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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.

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Die Revision der Lutherischen Bibelübersetzung.

und Kleinere (Berlin), Riesen, Schlottmann und Tholuck (Halle), Bertheciu
(Göttingen), Kamphansen (Bonn) und Oberkonsistorialrat Düsterdieck (Hannover),
(Dittmann und Tholuck, die bald auftraten, wurden durch Superintendent
Hoffmann aus Frauendorf und Konsistorialrat Clausen aus Brügge bei Kiel
ersetzt); für Sachsen aus den Professoren Baur und Delitzsch, Konsistorialrat
Thenius, der 1876 starb, und Pastor Ahlfeld, an dessen Stelle 1874 Diakonus
Kühn (der Verfasser des obengenannten Schriftchens) trat; für Würtemberg
aus Dekan Kapff (Balingen), Professor Kühl (Tübingen), den zeitweilig Dia¬
konus Grill ersetzte, und Pfarrer Schröder (Endersbach), jetzt emeritirt; für
Sachsen-Weimar aus Professor Grimm (Jena) und Professor Diestel (später in
Tübingen, f 1879). Diese Kommission ist von Ostern 1871 bis Michaelis 1881
achtzehnmal zusammengetreten und hat in 173 Sitzungstagen sämtliche Bücher
des alten Testaments revidirt; die erste Lesung der Apokryphen war einer be¬
sondern Unterkommission übertragen, welche in vier Zusammenkünften und etwa
zwanzig Sitzungstagen ihre Aufgabe erledigte. Ehe die von einem Referenten
mit seinen zwei Korreferenten für das Plenum festgestellte Vorlage im Plenum
beraten wurde, befand sie sich schon zu eingehender Prüfung in den Händen
sämtlicher Kommissivnsmitglieder; bei der Plenarsitzung durften außer den von
den Referenten gestellten Anträgen auf Änderung auch neue gestellt werden;
angenommen aber wurden nur die Anträge, für welche zwei Dritteile der Ver¬
sammlung stimmten. Auf diese Weise fand eine gründliche und besonnene Durch¬
arbeitung des ganzen alten Testaments statt.

Die gesamten Revisionsergebnisse werden in einer zur vierten Säkularfeier
von Luthers Geburtstage (oder wenigstens nicht lange darnach) erscheinenden
sogenannten Probebibel veröffentlicht werden. Der Preis einer solchen, das
alte und neue Testament umfassenden Probebibel, auf deren Herstellung die größte
Sorgfalt verwendet werden soll, wird sechs Mark betragen. In ihr sind die
Berichtigungen der Lutherischen Übersetzung und die Rezensionen des Cansteinschen
Textes durch halbfette Schrift (bei den Änderungen des Cansteinschen Textes
mit Hinzufügung zweier Vertikallinien zur Seite des betreffenden Wortes) her¬
vorgehoben. Natürlich ist es der Wunsch aller Mitarbeiter, daß die Arbeit der
Kommission eine recht vielseitige Beachtung und Beurteilung finden möge. Jedes
Urteil, nicht bloß von Theologen, sondern auch von andern Gliedern der Ge¬
meinde, wird willkommen sein und ernste Würdigung finden. Zwei Jahre nach
Erscheinen des Probedruckes, dessen Herausgabe auf Wunsch der Kommission
Pfarrer Schröder -- der sein Pfarramt niedergelegt hat und sich ausschließlich
diesem Werke widmet -- übernommen hat, wird dann unter Berücksichtigung der
unterdeß eingegangenen Beurteilungen, Wünsche und Ausstellungen der Text des
alten Testaments in einer dritten Lesung von der Kommission endgiltig festgestellt
werden. Hoffentlich wird dann dieser revidirte Text zum allgemeinen Gebrauche
in. den evangelischen Kirchen und Schulen Deutschlands angenommen werden.


Grenzboten II. 1833. 17
Die Revision der Lutherischen Bibelübersetzung.

und Kleinere (Berlin), Riesen, Schlottmann und Tholuck (Halle), Bertheciu
(Göttingen), Kamphansen (Bonn) und Oberkonsistorialrat Düsterdieck (Hannover),
(Dittmann und Tholuck, die bald auftraten, wurden durch Superintendent
Hoffmann aus Frauendorf und Konsistorialrat Clausen aus Brügge bei Kiel
ersetzt); für Sachsen aus den Professoren Baur und Delitzsch, Konsistorialrat
Thenius, der 1876 starb, und Pastor Ahlfeld, an dessen Stelle 1874 Diakonus
Kühn (der Verfasser des obengenannten Schriftchens) trat; für Würtemberg
aus Dekan Kapff (Balingen), Professor Kühl (Tübingen), den zeitweilig Dia¬
konus Grill ersetzte, und Pfarrer Schröder (Endersbach), jetzt emeritirt; für
Sachsen-Weimar aus Professor Grimm (Jena) und Professor Diestel (später in
Tübingen, f 1879). Diese Kommission ist von Ostern 1871 bis Michaelis 1881
achtzehnmal zusammengetreten und hat in 173 Sitzungstagen sämtliche Bücher
des alten Testaments revidirt; die erste Lesung der Apokryphen war einer be¬
sondern Unterkommission übertragen, welche in vier Zusammenkünften und etwa
zwanzig Sitzungstagen ihre Aufgabe erledigte. Ehe die von einem Referenten
mit seinen zwei Korreferenten für das Plenum festgestellte Vorlage im Plenum
beraten wurde, befand sie sich schon zu eingehender Prüfung in den Händen
sämtlicher Kommissivnsmitglieder; bei der Plenarsitzung durften außer den von
den Referenten gestellten Anträgen auf Änderung auch neue gestellt werden;
angenommen aber wurden nur die Anträge, für welche zwei Dritteile der Ver¬
sammlung stimmten. Auf diese Weise fand eine gründliche und besonnene Durch¬
arbeitung des ganzen alten Testaments statt.

Die gesamten Revisionsergebnisse werden in einer zur vierten Säkularfeier
von Luthers Geburtstage (oder wenigstens nicht lange darnach) erscheinenden
sogenannten Probebibel veröffentlicht werden. Der Preis einer solchen, das
alte und neue Testament umfassenden Probebibel, auf deren Herstellung die größte
Sorgfalt verwendet werden soll, wird sechs Mark betragen. In ihr sind die
Berichtigungen der Lutherischen Übersetzung und die Rezensionen des Cansteinschen
Textes durch halbfette Schrift (bei den Änderungen des Cansteinschen Textes
mit Hinzufügung zweier Vertikallinien zur Seite des betreffenden Wortes) her¬
vorgehoben. Natürlich ist es der Wunsch aller Mitarbeiter, daß die Arbeit der
Kommission eine recht vielseitige Beachtung und Beurteilung finden möge. Jedes
Urteil, nicht bloß von Theologen, sondern auch von andern Gliedern der Ge¬
meinde, wird willkommen sein und ernste Würdigung finden. Zwei Jahre nach
Erscheinen des Probedruckes, dessen Herausgabe auf Wunsch der Kommission
Pfarrer Schröder — der sein Pfarramt niedergelegt hat und sich ausschließlich
diesem Werke widmet — übernommen hat, wird dann unter Berücksichtigung der
unterdeß eingegangenen Beurteilungen, Wünsche und Ausstellungen der Text des
alten Testaments in einer dritten Lesung von der Kommission endgiltig festgestellt
werden. Hoffentlich wird dann dieser revidirte Text zum allgemeinen Gebrauche
in. den evangelischen Kirchen und Schulen Deutschlands angenommen werden.


Grenzboten II. 1833. 17
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756/137>, abgerufen am 03.07.2024.