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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

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Grabstichels vereinigt, und so war weiten Kreisen die Möglichkeit gebvte", das
Werden und Wachsen dieses einzigen künstlerischen Genius in genußreicher Be¬
trachtung zu verfolgen.

Ermuntert durch den Beifall, den die Ausstellung gefunden, entschloß sich
der Unternehmer, sämmtliche erhaltenen Werke Rafaels in photographischen Nach¬
bildungen der besten Kupferstiche und durch einen sachkundigen Text erläutert
zu einem "Rafaelwert" zu vereinigen. Zur Ausführung dieses Planes gewann
er die trefflichsten Mitarbeiter, die er sich wünschen konnte: für die Herstellung
der Bilder die bewährte Lichtdrncknustalt von Martin Rommel in Stuttgart,
für die Abfassung des Textes die Feder Wilhelm Lübkes. des Meisters popu¬
lärer kunstwissenschaftlicher Darstellung, und das Ergebnis ihrer gemeinschaft¬
lichen Thätigkeit ist es, welches in drei herrlichen Quartbänden seit kurzem
vorliegt.

Der Name Rommels ist dnrch die großen Lichtdruckwerke, die im Laufe
der letzten fünf bis sechs Jahre die Neffsche Verlagshandlung in Stuttgart ver¬
öffentlicht hat, die "Klassiker der Malerei," die "Kunst für Alle," die "Fran¬
zösischen Maler des achtzehnten Jahrhunderts" und die "Goldne Bibel," in
kunstsinnigen Kreisen bereits aufs vorteilhafteste bekannt. Um dieselbe Aufgabe
wie in den genannten vier Werken handelt sichs auch in Gutbiers Rafaelwert:
um die Vervielfältigung von Kupferstichen durch "Lichtdruck," wie mau den
photographischen Pressendruck etwas gewagt, aber uicht unpassend bezeichnet hat.
Gerade der Lichtdruck nach Kupferstichen bildet die Spezialität, wir dürfen sagen
die gegenwärtig in Deutschland kaum von andrer Seite übertroffene Spezialität
der genannten Stuttgarter Firma. Trotz der Verkleinerung, welche die Kupfer¬
stiche dabei erfahren, und trotz der damit verbundenen Gefahr, daß der zwischen
den Taillen befindliche leere Raum, namentlich in den Schattenpartien oder
sonstigen dunkel gehaltenen Stellen, von der Schwärze getroffen und bedeckt
werde, gelingt es Rommel, Blätter von größter Schürfe, Sauberkeit und Klar¬
heit herzustellen, die fast täuschend den Eindruck direkt von den Kupferplatten
genommener Abzüge machen. Da im vorliegenden Falle es dem Verleger dnrch
seine vielseitigen Verbindungen, insbesondre mit Hilfe der ihm bereitwilligst zur
Verfügung gestellten großartigen Nafnelsammluug des verstorbenen Leipziger
Verlagsbuchhändlers Wilhelm Eugelmciuu ermöglicht wurde, auch vou deu kost¬
barsten Blättern Abdrücke "vor der Schrift" zu erhalten und dem photo-
graphischen Druck zu Grunde zu legen -- nur in einzelnen Fällen, wo keine
Stiche vorhanden waren, sind Photographien nach den Originalbildern oder
Zeichnungen zu Hilfe genommen worden --, so kann der Lefer ahnen, welche



*) Rafael-Werk. Sämmtliche Tafelbilder und Fresken des Meisters in Nachbildungen
nach Kupferstichen und Phvtvgrnphieu herausgegeben von Adolf Gutbier. Mit erläuterndem
Text von Wilhelm Lübke, Drei Bände/ Dresden, Verlag von A. Mntbier.

Grabstichels vereinigt, und so war weiten Kreisen die Möglichkeit gebvte», das
Werden und Wachsen dieses einzigen künstlerischen Genius in genußreicher Be¬
trachtung zu verfolgen.

Ermuntert durch den Beifall, den die Ausstellung gefunden, entschloß sich
der Unternehmer, sämmtliche erhaltenen Werke Rafaels in photographischen Nach¬
bildungen der besten Kupferstiche und durch einen sachkundigen Text erläutert
zu einem „Rafaelwert" zu vereinigen. Zur Ausführung dieses Planes gewann
er die trefflichsten Mitarbeiter, die er sich wünschen konnte: für die Herstellung
der Bilder die bewährte Lichtdrncknustalt von Martin Rommel in Stuttgart,
für die Abfassung des Textes die Feder Wilhelm Lübkes. des Meisters popu¬
lärer kunstwissenschaftlicher Darstellung, und das Ergebnis ihrer gemeinschaft¬
lichen Thätigkeit ist es, welches in drei herrlichen Quartbänden seit kurzem
vorliegt.

Der Name Rommels ist dnrch die großen Lichtdruckwerke, die im Laufe
der letzten fünf bis sechs Jahre die Neffsche Verlagshandlung in Stuttgart ver¬
öffentlicht hat, die „Klassiker der Malerei," die „Kunst für Alle," die „Fran¬
zösischen Maler des achtzehnten Jahrhunderts" und die „Goldne Bibel," in
kunstsinnigen Kreisen bereits aufs vorteilhafteste bekannt. Um dieselbe Aufgabe
wie in den genannten vier Werken handelt sichs auch in Gutbiers Rafaelwert:
um die Vervielfältigung von Kupferstichen durch „Lichtdruck," wie mau den
photographischen Pressendruck etwas gewagt, aber uicht unpassend bezeichnet hat.
Gerade der Lichtdruck nach Kupferstichen bildet die Spezialität, wir dürfen sagen
die gegenwärtig in Deutschland kaum von andrer Seite übertroffene Spezialität
der genannten Stuttgarter Firma. Trotz der Verkleinerung, welche die Kupfer¬
stiche dabei erfahren, und trotz der damit verbundenen Gefahr, daß der zwischen
den Taillen befindliche leere Raum, namentlich in den Schattenpartien oder
sonstigen dunkel gehaltenen Stellen, von der Schwärze getroffen und bedeckt
werde, gelingt es Rommel, Blätter von größter Schürfe, Sauberkeit und Klar¬
heit herzustellen, die fast täuschend den Eindruck direkt von den Kupferplatten
genommener Abzüge machen. Da im vorliegenden Falle es dem Verleger dnrch
seine vielseitigen Verbindungen, insbesondre mit Hilfe der ihm bereitwilligst zur
Verfügung gestellten großartigen Nafnelsammluug des verstorbenen Leipziger
Verlagsbuchhändlers Wilhelm Eugelmciuu ermöglicht wurde, auch vou deu kost¬
barsten Blättern Abdrücke „vor der Schrift" zu erhalten und dem photo-
graphischen Druck zu Grunde zu legen — nur in einzelnen Fällen, wo keine
Stiche vorhanden waren, sind Photographien nach den Originalbildern oder
Zeichnungen zu Hilfe genommen worden —, so kann der Lefer ahnen, welche



*) Rafael-Werk. Sämmtliche Tafelbilder und Fresken des Meisters in Nachbildungen
nach Kupferstichen und Phvtvgrnphieu herausgegeben von Adolf Gutbier. Mit erläuterndem
Text von Wilhelm Lübke, Drei Bände/ Dresden, Verlag von A. Mntbier.
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[0404] Grabstichels vereinigt, und so war weiten Kreisen die Möglichkeit gebvte», das Werden und Wachsen dieses einzigen künstlerischen Genius in genußreicher Be¬ trachtung zu verfolgen. Ermuntert durch den Beifall, den die Ausstellung gefunden, entschloß sich der Unternehmer, sämmtliche erhaltenen Werke Rafaels in photographischen Nach¬ bildungen der besten Kupferstiche und durch einen sachkundigen Text erläutert zu einem „Rafaelwert" zu vereinigen. Zur Ausführung dieses Planes gewann er die trefflichsten Mitarbeiter, die er sich wünschen konnte: für die Herstellung der Bilder die bewährte Lichtdrncknustalt von Martin Rommel in Stuttgart, für die Abfassung des Textes die Feder Wilhelm Lübkes. des Meisters popu¬ lärer kunstwissenschaftlicher Darstellung, und das Ergebnis ihrer gemeinschaft¬ lichen Thätigkeit ist es, welches in drei herrlichen Quartbänden seit kurzem vorliegt. Der Name Rommels ist dnrch die großen Lichtdruckwerke, die im Laufe der letzten fünf bis sechs Jahre die Neffsche Verlagshandlung in Stuttgart ver¬ öffentlicht hat, die „Klassiker der Malerei," die „Kunst für Alle," die „Fran¬ zösischen Maler des achtzehnten Jahrhunderts" und die „Goldne Bibel," in kunstsinnigen Kreisen bereits aufs vorteilhafteste bekannt. Um dieselbe Aufgabe wie in den genannten vier Werken handelt sichs auch in Gutbiers Rafaelwert: um die Vervielfältigung von Kupferstichen durch „Lichtdruck," wie mau den photographischen Pressendruck etwas gewagt, aber uicht unpassend bezeichnet hat. Gerade der Lichtdruck nach Kupferstichen bildet die Spezialität, wir dürfen sagen die gegenwärtig in Deutschland kaum von andrer Seite übertroffene Spezialität der genannten Stuttgarter Firma. Trotz der Verkleinerung, welche die Kupfer¬ stiche dabei erfahren, und trotz der damit verbundenen Gefahr, daß der zwischen den Taillen befindliche leere Raum, namentlich in den Schattenpartien oder sonstigen dunkel gehaltenen Stellen, von der Schwärze getroffen und bedeckt werde, gelingt es Rommel, Blätter von größter Schürfe, Sauberkeit und Klar¬ heit herzustellen, die fast täuschend den Eindruck direkt von den Kupferplatten genommener Abzüge machen. Da im vorliegenden Falle es dem Verleger dnrch seine vielseitigen Verbindungen, insbesondre mit Hilfe der ihm bereitwilligst zur Verfügung gestellten großartigen Nafnelsammluug des verstorbenen Leipziger Verlagsbuchhändlers Wilhelm Eugelmciuu ermöglicht wurde, auch vou deu kost¬ barsten Blättern Abdrücke „vor der Schrift" zu erhalten und dem photo- graphischen Druck zu Grunde zu legen — nur in einzelnen Fällen, wo keine Stiche vorhanden waren, sind Photographien nach den Originalbildern oder Zeichnungen zu Hilfe genommen worden —, so kann der Lefer ahnen, welche *) Rafael-Werk. Sämmtliche Tafelbilder und Fresken des Meisters in Nachbildungen nach Kupferstichen und Phvtvgrnphieu herausgegeben von Adolf Gutbier. Mit erläuterndem Text von Wilhelm Lübke, Drei Bände/ Dresden, Verlag von A. Mntbier.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/404>, abgerufen am 29.06.2024.