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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Kriegsmacht
der österreichisch-ungarischen Monarchie.
(Schluß.)

le Monarchie ist in fünfzehn Territorialbezirke geteilt, deren sieben
größere mit den Sitzen in Wien, Brunn, Graz, Prag, Lemberg,
Pest-Ofen, Agram Generalkommanden genannt werden. Die Be¬
zirke mit den Sitzen in Innsbruck, Zara, Hermannstadt heißen
Generalate, und diejenigen in Triest, Krakau, Preßburg, Kaschau,
TemcsvM Truppcudivisivus- und Militärkommandcu. Die Geueralkonunauden
und die Geueralate ressortiren direkt vom Reichskriegsministerium, die Militär¬
kommandcu, unbeschadet ihrer Selbständigkeit als Administrativbchörden, von
den Generalkvmmaudcn in Graz, Lemberg und Pest-Ofen. Die Befehlshaber
dieser Territorialbezirke, deuen die in denselben dislocirten Truppen unterstellt
sind, werden kommandircnder General oder Militärkommandant genannt. Ihnen
steht ein höherer Offizier als Gehilfe zur Seite. Außerdem existirt während
der Okkupation von Bosnien und der Herzegowina noch ein Generalkommando
in Serajewo für die in jenen Ländern stehenden Truppenteile. Der komman-
dirende General und gleichzeitige Chef der Landesregierung ist Fcldmarschall-
leutuaut Freiherr Dahleu v. Orlaburg.

Die Ausbildung der Truppen nimmt einen ähnlichen Verlauf, wie es in
der deutscheu Armee üblich ist, und gipfelt in den alljährlich abzuhaltenden Herbst-
manövern, zu welchen das Lager bei Brück an der Leitha, welches, aus Holzbarackeu
und Zeiten bestehend, jährlich von Mai bis September von größeren Truppeu-
abteiluugeu in monatlichen Wechsel bezogen wird, die angemessene Vorübung
liefert. Den unbeteiligten Beobachter kann die Ruhe und Ordnung im Exer-
zitinm der einzelnen Truppe uur angenehm berühren, wenn auch bei der Lei¬
tung der größeren Übungen manche Anschauungen und taktischen Prinzipien zu
Tage treten, die den in der deutscheu Armee herrschenden in vielen Fällen zu¬
widerlaufen. Im allgemeinen scheint, vielleicht eine Folge der zahlreichen un¬
glückliche" Feldzüge, dein defensiven, vorsichtigen Element von der Anordnung
eines Bataillonsmanövers bis zu den höchsten Stellen hinauf eine allzu hervor¬
tretende Bedeutung beigelegt und die frische Initiative des Einzelnen selbst ans
die Gefahr hin, einmal übers Ziel hinaus zu schießen, nicht genugsam in ihrem
Werte erkannt und gefördert zu werden.

Bei Gelegenheit dieser Übungen treten aber die Persönlichkeiten der ein¬
zelnen Führer mehr in den Vordergrund, und von diesen dürfte nächst dein Erz-


Die Kriegsmacht
der österreichisch-ungarischen Monarchie.
(Schluß.)

le Monarchie ist in fünfzehn Territorialbezirke geteilt, deren sieben
größere mit den Sitzen in Wien, Brunn, Graz, Prag, Lemberg,
Pest-Ofen, Agram Generalkommanden genannt werden. Die Be¬
zirke mit den Sitzen in Innsbruck, Zara, Hermannstadt heißen
Generalate, und diejenigen in Triest, Krakau, Preßburg, Kaschau,
TemcsvM Truppcudivisivus- und Militärkommandcu. Die Geueralkonunauden
und die Geueralate ressortiren direkt vom Reichskriegsministerium, die Militär¬
kommandcu, unbeschadet ihrer Selbständigkeit als Administrativbchörden, von
den Generalkvmmaudcn in Graz, Lemberg und Pest-Ofen. Die Befehlshaber
dieser Territorialbezirke, deuen die in denselben dislocirten Truppen unterstellt
sind, werden kommandircnder General oder Militärkommandant genannt. Ihnen
steht ein höherer Offizier als Gehilfe zur Seite. Außerdem existirt während
der Okkupation von Bosnien und der Herzegowina noch ein Generalkommando
in Serajewo für die in jenen Ländern stehenden Truppenteile. Der komman-
dirende General und gleichzeitige Chef der Landesregierung ist Fcldmarschall-
leutuaut Freiherr Dahleu v. Orlaburg.

Die Ausbildung der Truppen nimmt einen ähnlichen Verlauf, wie es in
der deutscheu Armee üblich ist, und gipfelt in den alljährlich abzuhaltenden Herbst-
manövern, zu welchen das Lager bei Brück an der Leitha, welches, aus Holzbarackeu
und Zeiten bestehend, jährlich von Mai bis September von größeren Truppeu-
abteiluugeu in monatlichen Wechsel bezogen wird, die angemessene Vorübung
liefert. Den unbeteiligten Beobachter kann die Ruhe und Ordnung im Exer-
zitinm der einzelnen Truppe uur angenehm berühren, wenn auch bei der Lei¬
tung der größeren Übungen manche Anschauungen und taktischen Prinzipien zu
Tage treten, die den in der deutscheu Armee herrschenden in vielen Fällen zu¬
widerlaufen. Im allgemeinen scheint, vielleicht eine Folge der zahlreichen un¬
glückliche» Feldzüge, dein defensiven, vorsichtigen Element von der Anordnung
eines Bataillonsmanövers bis zu den höchsten Stellen hinauf eine allzu hervor¬
tretende Bedeutung beigelegt und die frische Initiative des Einzelnen selbst ans
die Gefahr hin, einmal übers Ziel hinaus zu schießen, nicht genugsam in ihrem
Werte erkannt und gefördert zu werden.

Bei Gelegenheit dieser Übungen treten aber die Persönlichkeiten der ein¬
zelnen Führer mehr in den Vordergrund, und von diesen dürfte nächst dein Erz-


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[0496] Die Kriegsmacht der österreichisch-ungarischen Monarchie. (Schluß.) le Monarchie ist in fünfzehn Territorialbezirke geteilt, deren sieben größere mit den Sitzen in Wien, Brunn, Graz, Prag, Lemberg, Pest-Ofen, Agram Generalkommanden genannt werden. Die Be¬ zirke mit den Sitzen in Innsbruck, Zara, Hermannstadt heißen Generalate, und diejenigen in Triest, Krakau, Preßburg, Kaschau, TemcsvM Truppcudivisivus- und Militärkommandcu. Die Geueralkonunauden und die Geueralate ressortiren direkt vom Reichskriegsministerium, die Militär¬ kommandcu, unbeschadet ihrer Selbständigkeit als Administrativbchörden, von den Generalkvmmaudcn in Graz, Lemberg und Pest-Ofen. Die Befehlshaber dieser Territorialbezirke, deuen die in denselben dislocirten Truppen unterstellt sind, werden kommandircnder General oder Militärkommandant genannt. Ihnen steht ein höherer Offizier als Gehilfe zur Seite. Außerdem existirt während der Okkupation von Bosnien und der Herzegowina noch ein Generalkommando in Serajewo für die in jenen Ländern stehenden Truppenteile. Der komman- dirende General und gleichzeitige Chef der Landesregierung ist Fcldmarschall- leutuaut Freiherr Dahleu v. Orlaburg. Die Ausbildung der Truppen nimmt einen ähnlichen Verlauf, wie es in der deutscheu Armee üblich ist, und gipfelt in den alljährlich abzuhaltenden Herbst- manövern, zu welchen das Lager bei Brück an der Leitha, welches, aus Holzbarackeu und Zeiten bestehend, jährlich von Mai bis September von größeren Truppeu- abteiluugeu in monatlichen Wechsel bezogen wird, die angemessene Vorübung liefert. Den unbeteiligten Beobachter kann die Ruhe und Ordnung im Exer- zitinm der einzelnen Truppe uur angenehm berühren, wenn auch bei der Lei¬ tung der größeren Übungen manche Anschauungen und taktischen Prinzipien zu Tage treten, die den in der deutscheu Armee herrschenden in vielen Fällen zu¬ widerlaufen. Im allgemeinen scheint, vielleicht eine Folge der zahlreichen un¬ glückliche» Feldzüge, dein defensiven, vorsichtigen Element von der Anordnung eines Bataillonsmanövers bis zu den höchsten Stellen hinauf eine allzu hervor¬ tretende Bedeutung beigelegt und die frische Initiative des Einzelnen selbst ans die Gefahr hin, einmal übers Ziel hinaus zu schießen, nicht genugsam in ihrem Werte erkannt und gefördert zu werden. Bei Gelegenheit dieser Übungen treten aber die Persönlichkeiten der ein¬ zelnen Führer mehr in den Vordergrund, und von diesen dürfte nächst dein Erz-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/496>, abgerufen am 26.06.2024.