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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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texte und der Bachschen Matthäuspassion), und denen der junge Gottsched, so¬
bald er in Leipzig festen Fuß gefaßt hatte, nachdrücklich entgegentrat. Anfang
März 1724 überreichte Henrici der Büchcrkommission folgendes Schreiben:


Aug'anco, Hoch Ehrwürdiger, Hoch Edle, Beste, und
Hochgelahrte, auch Hochweiße
Hochgeehrteste Herren!

Ew: NuKnitivenü Hoch Edl. und Hochweiß. Herr, geruhen ans der Beylage
zuersehen, was maßen Johann Gottlieb Bauch ein Buchdrucker im großen Fürsten
Kollegia alhier sich uicht gescheuet, eine Schmäh- und Ehrenrührige - Schrifft zu¬
drücken, insonderheit aber bin ich vor allen andern in diesen LoriM mit unver¬
antwortlichen Injurien so mir auch rechtlich zu viuclioiren vorbehalten will, tractiret
worden, als da der Verfaßer

1. ) v. 6 tlo. . . . mein Äonen Kokun Z?1eÄnä<zr j : Von der Elster : j
lacherl. durchziehet, und un. 20 mich einen wilden Hncksch genennet
2. ) p. 7. un. 3 einen Lügner betittult
Z.) x. 10. bey Gelegenheit meiner aufgefangenen Briefe mich einen
Lvion gescholten,
4.) p. 11. un. 5 mich an einen mal Iwuetton Orth verlveiset,

Weil nun dergleichen Unternehmen zu meiner grösten Prostitution vorgenommen,
und ich damit vor der Welt vffentl. ti-lnoret tverden soll; Alß ersuche Ew: Nctgni-
lieizn^ Hoch Edl. und Hochweiß. Herr, hiermit gehorsamst, meine Ehre und livuomiuse,
davon ohne dem mein gantzes Glück ckopeuäiret hochgeneigt zu retten, so thane
Schmäh-Schrifft gäutzl. zu unterdrücken, und solche weiter zu verlaufen, verkaufen
zu laßen, zu vcrschencken, oder sonst zu clistiiidireu, noch weiter aufzulegen, be-
meldteu Bauche zu untersagen; sothane Hochgeneigte Willfahrung werde mit ge¬
horsamsten Danck erkennen, und allstond (?) verharren


Ew. NuHuitiLön/., Hoch Ehr>vürd., Hoch
Leipzig
am 6. Ng,rei/j
1724. Edl. und Hochweiß. Herr,
gehorsamster Diener
Christian Friedrich Usurici.

Das Pasquill, welches Henricis Zorn erregt hatte, führt den Titel: Kurtze
Nachricht Von dem ?1isLvinschen ?urrm,88c> Des daselbst "vivum-angestellten
Dichter-CarueNals, entwvrffeu, Von Vsrmräsrn. Leipzig, druckts Johann Gott-
lieb Bauch.*) Wie Heuriei sich als der Dichter "von der Elster" zu bezeichnen
liebte, so war hier der ganze Kreis, dem er angehörte, als der "Parnaß an
der Pleiße" verspottet. Der Verfasser des Pasquills rät, sich uicht um seinen
wahren Namen zu bemühen.


Heninni, daß dieser dir durch dieses Blatt entdecket,
Wie unser Helicon so voller Dichter stecket,
Die tuum zehn Lvvul^ vor diesen auffgrbmcht.
So, daß sich l'Koobus selbst den stnrckcn Kummer nuche,
Woher er weiter hin die Lorbern nehmen solle,
Wenn jeder Dichter nur ein Bltttgen haben wolte.


*) Ein Exemplar aus der Leipziger Stadtbibliothek.

texte und der Bachschen Matthäuspassion), und denen der junge Gottsched, so¬
bald er in Leipzig festen Fuß gefaßt hatte, nachdrücklich entgegentrat. Anfang
März 1724 überreichte Henrici der Büchcrkommission folgendes Schreiben:


Aug'anco, Hoch Ehrwürdiger, Hoch Edle, Beste, und
Hochgelahrte, auch Hochweiße
Hochgeehrteste Herren!

Ew: NuKnitivenü Hoch Edl. und Hochweiß. Herr, geruhen ans der Beylage
zuersehen, was maßen Johann Gottlieb Bauch ein Buchdrucker im großen Fürsten
Kollegia alhier sich uicht gescheuet, eine Schmäh- und Ehrenrührige - Schrifft zu¬
drücken, insonderheit aber bin ich vor allen andern in diesen LoriM mit unver¬
antwortlichen Injurien so mir auch rechtlich zu viuclioiren vorbehalten will, tractiret
worden, als da der Verfaßer

1. ) v. 6 tlo. . . . mein Äonen Kokun Z?1eÄnä<zr j : Von der Elster : j
lacherl. durchziehet, und un. 20 mich einen wilden Hncksch genennet
2. ) p. 7. un. 3 einen Lügner betittult
Z.) x. 10. bey Gelegenheit meiner aufgefangenen Briefe mich einen
Lvion gescholten,
4.) p. 11. un. 5 mich an einen mal Iwuetton Orth verlveiset,

Weil nun dergleichen Unternehmen zu meiner grösten Prostitution vorgenommen,
und ich damit vor der Welt vffentl. ti-lnoret tverden soll; Alß ersuche Ew: Nctgni-
lieizn^ Hoch Edl. und Hochweiß. Herr, hiermit gehorsamst, meine Ehre und livuomiuse,
davon ohne dem mein gantzes Glück ckopeuäiret hochgeneigt zu retten, so thane
Schmäh-Schrifft gäutzl. zu unterdrücken, und solche weiter zu verlaufen, verkaufen
zu laßen, zu vcrschencken, oder sonst zu clistiiidireu, noch weiter aufzulegen, be-
meldteu Bauche zu untersagen; sothane Hochgeneigte Willfahrung werde mit ge¬
horsamsten Danck erkennen, und allstond (?) verharren


Ew. NuHuitiLön/., Hoch Ehr>vürd., Hoch
Leipzig
am 6. Ng,rei/j
1724. Edl. und Hochweiß. Herr,
gehorsamster Diener
Christian Friedrich Usurici.

Das Pasquill, welches Henricis Zorn erregt hatte, führt den Titel: Kurtze
Nachricht Von dem ?1isLvinschen ?urrm,88c> Des daselbst «vivum-angestellten
Dichter-CarueNals, entwvrffeu, Von Vsrmräsrn. Leipzig, druckts Johann Gott-
lieb Bauch.*) Wie Heuriei sich als der Dichter „von der Elster" zu bezeichnen
liebte, so war hier der ganze Kreis, dem er angehörte, als der „Parnaß an
der Pleiße" verspottet. Der Verfasser des Pasquills rät, sich uicht um seinen
wahren Namen zu bemühen.


Heninni, daß dieser dir durch dieses Blatt entdecket,
Wie unser Helicon so voller Dichter stecket,
Die tuum zehn Lvvul^ vor diesen auffgrbmcht.
So, daß sich l'Koobus selbst den stnrckcn Kummer nuche,
Woher er weiter hin die Lorbern nehmen solle,
Wenn jeder Dichter nur ein Bltttgen haben wolte.


*) Ein Exemplar aus der Leipziger Stadtbibliothek.
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[0277] texte und der Bachschen Matthäuspassion), und denen der junge Gottsched, so¬ bald er in Leipzig festen Fuß gefaßt hatte, nachdrücklich entgegentrat. Anfang März 1724 überreichte Henrici der Büchcrkommission folgendes Schreiben: Aug'anco, Hoch Ehrwürdiger, Hoch Edle, Beste, und Hochgelahrte, auch Hochweiße Hochgeehrteste Herren! Ew: NuKnitivenü Hoch Edl. und Hochweiß. Herr, geruhen ans der Beylage zuersehen, was maßen Johann Gottlieb Bauch ein Buchdrucker im großen Fürsten Kollegia alhier sich uicht gescheuet, eine Schmäh- und Ehrenrührige - Schrifft zu¬ drücken, insonderheit aber bin ich vor allen andern in diesen LoriM mit unver¬ antwortlichen Injurien so mir auch rechtlich zu viuclioiren vorbehalten will, tractiret worden, als da der Verfaßer 1. ) v. 6 tlo. . . . mein Äonen Kokun Z?1eÄnä<zr j : Von der Elster : j lacherl. durchziehet, und un. 20 mich einen wilden Hncksch genennet 2. ) p. 7. un. 3 einen Lügner betittult Z.) x. 10. bey Gelegenheit meiner aufgefangenen Briefe mich einen Lvion gescholten, 4.) p. 11. un. 5 mich an einen mal Iwuetton Orth verlveiset, Weil nun dergleichen Unternehmen zu meiner grösten Prostitution vorgenommen, und ich damit vor der Welt vffentl. ti-lnoret tverden soll; Alß ersuche Ew: Nctgni- lieizn^ Hoch Edl. und Hochweiß. Herr, hiermit gehorsamst, meine Ehre und livuomiuse, davon ohne dem mein gantzes Glück ckopeuäiret hochgeneigt zu retten, so thane Schmäh-Schrifft gäutzl. zu unterdrücken, und solche weiter zu verlaufen, verkaufen zu laßen, zu vcrschencken, oder sonst zu clistiiidireu, noch weiter aufzulegen, be- meldteu Bauche zu untersagen; sothane Hochgeneigte Willfahrung werde mit ge¬ horsamsten Danck erkennen, und allstond (?) verharren Ew. NuHuitiLön/., Hoch Ehr>vürd., Hoch Leipzig am 6. Ng,rei/j 1724. Edl. und Hochweiß. Herr, gehorsamster Diener Christian Friedrich Usurici. Das Pasquill, welches Henricis Zorn erregt hatte, führt den Titel: Kurtze Nachricht Von dem ?1isLvinschen ?urrm,88c> Des daselbst «vivum-angestellten Dichter-CarueNals, entwvrffeu, Von Vsrmräsrn. Leipzig, druckts Johann Gott- lieb Bauch.*) Wie Heuriei sich als der Dichter „von der Elster" zu bezeichnen liebte, so war hier der ganze Kreis, dem er angehörte, als der „Parnaß an der Pleiße" verspottet. Der Verfasser des Pasquills rät, sich uicht um seinen wahren Namen zu bemühen. Heninni, daß dieser dir durch dieses Blatt entdecket, Wie unser Helicon so voller Dichter stecket, Die tuum zehn Lvvul^ vor diesen auffgrbmcht. So, daß sich l'Koobus selbst den stnrckcn Kummer nuche, Woher er weiter hin die Lorbern nehmen solle, Wenn jeder Dichter nur ein Bltttgen haben wolte. *) Ein Exemplar aus der Leipziger Stadtbibliothek.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/277>, abgerufen am 29.06.2024.