Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.Der jüngste Tag. auf. Aber die Sonne stieg ant Himmel hinauf mit versengender Glut, welche Ein großer, kahler Hügel, der auf deu Ohio hinabblickte, sollte der Himmel- Als die Versammelten zu den Zeilen kamen: konnte weder August noch irgend ein andrer der Ansteckung mit dem tiefem- Dann hielt Eider Haukius eine kleine Ermnhunngsrede. Er sagte, die Zeit Diese Anspielung ging auf die Heirat vou Jonas, welche diesen Abend in Der jüngste Tag. auf. Aber die Sonne stieg ant Himmel hinauf mit versengender Glut, welche Ein großer, kahler Hügel, der auf deu Ohio hinabblickte, sollte der Himmel- Als die Versammelten zu den Zeilen kamen: konnte weder August noch irgend ein andrer der Ansteckung mit dem tiefem- Dann hielt Eider Haukius eine kleine Ermnhunngsrede. Er sagte, die Zeit Diese Anspielung ging auf die Heirat vou Jonas, welche diesen Abend in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0254" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194232"/> <fw type="header" place="top"> Der jüngste Tag.</fw><lb/> <p xml:id="ID_911" prev="#ID_910"> auf. Aber die Sonne stieg ant Himmel hinauf mit versengender Glut, welche<lb/> zeigte, daß wenigstens ihre Leucht- und Hitzkraft uoch unversehrt vorhanden war.<lb/> Die Leute sagten: Siehe, der Beginn der furchtbaren Hitze, welche die Elemente<lb/> zerschmelzen soll. Die Nacht kam herein, und jeder „fallende Stern" war wieder<lb/> ein Zeichen des Endes der Welt. Es gab, wie zu dieser Jahreszeit gewöhnlich,<lb/> viele Meteore, und die einfältigen Landleute waren überzeugt, daß die Sterne<lb/> vom Himmel fielen.</p><lb/> <p xml:id="ID_912" next="#ID_913"> Ein großer, kahler Hügel, der auf deu Ohio hinabblickte, sollte der Himmel-<lb/> fahrtsberg sein. Hier sammelte sich die Herde des Eider Hankins mit jener<lb/> behaglichen Zuversicht, die Auserwählten zu sein, welche uur eine engherzige<lb/> Bigotterie erzeugen kann. Und hier kamen andre von allen religiösen Genossen¬<lb/> schaften und trösteten sich damit, daß sie ebensogut daran würeu, wenn sie<lb/> Christen wären, als wenn sie all dieses Getöse wegen des tausendjährigen Reiches<lb/> gemacht hätten. Hier war auch August, jetzt fast vollständig genesen, und stimmte<lb/> mit den übrigen in den Gesang der schönen und begeisternden Lieder der Adven-<lb/> tisten ein. Sein deutsches Herz ließ ihn uicht still bleiben, wo Gesang erschallte,<lb/> und jetzt, in seiner Dankbarkeit wegen der wiedergefundenen Gesundheit, war<lb/> er der Musik mehr zugeneigt als je vorher. So saug er herzhaft und auf¬<lb/> richtig das Lied mit, welches mit dem Verse beginnt:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_913" prev="#ID_912" next="#ID_914"> Als die Versammelten zu den Zeilen kamen:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_8" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_914" prev="#ID_913"> konnte weder August noch irgend ein andrer der Ansteckung mit dem tiefem-<lb/> pfundenen und furchtbaren Glanben an das unmittelbar bevorstehende Eintreten<lb/> des Weltuutergaugcs gut widerstehen, welches die sich drängende Volksmasse<lb/> erfüllte. Starke Männer und Frauen weinte» und jauchzten vor Aufregung.</p><lb/> <p xml:id="ID_915"> Dann hielt Eider Haukius eine kleine Ermnhunngsrede. Er sagte, die Zeit<lb/> sei kurz, aber die Herzen der Menschen seien hart. Wie in den Tagen der<lb/> Sündflut heirateten sie und würden verheiratet. Keine halbe Meile von hier<lb/> funde in diesem Augenblick eine Hochzeit statt, und ein Mann, der sich einen<lb/> Geistlichen nenne, wäre nicht imstande, die Zeichen der Zeit zu erkennen, sondern<lb/> vollzöge eine Trauung.</p><lb/> <p xml:id="ID_916"> Diese Anspielung ging auf die Heirat vou Jonas, welche diesen Abend in<lb/> der Burg stattfinden sollte. Fran Anderson hatte sich geweigert, „solchen gott¬<lb/> losen Unsinn" in ihrem Hause zu dulden, und da Cynthy leine Heimat hatte,<lb/> hatte Andrew seiue Burg dazu hergegeben, teils um Jonas einen Gefallen zu<lb/> thun, teils ans gewohnheitsmäßiger Opposition gegen Abigail, vor allem aber,<lb/> um seine Verachtung vor dem Ädventismns kundzugeben.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0254]
Der jüngste Tag.
auf. Aber die Sonne stieg ant Himmel hinauf mit versengender Glut, welche
zeigte, daß wenigstens ihre Leucht- und Hitzkraft uoch unversehrt vorhanden war.
Die Leute sagten: Siehe, der Beginn der furchtbaren Hitze, welche die Elemente
zerschmelzen soll. Die Nacht kam herein, und jeder „fallende Stern" war wieder
ein Zeichen des Endes der Welt. Es gab, wie zu dieser Jahreszeit gewöhnlich,
viele Meteore, und die einfältigen Landleute waren überzeugt, daß die Sterne
vom Himmel fielen.
Ein großer, kahler Hügel, der auf deu Ohio hinabblickte, sollte der Himmel-
fahrtsberg sein. Hier sammelte sich die Herde des Eider Hankins mit jener
behaglichen Zuversicht, die Auserwählten zu sein, welche uur eine engherzige
Bigotterie erzeugen kann. Und hier kamen andre von allen religiösen Genossen¬
schaften und trösteten sich damit, daß sie ebensogut daran würeu, wenn sie
Christen wären, als wenn sie all dieses Getöse wegen des tausendjährigen Reiches
gemacht hätten. Hier war auch August, jetzt fast vollständig genesen, und stimmte
mit den übrigen in den Gesang der schönen und begeisternden Lieder der Adven-
tisten ein. Sein deutsches Herz ließ ihn uicht still bleiben, wo Gesang erschallte,
und jetzt, in seiner Dankbarkeit wegen der wiedergefundenen Gesundheit, war
er der Musik mehr zugeneigt als je vorher. So saug er herzhaft und auf¬
richtig das Lied mit, welches mit dem Verse beginnt:
Als die Versammelten zu den Zeilen kamen:
konnte weder August noch irgend ein andrer der Ansteckung mit dem tiefem-
pfundenen und furchtbaren Glanben an das unmittelbar bevorstehende Eintreten
des Weltuutergaugcs gut widerstehen, welches die sich drängende Volksmasse
erfüllte. Starke Männer und Frauen weinte» und jauchzten vor Aufregung.
Dann hielt Eider Haukius eine kleine Ermnhunngsrede. Er sagte, die Zeit
sei kurz, aber die Herzen der Menschen seien hart. Wie in den Tagen der
Sündflut heirateten sie und würden verheiratet. Keine halbe Meile von hier
funde in diesem Augenblick eine Hochzeit statt, und ein Mann, der sich einen
Geistlichen nenne, wäre nicht imstande, die Zeichen der Zeit zu erkennen, sondern
vollzöge eine Trauung.
Diese Anspielung ging auf die Heirat vou Jonas, welche diesen Abend in
der Burg stattfinden sollte. Fran Anderson hatte sich geweigert, „solchen gott¬
losen Unsinn" in ihrem Hause zu dulden, und da Cynthy leine Heimat hatte,
hatte Andrew seiue Burg dazu hergegeben, teils um Jonas einen Gefallen zu
thun, teils ans gewohnheitsmäßiger Opposition gegen Abigail, vor allem aber,
um seine Verachtung vor dem Ädventismns kundzugeben.
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