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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

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Parlament und Politik in Frankreich.

"mittelbar mich der Wiedereröffnung der französischen Deputirten-
kammer las der Ministerpräsident Duelere eine Erklärung vor,
welche das Glaubensbekenntnis oder Programm der von ihm ge¬
leiteten Regierung enthielt. Die wesentlichen Sätze derselben sind
folgende. Die Regierung will deu Frieden, und nichts liegt vor,
was denselben stören zu können scheint. Die Beziehungen Frankreichs zu den
festländischen Großmächten, namentlich zu Italien, bessern sich. Das englische
Kabinet hat Fragen, die aus der Besetzung Ägyptens dnrch britische Truppen
entstanden sind, freiwillig in Paris zur Sprache gebracht und Vorschläge ge¬
macht, welche die französische Regierung jetzt prüft. Das Ergebnis der Ver¬
handlung soll, sobald sie geschlossen ist, der Kammer mitgeteilt werden. Darcinf
fuhr der Minister sort: "Wie es anch ausfallen möge, verhehlen Sie, meine
Herren, sich nicht, daß die Quelle unseres Einflusses im Auslande hier, bei uns,
liegt; ja nach dein Charakter, den Sie unsrer innern Politik nnfdrückeu werden,
wird die Wirksamkeit Frankreichs mich außen hin fruchtbar oder fruchtlos sein.
Aus diesem Grunde ersuchen wir Sie auch achtungsvoll, von Ihren unmittel¬
baren Verhandlungen Fragen fernzuhalten, die der Art sind, daß sie in diesem
Augenblick das Einvernehmen der Ansichten und Willensmeinungen nicht auf¬
kommen lassen, deutlicher gesprochen, die Bildung einer Mehrheit für die Re¬
gierung nicht gestatten." Weiterhin berührte die Erklärung verschiedne innere
Fragen, darunter die wegen Deportirung rückfälliger Verbrecher, die wegen Re¬
organisation der Gerichte, über Vervollständigung des Gesetzes in Betreff der
Volksschulen und über die Reihenfolge, in welcher gewisse öffentliche Arbeiten
ausgeführt werden sollen. Dann tum der Minister, nachdem er noch einen Blick


Grenze'vo" IV. 1882. 4"


Parlament und Politik in Frankreich.

»mittelbar mich der Wiedereröffnung der französischen Deputirten-
kammer las der Ministerpräsident Duelere eine Erklärung vor,
welche das Glaubensbekenntnis oder Programm der von ihm ge¬
leiteten Regierung enthielt. Die wesentlichen Sätze derselben sind
folgende. Die Regierung will deu Frieden, und nichts liegt vor,
was denselben stören zu können scheint. Die Beziehungen Frankreichs zu den
festländischen Großmächten, namentlich zu Italien, bessern sich. Das englische
Kabinet hat Fragen, die aus der Besetzung Ägyptens dnrch britische Truppen
entstanden sind, freiwillig in Paris zur Sprache gebracht und Vorschläge ge¬
macht, welche die französische Regierung jetzt prüft. Das Ergebnis der Ver¬
handlung soll, sobald sie geschlossen ist, der Kammer mitgeteilt werden. Darcinf
fuhr der Minister sort: „Wie es anch ausfallen möge, verhehlen Sie, meine
Herren, sich nicht, daß die Quelle unseres Einflusses im Auslande hier, bei uns,
liegt; ja nach dein Charakter, den Sie unsrer innern Politik nnfdrückeu werden,
wird die Wirksamkeit Frankreichs mich außen hin fruchtbar oder fruchtlos sein.
Aus diesem Grunde ersuchen wir Sie auch achtungsvoll, von Ihren unmittel¬
baren Verhandlungen Fragen fernzuhalten, die der Art sind, daß sie in diesem
Augenblick das Einvernehmen der Ansichten und Willensmeinungen nicht auf¬
kommen lassen, deutlicher gesprochen, die Bildung einer Mehrheit für die Re¬
gierung nicht gestatten." Weiterhin berührte die Erklärung verschiedne innere
Fragen, darunter die wegen Deportirung rückfälliger Verbrecher, die wegen Re¬
organisation der Gerichte, über Vervollständigung des Gesetzes in Betreff der
Volksschulen und über die Reihenfolge, in welcher gewisse öffentliche Arbeiten
ausgeführt werden sollen. Dann tum der Minister, nachdem er noch einen Blick


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[0365] [Abbildung] Parlament und Politik in Frankreich. »mittelbar mich der Wiedereröffnung der französischen Deputirten- kammer las der Ministerpräsident Duelere eine Erklärung vor, welche das Glaubensbekenntnis oder Programm der von ihm ge¬ leiteten Regierung enthielt. Die wesentlichen Sätze derselben sind folgende. Die Regierung will deu Frieden, und nichts liegt vor, was denselben stören zu können scheint. Die Beziehungen Frankreichs zu den festländischen Großmächten, namentlich zu Italien, bessern sich. Das englische Kabinet hat Fragen, die aus der Besetzung Ägyptens dnrch britische Truppen entstanden sind, freiwillig in Paris zur Sprache gebracht und Vorschläge ge¬ macht, welche die französische Regierung jetzt prüft. Das Ergebnis der Ver¬ handlung soll, sobald sie geschlossen ist, der Kammer mitgeteilt werden. Darcinf fuhr der Minister sort: „Wie es anch ausfallen möge, verhehlen Sie, meine Herren, sich nicht, daß die Quelle unseres Einflusses im Auslande hier, bei uns, liegt; ja nach dein Charakter, den Sie unsrer innern Politik nnfdrückeu werden, wird die Wirksamkeit Frankreichs mich außen hin fruchtbar oder fruchtlos sein. Aus diesem Grunde ersuchen wir Sie auch achtungsvoll, von Ihren unmittel¬ baren Verhandlungen Fragen fernzuhalten, die der Art sind, daß sie in diesem Augenblick das Einvernehmen der Ansichten und Willensmeinungen nicht auf¬ kommen lassen, deutlicher gesprochen, die Bildung einer Mehrheit für die Re¬ gierung nicht gestatten." Weiterhin berührte die Erklärung verschiedne innere Fragen, darunter die wegen Deportirung rückfälliger Verbrecher, die wegen Re¬ organisation der Gerichte, über Vervollständigung des Gesetzes in Betreff der Volksschulen und über die Reihenfolge, in welcher gewisse öffentliche Arbeiten ausgeführt werden sollen. Dann tum der Minister, nachdem er noch einen Blick Grenze'vo» IV. 1882. 4«

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/365>, abgerufen am 26.06.2024.