Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.Triumphatormiene recht laut versichert, es sei ganz klar, durch Darwin klar Stellen wir die Probleme möglichst bestimmt hin: Es handelt sich nicht Das Prinzip der Vererbung und Anpassung sagt nnn, daß die erzeugten Triumphatormiene recht laut versichert, es sei ganz klar, durch Darwin klar Stellen wir die Probleme möglichst bestimmt hin: Es handelt sich nicht Das Prinzip der Vererbung und Anpassung sagt nnn, daß die erzeugten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0386" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194364"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1441" prev="#ID_1440"> Triumphatormiene recht laut versichert, es sei ganz klar, durch Darwin klar<lb/> geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1442"> Stellen wir die Probleme möglichst bestimmt hin: Es handelt sich nicht<lb/> darum, wie man sich wohl ausgedrückt hat, die Zwecke ans der Natur wegzu-<lb/> erklüren durch den Darwinismus. Das kann man deshalb nicht, weil wir durch<lb/> die einfachste Betrachtung lebender Wesen gezwungen werden, sie anzuerkennen.<lb/> Es handelt sich aber um die Wegerklärnug der zweckmäßig wirkenden Ursache<lb/> in der Natur, d. h. des geistigen Prinzips, welches allein Zwecke haben kann.<lb/> Vererbung, Anpassung an die äußern Verhältnisse, Kampf ums Dasein, natürliche<lb/> Auslese, Zuchtwahl, das sind die Schlagwörter, mit Hilfe deren dieses Unter¬<lb/> nehmen vollständig geglückt sein soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_1443" next="#ID_1444"> Das Prinzip der Vererbung und Anpassung sagt nnn, daß die erzeugten<lb/> Individuen in vielen Eigenschaften, körperlichen sowohl wie geistige», den Er¬<lb/> zeugern gleichen, und daß selbst, wenn die Erzeuger im Laufe des Lebens durch<lb/> den Kampf ums Dasein ihre eigne Natur ein wenig verändern, sie bisweilen<lb/> diese veränderten Eigentümlichkeiten, wie Kant sagt, in die Zeugungskraft auf¬<lb/> nehmen und auch auf die Nachkommen übertragen können. Diese Thatsache hat<lb/> Kant vollständig anerkannt und in der teleologischen Urteilskraft ausgesprochen,<lb/> Darwin hat sie durch eine Fülle empirischer Beobachtungen bestätigt. Aber ist<lb/> damit irgend etwas über die zweckmäßig wirkende Ursache im organischen Leben<lb/> entschieden? Gesetzt, alle Eigenschaften des erzeugten Individuums ließen sich<lb/> empirisch bis auf deu letzten Rest auf Faktoren zurückführen, die schon in den<lb/> Erzeugern vorhanden waren, so bleibt doch die Thatsache, daß Erzeuger wie<lb/> Erzeugte mich einem Plan zweckmäßig konstruirt sind, ganz ebenso unerklärt wie<lb/> vorher. Oder wenn man die abgeschmackte Behauptung aufstellen wollte, daß,<lb/> wenn einmal ein gesundes Elternpaar vorhanden ist, alsdann die Erzeugung<lb/> eines Kindes rein mechanisch durch die Übertragung mechanisch wirkender Stoffe<lb/> auf das Kind vollständig zu erklären sei, so würde auch dann das Vorhanden¬<lb/> sein der Eltern, die doch »ach einem Plan zweckmäßig gebant sein müssen, der<lb/> Erklärung unzugänglich sein; und wenn man alle Eltern von den Großeltern,<lb/> Urgroßeltern u. s. f. bis zum ersten Exemplar des Geschlechtes, und dieses wieder<lb/> ans den Affen u. s. f. durch die ganze Tier- und Pflanzenreihc hinauf bis zu<lb/> deu Protisten rein mechanisch entstehen läßt, so ist doch die erste Entstehung<lb/> des ersten Urschleimgeschöpfes aus der anorganischen Materie immer noch ebenso<lb/> rätselhaft, weil dann wenigstens in ihm die zweckmäßig wirkende Ursache thätig<lb/> gewesen sein muß. Es ist ja ein leicht nachzuweisender Trugschluß, daß ein<lb/> einfaches Tier leichter aus mechanischen Prozessen zu erklären sei als ein kompli-<lb/> zirtes. Wenn die einfachsten organischen Wesen äußerlich auch sehr viel Ähnlich¬<lb/> keit mit Klumpen anorganischer Materie haben (der d^uMus HakoKslü z. B.<lb/> mit dem schlcimähnlichen Gypsniederschlag im Meerwasser), so unterscheiden sie<lb/> sich doch wesentlich von denselben dnrch den Plan, nach dem sie gebaut sind.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0386]
Triumphatormiene recht laut versichert, es sei ganz klar, durch Darwin klar
geworden.
Stellen wir die Probleme möglichst bestimmt hin: Es handelt sich nicht
darum, wie man sich wohl ausgedrückt hat, die Zwecke ans der Natur wegzu-
erklüren durch den Darwinismus. Das kann man deshalb nicht, weil wir durch
die einfachste Betrachtung lebender Wesen gezwungen werden, sie anzuerkennen.
Es handelt sich aber um die Wegerklärnug der zweckmäßig wirkenden Ursache
in der Natur, d. h. des geistigen Prinzips, welches allein Zwecke haben kann.
Vererbung, Anpassung an die äußern Verhältnisse, Kampf ums Dasein, natürliche
Auslese, Zuchtwahl, das sind die Schlagwörter, mit Hilfe deren dieses Unter¬
nehmen vollständig geglückt sein soll.
Das Prinzip der Vererbung und Anpassung sagt nnn, daß die erzeugten
Individuen in vielen Eigenschaften, körperlichen sowohl wie geistige», den Er¬
zeugern gleichen, und daß selbst, wenn die Erzeuger im Laufe des Lebens durch
den Kampf ums Dasein ihre eigne Natur ein wenig verändern, sie bisweilen
diese veränderten Eigentümlichkeiten, wie Kant sagt, in die Zeugungskraft auf¬
nehmen und auch auf die Nachkommen übertragen können. Diese Thatsache hat
Kant vollständig anerkannt und in der teleologischen Urteilskraft ausgesprochen,
Darwin hat sie durch eine Fülle empirischer Beobachtungen bestätigt. Aber ist
damit irgend etwas über die zweckmäßig wirkende Ursache im organischen Leben
entschieden? Gesetzt, alle Eigenschaften des erzeugten Individuums ließen sich
empirisch bis auf deu letzten Rest auf Faktoren zurückführen, die schon in den
Erzeugern vorhanden waren, so bleibt doch die Thatsache, daß Erzeuger wie
Erzeugte mich einem Plan zweckmäßig konstruirt sind, ganz ebenso unerklärt wie
vorher. Oder wenn man die abgeschmackte Behauptung aufstellen wollte, daß,
wenn einmal ein gesundes Elternpaar vorhanden ist, alsdann die Erzeugung
eines Kindes rein mechanisch durch die Übertragung mechanisch wirkender Stoffe
auf das Kind vollständig zu erklären sei, so würde auch dann das Vorhanden¬
sein der Eltern, die doch »ach einem Plan zweckmäßig gebant sein müssen, der
Erklärung unzugänglich sein; und wenn man alle Eltern von den Großeltern,
Urgroßeltern u. s. f. bis zum ersten Exemplar des Geschlechtes, und dieses wieder
ans den Affen u. s. f. durch die ganze Tier- und Pflanzenreihc hinauf bis zu
deu Protisten rein mechanisch entstehen läßt, so ist doch die erste Entstehung
des ersten Urschleimgeschöpfes aus der anorganischen Materie immer noch ebenso
rätselhaft, weil dann wenigstens in ihm die zweckmäßig wirkende Ursache thätig
gewesen sein muß. Es ist ja ein leicht nachzuweisender Trugschluß, daß ein
einfaches Tier leichter aus mechanischen Prozessen zu erklären sei als ein kompli-
zirtes. Wenn die einfachsten organischen Wesen äußerlich auch sehr viel Ähnlich¬
keit mit Klumpen anorganischer Materie haben (der d^uMus HakoKslü z. B.
mit dem schlcimähnlichen Gypsniederschlag im Meerwasser), so unterscheiden sie
sich doch wesentlich von denselben dnrch den Plan, nach dem sie gebaut sind.
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