0324]
Die Grafen von Altenschwerdt.
So barsch der General sprach, indem er bestrebt war, allzu hoch gehende
Hoffnungen auf seine Vermittlung herabzustimmen — Eberhardt fühlte seine
wohlwollende Absicht, ja seine tiefe Sympathie durch und sagte sich, daß er
keine günstigere Fürsprache als die dieses alten, ehrenwerten Herrn sich hätte
erdenken können.
Er verneigte sich mit dem dankbarsten Blick. Ich werde den kommenden
Tag nicht sehr ruhig verbringen, sagte er mit schwermütigen Tone. Ja ich
fühle schon jetzt so etwas wie Zittern in meiner Hand und glaube nicht, daß
es mir nützen würde, heute eine Skizze zu beginnen. ,
Die Unterredung fand in den Gängen des Gartens statt, und es war
nicht weit bis zur Pforte. Eberhardt trug noch sein Skizzenbuch unter dem
Arme. Er zog ehrerbietig seinen Hut und empfahl sich.
Der Graf sah ihm sinnend nach, als er zum Strande hinabschritt und bald
nachher sein Boot die Bucht verließ.
Ein hübscher Bursche, sagte der alte Herr bei sich. Ein hübscher Bursche
und ein ehrlicher Kerl. Aber leider ist dies keine Welt, wo solche Eigenschaften
schwer in die Wagschale fallen! Arme Dorothea, es wäre dir besser gewesen,
dieser Maler hätte sich weniger ritterlich benommen!
Der Wagen, welcher die Damen und Graf Dietrich von dannen führte,
hatte während dessen einen großen Teil des Rückweges nach Schloß Eichhauscn
zurückgelegt, ohne daß es zu mehr als einigen vereinzelten Bemerkungen zwischen
den Insassen gekommen war. Dietrich konnte gleich anfangs nicht unterlassen,
seine Mutter auf ihre UnHöflichkeit gegen Eberhardt aufmerksam zu machen.
Es war Herr Eschenburg, liebe Mama, der bei uns war, sagte er. Der
Maler, weißt du, den wir am vergangnen Donnerstag in Schloß Eichhausen
kennen lernten. Du hast ihn wahrscheinlich nicht wieder erkannt.
Dorothea richtete einen freudigen Blick auf Dietrich, als er so sprach. Er
hatte, so lange er in ihrer Gesellschaft war, noch keinen Satz gesprochen, der
so sehr wie dieser geeignet gewesen wäre, ihn gut bei ihr zu empfehlen. Aber
die Gräfin antwortete nur mit einem finstern Blick. Ihre Laune war durchaus
verdorben, und sie trug den größten Teil der Schuld daran, daß die Fahrt
schweigsam verlief.
Im Schlosse angekommen, begab sie sich sofort auf ihre Zimmer und be¬
fahl Dietrich, sie zu begleiten. Das Mädchen, welches ihr als Kammerjungfer
beigegeben worden war und sie im Schlafzimmer erwartete, wurde ziemlich rauh
angelassen, als es Hut, Sonnenschirm und die Mantille nicht so geschickt in
Empfang nahm, wie Gräfin Sibhlle wohl erwartet haben mochte. In den
Salon tretend, wo Dietrich vor dem Spiegel stand und die Farbe seiner Augen
bewunderte, zeigte sie ein Gesicht, welches ihn sogleich zu der Frage veranlaßte,
warum sie so schlechter Laune sei. Sie ließ ihn nicht auf den Bescheid warten.
Indem sie in dem großen, luftigen Gemach auf und ab schritt, dessen starke
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |