Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.Entstehungsgeschichte und Stil des Egmont, von I. Minor. le Geschichte des Egmont grenzt stofflich nahe an den Götz, und Diese äußern Daten geben uns in der That einige Anhaltepunkte über Als Goethe den Egmont im Dezember 1778 wieder in Angriff nahm, Grenzboten I, 1883. ^
Entstehungsgeschichte und Stil des Egmont, von I. Minor. le Geschichte des Egmont grenzt stofflich nahe an den Götz, und Diese äußern Daten geben uns in der That einige Anhaltepunkte über Als Goethe den Egmont im Dezember 1778 wieder in Angriff nahm, Grenzboten I, 1883. ^
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Entstehungsgeschichte und Stil des Egmont,
von I. Minor.
le Geschichte des Egmont grenzt stofflich nahe an den Götz, und
es ist wohl möglich, daß Goethe bei Gelegenheit seiner Quellen¬
studien zum Götz auch der Geschichte des Abfalls der vereinigten
Niederlande seine Aufmerksamkeit zugewandt hat. Ans Nieder¬
schreiben ging er jedoch erst im Herbst 1776, um die fürchterliche
Lücke auszufüllen, welche ihn von Lilli trennte. Doch schrieb er das Stück
nicht, wie den ersten Götz, in einem Zuge, in Reih und Folge nieder; sondern,
wie in „Dichtung und Wahrheit" erzählt wird, griff er „nach der ersten Ein¬
leitung sogleich die Hauptszcuc an, ohne sich um die allenfalsigen Verbindungen
zu kümmern." Sein Vater, der das so leicht entstehende auch leicht vollendet
zu sehen glaubte, spornte ihn Tag und Nacht zur Arbeit. In der Unruhe, mit
welcher er der Ankunft des Wagens entgegensah, der ihn nach Weimar bringen
sollte, aber unverhältnismäßig lange ausblieb, schrieb er an dem Stücke weiter
und brachte es — dank dem Beifall des Vaters, der das Stück vollendet und
gedruckt zu sehen wünschte, weil er hoffte, daß der gute Ruf seines Sohnes
dadurch vermehrt werden würde — beinahe zu Ende, Aber die Unruhe, welche
dem Stücke anfangs zu Gute gekommen war und den Dichter warm gehalten
hatte, vermehrte sich und hinderte zuletzt die Arbeit, sodaß das Schauspiel,
noch ehe Goethe nach Weimar ging, liegen blieb.
Diese äußern Daten geben uns in der That einige Anhaltepunkte über
die noch in Frankfurt vollendeten Teile des Gedichts. Da Goethe sagt, er habe
das Stück beinahe zustande gebracht, so dürfen wir wohl annehmen, daß es
bis in den vierten Akt, aber nicht fortlaufend, geschrieben war. Dieser Akt
enthält ja auch die Hauptszene (zwischen Egmont und Alba), welche er sogleich
nach der Einleitung in Angriff nahm; und unter dem Namen der ersten Szene
wird das Stück bereits im Gothaischen Theaterkalender ans 1777 u, f. erwähnt,
wo es „Das Vogelschießen von Brüssel" oder „Die Vogelwiese" genannt wird.
Aus der zweite» Szene zitirt Goethe an Frau von Stein (Januar 1776):
„Geht mir auch wie Margreten v, Parma: Ich sehe viel voraus, das ich nicht
ändern kann."
Als Goethe den Egmont im Dezember 1778 wieder in Angriff nahm,
wandte er sich zunächst den Lücken zu, welche er in der Verbindung der Szenen
gelassen hatte. Er schrieb laut seinem Tagebuche am 5, Dezember 1778 die
Szene zwischen Alba und seinem Sohne, am 13, früh den Monolog Aldas.
Dann aber bleibt er, wie das erstemal und mich späterhin, im vierten Akte
Grenzboten I, 1883. ^
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