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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Frau But'gemcistl>rin,

Material zur Bemannung und in der Rhede von Pola eine" der besten Kriegs¬
hafen der Welt besitzt. Erst dem späteren Kaiser von Mexico war es als Erz¬
herzog Maximilian vorbehalten, mit sorgsamer Pflege einen Aufschwung der öster¬
reichischen Marine herbeizuführen, doch scheinen sich seit dem Tode des Admirals
Tegcthoff die Fortschritte wieder zu verlangsamen. Auch hier mögen die Finanzen
hindernd auf die Entwicklung einwirken, wenigstens legt das Marinebudget, dessen
Höhe namentlich im Vergleich zu dem doch sparsam wirtschaftenden dentschen
Reiche sehr gering erscheinen muß, eine derartige Vermutung nahe. Österreich
verfügt zur Zeit über 11 Panzerschiffe, unter denen acht sogenannte Kasematt¬
schiffe zusammen 108 Geschütze führen, und im Ganzen mit sämmtlichen Schul¬
schiffen, Hulks und Teuderu unter Einschluß zweier Monitors auf der Donau
über 65 Fahrzeuge mit 320 Geschützen, zu deren Bemannung 9895 Matrosen
erforderlich sind.

Auch in der Flotte findet ausschließlich die Uchatiuskanone Anwendung.
Ihre Anfertigung geschieht in Pola, wo auch die ganze Panzerung und zwar
von besondrer Güte hergestellt wird. Die österreichische Flotte unterhält keine
auswärtigen Stationen, und bei der Beschränktheit der verfügbaren Mittel finden
auch Übungscxpeditionen außerhalb des mittelländischen Meeres selten statt, ein
Umstand, uuter dem die seetüchtige Ausbildung von Offizieren und Mannschaften
bis zu eurem gewissen Grade leiden muß.

Jedenfalls bildet die österreichisch-ungarische Kriegsmacht mit ihrem vor¬
trefflich geschulte" Offizierkorps und dein vorzüglichen Material an Menschen
und Pferden ein gut gegliedertes und trefflich in einander gefügtes Ganze. Wie
dieselbe sich als achtunggebietender, ebenbürtiger Gegner darstellt, so erscheint
sie als doppelt begehrenswerter Bundesgenosse, und wir im Reiche können nur
hoffen, daß es bei etwaigen späteren kriegerischen Verwicklungen uns vergönnt
sein werde, mit den Stammesbrüdern an der Donau Schulter an Schulter zu
kämpfen.




Die Frau Bürgermeisterin.

err Georg Ebers, dessen Name bisher untrennbar schien von dem
alten Egypten und dessen Nachbarländern, hat die Welt vor kurzem
mit einem Werke aus ganz andrer Zeit überrascht. Mit Erstaunen
vernahm man die Ankündigung, die, wie gewöhnlich, schon einige
Wochen vor dem Erscheinen des Buches durch die Blätter ging,
daß der "berühmte Egyptologe" seinen diesjährigen Weihnachtsroman in Holland


Die Frau But'gemcistl>rin,

Material zur Bemannung und in der Rhede von Pola eine» der besten Kriegs¬
hafen der Welt besitzt. Erst dem späteren Kaiser von Mexico war es als Erz¬
herzog Maximilian vorbehalten, mit sorgsamer Pflege einen Aufschwung der öster¬
reichischen Marine herbeizuführen, doch scheinen sich seit dem Tode des Admirals
Tegcthoff die Fortschritte wieder zu verlangsamen. Auch hier mögen die Finanzen
hindernd auf die Entwicklung einwirken, wenigstens legt das Marinebudget, dessen
Höhe namentlich im Vergleich zu dem doch sparsam wirtschaftenden dentschen
Reiche sehr gering erscheinen muß, eine derartige Vermutung nahe. Österreich
verfügt zur Zeit über 11 Panzerschiffe, unter denen acht sogenannte Kasematt¬
schiffe zusammen 108 Geschütze führen, und im Ganzen mit sämmtlichen Schul¬
schiffen, Hulks und Teuderu unter Einschluß zweier Monitors auf der Donau
über 65 Fahrzeuge mit 320 Geschützen, zu deren Bemannung 9895 Matrosen
erforderlich sind.

Auch in der Flotte findet ausschließlich die Uchatiuskanone Anwendung.
Ihre Anfertigung geschieht in Pola, wo auch die ganze Panzerung und zwar
von besondrer Güte hergestellt wird. Die österreichische Flotte unterhält keine
auswärtigen Stationen, und bei der Beschränktheit der verfügbaren Mittel finden
auch Übungscxpeditionen außerhalb des mittelländischen Meeres selten statt, ein
Umstand, uuter dem die seetüchtige Ausbildung von Offizieren und Mannschaften
bis zu eurem gewissen Grade leiden muß.

Jedenfalls bildet die österreichisch-ungarische Kriegsmacht mit ihrem vor¬
trefflich geschulte» Offizierkorps und dein vorzüglichen Material an Menschen
und Pferden ein gut gegliedertes und trefflich in einander gefügtes Ganze. Wie
dieselbe sich als achtunggebietender, ebenbürtiger Gegner darstellt, so erscheint
sie als doppelt begehrenswerter Bundesgenosse, und wir im Reiche können nur
hoffen, daß es bei etwaigen späteren kriegerischen Verwicklungen uns vergönnt
sein werde, mit den Stammesbrüdern an der Donau Schulter an Schulter zu
kämpfen.




Die Frau Bürgermeisterin.

err Georg Ebers, dessen Name bisher untrennbar schien von dem
alten Egypten und dessen Nachbarländern, hat die Welt vor kurzem
mit einem Werke aus ganz andrer Zeit überrascht. Mit Erstaunen
vernahm man die Ankündigung, die, wie gewöhnlich, schon einige
Wochen vor dem Erscheinen des Buches durch die Blätter ging,
daß der „berühmte Egyptologe" seinen diesjährigen Weihnachtsroman in Holland


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[0502] Die Frau But'gemcistl>rin, Material zur Bemannung und in der Rhede von Pola eine» der besten Kriegs¬ hafen der Welt besitzt. Erst dem späteren Kaiser von Mexico war es als Erz¬ herzog Maximilian vorbehalten, mit sorgsamer Pflege einen Aufschwung der öster¬ reichischen Marine herbeizuführen, doch scheinen sich seit dem Tode des Admirals Tegcthoff die Fortschritte wieder zu verlangsamen. Auch hier mögen die Finanzen hindernd auf die Entwicklung einwirken, wenigstens legt das Marinebudget, dessen Höhe namentlich im Vergleich zu dem doch sparsam wirtschaftenden dentschen Reiche sehr gering erscheinen muß, eine derartige Vermutung nahe. Österreich verfügt zur Zeit über 11 Panzerschiffe, unter denen acht sogenannte Kasematt¬ schiffe zusammen 108 Geschütze führen, und im Ganzen mit sämmtlichen Schul¬ schiffen, Hulks und Teuderu unter Einschluß zweier Monitors auf der Donau über 65 Fahrzeuge mit 320 Geschützen, zu deren Bemannung 9895 Matrosen erforderlich sind. Auch in der Flotte findet ausschließlich die Uchatiuskanone Anwendung. Ihre Anfertigung geschieht in Pola, wo auch die ganze Panzerung und zwar von besondrer Güte hergestellt wird. Die österreichische Flotte unterhält keine auswärtigen Stationen, und bei der Beschränktheit der verfügbaren Mittel finden auch Übungscxpeditionen außerhalb des mittelländischen Meeres selten statt, ein Umstand, uuter dem die seetüchtige Ausbildung von Offizieren und Mannschaften bis zu eurem gewissen Grade leiden muß. Jedenfalls bildet die österreichisch-ungarische Kriegsmacht mit ihrem vor¬ trefflich geschulte» Offizierkorps und dein vorzüglichen Material an Menschen und Pferden ein gut gegliedertes und trefflich in einander gefügtes Ganze. Wie dieselbe sich als achtunggebietender, ebenbürtiger Gegner darstellt, so erscheint sie als doppelt begehrenswerter Bundesgenosse, und wir im Reiche können nur hoffen, daß es bei etwaigen späteren kriegerischen Verwicklungen uns vergönnt sein werde, mit den Stammesbrüdern an der Donau Schulter an Schulter zu kämpfen. Die Frau Bürgermeisterin. err Georg Ebers, dessen Name bisher untrennbar schien von dem alten Egypten und dessen Nachbarländern, hat die Welt vor kurzem mit einem Werke aus ganz andrer Zeit überrascht. Mit Erstaunen vernahm man die Ankündigung, die, wie gewöhnlich, schon einige Wochen vor dem Erscheinen des Buches durch die Blätter ging, daß der „berühmte Egyptologe" seinen diesjährigen Weihnachtsroman in Holland

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/502>, abgerufen am 26.06.2024.