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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.

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Das rote Kreuz in Deutschland.

Organe der freiwilligen Krankenpflege auf Grund der bisher gemachten Er¬
fahrungen, und sollte endlich die Beziehungen der Vereine, Genossenschaften und
Delegirten unter einander wie zu den Militär- und sonstigen Behörden und
dem kaiserlichen Kommissar zur Anschauung bringen.

Wie schon angedeutet, herrscht schon innerhalb der Vereine selbst keineswegs
überall vollkommene Klarheit in Bezug auf diese verschiednen Punkte. Das
große Publikum vollends verkennt zwar nicht die Bedeutung des roten Kreuzes,
verhält sich aber im ganzen doch ziemlich gleichgiltig gegen die Friedensthätigkcit
der seinen Zwecken dienenden Vereine und besitzt namentlich nur geringe, wenn
überhaupt irgend welche Kenntnis von deren innerer Gliederung. Die Sache
hat denn aber doch für das gesamte öffentliche Leben eine nicht zu unterschätzende
Bedeutung, und ich hoffe daher bei den Lesern dieser Blätter aus Dank rechnen
zu dürfen, wenn ich an der Hand des vortrefflichen Buches, welches den kaiser¬
lichen Preis davon getragen hat,*) in den folgenden Zeilen den Versuch unter¬
nehme, in kurzen Umrissen ein Bild von dem Umfange, der Stellung, der Thätig¬
keit und den weiteren Bestrebungen dieser Vereine zu entwerfen.

Der Preisschrift des Herrn v. Criegern gebührt das Verdienst, in einer
lichtvollen Darstellung der sämtlichen einschlägigen Verhältnisse gleichsam das
feste, äußere Gefüge des Gebäudes geschaffen zu haben, unter dessen Dache sich
die sämtlichen Vereine des roten Kreuzes zu gemeinsamem Wirken zusammen¬
finden werden.

Zum bessern Verständnis der Thätigkeit, welche die freiwillige Kranken¬
pflege -- ein Begriff, unter den die Gesamtheit aller Hilfsleistungen an
Material und die Zahl aller der Personen zusammengefaßt wird, welche mit¬
wirken wollen an der Pflege von Kranken und Verwundeten, ohne Mitglieder
des Heeres zu sein -- während des Krieges entfaltet, scheint es notwendig, zu¬
nächst Art und Umfang zu schildern, wie der amtliche Sanitätsdienst der Armee,
dessen gesamte Fäden in dem beim großen Hauptquartier befindlichen Chef des
Fcldsanitätswcsens zusammenlaufen, im einzelnen geregelt ist. Unter dem ge¬
nannten Chef fungirt bei jedem Armeekommando ein Armee-Generalarzt, bei
dem Kommando eines Armeekorps der Korps-Generalarzt mit den ihm zuge¬
teilten konsultirenden Chirurgen, bei der Division ein Divisionsarzt und bei der
Etappeninspektion, welche sich über ein mehr oder minder großes Gebiet im
Rücken des operirenden Heeres ausdehnt, ein Etappen-Generalarzt. Jedem
einzelnen Lazarett) steht der Chefarzt vor, und innerhalb der Etappeninspcktion
wird die Sorge für mehrere Lazarethe eines und desselben Armeekorps dem
Feldlazarethdircktor übertragen.



*) Das rote Kreuz in Deutschland. Handbuch der freiwilligen Krankenpflege für
die Kriegs- und vorbereitende Friedensthätigkeit von Friedrich v. Criegern. Gekrönte
Preisschrift. Leipzig. Veit u. Co., 1883.
Das rote Kreuz in Deutschland.

Organe der freiwilligen Krankenpflege auf Grund der bisher gemachten Er¬
fahrungen, und sollte endlich die Beziehungen der Vereine, Genossenschaften und
Delegirten unter einander wie zu den Militär- und sonstigen Behörden und
dem kaiserlichen Kommissar zur Anschauung bringen.

Wie schon angedeutet, herrscht schon innerhalb der Vereine selbst keineswegs
überall vollkommene Klarheit in Bezug auf diese verschiednen Punkte. Das
große Publikum vollends verkennt zwar nicht die Bedeutung des roten Kreuzes,
verhält sich aber im ganzen doch ziemlich gleichgiltig gegen die Friedensthätigkcit
der seinen Zwecken dienenden Vereine und besitzt namentlich nur geringe, wenn
überhaupt irgend welche Kenntnis von deren innerer Gliederung. Die Sache
hat denn aber doch für das gesamte öffentliche Leben eine nicht zu unterschätzende
Bedeutung, und ich hoffe daher bei den Lesern dieser Blätter aus Dank rechnen
zu dürfen, wenn ich an der Hand des vortrefflichen Buches, welches den kaiser¬
lichen Preis davon getragen hat,*) in den folgenden Zeilen den Versuch unter¬
nehme, in kurzen Umrissen ein Bild von dem Umfange, der Stellung, der Thätig¬
keit und den weiteren Bestrebungen dieser Vereine zu entwerfen.

Der Preisschrift des Herrn v. Criegern gebührt das Verdienst, in einer
lichtvollen Darstellung der sämtlichen einschlägigen Verhältnisse gleichsam das
feste, äußere Gefüge des Gebäudes geschaffen zu haben, unter dessen Dache sich
die sämtlichen Vereine des roten Kreuzes zu gemeinsamem Wirken zusammen¬
finden werden.

Zum bessern Verständnis der Thätigkeit, welche die freiwillige Kranken¬
pflege — ein Begriff, unter den die Gesamtheit aller Hilfsleistungen an
Material und die Zahl aller der Personen zusammengefaßt wird, welche mit¬
wirken wollen an der Pflege von Kranken und Verwundeten, ohne Mitglieder
des Heeres zu sein — während des Krieges entfaltet, scheint es notwendig, zu¬
nächst Art und Umfang zu schildern, wie der amtliche Sanitätsdienst der Armee,
dessen gesamte Fäden in dem beim großen Hauptquartier befindlichen Chef des
Fcldsanitätswcsens zusammenlaufen, im einzelnen geregelt ist. Unter dem ge¬
nannten Chef fungirt bei jedem Armeekommando ein Armee-Generalarzt, bei
dem Kommando eines Armeekorps der Korps-Generalarzt mit den ihm zuge¬
teilten konsultirenden Chirurgen, bei der Division ein Divisionsarzt und bei der
Etappeninspektion, welche sich über ein mehr oder minder großes Gebiet im
Rücken des operirenden Heeres ausdehnt, ein Etappen-Generalarzt. Jedem
einzelnen Lazarett) steht der Chefarzt vor, und innerhalb der Etappeninspcktion
wird die Sorge für mehrere Lazarethe eines und desselben Armeekorps dem
Feldlazarethdircktor übertragen.



*) Das rote Kreuz in Deutschland. Handbuch der freiwilligen Krankenpflege für
die Kriegs- und vorbereitende Friedensthätigkeit von Friedrich v. Criegern. Gekrönte
Preisschrift. Leipzig. Veit u. Co., 1883.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756/20>, abgerufen am 01.07.2024.