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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Kriegsmacht der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Herzog Albrecht vor allem der kommandirende General in Ungarn, General der Ka¬
vallerie Ncichsfreiherr v, Edclsheim-Gyulai das Interesse in Anspruch nehmen. Erst
56 Jahre alt, verbindet General von Edelsheim mit einem jugendlich-elastischen
Körper einen beweglichen, hochstrebenden Geist. Selbst in allen ritterlichen
Künsten Meister und namentlich ein vorzüglicher Reiter, stellt er hohe Anfor¬
derungen an seine Untergebenen, wie denn bekanntlich die Lust am kühnen Reiten
und das Verständnis für die Leistungsfähigkeit deS Pferdes, die seit Dezennien
in Österreich und Deutschland wieder Wurzel geschlagen haben, wesentlich auf
seine Anregung zurückzuführen sind. General v. Edelsheim, ein geborner Süd¬
deutscher, begrüßt mit Freuden eine deutsche Waffeubrüdcrschnft und giebt dieser
Gesinnung gelegentlich Ausdruck durch besonders auszeichnende Behandlung deut¬
scher Offiziere, welche den Manövern als Zuschauer beiwohnen. Aller Voraus¬
sicht nach ist ihm eine bedeutende Rolle in einem Znkunftskriege beschieden. Er
war General-Inspektor der Kavallerie und hat dieser Waffe manchen Impuls
gegeben, bis er zu anderen Wirkungskreise berufen wurde. sein Nachfolger,
Feldmarschallleutuant Graf Pejaczewiez, ist ein noch jugendlicher und schneidiger
Herr, welcher als Kommandeur des Liechtenstein-Husaren-Regiments im kühnen
Ansturm ans preußische Infanterie bei Gitschin den rechten Arm verlor, und es
scheint, als ob das mit der Verwundung und Gefangennahme verbundene krän¬
kende Gefühl im Laufe der Jahre uoch nicht bei ihm überwunden sei. Die Feld¬
zeugmeister Baron Maroieie, zuletzt kommcmdirender General in Wien, und
Freiherr Philippvvie v. Philippsburg, unter dessen Auspizien in Prag Kron¬
prinz Rudolf seine praktischen militärischen Studien gemacht hat, beides tüch¬
tige und erfahrene Generale, sind vom öffentlichen Schauplätze zurückgetreten,
und nur der kommandirende General in Lemberg, Feldzeugmeister Wilhelm Herzog
von Würtemberg, genießt infolge des Geschicks, mit dem er während der Besitz¬
ergreifung von Bosnien seine Division geführt hat, auch in weiteren Kreisen
den Ruf eines befähigten Generals, den er zweifellos bei sich darbietender Ge¬
legenheit rechtfertigen wird. Unter den jüngeren Generalen dürften namentlich
Feldmarschallleutuant Freiherr v. Ramberg, jetzt in Ngrcnn, und der einäugige,
bewegliche und kühne Reiter Generalmajor v. Appel einer glänzenden Zukunft
entgegensehen.

Neben einzelnen hervorragenden Persönlichkeiten an der Spitze bildet das
Offizierkorps einer Armee in seiner Gesammtheit den Rahmen, welcher der
ganzen Organisation Halt und Zusammenhang verleiht und der Masse erst Geist
und Thatkraft einzuflößen vermag. Die Mehrzahl der österreichischen Offiziere
geht aus den vierzehn bestehenden Kadettenschulen hervor, unter denen sich meh¬
rere für die SpezialWaffen befinden. Das Offizierkorps ist deshalb von ho¬
mogener Gesinnung getragen, wenn mich der Versetzung vou einem Regiment?
zum andern sich oft Schwierigkeiten dnrch die verschiedene Muttersprache der
Mannschaften entgegenstellen. Mit der aus der Einführung der allgemeinen


Grenzlwten I. 1332. 62
Die Kriegsmacht der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Herzog Albrecht vor allem der kommandirende General in Ungarn, General der Ka¬
vallerie Ncichsfreiherr v, Edclsheim-Gyulai das Interesse in Anspruch nehmen. Erst
56 Jahre alt, verbindet General von Edelsheim mit einem jugendlich-elastischen
Körper einen beweglichen, hochstrebenden Geist. Selbst in allen ritterlichen
Künsten Meister und namentlich ein vorzüglicher Reiter, stellt er hohe Anfor¬
derungen an seine Untergebenen, wie denn bekanntlich die Lust am kühnen Reiten
und das Verständnis für die Leistungsfähigkeit deS Pferdes, die seit Dezennien
in Österreich und Deutschland wieder Wurzel geschlagen haben, wesentlich auf
seine Anregung zurückzuführen sind. General v. Edelsheim, ein geborner Süd¬
deutscher, begrüßt mit Freuden eine deutsche Waffeubrüdcrschnft und giebt dieser
Gesinnung gelegentlich Ausdruck durch besonders auszeichnende Behandlung deut¬
scher Offiziere, welche den Manövern als Zuschauer beiwohnen. Aller Voraus¬
sicht nach ist ihm eine bedeutende Rolle in einem Znkunftskriege beschieden. Er
war General-Inspektor der Kavallerie und hat dieser Waffe manchen Impuls
gegeben, bis er zu anderen Wirkungskreise berufen wurde. sein Nachfolger,
Feldmarschallleutuant Graf Pejaczewiez, ist ein noch jugendlicher und schneidiger
Herr, welcher als Kommandeur des Liechtenstein-Husaren-Regiments im kühnen
Ansturm ans preußische Infanterie bei Gitschin den rechten Arm verlor, und es
scheint, als ob das mit der Verwundung und Gefangennahme verbundene krän¬
kende Gefühl im Laufe der Jahre uoch nicht bei ihm überwunden sei. Die Feld¬
zeugmeister Baron Maroieie, zuletzt kommcmdirender General in Wien, und
Freiherr Philippvvie v. Philippsburg, unter dessen Auspizien in Prag Kron¬
prinz Rudolf seine praktischen militärischen Studien gemacht hat, beides tüch¬
tige und erfahrene Generale, sind vom öffentlichen Schauplätze zurückgetreten,
und nur der kommandirende General in Lemberg, Feldzeugmeister Wilhelm Herzog
von Würtemberg, genießt infolge des Geschicks, mit dem er während der Besitz¬
ergreifung von Bosnien seine Division geführt hat, auch in weiteren Kreisen
den Ruf eines befähigten Generals, den er zweifellos bei sich darbietender Ge¬
legenheit rechtfertigen wird. Unter den jüngeren Generalen dürften namentlich
Feldmarschallleutuant Freiherr v. Ramberg, jetzt in Ngrcnn, und der einäugige,
bewegliche und kühne Reiter Generalmajor v. Appel einer glänzenden Zukunft
entgegensehen.

Neben einzelnen hervorragenden Persönlichkeiten an der Spitze bildet das
Offizierkorps einer Armee in seiner Gesammtheit den Rahmen, welcher der
ganzen Organisation Halt und Zusammenhang verleiht und der Masse erst Geist
und Thatkraft einzuflößen vermag. Die Mehrzahl der österreichischen Offiziere
geht aus den vierzehn bestehenden Kadettenschulen hervor, unter denen sich meh¬
rere für die SpezialWaffen befinden. Das Offizierkorps ist deshalb von ho¬
mogener Gesinnung getragen, wenn mich der Versetzung vou einem Regiment?
zum andern sich oft Schwierigkeiten dnrch die verschiedene Muttersprache der
Mannschaften entgegenstellen. Mit der aus der Einführung der allgemeinen


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[0497] Die Kriegsmacht der österreichisch-ungarischen Monarchie. Herzog Albrecht vor allem der kommandirende General in Ungarn, General der Ka¬ vallerie Ncichsfreiherr v, Edclsheim-Gyulai das Interesse in Anspruch nehmen. Erst 56 Jahre alt, verbindet General von Edelsheim mit einem jugendlich-elastischen Körper einen beweglichen, hochstrebenden Geist. Selbst in allen ritterlichen Künsten Meister und namentlich ein vorzüglicher Reiter, stellt er hohe Anfor¬ derungen an seine Untergebenen, wie denn bekanntlich die Lust am kühnen Reiten und das Verständnis für die Leistungsfähigkeit deS Pferdes, die seit Dezennien in Österreich und Deutschland wieder Wurzel geschlagen haben, wesentlich auf seine Anregung zurückzuführen sind. General v. Edelsheim, ein geborner Süd¬ deutscher, begrüßt mit Freuden eine deutsche Waffeubrüdcrschnft und giebt dieser Gesinnung gelegentlich Ausdruck durch besonders auszeichnende Behandlung deut¬ scher Offiziere, welche den Manövern als Zuschauer beiwohnen. Aller Voraus¬ sicht nach ist ihm eine bedeutende Rolle in einem Znkunftskriege beschieden. Er war General-Inspektor der Kavallerie und hat dieser Waffe manchen Impuls gegeben, bis er zu anderen Wirkungskreise berufen wurde. sein Nachfolger, Feldmarschallleutuant Graf Pejaczewiez, ist ein noch jugendlicher und schneidiger Herr, welcher als Kommandeur des Liechtenstein-Husaren-Regiments im kühnen Ansturm ans preußische Infanterie bei Gitschin den rechten Arm verlor, und es scheint, als ob das mit der Verwundung und Gefangennahme verbundene krän¬ kende Gefühl im Laufe der Jahre uoch nicht bei ihm überwunden sei. Die Feld¬ zeugmeister Baron Maroieie, zuletzt kommcmdirender General in Wien, und Freiherr Philippvvie v. Philippsburg, unter dessen Auspizien in Prag Kron¬ prinz Rudolf seine praktischen militärischen Studien gemacht hat, beides tüch¬ tige und erfahrene Generale, sind vom öffentlichen Schauplätze zurückgetreten, und nur der kommandirende General in Lemberg, Feldzeugmeister Wilhelm Herzog von Würtemberg, genießt infolge des Geschicks, mit dem er während der Besitz¬ ergreifung von Bosnien seine Division geführt hat, auch in weiteren Kreisen den Ruf eines befähigten Generals, den er zweifellos bei sich darbietender Ge¬ legenheit rechtfertigen wird. Unter den jüngeren Generalen dürften namentlich Feldmarschallleutuant Freiherr v. Ramberg, jetzt in Ngrcnn, und der einäugige, bewegliche und kühne Reiter Generalmajor v. Appel einer glänzenden Zukunft entgegensehen. Neben einzelnen hervorragenden Persönlichkeiten an der Spitze bildet das Offizierkorps einer Armee in seiner Gesammtheit den Rahmen, welcher der ganzen Organisation Halt und Zusammenhang verleiht und der Masse erst Geist und Thatkraft einzuflößen vermag. Die Mehrzahl der österreichischen Offiziere geht aus den vierzehn bestehenden Kadettenschulen hervor, unter denen sich meh¬ rere für die SpezialWaffen befinden. Das Offizierkorps ist deshalb von ho¬ mogener Gesinnung getragen, wenn mich der Versetzung vou einem Regiment? zum andern sich oft Schwierigkeiten dnrch die verschiedene Muttersprache der Mannschaften entgegenstellen. Mit der aus der Einführung der allgemeinen Grenzlwten I. 1332. 62

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/497>, abgerufen am 26.06.2024.