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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Bakchen und Thyrsosträger.

was ihr sehr gut stand. Ein Heller Schmuck von Silber-Filigran und Diamanten
zierte ihre wohlgeformten Arme, Hals und Haar.

Ihr Bräutigam fand sie sehr schön, als er sie so sah, und alle Welt flüsterte
sich zu, daß man nicht leicht ein Paar finden könne, welches so ausgezeichnet zu
einander passe, als diese beiden jungen, gut gewachsene!!, bildhübschen Leute, Eduard
Frank und Sylvia,

Sind Sie bei Lovendal gewesen? fragte Herr Irrwisch den jungen Architekten.

Jawohl, gleich heute Morgen, erwiederte er.

Und das Resultat?

Die Götter wissen es, sagte Eduard mit seiner gewöhnlichen offenen und
lächelnden Miene. Ich muß gestehen, ich finde die Loveudalsche Villa nicht allein
stilvoll durchgeführt, reich dekorirt und im besten baulichen Zustande, sondern
auch durchaus zweckmäßig angelegt. Ich wünschte, ich hätte sie gebaut, und ich
begreife nicht, was der alte Herr an dem Gebäude auszusetzen hat.

Haben Sie ihm das gesagt? fragte Herr Irrwisch in spitzem Tone.

Gewiß, entgegnete Eduard in der einfachsten Weise.

Herr Irrwisch machte ein ironisches Gesicht. Mein Herr Schwiegersohn in
sxs, sagte er, die Gelegenheit trägt all ihr Haar an der Stirn und ist hinten
kahl. Wer sie vvrbciläßt, hat keine Aussicht mehr, sie wieder zu fangen.

Damit wandte er sich ab, um Gäste zu begrüße".

Sylvia richtete einen vorwurfsvollen Blick auf ihren Bräutigam. Papa
ist so reizbar, du solltest doch recht vorsichtig sein, ihn nicht zu verletzen, Eduard,
sagte sie. Er hat so viele wichtige Geschäfte, besonders in der letzten Zeit scheint
er ganz überbürdet zu sein und ist sichtlich abgespannt und nervös. Trotzdem
hat er bei dem alten Herrn von Lovendal in deinem Interesse gehandelt, und
nun hast du seine gute Absicht durchkreuzt.

Frau Rahel stand in der Nähe, hatte diese Worte vernommen und betrachtete
das Brautpaar mit satirischen Auge, so daß sie in diesem Moment ihrem Bruder,
dem Dr. Stahlhardt, auffallend ähnlich sah. Ehe noch Eduard etwas erwiedern
konnte, legte sie ihre Hand auf seinen Arm und forderte ihn auf, sie durch den
Saal zu führen.

Sie sind wohl sehr verliebt in Sylvia? fragte sie in ihrer formlosen Art
und Weise.

El, sie ist doch meine Braut, entgegnete Eduard, welcher die Wunderlich¬
keiten seiner zukünftigen Schwiegermutter kannte.

Damit ist noch nicht viel gesagt, versetzte Frau Nadel mit langsamem und
verdrießlichem Töne. Alle die bunten Puppen, die hier heute Abend herumgehen,
sind Braut gewesen oder sind es jetzt oder wollen es werden. Ob sie aber alle
von einem ehrlichen Herzen wahrhaft geliebt werden, von einem Herzen, wie Sie
es haben, Eduard, -- das ist die Frage.

Was wollen Sie damit sagen, liebe Mama? fragte er, etwas beunruhigt.


Bakchen und Thyrsosträger.

was ihr sehr gut stand. Ein Heller Schmuck von Silber-Filigran und Diamanten
zierte ihre wohlgeformten Arme, Hals und Haar.

Ihr Bräutigam fand sie sehr schön, als er sie so sah, und alle Welt flüsterte
sich zu, daß man nicht leicht ein Paar finden könne, welches so ausgezeichnet zu
einander passe, als diese beiden jungen, gut gewachsene!!, bildhübschen Leute, Eduard
Frank und Sylvia,

Sind Sie bei Lovendal gewesen? fragte Herr Irrwisch den jungen Architekten.

Jawohl, gleich heute Morgen, erwiederte er.

Und das Resultat?

Die Götter wissen es, sagte Eduard mit seiner gewöhnlichen offenen und
lächelnden Miene. Ich muß gestehen, ich finde die Loveudalsche Villa nicht allein
stilvoll durchgeführt, reich dekorirt und im besten baulichen Zustande, sondern
auch durchaus zweckmäßig angelegt. Ich wünschte, ich hätte sie gebaut, und ich
begreife nicht, was der alte Herr an dem Gebäude auszusetzen hat.

Haben Sie ihm das gesagt? fragte Herr Irrwisch in spitzem Tone.

Gewiß, entgegnete Eduard in der einfachsten Weise.

Herr Irrwisch machte ein ironisches Gesicht. Mein Herr Schwiegersohn in
sxs, sagte er, die Gelegenheit trägt all ihr Haar an der Stirn und ist hinten
kahl. Wer sie vvrbciläßt, hat keine Aussicht mehr, sie wieder zu fangen.

Damit wandte er sich ab, um Gäste zu begrüße».

Sylvia richtete einen vorwurfsvollen Blick auf ihren Bräutigam. Papa
ist so reizbar, du solltest doch recht vorsichtig sein, ihn nicht zu verletzen, Eduard,
sagte sie. Er hat so viele wichtige Geschäfte, besonders in der letzten Zeit scheint
er ganz überbürdet zu sein und ist sichtlich abgespannt und nervös. Trotzdem
hat er bei dem alten Herrn von Lovendal in deinem Interesse gehandelt, und
nun hast du seine gute Absicht durchkreuzt.

Frau Rahel stand in der Nähe, hatte diese Worte vernommen und betrachtete
das Brautpaar mit satirischen Auge, so daß sie in diesem Moment ihrem Bruder,
dem Dr. Stahlhardt, auffallend ähnlich sah. Ehe noch Eduard etwas erwiedern
konnte, legte sie ihre Hand auf seinen Arm und forderte ihn auf, sie durch den
Saal zu führen.

Sie sind wohl sehr verliebt in Sylvia? fragte sie in ihrer formlosen Art
und Weise.

El, sie ist doch meine Braut, entgegnete Eduard, welcher die Wunderlich¬
keiten seiner zukünftigen Schwiegermutter kannte.

Damit ist noch nicht viel gesagt, versetzte Frau Nadel mit langsamem und
verdrießlichem Töne. Alle die bunten Puppen, die hier heute Abend herumgehen,
sind Braut gewesen oder sind es jetzt oder wollen es werden. Ob sie aber alle
von einem ehrlichen Herzen wahrhaft geliebt werden, von einem Herzen, wie Sie
es haben, Eduard, — das ist die Frage.

Was wollen Sie damit sagen, liebe Mama? fragte er, etwas beunruhigt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/632>, abgerufen am 26.06.2024.