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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Fortschritte in der cintikcn Annstgeschichte während des letzten Jahrzehnts.

Kranz der Wissenschaft zu holen sei, auf seinen alte" Lieblingsplan zurückkam
und unermüdlich hinterdrein war, um all die Hindernisse, welche sich der Ver¬
wirklichung desselben in den Weg stellten, hinwegzuräumen. Bekannt sind die
Bedingungen, unter denen es allein möglich war, van der griechische" Regierung
die Erlaubnis zu Ausgrabungen zu erlangen; mit Ausnahme etwaiger Doubletten
(und wie kaun man bei Kunstwerken um Doubletten reden, wenn es nicht etwa
Münze" sind?) verbleibe" alle Funde Griechenland, und Deutschland hat uur
für zehn Jahre das Recht der Publikation und Vervielfältigung durch Abgüsse.

Die Ausgrabungen begannen im Winter 1875/76 und sind im Winter
1880/81 beendet worden. An der Spitze stand die leitende Kommission in Berlin
(Curtius und Adler); die Leitung der Ausgrabungen selbst hatte in den
ersten Jahre" Gustav Hirschfeld, später Georg Treu, welche beide dabei
von sachkundige" Architekten unterstützt waren. Die Resultate liegen jetzt vor
in den fünf Lieferungen des Werkes: "Die Ausgrabungen zu Olympia," heraus¬
gegeben von E. Curtiu s, F. Adler, G-Hirschfeld, G-Treu n. a. Berlin,
1877 ff. (Text und photographische Tafeln.) Es ist selbstverständlich, daß diese
erste Publikation und Bearbeitung der Funde keine abschließende sein kaun; kam
man doch oft genug in die Lage, anfangs aufgestellte Hypothese" später, infolge
neuer Funde, zu Gunsten besserer Einsicht fallen zu lassen; war es doch bis zu¬
letzt möglich, die Giebelgruppen, deren Hauptstücke man schon in den beiden
erste" Kampagnen an den Tag gefördert hatte, durch nachträgliche Ergänz""ge"
zu vervollständigen, ebenso die Metopen. Die eigentliche wissenschaftliche Aus¬
nutzung der F""de kau" also erst jetzt, wo alles vorliegt, erwartet werde", ""d
das große Werk, welches das alte Olympia mit allen seinen Gebäuden und
seinein künstlerischen Schmuck wieder vor unsern Angen erstehen läßt, wird auch
uicht ausbleiben; ii" Interesse allgemeiner Verbreitung wäre uur zu wünsche",
daß es etwas billiger ausfalle als diese erste" Publikationc", welche zusammen
schon ein recht hübsches Sümmche" koste".

"Das alte Olympia mit allen seinen Gebäuden und seinem künstlerischen
Schmuck!" Nun, ganz wörtlich darf me>" das "icht "ebene", aber teilweise
wenigstens läßt es sich doch aufrecht erhalten. Freilich haben uns -- und das
hat ja auch niemand erwartet -- die Ausgrabungen nichts vom olympische"
Zeus des Phidias geschenkt, und nur wenig, nnr spärliche Neste von dem einst
so unendlich reichen Skulpturenschmuck der Attis in Marmor- und Bro"zewerke";
aber immerhin ist die heilige senkte in ihren einzelnen Baulichkeiten, so wie sie
im zweiten Jahrhundert u. Chr. der Reisebeschreiber Pausanias sah, für uns
vollständig greifbar geworden, "ut "icht bloß der große Zeustempel, dessen Lage
nebst manchen bauliche" Details ja schon seit längerer Zeit bekannt war, sondern
auch das Heräo", der Tempel der Göttermutter, das Heiligtum des Pelops,
die Exedra des Herodes Attikus, die verschiedenen Schatzhäuser der Sityonier,
Megarer, Getaner, das Philippcion, das Prytaneion, Buleutcrion, Gymnasio",


Die Fortschritte in der cintikcn Annstgeschichte während des letzten Jahrzehnts.

Kranz der Wissenschaft zu holen sei, auf seinen alte» Lieblingsplan zurückkam
und unermüdlich hinterdrein war, um all die Hindernisse, welche sich der Ver¬
wirklichung desselben in den Weg stellten, hinwegzuräumen. Bekannt sind die
Bedingungen, unter denen es allein möglich war, van der griechische» Regierung
die Erlaubnis zu Ausgrabungen zu erlangen; mit Ausnahme etwaiger Doubletten
(und wie kaun man bei Kunstwerken um Doubletten reden, wenn es nicht etwa
Münze» sind?) verbleibe» alle Funde Griechenland, und Deutschland hat uur
für zehn Jahre das Recht der Publikation und Vervielfältigung durch Abgüsse.

Die Ausgrabungen begannen im Winter 1875/76 und sind im Winter
1880/81 beendet worden. An der Spitze stand die leitende Kommission in Berlin
(Curtius und Adler); die Leitung der Ausgrabungen selbst hatte in den
ersten Jahre» Gustav Hirschfeld, später Georg Treu, welche beide dabei
von sachkundige» Architekten unterstützt waren. Die Resultate liegen jetzt vor
in den fünf Lieferungen des Werkes: „Die Ausgrabungen zu Olympia," heraus¬
gegeben von E. Curtiu s, F. Adler, G-Hirschfeld, G-Treu n. a. Berlin,
1877 ff. (Text und photographische Tafeln.) Es ist selbstverständlich, daß diese
erste Publikation und Bearbeitung der Funde keine abschließende sein kaun; kam
man doch oft genug in die Lage, anfangs aufgestellte Hypothese» später, infolge
neuer Funde, zu Gunsten besserer Einsicht fallen zu lassen; war es doch bis zu¬
letzt möglich, die Giebelgruppen, deren Hauptstücke man schon in den beiden
erste» Kampagnen an den Tag gefördert hatte, durch nachträgliche Ergänz»»ge»
zu vervollständigen, ebenso die Metopen. Die eigentliche wissenschaftliche Aus¬
nutzung der F»»de kau» also erst jetzt, wo alles vorliegt, erwartet werde», »»d
das große Werk, welches das alte Olympia mit allen seinen Gebäuden und
seinein künstlerischen Schmuck wieder vor unsern Angen erstehen läßt, wird auch
uicht ausbleiben; ii» Interesse allgemeiner Verbreitung wäre uur zu wünsche»,
daß es etwas billiger ausfalle als diese erste» Publikationc», welche zusammen
schon ein recht hübsches Sümmche» koste».

„Das alte Olympia mit allen seinen Gebäuden und seinem künstlerischen
Schmuck!" Nun, ganz wörtlich darf me>» das »icht »ebene», aber teilweise
wenigstens läßt es sich doch aufrecht erhalten. Freilich haben uns — und das
hat ja auch niemand erwartet — die Ausgrabungen nichts vom olympische»
Zeus des Phidias geschenkt, und nur wenig, nnr spärliche Neste von dem einst
so unendlich reichen Skulpturenschmuck der Attis in Marmor- und Bro»zewerke»;
aber immerhin ist die heilige senkte in ihren einzelnen Baulichkeiten, so wie sie
im zweiten Jahrhundert u. Chr. der Reisebeschreiber Pausanias sah, für uns
vollständig greifbar geworden, »ut »icht bloß der große Zeustempel, dessen Lage
nebst manchen bauliche» Details ja schon seit längerer Zeit bekannt war, sondern
auch das Heräo», der Tempel der Göttermutter, das Heiligtum des Pelops,
die Exedra des Herodes Attikus, die verschiedenen Schatzhäuser der Sityonier,
Megarer, Getaner, das Philippcion, das Prytaneion, Buleutcrion, Gymnasio»,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/548>, abgerufen am 26.06.2024.