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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Fortschritte in der antiken Uimstgeschichte während des letzten Jahrzehnts.

Magens im Register ganz abzusehen? Meiner Meinung nach wäre es viel
empfehlenswerter gewesen, trotz aller Pietät gegen Matz, von dein die gegen¬
wärtige Anordnung herrührt, lieber die topographische Gruppirung zu wählen
und die sachliche im Register zu geben. Auch bei Katalogen einzelner Museen
beschreibt man die Gegenstände ja nicht nach den sujets geordnet, sondern in
der Reihenfolge ihrer Aufstellung. Wir bedauern es höchlichst, daß das Werk,
welches so recht dazu geeignet schien, ein praktisches Handbuch für den Aufent¬
halt in Rom zu werden, nunmehr diesen Zweck zu erfüllen nicht mehr ge¬
eignet ist.

Für die Antiken Oberitaliens sind wir jetzt recht gut versehen durch die
zum Teil auch mit Unterstützung des Instituts herausgegebenen Verzeichnisse
von Hans Dütschke. Erschienen sind bis jetzt folgende Bände: 1) "Die an¬
tiken Bildwerke des Campo Santo zu Pisa" (Leipzig, Engelmann, 1874.) 2) "Zer¬
streute antike Bildwerke in Florenz" (1875.) 3) "Die antiken Marmorbildwerke
der Uffizien in Florenz" (1878.) 4) "Antike Bildwerke in Turin, Brescia,
Verona und Mantua" (1880.) Ein Band über Venedig ist jedenfalls auch noch
zu erwarte". Allerdings lassen die Beschreibungen Dütschles manchmal die not¬
wendige Genauigkeit vermissen, und namentlich in epigraphischer Hinsicht sind
ihnen von kompetenter Seite arge Flüchtigkeiten vorgeworfen worden; auch ist
es wohl etwas stark, wenn z. B. von den Löwen eines Sarkophags gesagt wird,
ihre Schwanzbüschel hätten die Form eines Baumzweiges (I, 118 Ur. 154),
während diese Löwen ihre ganz naturhistorisch-normalen Schwänze haben, nur
daß neben jedem ein Baum steht. Indessen darf man solche Fehler, dergleichen
jemandem bei einer so großen Zahl zu beschreibender Objekte wohl unterlaufen
können, nicht zu streng beurteilen; ist es doch selbst den geübten Veschreibern
des Lateranmuseums Passirt, daß sie wiederholt von Greifen "mit starken Beu¬
teln ans der Brust" sprechen, während dieser angebliche Kropf offenbar nichts
als die Andeutung des Flügelansatzes der andern Seite vorstellt. Von den
neapolitanischen Vasen verdankt man Heydemann einen guten Katalog: "Die
Vasensammlnngen des Nuseo nWlonnlö zu Neapel" (Berlin, G. Reimer, 1872);
die mannichfachen Schätze einer schönen Privatsammlung hat Richard Schöne
beschrieben in dem auf Kosten des Instituts publizirten Buche: 1^6 g-ntionita,
äst Nusoo Loooui all ^clria (Rom, 1878.)

Für Athens früher noch mehr als jetzt an verschiedenen Stellen verstreute
Sammlungen hatte, nach Kekulvs sorgfältigem Katalog der Denkmäler des
Theseions, Heydemann die notwendige Ergänzung geliefert: "Die antiken
Marmorbildwerke in der sogenannten Stoa des Hadrian, dem Windturm des
Andronikus, dem Wärterhäuschen auf der Akropolis und der Ephorie im Kultus¬
ministerium zu Athen" (Berlin, G. Reimer, 1874.) Nachdem inzwischen viel¬
fach der Bestand der Sammlungen vermehrt worden, die Aufstellung der ein¬
zelnen Denkmäler verändert und das neue Centralmuseum in der Patissiastraße


Die Fortschritte in der antiken Uimstgeschichte während des letzten Jahrzehnts.

Magens im Register ganz abzusehen? Meiner Meinung nach wäre es viel
empfehlenswerter gewesen, trotz aller Pietät gegen Matz, von dein die gegen¬
wärtige Anordnung herrührt, lieber die topographische Gruppirung zu wählen
und die sachliche im Register zu geben. Auch bei Katalogen einzelner Museen
beschreibt man die Gegenstände ja nicht nach den sujets geordnet, sondern in
der Reihenfolge ihrer Aufstellung. Wir bedauern es höchlichst, daß das Werk,
welches so recht dazu geeignet schien, ein praktisches Handbuch für den Aufent¬
halt in Rom zu werden, nunmehr diesen Zweck zu erfüllen nicht mehr ge¬
eignet ist.

Für die Antiken Oberitaliens sind wir jetzt recht gut versehen durch die
zum Teil auch mit Unterstützung des Instituts herausgegebenen Verzeichnisse
von Hans Dütschke. Erschienen sind bis jetzt folgende Bände: 1) „Die an¬
tiken Bildwerke des Campo Santo zu Pisa" (Leipzig, Engelmann, 1874.) 2) „Zer¬
streute antike Bildwerke in Florenz" (1875.) 3) „Die antiken Marmorbildwerke
der Uffizien in Florenz" (1878.) 4) „Antike Bildwerke in Turin, Brescia,
Verona und Mantua" (1880.) Ein Band über Venedig ist jedenfalls auch noch
zu erwarte». Allerdings lassen die Beschreibungen Dütschles manchmal die not¬
wendige Genauigkeit vermissen, und namentlich in epigraphischer Hinsicht sind
ihnen von kompetenter Seite arge Flüchtigkeiten vorgeworfen worden; auch ist
es wohl etwas stark, wenn z. B. von den Löwen eines Sarkophags gesagt wird,
ihre Schwanzbüschel hätten die Form eines Baumzweiges (I, 118 Ur. 154),
während diese Löwen ihre ganz naturhistorisch-normalen Schwänze haben, nur
daß neben jedem ein Baum steht. Indessen darf man solche Fehler, dergleichen
jemandem bei einer so großen Zahl zu beschreibender Objekte wohl unterlaufen
können, nicht zu streng beurteilen; ist es doch selbst den geübten Veschreibern
des Lateranmuseums Passirt, daß sie wiederholt von Greifen „mit starken Beu¬
teln ans der Brust" sprechen, während dieser angebliche Kropf offenbar nichts
als die Andeutung des Flügelansatzes der andern Seite vorstellt. Von den
neapolitanischen Vasen verdankt man Heydemann einen guten Katalog: „Die
Vasensammlnngen des Nuseo nWlonnlö zu Neapel" (Berlin, G. Reimer, 1872);
die mannichfachen Schätze einer schönen Privatsammlung hat Richard Schöne
beschrieben in dem auf Kosten des Instituts publizirten Buche: 1^6 g-ntionita,
äst Nusoo Loooui all ^clria (Rom, 1878.)

Für Athens früher noch mehr als jetzt an verschiedenen Stellen verstreute
Sammlungen hatte, nach Kekulvs sorgfältigem Katalog der Denkmäler des
Theseions, Heydemann die notwendige Ergänzung geliefert: „Die antiken
Marmorbildwerke in der sogenannten Stoa des Hadrian, dem Windturm des
Andronikus, dem Wärterhäuschen auf der Akropolis und der Ephorie im Kultus¬
ministerium zu Athen" (Berlin, G. Reimer, 1874.) Nachdem inzwischen viel¬
fach der Bestand der Sammlungen vermehrt worden, die Aufstellung der ein¬
zelnen Denkmäler verändert und das neue Centralmuseum in der Patissiastraße


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/397>, abgerufen am 29.06.2024.