Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

und bellte, daß man den Tod davon hätte haben können. Er wollte, verstehst dn,
daß die Leute denken sollten, er wäre von freien Stücken und mit bösem Vor¬
bedacht davongelaufen. Das ist ganz Abigail.




Fünfundvierzigstes Aapitel.
Neue jMne.

Abigail Anderson und noch eine Person ausgenommen, billigte jedermann
in der kleinen Welt vou Clark Tvwnship höchlichst die Gerechtigkeit und Selbst¬
losigkeit Andrews. Er hatte sich und zugleich Julien Recht verschafft, und die
Leute sehen es außerordentlich gern, wenn jemand sein Recht zu Teil wird,
vorausgesetzt, daß es nicht auf ihre eignen Kosten geschieht. Samuel, der im
stillen eine heftige Liebe zu seiner Tochter hegte, war mehr als froh, daß die
Dinge eine solche Wendung genommen hatten. Aber es gab einen zweiten, der
nicht ganz "zufrieden war. August verwendete die halbe Nacht darauf, vergeblich
gegen die Übertragung der Farm am Flusse aus ihn Einspruch zu thun. Andrew
sagte, er habe das Recht, das Seine zu verschenken, falls es ihm beliebe, und
ließ sich durchaus nicht auf andre Gedanken bringen. Denn, sagte er, wenn
August einen Anteil daran ablehnte, so würde er denselben Julien geben, und
wenn sie ihn nicht annähme, so würde er schon jemand finden, der mit Freuden
zugriffe.

Am nächsten Tage nach der Abmachung in Samuel Andersons Hause kam
August, um seine Fran in Anspruch zu nehmen. Frau Abigail hatte jetzt eine
"Gehilfin" an Stelle Cynthy Anns gemietet, und Julia konnte entbehrt werden.
Angust hatte alle Einladungen abgelehnt, seine Wohnung sür einige Zeit bei
Juliens Eltern aufzuschlagen. Das Haus erinnerte ihn an unangenehme Vor¬
fälle, und er wünschte Julien ohne Verzug und für immer von einem Despo¬
tismus zu befreien, dem sie keinen wirksamen Widerstand entgegensetzen konnte.
Frau Anderson hatte den Wagen eifrig mit Federbetten und anderiu Heiratsgut
beladen und ihn hinüber nach der Burg geschickt, damit es aussähe, als verließe
Julia sie mit ihrem Segen. Sie küßte Julien, als es ans Abschiednehmen ging,
zärtlich und sagte, sie hoffe, sie werde ein glückliches Leben führen, sollte aber
jemals ihr Mann sein Eigentum einbüßen oder sie schlecht behandeln -- weißt
du, so was kommt vor, schaltete sie ein --, so würde sie zu allen Zeiten bei
ihrer Mutter ein Heim finden. Und Julia dankte ihr für das Anerbieten einer
Zufluchtsstätte, nach der sie sich uuter keinen Umständen jemals zu flüchten
gedachte.

Und doch wendet man sich von seiner Heimat nicht ohne Bedauern weg,
und Julia blickte mit Thränen in den Augen auf die zwitschernden Schwalben
zurück, die sich am Schornstein der Wohnstube angebaut hatten, und auf das
Vögelchen, der auf dem Thorpfosten zirpte. Der Ort war in ihr Leben über¬
gegangen. Er sah jetzt so vereinsamt aus, aber noch ehe ein Jahr vergangen
war, heiratete Norman ganz plötzlich Betsey Malcolm, deren Kind bald nach
seiner Geburt gestorben war, und Frau Anderson machte sich daran, Norman
und seine Frau zu regieren, die bei ihr Wohnung genommen hatten. Nichts
als ein ^chreckensregiment hätte bewirken können,' daß aus ihnen etwas leid¬
liches geworden wäre, aber Frau Abigail besorgte ihnen dieses Regiment in


und bellte, daß man den Tod davon hätte haben können. Er wollte, verstehst dn,
daß die Leute denken sollten, er wäre von freien Stücken und mit bösem Vor¬
bedacht davongelaufen. Das ist ganz Abigail.




Fünfundvierzigstes Aapitel.
Neue jMne.

Abigail Anderson und noch eine Person ausgenommen, billigte jedermann
in der kleinen Welt vou Clark Tvwnship höchlichst die Gerechtigkeit und Selbst¬
losigkeit Andrews. Er hatte sich und zugleich Julien Recht verschafft, und die
Leute sehen es außerordentlich gern, wenn jemand sein Recht zu Teil wird,
vorausgesetzt, daß es nicht auf ihre eignen Kosten geschieht. Samuel, der im
stillen eine heftige Liebe zu seiner Tochter hegte, war mehr als froh, daß die
Dinge eine solche Wendung genommen hatten. Aber es gab einen zweiten, der
nicht ganz „zufrieden war. August verwendete die halbe Nacht darauf, vergeblich
gegen die Übertragung der Farm am Flusse aus ihn Einspruch zu thun. Andrew
sagte, er habe das Recht, das Seine zu verschenken, falls es ihm beliebe, und
ließ sich durchaus nicht auf andre Gedanken bringen. Denn, sagte er, wenn
August einen Anteil daran ablehnte, so würde er denselben Julien geben, und
wenn sie ihn nicht annähme, so würde er schon jemand finden, der mit Freuden
zugriffe.

Am nächsten Tage nach der Abmachung in Samuel Andersons Hause kam
August, um seine Fran in Anspruch zu nehmen. Frau Abigail hatte jetzt eine
„Gehilfin" an Stelle Cynthy Anns gemietet, und Julia konnte entbehrt werden.
Angust hatte alle Einladungen abgelehnt, seine Wohnung sür einige Zeit bei
Juliens Eltern aufzuschlagen. Das Haus erinnerte ihn an unangenehme Vor¬
fälle, und er wünschte Julien ohne Verzug und für immer von einem Despo¬
tismus zu befreien, dem sie keinen wirksamen Widerstand entgegensetzen konnte.
Frau Anderson hatte den Wagen eifrig mit Federbetten und anderiu Heiratsgut
beladen und ihn hinüber nach der Burg geschickt, damit es aussähe, als verließe
Julia sie mit ihrem Segen. Sie küßte Julien, als es ans Abschiednehmen ging,
zärtlich und sagte, sie hoffe, sie werde ein glückliches Leben führen, sollte aber
jemals ihr Mann sein Eigentum einbüßen oder sie schlecht behandeln — weißt
du, so was kommt vor, schaltete sie ein —, so würde sie zu allen Zeiten bei
ihrer Mutter ein Heim finden. Und Julia dankte ihr für das Anerbieten einer
Zufluchtsstätte, nach der sie sich uuter keinen Umständen jemals zu flüchten
gedachte.

Und doch wendet man sich von seiner Heimat nicht ohne Bedauern weg,
und Julia blickte mit Thränen in den Augen auf die zwitschernden Schwalben
zurück, die sich am Schornstein der Wohnstube angebaut hatten, und auf das
Vögelchen, der auf dem Thorpfosten zirpte. Der Ort war in ihr Leben über¬
gegangen. Er sah jetzt so vereinsamt aus, aber noch ehe ein Jahr vergangen
war, heiratete Norman ganz plötzlich Betsey Malcolm, deren Kind bald nach
seiner Geburt gestorben war, und Frau Anderson machte sich daran, Norman
und seine Frau zu regieren, die bei ihr Wohnung genommen hatten. Nichts
als ein ^chreckensregiment hätte bewirken können,' daß aus ihnen etwas leid¬
liches geworden wäre, aber Frau Abigail besorgte ihnen dieses Regiment in


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0410" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194388"/>
          <fw type="header" place="top"/><lb/>
          <p xml:id="ID_1515" prev="#ID_1514"> und bellte, daß man den Tod davon hätte haben können. Er wollte, verstehst dn,<lb/>
daß die Leute denken sollten, er wäre von freien Stücken und mit bösem Vor¬<lb/>
bedacht davongelaufen.  Das ist ganz Abigail.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="2">
            <head> Fünfundvierzigstes Aapitel.<lb/>
Neue jMne.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1516"> Abigail Anderson und noch eine Person ausgenommen, billigte jedermann<lb/>
in der kleinen Welt vou Clark Tvwnship höchlichst die Gerechtigkeit und Selbst¬<lb/>
losigkeit Andrews. Er hatte sich und zugleich Julien Recht verschafft, und die<lb/>
Leute sehen es außerordentlich gern, wenn jemand sein Recht zu Teil wird,<lb/>
vorausgesetzt, daß es nicht auf ihre eignen Kosten geschieht. Samuel, der im<lb/>
stillen eine heftige Liebe zu seiner Tochter hegte, war mehr als froh, daß die<lb/>
Dinge eine solche Wendung genommen hatten. Aber es gab einen zweiten, der<lb/>
nicht ganz &#x201E;zufrieden war. August verwendete die halbe Nacht darauf, vergeblich<lb/>
gegen die Übertragung der Farm am Flusse aus ihn Einspruch zu thun. Andrew<lb/>
sagte, er habe das Recht, das Seine zu verschenken, falls es ihm beliebe, und<lb/>
ließ sich durchaus nicht auf andre Gedanken bringen. Denn, sagte er, wenn<lb/>
August einen Anteil daran ablehnte, so würde er denselben Julien geben, und<lb/>
wenn sie ihn nicht annähme, so würde er schon jemand finden, der mit Freuden<lb/>
zugriffe.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1517"> Am nächsten Tage nach der Abmachung in Samuel Andersons Hause kam<lb/>
August, um seine Fran in Anspruch zu nehmen. Frau Abigail hatte jetzt eine<lb/>
&#x201E;Gehilfin" an Stelle Cynthy Anns gemietet, und Julia konnte entbehrt werden.<lb/>
Angust hatte alle Einladungen abgelehnt, seine Wohnung sür einige Zeit bei<lb/>
Juliens Eltern aufzuschlagen. Das Haus erinnerte ihn an unangenehme Vor¬<lb/>
fälle, und er wünschte Julien ohne Verzug und für immer von einem Despo¬<lb/>
tismus zu befreien, dem sie keinen wirksamen Widerstand entgegensetzen konnte.<lb/>
Frau Anderson hatte den Wagen eifrig mit Federbetten und anderiu Heiratsgut<lb/>
beladen und ihn hinüber nach der Burg geschickt, damit es aussähe, als verließe<lb/>
Julia sie mit ihrem Segen. Sie küßte Julien, als es ans Abschiednehmen ging,<lb/>
zärtlich und sagte, sie hoffe, sie werde ein glückliches Leben führen, sollte aber<lb/>
jemals ihr Mann sein Eigentum einbüßen oder sie schlecht behandeln &#x2014; weißt<lb/>
du, so was kommt vor, schaltete sie ein &#x2014;, so würde sie zu allen Zeiten bei<lb/>
ihrer Mutter ein Heim finden. Und Julia dankte ihr für das Anerbieten einer<lb/>
Zufluchtsstätte, nach der sie sich uuter keinen Umständen jemals zu flüchten<lb/>
gedachte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1518" next="#ID_1519"> Und doch wendet man sich von seiner Heimat nicht ohne Bedauern weg,<lb/>
und Julia blickte mit Thränen in den Augen auf die zwitschernden Schwalben<lb/>
zurück, die sich am Schornstein der Wohnstube angebaut hatten, und auf das<lb/>
Vögelchen, der auf dem Thorpfosten zirpte. Der Ort war in ihr Leben über¬<lb/>
gegangen. Er sah jetzt so vereinsamt aus, aber noch ehe ein Jahr vergangen<lb/>
war, heiratete Norman ganz plötzlich Betsey Malcolm, deren Kind bald nach<lb/>
seiner Geburt gestorben war, und Frau Anderson machte sich daran, Norman<lb/>
und seine Frau zu regieren, die bei ihr Wohnung genommen hatten. Nichts<lb/>
als ein ^chreckensregiment hätte bewirken können,' daß aus ihnen etwas leid¬<lb/>
liches geworden wäre, aber Frau Abigail besorgte ihnen dieses Regiment in</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0410] und bellte, daß man den Tod davon hätte haben können. Er wollte, verstehst dn, daß die Leute denken sollten, er wäre von freien Stücken und mit bösem Vor¬ bedacht davongelaufen. Das ist ganz Abigail. Fünfundvierzigstes Aapitel. Neue jMne. Abigail Anderson und noch eine Person ausgenommen, billigte jedermann in der kleinen Welt vou Clark Tvwnship höchlichst die Gerechtigkeit und Selbst¬ losigkeit Andrews. Er hatte sich und zugleich Julien Recht verschafft, und die Leute sehen es außerordentlich gern, wenn jemand sein Recht zu Teil wird, vorausgesetzt, daß es nicht auf ihre eignen Kosten geschieht. Samuel, der im stillen eine heftige Liebe zu seiner Tochter hegte, war mehr als froh, daß die Dinge eine solche Wendung genommen hatten. Aber es gab einen zweiten, der nicht ganz „zufrieden war. August verwendete die halbe Nacht darauf, vergeblich gegen die Übertragung der Farm am Flusse aus ihn Einspruch zu thun. Andrew sagte, er habe das Recht, das Seine zu verschenken, falls es ihm beliebe, und ließ sich durchaus nicht auf andre Gedanken bringen. Denn, sagte er, wenn August einen Anteil daran ablehnte, so würde er denselben Julien geben, und wenn sie ihn nicht annähme, so würde er schon jemand finden, der mit Freuden zugriffe. Am nächsten Tage nach der Abmachung in Samuel Andersons Hause kam August, um seine Fran in Anspruch zu nehmen. Frau Abigail hatte jetzt eine „Gehilfin" an Stelle Cynthy Anns gemietet, und Julia konnte entbehrt werden. Angust hatte alle Einladungen abgelehnt, seine Wohnung sür einige Zeit bei Juliens Eltern aufzuschlagen. Das Haus erinnerte ihn an unangenehme Vor¬ fälle, und er wünschte Julien ohne Verzug und für immer von einem Despo¬ tismus zu befreien, dem sie keinen wirksamen Widerstand entgegensetzen konnte. Frau Anderson hatte den Wagen eifrig mit Federbetten und anderiu Heiratsgut beladen und ihn hinüber nach der Burg geschickt, damit es aussähe, als verließe Julia sie mit ihrem Segen. Sie küßte Julien, als es ans Abschiednehmen ging, zärtlich und sagte, sie hoffe, sie werde ein glückliches Leben führen, sollte aber jemals ihr Mann sein Eigentum einbüßen oder sie schlecht behandeln — weißt du, so was kommt vor, schaltete sie ein —, so würde sie zu allen Zeiten bei ihrer Mutter ein Heim finden. Und Julia dankte ihr für das Anerbieten einer Zufluchtsstätte, nach der sie sich uuter keinen Umständen jemals zu flüchten gedachte. Und doch wendet man sich von seiner Heimat nicht ohne Bedauern weg, und Julia blickte mit Thränen in den Augen auf die zwitschernden Schwalben zurück, die sich am Schornstein der Wohnstube angebaut hatten, und auf das Vögelchen, der auf dem Thorpfosten zirpte. Der Ort war in ihr Leben über¬ gegangen. Er sah jetzt so vereinsamt aus, aber noch ehe ein Jahr vergangen war, heiratete Norman ganz plötzlich Betsey Malcolm, deren Kind bald nach seiner Geburt gestorben war, und Frau Anderson machte sich daran, Norman und seine Frau zu regieren, die bei ihr Wohnung genommen hatten. Nichts als ein ^chreckensregiment hätte bewirken können,' daß aus ihnen etwas leid¬ liches geworden wäre, aber Frau Abigail besorgte ihnen dieses Regiment in

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/410
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/410>, abgerufen am 29.06.2024.