Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.Die Tripelallianz. Mächte zu überzeugen, daß sie wohlthut, nicht abzuwarten, bis die Reihe an Wir sind nach diesem Schlußsätze überzeugt, daß eine Tripelallianz zu In jener Überzeugung beirren uns auch Dementis nicht, wie das des Wir wundern uns umsoweniger darüber, daß der Verfasser, sich hier täuscht, Die Tripelallianz. Mächte zu überzeugen, daß sie wohlthut, nicht abzuwarten, bis die Reihe an Wir sind nach diesem Schlußsätze überzeugt, daß eine Tripelallianz zu In jener Überzeugung beirren uns auch Dementis nicht, wie das des Wir wundern uns umsoweniger darüber, daß der Verfasser, sich hier täuscht, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0172" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/152921"/> <fw type="header" place="top"> Die Tripelallianz.</fw><lb/> <p xml:id="ID_702" prev="#ID_701"> Mächte zu überzeugen, daß sie wohlthut, nicht abzuwarten, bis die Reihe an<lb/> sie kommt, und darauf Bedacht zu nehmen, daß sie nicht durch Preisgebung<lb/> ihrer Mitinteressenten in der Friedensfrage isolirt wird."</p><lb/> <p xml:id="ID_703"> Wir sind nach diesem Schlußsätze überzeugt, daß eine Tripelallianz zu<lb/> Friedenszwecken, also ein Defensiv-Bündnis, zwischen Italien, Österreich-<lb/> Ungarn und dem deutschen Reiche für bestimmte Möglichkeiten der Zukunft<lb/> abgeschlossen, besteht, und wir möchten annehmen, daß es schon einige Monate<lb/> alt ist. Wäre das nicht der Fall, so sollte es sobald als möglich abgeschlossen<lb/> werden und nicht bloß für kurze Frist; denn die Lage, die es den Italienern<lb/> vielleicht noch weit mehr empfiehlt als uns und uusern Alliirten an der Donau,<lb/> wird in der Folgezeit schwerlich eine erhebliche Veränderung erleiden.</p><lb/> <p xml:id="ID_704"> In jener Überzeugung beirren uns auch Dementis nicht, wie das des<lb/> Wiener Korrespondenten das VMz? 1«zi6Ar3.xn, der am 9. April seinen: Blatte<lb/> schrieb: „In politischen Kreisen hier wird der schwebenden Streitfrage über die<lb/> angebliche Tripelallianz gar keine Wichtigkeit beigemessen. Man weiß, daß<lb/> das ursprüngliche Telegramm, welches die Erörterung anregte, in Wirklichkeit<lb/> von Paris ausging, wo man vermutlich den Verdacht hegte, daß eine Entente<lb/> zwischen Italien und den beiden deutschen Mächten entweder ins Auge gefaßt<lb/> oder nahe daran sei, zustande zu kommen. Die leitenden Geister der „Nord¬<lb/> deutschen Allgemeinen Zeitung" hielten die Gelegenheit für günstig zu einer<lb/> freundschaftlichen Ermahnung an Frankreich, aber es würde, um es gelind aus¬<lb/> zudrücken, gewagt sein, wollte man die Angabe unsers Berliner Zeitgenossen für<lb/> mehr bedeutend ansehen. Ich kann zuversichtlich behaupten, daß zwischen den<lb/> drei in Rede stehenden Mächten keinerlei Einverständnis in Betreff der Even¬<lb/> tualität eines Krieges existirt. Es giebt keinen Schatten einer Tripelallianz."</p><lb/> <p xml:id="ID_705" next="#ID_706"> Wir wundern uns umsoweniger darüber, daß der Verfasser, sich hier täuscht,<lb/> als er auch vor kurzem noch nicht an das deutsch-österreichische Bündnis glaubte.<lb/> Lesen wir zwischen den Zeilen des Berliner offiziösen Blattes, so spricht es<lb/> mindestens die Überzeugung aus, daß jeder Versuch Frankreichs, den Frieden<lb/> Europas zu stören, drei Großmächte zum Schutze desselben vereint sehen wird.<lb/> Unzweideutig wird anerkannt, daß man von der jetzigen französischen Regierung<lb/> keinen Angriff befürchtet, ebenso deutlich aber tritt die Besorgnis hervor, daß ein<lb/> Sieg der Monarchie über die gegenwärtige Verfassung Frankreichs das anders<lb/> gestalten könnte, und diese Stelle des Artikels hat die französische Presse, nicht<lb/> bloß die der Opposition, ganz über die Maßen verdrossen. Auch die Republi¬<lb/> kaner haben es sehr übel genommen, daß die Republik als die einZige Regierungs¬<lb/> form dargestellt wird, welche in Europa den Frieden sicherstelle; die Herren<lb/> können es nicht vertragen, daß man ihnen freundlich auf den Rücken klopft,<lb/> sie wissen, daß es ihnen zu Hause Spott zuzieht, wenn Fürst Bismarck sie zu<lb/> patronisiren scheint, und es ist sehr ergötzlich, die Ausbrüche ihres Verdrusses<lb/> zu verfolgen. Der ?Anxs, der für hochvffiziös gilt, rief am 8. April aus:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0172]
Die Tripelallianz.
Mächte zu überzeugen, daß sie wohlthut, nicht abzuwarten, bis die Reihe an
sie kommt, und darauf Bedacht zu nehmen, daß sie nicht durch Preisgebung
ihrer Mitinteressenten in der Friedensfrage isolirt wird."
Wir sind nach diesem Schlußsätze überzeugt, daß eine Tripelallianz zu
Friedenszwecken, also ein Defensiv-Bündnis, zwischen Italien, Österreich-
Ungarn und dem deutschen Reiche für bestimmte Möglichkeiten der Zukunft
abgeschlossen, besteht, und wir möchten annehmen, daß es schon einige Monate
alt ist. Wäre das nicht der Fall, so sollte es sobald als möglich abgeschlossen
werden und nicht bloß für kurze Frist; denn die Lage, die es den Italienern
vielleicht noch weit mehr empfiehlt als uns und uusern Alliirten an der Donau,
wird in der Folgezeit schwerlich eine erhebliche Veränderung erleiden.
In jener Überzeugung beirren uns auch Dementis nicht, wie das des
Wiener Korrespondenten das VMz? 1«zi6Ar3.xn, der am 9. April seinen: Blatte
schrieb: „In politischen Kreisen hier wird der schwebenden Streitfrage über die
angebliche Tripelallianz gar keine Wichtigkeit beigemessen. Man weiß, daß
das ursprüngliche Telegramm, welches die Erörterung anregte, in Wirklichkeit
von Paris ausging, wo man vermutlich den Verdacht hegte, daß eine Entente
zwischen Italien und den beiden deutschen Mächten entweder ins Auge gefaßt
oder nahe daran sei, zustande zu kommen. Die leitenden Geister der „Nord¬
deutschen Allgemeinen Zeitung" hielten die Gelegenheit für günstig zu einer
freundschaftlichen Ermahnung an Frankreich, aber es würde, um es gelind aus¬
zudrücken, gewagt sein, wollte man die Angabe unsers Berliner Zeitgenossen für
mehr bedeutend ansehen. Ich kann zuversichtlich behaupten, daß zwischen den
drei in Rede stehenden Mächten keinerlei Einverständnis in Betreff der Even¬
tualität eines Krieges existirt. Es giebt keinen Schatten einer Tripelallianz."
Wir wundern uns umsoweniger darüber, daß der Verfasser, sich hier täuscht,
als er auch vor kurzem noch nicht an das deutsch-österreichische Bündnis glaubte.
Lesen wir zwischen den Zeilen des Berliner offiziösen Blattes, so spricht es
mindestens die Überzeugung aus, daß jeder Versuch Frankreichs, den Frieden
Europas zu stören, drei Großmächte zum Schutze desselben vereint sehen wird.
Unzweideutig wird anerkannt, daß man von der jetzigen französischen Regierung
keinen Angriff befürchtet, ebenso deutlich aber tritt die Besorgnis hervor, daß ein
Sieg der Monarchie über die gegenwärtige Verfassung Frankreichs das anders
gestalten könnte, und diese Stelle des Artikels hat die französische Presse, nicht
bloß die der Opposition, ganz über die Maßen verdrossen. Auch die Republi¬
kaner haben es sehr übel genommen, daß die Republik als die einZige Regierungs¬
form dargestellt wird, welche in Europa den Frieden sicherstelle; die Herren
können es nicht vertragen, daß man ihnen freundlich auf den Rücken klopft,
sie wissen, daß es ihnen zu Hause Spott zuzieht, wenn Fürst Bismarck sie zu
patronisiren scheint, und es ist sehr ergötzlich, die Ausbrüche ihres Verdrusses
zu verfolgen. Der ?Anxs, der für hochvffiziös gilt, rief am 8. April aus:
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