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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.

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beiden großen Oasenketten markirt ist, die den Tsadsee mit den beiden Syrten
verbinden, und welche die natürlichen Traeös bildeten für die zwei größten
Karawaueustraßcn, die das Mittelmeer mit dem Sudan verbinden.

Die konzentrisch ringartige Anordnung der Kettengebirge der östlichen Halb¬
kugel führt zu der Annahme, daß ihre ursprüngliche Form ähnlich der des west¬
lichen Hemisphärenbeckens gewesen sei, sowie daß in diesen zwei Hemisphärenbeckeu
ganz analoge Erscheinungen zu erblicken sind wie in den kleineren Becken: dem
russischen, dein Pariser Becken n. s. w. Eine weitere Eigentümlichkeit zeigt sich
darin, daß die beiden Hemisphäreubecken auf der westlichem Seite durch das
tiefe atlantische Doppelthal, sowie durch eine Reihe kleinerer Becken, wie das
russische, das Kölner, das Pariser, das Vvrdeauxbecken, den Golf von Mexiko,
das earaibische und brasilianische Becken, auf der Ostseite ebenfalls durch eine
Reihe kleinerer Becken, wie das Behringsmeer, das Ochotskische, das japanische,
das Gelbe, das südchinesische, den Snlnsee, den Celebessee, welche alle deutlich
den ringförmigen Charakter tragen, von einander getrennt sind.

Die Erkenntnis, daß in dem Ban unsers Planeten keine Unregelmäßigkeit
oder Gesetzlosigkeit herrsche, gab Habenicht deu ersten Anstoß zur Entwicklung
seiner Theorie. Er schloß in folgender Weise: Als sich der Planet bis zur
Bildung einer dünnen Erstarrungshnnt abgekühlt hatte, trieben heiße Gase und
Dämpfe in der zähen Epidermis riesige Blasen auf. Diese platzten, die
Dämpfe entwichen, die Binsen senken zusammen und wurden teilweise wieder
eingeschmolzen, mir die Ränder blieben stehen. Allmählich bildete sich auf dem
Boden der Blasen eine neue Haut, sie ward wieder in die Höhe getrieben,
platzte wieder, sank zusammen und ihre Ränder blieben innerhalb der ersten
Ränder steheu. Dieser Prozeß bildete sich immer wieder von neuem, uur uuter
der Modifikation, daß die Haut oder Kruste immer dicker wurde, weil die Ab-
kühlung weiter ging, sodaß ein immer längerer Zeitraum bis zum Ansteigen
der Blase verging, und daß der nen einzuschmclzende Teil der Kruste immer
kleiner wurde.

Mit dieser Thätigkeit des Feuers verband sich die Thätigkeit des Wassers.
An deu am wenigsten heißen Stellen, vermutlich an den Polen, wo auch wohl
der erste Ansatz einer Erstnrrungskruste vor sich ging, bildeten sich Niederschläge,
u"d die so entstehenden Meeresfluten wälzten sich den tieferen Stellen zu,
strömten also in die einstürzenden Blasen und füllten die hier entstandenen Becken.
Sie führten Erdmassen und Trümmer mit sich, schwemmten sie dem Boden des
Reckens zu und setzten, teilweise uuter Einwirkung der Hitze, die sedimentären
Formationen ab. So würde sich das jetzt zu beobachtende Jneinandcrliegen der
stachen Schalen erklären.

Während dieser dnrch Katastrophen von einander getrennten Perioden
verringerte sich das Volumen des Erdballes sowohl durch die Abkühlung als
auch dnrch die Exhalationen, es schmiegten sich demgemäß die kreisrunden Becken-


^N-nzlwten 111. 1882. 45

beiden großen Oasenketten markirt ist, die den Tsadsee mit den beiden Syrten
verbinden, und welche die natürlichen Traeös bildeten für die zwei größten
Karawaueustraßcn, die das Mittelmeer mit dem Sudan verbinden.

Die konzentrisch ringartige Anordnung der Kettengebirge der östlichen Halb¬
kugel führt zu der Annahme, daß ihre ursprüngliche Form ähnlich der des west¬
lichen Hemisphärenbeckens gewesen sei, sowie daß in diesen zwei Hemisphärenbeckeu
ganz analoge Erscheinungen zu erblicken sind wie in den kleineren Becken: dem
russischen, dein Pariser Becken n. s. w. Eine weitere Eigentümlichkeit zeigt sich
darin, daß die beiden Hemisphäreubecken auf der westlichem Seite durch das
tiefe atlantische Doppelthal, sowie durch eine Reihe kleinerer Becken, wie das
russische, das Kölner, das Pariser, das Vvrdeauxbecken, den Golf von Mexiko,
das earaibische und brasilianische Becken, auf der Ostseite ebenfalls durch eine
Reihe kleinerer Becken, wie das Behringsmeer, das Ochotskische, das japanische,
das Gelbe, das südchinesische, den Snlnsee, den Celebessee, welche alle deutlich
den ringförmigen Charakter tragen, von einander getrennt sind.

Die Erkenntnis, daß in dem Ban unsers Planeten keine Unregelmäßigkeit
oder Gesetzlosigkeit herrsche, gab Habenicht deu ersten Anstoß zur Entwicklung
seiner Theorie. Er schloß in folgender Weise: Als sich der Planet bis zur
Bildung einer dünnen Erstarrungshnnt abgekühlt hatte, trieben heiße Gase und
Dämpfe in der zähen Epidermis riesige Blasen auf. Diese platzten, die
Dämpfe entwichen, die Binsen senken zusammen und wurden teilweise wieder
eingeschmolzen, mir die Ränder blieben stehen. Allmählich bildete sich auf dem
Boden der Blasen eine neue Haut, sie ward wieder in die Höhe getrieben,
platzte wieder, sank zusammen und ihre Ränder blieben innerhalb der ersten
Ränder steheu. Dieser Prozeß bildete sich immer wieder von neuem, uur uuter
der Modifikation, daß die Haut oder Kruste immer dicker wurde, weil die Ab-
kühlung weiter ging, sodaß ein immer längerer Zeitraum bis zum Ansteigen
der Blase verging, und daß der nen einzuschmclzende Teil der Kruste immer
kleiner wurde.

Mit dieser Thätigkeit des Feuers verband sich die Thätigkeit des Wassers.
An deu am wenigsten heißen Stellen, vermutlich an den Polen, wo auch wohl
der erste Ansatz einer Erstnrrungskruste vor sich ging, bildeten sich Niederschläge,
u»d die so entstehenden Meeresfluten wälzten sich den tieferen Stellen zu,
strömten also in die einstürzenden Blasen und füllten die hier entstandenen Becken.
Sie führten Erdmassen und Trümmer mit sich, schwemmten sie dem Boden des
Reckens zu und setzten, teilweise uuter Einwirkung der Hitze, die sedimentären
Formationen ab. So würde sich das jetzt zu beobachtende Jneinandcrliegen der
stachen Schalen erklären.

Während dieser dnrch Katastrophen von einander getrennten Perioden
verringerte sich das Volumen des Erdballes sowohl durch die Abkühlung als
auch dnrch die Exhalationen, es schmiegten sich demgemäß die kreisrunden Becken-


^N-nzlwten 111. 1882. 45
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[0361] beiden großen Oasenketten markirt ist, die den Tsadsee mit den beiden Syrten verbinden, und welche die natürlichen Traeös bildeten für die zwei größten Karawaueustraßcn, die das Mittelmeer mit dem Sudan verbinden. Die konzentrisch ringartige Anordnung der Kettengebirge der östlichen Halb¬ kugel führt zu der Annahme, daß ihre ursprüngliche Form ähnlich der des west¬ lichen Hemisphärenbeckens gewesen sei, sowie daß in diesen zwei Hemisphärenbeckeu ganz analoge Erscheinungen zu erblicken sind wie in den kleineren Becken: dem russischen, dein Pariser Becken n. s. w. Eine weitere Eigentümlichkeit zeigt sich darin, daß die beiden Hemisphäreubecken auf der westlichem Seite durch das tiefe atlantische Doppelthal, sowie durch eine Reihe kleinerer Becken, wie das russische, das Kölner, das Pariser, das Vvrdeauxbecken, den Golf von Mexiko, das earaibische und brasilianische Becken, auf der Ostseite ebenfalls durch eine Reihe kleinerer Becken, wie das Behringsmeer, das Ochotskische, das japanische, das Gelbe, das südchinesische, den Snlnsee, den Celebessee, welche alle deutlich den ringförmigen Charakter tragen, von einander getrennt sind. Die Erkenntnis, daß in dem Ban unsers Planeten keine Unregelmäßigkeit oder Gesetzlosigkeit herrsche, gab Habenicht deu ersten Anstoß zur Entwicklung seiner Theorie. Er schloß in folgender Weise: Als sich der Planet bis zur Bildung einer dünnen Erstarrungshnnt abgekühlt hatte, trieben heiße Gase und Dämpfe in der zähen Epidermis riesige Blasen auf. Diese platzten, die Dämpfe entwichen, die Binsen senken zusammen und wurden teilweise wieder eingeschmolzen, mir die Ränder blieben stehen. Allmählich bildete sich auf dem Boden der Blasen eine neue Haut, sie ward wieder in die Höhe getrieben, platzte wieder, sank zusammen und ihre Ränder blieben innerhalb der ersten Ränder steheu. Dieser Prozeß bildete sich immer wieder von neuem, uur uuter der Modifikation, daß die Haut oder Kruste immer dicker wurde, weil die Ab- kühlung weiter ging, sodaß ein immer längerer Zeitraum bis zum Ansteigen der Blase verging, und daß der nen einzuschmclzende Teil der Kruste immer kleiner wurde. Mit dieser Thätigkeit des Feuers verband sich die Thätigkeit des Wassers. An deu am wenigsten heißen Stellen, vermutlich an den Polen, wo auch wohl der erste Ansatz einer Erstnrrungskruste vor sich ging, bildeten sich Niederschläge, u»d die so entstehenden Meeresfluten wälzten sich den tieferen Stellen zu, strömten also in die einstürzenden Blasen und füllten die hier entstandenen Becken. Sie führten Erdmassen und Trümmer mit sich, schwemmten sie dem Boden des Reckens zu und setzten, teilweise uuter Einwirkung der Hitze, die sedimentären Formationen ab. So würde sich das jetzt zu beobachtende Jneinandcrliegen der stachen Schalen erklären. Während dieser dnrch Katastrophen von einander getrennten Perioden verringerte sich das Volumen des Erdballes sowohl durch die Abkühlung als auch dnrch die Exhalationen, es schmiegten sich demgemäß die kreisrunden Becken- ^N-nzlwten 111. 1882. 45

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_193340/361>, abgerufen am 03.07.2024.