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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Fortschritte in der antike" Kunstgeschichte während des letzten Jahrzehnts.

gehende Einmischung in die inneren Angelegenheiten derselben steht ihm jedoch
nicht zu. Die Anwendung dieses Prinzips mag im gegebenen Falle, wie jede
Grcnzbestimmung, ihre Schwierigkeiten haben, und man könnte darüber allein
dicke Bücher schreiben, da so gut wie alle Fragen über Regelung des Kom¬
munalwesens ins Spiel kommen. Indessen das Prinzip selbst dürfte unan¬
fechtbar sein, und an der Gewinnung dieses Resultats mag es vorläufig genügen,
bis die Vorlegung von Gesetzentwürfen über die einzelnen einschlägigen Materien
Veranlassung giebt, über Spezialitäten zu diskutiren.

(Schluß folgt.)




9le Fortschritte in der antiken Kunstgeschichte
während des letzten Jahrzehnts.
von Hugo Bliimner. 3.

rei wichtige Unternehmungen sind es, welche in den letzten Jahren
ebcusvivohl der archäologischen Forschung als dem Interesse des
Publikums an wissenschaftlichen Fragen, wie sie demselben sonst fern
zu liegen Pflegten, einen mächtigen Aufschwung verliehen haben i
nächst den Schliemannschcn Funden die Ausgrabungen zu Olympia
und zu Pergamvn. Während aber Schliemanns Ausgrabungen, in aller Stille
als Unternehmung eines bis dahin noch wenig bekannten Privatmannes begonnen,
erst in ihrem Verlauf das Interesse weiterer Kreise zu errege" anfingen, und
während die pergamenischen Funde im wesentlichen schon geborgen waren, ehe
die Welt eine Ahnung von der Fülle und Pracht der gehobenen Schätze hatte,
sind die Ausgrabungen von Olympia ein lange geplantes und aufs sorgfältigste
vorbereitetes Unternehmen, auf welches sich schon geraume Zeit vorher die Augen
der gebildeten Welt richteten und dessen endliche Ausführung mit lebhaftester Teil¬
nahme verfolgt wurde. Schon Winckelmann hatte von der Bloßlegnng der Attis
geträumt, L. Roß dafür eine resultatlos gebliebene Subskription eröffnet, E. Curtius
mit begeisterten Worten darauf hingewiesen, welche hohe Aufgabe hier noch zu
lösen sei; aber es bedürfte eines so mächtigen Impulses, wie die Begründung
des deutschen Reiches es war, um die lange schlummernden Saatkörner zur
Reife zu bringen. Es wird immer als bleibendes Verdienst von E. Curtius
gepriesen werden müssen, das; er, als das neue deutsche Reich sich nach dem
Felde umsah, wo zu der Lorberkrone des kriegerischen Sieges auch ein friedlicher


Die Fortschritte in der antike» Kunstgeschichte während des letzten Jahrzehnts.

gehende Einmischung in die inneren Angelegenheiten derselben steht ihm jedoch
nicht zu. Die Anwendung dieses Prinzips mag im gegebenen Falle, wie jede
Grcnzbestimmung, ihre Schwierigkeiten haben, und man könnte darüber allein
dicke Bücher schreiben, da so gut wie alle Fragen über Regelung des Kom¬
munalwesens ins Spiel kommen. Indessen das Prinzip selbst dürfte unan¬
fechtbar sein, und an der Gewinnung dieses Resultats mag es vorläufig genügen,
bis die Vorlegung von Gesetzentwürfen über die einzelnen einschlägigen Materien
Veranlassung giebt, über Spezialitäten zu diskutiren.

(Schluß folgt.)




9le Fortschritte in der antiken Kunstgeschichte
während des letzten Jahrzehnts.
von Hugo Bliimner. 3.

rei wichtige Unternehmungen sind es, welche in den letzten Jahren
ebcusvivohl der archäologischen Forschung als dem Interesse des
Publikums an wissenschaftlichen Fragen, wie sie demselben sonst fern
zu liegen Pflegten, einen mächtigen Aufschwung verliehen haben i
nächst den Schliemannschcn Funden die Ausgrabungen zu Olympia
und zu Pergamvn. Während aber Schliemanns Ausgrabungen, in aller Stille
als Unternehmung eines bis dahin noch wenig bekannten Privatmannes begonnen,
erst in ihrem Verlauf das Interesse weiterer Kreise zu errege» anfingen, und
während die pergamenischen Funde im wesentlichen schon geborgen waren, ehe
die Welt eine Ahnung von der Fülle und Pracht der gehobenen Schätze hatte,
sind die Ausgrabungen von Olympia ein lange geplantes und aufs sorgfältigste
vorbereitetes Unternehmen, auf welches sich schon geraume Zeit vorher die Augen
der gebildeten Welt richteten und dessen endliche Ausführung mit lebhaftester Teil¬
nahme verfolgt wurde. Schon Winckelmann hatte von der Bloßlegnng der Attis
geträumt, L. Roß dafür eine resultatlos gebliebene Subskription eröffnet, E. Curtius
mit begeisterten Worten darauf hingewiesen, welche hohe Aufgabe hier noch zu
lösen sei; aber es bedürfte eines so mächtigen Impulses, wie die Begründung
des deutschen Reiches es war, um die lange schlummernden Saatkörner zur
Reife zu bringen. Es wird immer als bleibendes Verdienst von E. Curtius
gepriesen werden müssen, das; er, als das neue deutsche Reich sich nach dem
Felde umsah, wo zu der Lorberkrone des kriegerischen Sieges auch ein friedlicher


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[0547] Die Fortschritte in der antike» Kunstgeschichte während des letzten Jahrzehnts. gehende Einmischung in die inneren Angelegenheiten derselben steht ihm jedoch nicht zu. Die Anwendung dieses Prinzips mag im gegebenen Falle, wie jede Grcnzbestimmung, ihre Schwierigkeiten haben, und man könnte darüber allein dicke Bücher schreiben, da so gut wie alle Fragen über Regelung des Kom¬ munalwesens ins Spiel kommen. Indessen das Prinzip selbst dürfte unan¬ fechtbar sein, und an der Gewinnung dieses Resultats mag es vorläufig genügen, bis die Vorlegung von Gesetzentwürfen über die einzelnen einschlägigen Materien Veranlassung giebt, über Spezialitäten zu diskutiren. (Schluß folgt.) 9le Fortschritte in der antiken Kunstgeschichte während des letzten Jahrzehnts. von Hugo Bliimner. 3. rei wichtige Unternehmungen sind es, welche in den letzten Jahren ebcusvivohl der archäologischen Forschung als dem Interesse des Publikums an wissenschaftlichen Fragen, wie sie demselben sonst fern zu liegen Pflegten, einen mächtigen Aufschwung verliehen haben i nächst den Schliemannschcn Funden die Ausgrabungen zu Olympia und zu Pergamvn. Während aber Schliemanns Ausgrabungen, in aller Stille als Unternehmung eines bis dahin noch wenig bekannten Privatmannes begonnen, erst in ihrem Verlauf das Interesse weiterer Kreise zu errege» anfingen, und während die pergamenischen Funde im wesentlichen schon geborgen waren, ehe die Welt eine Ahnung von der Fülle und Pracht der gehobenen Schätze hatte, sind die Ausgrabungen von Olympia ein lange geplantes und aufs sorgfältigste vorbereitetes Unternehmen, auf welches sich schon geraume Zeit vorher die Augen der gebildeten Welt richteten und dessen endliche Ausführung mit lebhaftester Teil¬ nahme verfolgt wurde. Schon Winckelmann hatte von der Bloßlegnng der Attis geträumt, L. Roß dafür eine resultatlos gebliebene Subskription eröffnet, E. Curtius mit begeisterten Worten darauf hingewiesen, welche hohe Aufgabe hier noch zu lösen sei; aber es bedürfte eines so mächtigen Impulses, wie die Begründung des deutschen Reiches es war, um die lange schlummernden Saatkörner zur Reife zu bringen. Es wird immer als bleibendes Verdienst von E. Curtius gepriesen werden müssen, das; er, als das neue deutsche Reich sich nach dem Felde umsah, wo zu der Lorberkrone des kriegerischen Sieges auch ein friedlicher

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/547>, abgerufen am 26.06.2024.