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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

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Adolf Gutbiers Rafael-Werk.

Freude es gewährt, diesen Reichtum nun in zwei handlichen Quartbüiideu zu
bequemem Studium und Genuß vereinigt vor sich zu sehen.

Auf zwei Bände nämlich von je 92 Tafeln hat der Herausgeber sein
Rnfaelwerk verteilt. Der erste Band enthält die sämmtlichen Tafelbilder des
Meisters: die Mndvnnen und Heiligen Familien (46), die Bildnisse (13) und
die sonstigen Tafelbilder religiösen und profanen Inhalts (28), jede Abteilung
nach der Entstehungszeit geordnet; der zweite Band umfaßt die Fresken in den
Stanzen und Loggien des Vatikans (52), in der Loggia der Farnesinn (12),
die sonstigen Fresken und Mosaiken (15) und die Tapeten für die sixtinische
Kapelle (13). Bor jeder Tafel befindet sich ein Vorsatzblatt, ans welchem der
Gegenstand des Bildes, sein Aufbewahrungsort, seine Nummer bei Pnssavaut
und die für den Lichtdruck verwendete Vorlage genannt sind.

Eine vortreffliche Einrichtung ist es, daß der Text des Werkes nicht den
beiden Tnfelbänden eingefügt, sondern in einem besondern dritten Bande ab¬
getrennt ist. Er zerfällt in eine gedrängte, übersichtliche Darstellung von Nafnels
Leben und Entwicklungsgang und in eine der Bilderfolge der beiden Hauptbüude
sich anschließende Erläuterung der einzelnen Tafeln. Ein Wort zum Lobe dieses
Textes zu sagen ist wohl überflüssig. Daß eine Darstellung von dem Leben
und Schaffen des großen Urbinaten ans Lübkes Feder nirgends hinter dem
Stande der gegenwärtigen Forschung zurückbleiben kau", braucht uicht ausdrücklich
versichert zu werden. Zu bewundern aber ist es, wie Lübke deu so oft schou
von ihm behandelten Stoff immer aufs neue wieder mit gleicher Wärme und
Begeisterung und in derselbe" glänzenden und jugendlich frischen Darstellung zu
behandeln weiß. Diesem Texte gönnt man einmal die wundervolle Druckaus-
stattung, die er durch die Drngulinsche Buchdruckerei in Leipzig erhalten hat.
In einem Auhnuge ist übrigens noch ein Verzeichnis der Studieublätter zu den
besprochenen Werke" beigegeben, "soweit solche von Passavant ausführlich be¬
schrieben und in Reproduktionen erschienen sind."

Der Verleger hat von seinem Nasaelwerke zwei Ausgaben veranstaltet.
Die eine in Kleinfolio (oder sagen wir lieber Grvßquart) auf Kupferdrnckpapier
kostet ungebunden (die Bilder in Mappe) 154 Mark, in drei Kallikopracht-
bünden 185, in drei Lederprachtbüuden 225 Mark. Die andre, eine "Kunst-
drnckausgabe" in stattlichem Folio, ist nur in fünfzig, mit fortlaufenden Nummern
versehenen Exemplaren hergestellt und bietet das denkbar vollendetste, was in
Vuchausstattuug überhaupt zu erreichen ist. Die Lichtdrucke sind hier mit ganz
besondrer Zartheit auf chinesisches Papier gedruckt, auf starkes holländisches
Büttenpapier aufgezogen und -- was vielleicht überflüssig ist, aber für manchen
Liebhaber ohne Zweifel deu Reiz erhöhen wird -- mit eingedruckten Platten¬
rändern versehen, sodaß die Drucke vollkommen das Ansehen von Kupferstichen
erhalte" haben. Der Buchdruck ist hier ebenfalls auf Büttenpapier hergestellt.
Die durch ihre klassischen Liebhaberbäude renommirte B"chbi"derei voll G. Fritzsche


Grciizbottm IV. 1882. , 51
Adolf Gutbiers Rafael-Werk.

Freude es gewährt, diesen Reichtum nun in zwei handlichen Quartbüiideu zu
bequemem Studium und Genuß vereinigt vor sich zu sehen.

Auf zwei Bände nämlich von je 92 Tafeln hat der Herausgeber sein
Rnfaelwerk verteilt. Der erste Band enthält die sämmtlichen Tafelbilder des
Meisters: die Mndvnnen und Heiligen Familien (46), die Bildnisse (13) und
die sonstigen Tafelbilder religiösen und profanen Inhalts (28), jede Abteilung
nach der Entstehungszeit geordnet; der zweite Band umfaßt die Fresken in den
Stanzen und Loggien des Vatikans (52), in der Loggia der Farnesinn (12),
die sonstigen Fresken und Mosaiken (15) und die Tapeten für die sixtinische
Kapelle (13). Bor jeder Tafel befindet sich ein Vorsatzblatt, ans welchem der
Gegenstand des Bildes, sein Aufbewahrungsort, seine Nummer bei Pnssavaut
und die für den Lichtdruck verwendete Vorlage genannt sind.

Eine vortreffliche Einrichtung ist es, daß der Text des Werkes nicht den
beiden Tnfelbänden eingefügt, sondern in einem besondern dritten Bande ab¬
getrennt ist. Er zerfällt in eine gedrängte, übersichtliche Darstellung von Nafnels
Leben und Entwicklungsgang und in eine der Bilderfolge der beiden Hauptbüude
sich anschließende Erläuterung der einzelnen Tafeln. Ein Wort zum Lobe dieses
Textes zu sagen ist wohl überflüssig. Daß eine Darstellung von dem Leben
und Schaffen des großen Urbinaten ans Lübkes Feder nirgends hinter dem
Stande der gegenwärtigen Forschung zurückbleiben kau», braucht uicht ausdrücklich
versichert zu werden. Zu bewundern aber ist es, wie Lübke deu so oft schou
von ihm behandelten Stoff immer aufs neue wieder mit gleicher Wärme und
Begeisterung und in derselbe» glänzenden und jugendlich frischen Darstellung zu
behandeln weiß. Diesem Texte gönnt man einmal die wundervolle Druckaus-
stattung, die er durch die Drngulinsche Buchdruckerei in Leipzig erhalten hat.
In einem Auhnuge ist übrigens noch ein Verzeichnis der Studieublätter zu den
besprochenen Werke» beigegeben, „soweit solche von Passavant ausführlich be¬
schrieben und in Reproduktionen erschienen sind."

Der Verleger hat von seinem Nasaelwerke zwei Ausgaben veranstaltet.
Die eine in Kleinfolio (oder sagen wir lieber Grvßquart) auf Kupferdrnckpapier
kostet ungebunden (die Bilder in Mappe) 154 Mark, in drei Kallikopracht-
bünden 185, in drei Lederprachtbüuden 225 Mark. Die andre, eine „Kunst-
drnckausgabe" in stattlichem Folio, ist nur in fünfzig, mit fortlaufenden Nummern
versehenen Exemplaren hergestellt und bietet das denkbar vollendetste, was in
Vuchausstattuug überhaupt zu erreichen ist. Die Lichtdrucke sind hier mit ganz
besondrer Zartheit auf chinesisches Papier gedruckt, auf starkes holländisches
Büttenpapier aufgezogen und — was vielleicht überflüssig ist, aber für manchen
Liebhaber ohne Zweifel deu Reiz erhöhen wird — mit eingedruckten Platten¬
rändern versehen, sodaß die Drucke vollkommen das Ansehen von Kupferstichen
erhalte» haben. Der Buchdruck ist hier ebenfalls auf Büttenpapier hergestellt.
Die durch ihre klassischen Liebhaberbäude renommirte B»chbi»derei voll G. Fritzsche


Grciizbottm IV. 1882. , 51
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[0405] Adolf Gutbiers Rafael-Werk. Freude es gewährt, diesen Reichtum nun in zwei handlichen Quartbüiideu zu bequemem Studium und Genuß vereinigt vor sich zu sehen. Auf zwei Bände nämlich von je 92 Tafeln hat der Herausgeber sein Rnfaelwerk verteilt. Der erste Band enthält die sämmtlichen Tafelbilder des Meisters: die Mndvnnen und Heiligen Familien (46), die Bildnisse (13) und die sonstigen Tafelbilder religiösen und profanen Inhalts (28), jede Abteilung nach der Entstehungszeit geordnet; der zweite Band umfaßt die Fresken in den Stanzen und Loggien des Vatikans (52), in der Loggia der Farnesinn (12), die sonstigen Fresken und Mosaiken (15) und die Tapeten für die sixtinische Kapelle (13). Bor jeder Tafel befindet sich ein Vorsatzblatt, ans welchem der Gegenstand des Bildes, sein Aufbewahrungsort, seine Nummer bei Pnssavaut und die für den Lichtdruck verwendete Vorlage genannt sind. Eine vortreffliche Einrichtung ist es, daß der Text des Werkes nicht den beiden Tnfelbänden eingefügt, sondern in einem besondern dritten Bande ab¬ getrennt ist. Er zerfällt in eine gedrängte, übersichtliche Darstellung von Nafnels Leben und Entwicklungsgang und in eine der Bilderfolge der beiden Hauptbüude sich anschließende Erläuterung der einzelnen Tafeln. Ein Wort zum Lobe dieses Textes zu sagen ist wohl überflüssig. Daß eine Darstellung von dem Leben und Schaffen des großen Urbinaten ans Lübkes Feder nirgends hinter dem Stande der gegenwärtigen Forschung zurückbleiben kau», braucht uicht ausdrücklich versichert zu werden. Zu bewundern aber ist es, wie Lübke deu so oft schou von ihm behandelten Stoff immer aufs neue wieder mit gleicher Wärme und Begeisterung und in derselbe» glänzenden und jugendlich frischen Darstellung zu behandeln weiß. Diesem Texte gönnt man einmal die wundervolle Druckaus- stattung, die er durch die Drngulinsche Buchdruckerei in Leipzig erhalten hat. In einem Auhnuge ist übrigens noch ein Verzeichnis der Studieublätter zu den besprochenen Werke» beigegeben, „soweit solche von Passavant ausführlich be¬ schrieben und in Reproduktionen erschienen sind." Der Verleger hat von seinem Nasaelwerke zwei Ausgaben veranstaltet. Die eine in Kleinfolio (oder sagen wir lieber Grvßquart) auf Kupferdrnckpapier kostet ungebunden (die Bilder in Mappe) 154 Mark, in drei Kallikopracht- bünden 185, in drei Lederprachtbüuden 225 Mark. Die andre, eine „Kunst- drnckausgabe" in stattlichem Folio, ist nur in fünfzig, mit fortlaufenden Nummern versehenen Exemplaren hergestellt und bietet das denkbar vollendetste, was in Vuchausstattuug überhaupt zu erreichen ist. Die Lichtdrucke sind hier mit ganz besondrer Zartheit auf chinesisches Papier gedruckt, auf starkes holländisches Büttenpapier aufgezogen und — was vielleicht überflüssig ist, aber für manchen Liebhaber ohne Zweifel deu Reiz erhöhen wird — mit eingedruckten Platten¬ rändern versehen, sodaß die Drucke vollkommen das Ansehen von Kupferstichen erhalte» haben. Der Buchdruck ist hier ebenfalls auf Büttenpapier hergestellt. Die durch ihre klassischen Liebhaberbäude renommirte B»chbi»derei voll G. Fritzsche Grciizbottm IV. 1882. , 51

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/405>, abgerufen am 28.09.2024.