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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Neue Klassikevausgaben.

äst tsmxo sind in den letzten Wochen zwei neue Sammlungen
von Klassikerausgaben hervorgetreten.*) Die "Cottasche Bibliothek
der Weltliteratur" wird in 110 Bänden die sämmtlichen Werke
von Lessing. Goethe. Schiller, Th, Körner. H, 0, Kleist, Platen
und Lenau, die dramatischen Werke Shakespeares, ausgewählte
Werke Mvlivres und Calderons und Dantes Göttliche Komödie, außerdem vier
Gratisbände mit den Biographien von Lessing, Schiller, Goethe und Shakespeare
umfassen. "Wallroths Klassikerbibliothek" verspricht in 52 Bänden eine Aus¬
wahl der Meisterwerke vou Schiller, Goethe, Lessing, Shakespeare und in zweiter
Reihe von Andersen, Björnson, Börne, Bürger, Chamisso, Gaudy, Hauff,
.Hebel, Herder, E. T. A. Hoffmann, Jean Paul, H. v. Kleist, Körner, Lenau,
Musäus, Teguor und dem Demokritos-Weber zu bringen. Beide Sammlungen
haben die neue Orthographie angenommen, beide sollen in gebundenen Bänden
(ir Band 1 Mark) ausgegeben werden. Die Cottasche Sammlung stellt es dabei
völlig in das Belieben der Abnehmer, ob sie die ganze Serie, oder eine be¬
stimmte Anzahl von Bänden, oder einen einzelnen Band kaufen Wollen; bei
"Wallroths Klassikerbibliothek" scheint man sich zur Almahme des Ganzen ver¬
pflichten zu sollen.

Das komische Malheur, daß zwei buchhändlerische Unternehmungen, die
einander gleichen wie ein El dem andern, beinahe zu derselben Stunde aus dein
Büchermarkte erscheinen und uun Miene machen, sich gegenseitig das Geschäft
zu verderben, scheint sich neuerdings öfter ereignen zu sollen. Es ist das die
ganz natürliche Folge unsrer gegenwärtigen buchhändlerischen Industrie, welche in
immer bedeuklichercr Weise den Fabrikcharakter annimmt, der sich doch mit keinem
Produkte des menschlichen Geistes so wenig vertragen will als gerade mit dem
Buche. Handelt sich's dabei um eine "Jllustrirte Musikgeschichte" oder gar
bloß um einen Neudruck von Goethes "Fanstfragmeut vom Jahre 1790," so
können ja die Verleger ihre Einbuße allenfalls verschmerzen. Fataler dürfte
die gegenseitige Störung bei so umfänglichen und wcitausschaucudeu Unter¬
nehmungen wie den beiden vorliegenden sein. Indeß, wir haben zunächst keine



*) Cottasche Bibliothek der Weltliteratur, Erster Band. Goethes siiinnitliche
Werke. Neu durchgesehene und ergänzte Ausgabe in sechSunddveisjig Bünde". Mit El"'
leitungcn von Karl Goedeke. Erster Band, Stuttgart. I. G. Cottasche Buchhandlung.
Gebrüder Kröner, Verlagshandlung. Wallroths Klassiker-Bibliothek. 1. und 2. Schillers Werke. Erster und zweiter
Band. Berlin und Leipzig. Verlag von Erich Wallroth.
Neue Klassikevausgaben.

äst tsmxo sind in den letzten Wochen zwei neue Sammlungen
von Klassikerausgaben hervorgetreten.*) Die „Cottasche Bibliothek
der Weltliteratur" wird in 110 Bänden die sämmtlichen Werke
von Lessing. Goethe. Schiller, Th, Körner. H, 0, Kleist, Platen
und Lenau, die dramatischen Werke Shakespeares, ausgewählte
Werke Mvlivres und Calderons und Dantes Göttliche Komödie, außerdem vier
Gratisbände mit den Biographien von Lessing, Schiller, Goethe und Shakespeare
umfassen. „Wallroths Klassikerbibliothek" verspricht in 52 Bänden eine Aus¬
wahl der Meisterwerke vou Schiller, Goethe, Lessing, Shakespeare und in zweiter
Reihe von Andersen, Björnson, Börne, Bürger, Chamisso, Gaudy, Hauff,
.Hebel, Herder, E. T. A. Hoffmann, Jean Paul, H. v. Kleist, Körner, Lenau,
Musäus, Teguor und dem Demokritos-Weber zu bringen. Beide Sammlungen
haben die neue Orthographie angenommen, beide sollen in gebundenen Bänden
(ir Band 1 Mark) ausgegeben werden. Die Cottasche Sammlung stellt es dabei
völlig in das Belieben der Abnehmer, ob sie die ganze Serie, oder eine be¬
stimmte Anzahl von Bänden, oder einen einzelnen Band kaufen Wollen; bei
„Wallroths Klassikerbibliothek" scheint man sich zur Almahme des Ganzen ver¬
pflichten zu sollen.

Das komische Malheur, daß zwei buchhändlerische Unternehmungen, die
einander gleichen wie ein El dem andern, beinahe zu derselben Stunde aus dein
Büchermarkte erscheinen und uun Miene machen, sich gegenseitig das Geschäft
zu verderben, scheint sich neuerdings öfter ereignen zu sollen. Es ist das die
ganz natürliche Folge unsrer gegenwärtigen buchhändlerischen Industrie, welche in
immer bedeuklichercr Weise den Fabrikcharakter annimmt, der sich doch mit keinem
Produkte des menschlichen Geistes so wenig vertragen will als gerade mit dem
Buche. Handelt sich's dabei um eine „Jllustrirte Musikgeschichte" oder gar
bloß um einen Neudruck von Goethes „Fanstfragmeut vom Jahre 1790," so
können ja die Verleger ihre Einbuße allenfalls verschmerzen. Fataler dürfte
die gegenseitige Störung bei so umfänglichen und wcitausschaucudeu Unter¬
nehmungen wie den beiden vorliegenden sein. Indeß, wir haben zunächst keine



*) Cottasche Bibliothek der Weltliteratur, Erster Band. Goethes siiinnitliche
Werke. Neu durchgesehene und ergänzte Ausgabe in sechSunddveisjig Bünde». Mit El»'
leitungcn von Karl Goedeke. Erster Band, Stuttgart. I. G. Cottasche Buchhandlung.
Gebrüder Kröner, Verlagshandlung. Wallroths Klassiker-Bibliothek. 1. und 2. Schillers Werke. Erster und zweiter
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[0560] Neue Klassikevausgaben. äst tsmxo sind in den letzten Wochen zwei neue Sammlungen von Klassikerausgaben hervorgetreten.*) Die „Cottasche Bibliothek der Weltliteratur" wird in 110 Bänden die sämmtlichen Werke von Lessing. Goethe. Schiller, Th, Körner. H, 0, Kleist, Platen und Lenau, die dramatischen Werke Shakespeares, ausgewählte Werke Mvlivres und Calderons und Dantes Göttliche Komödie, außerdem vier Gratisbände mit den Biographien von Lessing, Schiller, Goethe und Shakespeare umfassen. „Wallroths Klassikerbibliothek" verspricht in 52 Bänden eine Aus¬ wahl der Meisterwerke vou Schiller, Goethe, Lessing, Shakespeare und in zweiter Reihe von Andersen, Björnson, Börne, Bürger, Chamisso, Gaudy, Hauff, .Hebel, Herder, E. T. A. Hoffmann, Jean Paul, H. v. Kleist, Körner, Lenau, Musäus, Teguor und dem Demokritos-Weber zu bringen. Beide Sammlungen haben die neue Orthographie angenommen, beide sollen in gebundenen Bänden (ir Band 1 Mark) ausgegeben werden. Die Cottasche Sammlung stellt es dabei völlig in das Belieben der Abnehmer, ob sie die ganze Serie, oder eine be¬ stimmte Anzahl von Bänden, oder einen einzelnen Band kaufen Wollen; bei „Wallroths Klassikerbibliothek" scheint man sich zur Almahme des Ganzen ver¬ pflichten zu sollen. Das komische Malheur, daß zwei buchhändlerische Unternehmungen, die einander gleichen wie ein El dem andern, beinahe zu derselben Stunde aus dein Büchermarkte erscheinen und uun Miene machen, sich gegenseitig das Geschäft zu verderben, scheint sich neuerdings öfter ereignen zu sollen. Es ist das die ganz natürliche Folge unsrer gegenwärtigen buchhändlerischen Industrie, welche in immer bedeuklichercr Weise den Fabrikcharakter annimmt, der sich doch mit keinem Produkte des menschlichen Geistes so wenig vertragen will als gerade mit dem Buche. Handelt sich's dabei um eine „Jllustrirte Musikgeschichte" oder gar bloß um einen Neudruck von Goethes „Fanstfragmeut vom Jahre 1790," so können ja die Verleger ihre Einbuße allenfalls verschmerzen. Fataler dürfte die gegenseitige Störung bei so umfänglichen und wcitausschaucudeu Unter¬ nehmungen wie den beiden vorliegenden sein. Indeß, wir haben zunächst keine *) Cottasche Bibliothek der Weltliteratur, Erster Band. Goethes siiinnitliche Werke. Neu durchgesehene und ergänzte Ausgabe in sechSunddveisjig Bünde». Mit El»' leitungcn von Karl Goedeke. Erster Band, Stuttgart. I. G. Cottasche Buchhandlung. Gebrüder Kröner, Verlagshandlung. Wallroths Klassiker-Bibliothek. 1. und 2. Schillers Werke. Erster und zweiter Band. Berlin und Leipzig. Verlag von Erich Wallroth.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

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Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/560>, abgerufen am 26.06.2024.