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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.

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Die Theorie der sphärischen Araterbecken.

runder eng aneinander und nahmen eine unregelmäßig verdrückte Form an.
Zwischen den beiden ältesten Polschollen setzten sich die Hemisphärentraterbecken
an, zwischen diesen wieder zwei die Polschollen verbindende bandartige Reihen
kleinerer Blasenbildungen, Im Verlauf der hauptsächlich ruckweise durch Ex-
halation nach Zersprengung der Kraterhülle erfolgenden Abkühlung verdickte sich
die Kruste mehr und mehr, sie nahm an Sprödigkeit zu, die gewaltsam aus¬
gedehnte Kraterhülle war aber für ihren alten Raum zu weit geworden, sie staute
sich beim Zurücksinken an den alten Beckenrändern und warf sich in konzentrische
Parallelfnlteubündel.

Nach demselben Gesetz, nach welchem die Wände eines größeren Dampf¬
kessels dicker sein müssen als die eines kleineren, um dem gleichen Druck wider¬
stehen zu können, fanden die jüngsten und größten Gebirgsstannngen in den
großen Hemisphürenbecken statt, aber auch für 5zemisphärenkraterbildungeu wurde
die Kruste zu stark, es gehörte eine noch größere Ansammlung von Gasen dazu,
um die Krnste zu zersprengen, so entstanden die Kngelanftreibnngen oder Sphüren-
kraterbecken. In dieser Periode der Erhebung bildeten sich nach den Polen zu
in den obersten Schichten der Kruste gewaltige Sprünge, die heutigen Fjord-
bildungen, die untere zähere Schicht dehnte sich, es sand ein oberflächliches Aus¬
einanderreißen des östlichen und westlichen Hcmisphärenbeckens statt. Die Ost¬
küsten des arktischen Nordamerika passen mit ihren Formen und geologischen
Formationen so gut an die Westküsten des nördlichen Europa, daß man sich
ihren früheren Zusammenhang leicht auf der Karte rekonstruiren kann. Das
Zeug des Erdmantels war aber jetzt zu dick geworden, um sich nach der Kata¬
strophe beim Zurücksinken in kleine Parallelfällen zu werfen, und so bildeten
sich riesige Querfalten. Nach der Lage und Anordnung derselben scheint die
Öffnung dieses Kugelkraters in der Gegend des Mittelmeeres gewesen zu sein.
Wenn man versucht, die alte Lage der Beckenränder des östlichen Hemisphären¬
beckens zu rekonstruiren, so findet mau, daß die Dislokationen für eine Kngel-
auftreibuug zu groß sind. Man muß deren zwei annehmen, und das stimmt
wunderbar überein mit den Resultaten der Untersuchungen über die posttertiären
Ablagerungen sammt ihren organischen Einschlüssen, den daraus zu folgernden
klimatischen Wechseln während dieses Zeitraumes, indem maritime Eiszeiten mit
kontinentalen Perioden zweimal abwechselten.

Jetzt ist auch klar zu erkennen, warum mit dem Ende der Tertiärzeit die
Faltung der großen Kettengebirge der Hauptsache nach abschloß, was ans
ihrem Bau und den Lagerungsverhältnissen der posttertiären Ablagerungen so
deutlich hervorgeht.

(Schluß folgt.)




Die Theorie der sphärischen Araterbecken.

runder eng aneinander und nahmen eine unregelmäßig verdrückte Form an.
Zwischen den beiden ältesten Polschollen setzten sich die Hemisphärentraterbecken
an, zwischen diesen wieder zwei die Polschollen verbindende bandartige Reihen
kleinerer Blasenbildungen, Im Verlauf der hauptsächlich ruckweise durch Ex-
halation nach Zersprengung der Kraterhülle erfolgenden Abkühlung verdickte sich
die Kruste mehr und mehr, sie nahm an Sprödigkeit zu, die gewaltsam aus¬
gedehnte Kraterhülle war aber für ihren alten Raum zu weit geworden, sie staute
sich beim Zurücksinken an den alten Beckenrändern und warf sich in konzentrische
Parallelfnlteubündel.

Nach demselben Gesetz, nach welchem die Wände eines größeren Dampf¬
kessels dicker sein müssen als die eines kleineren, um dem gleichen Druck wider¬
stehen zu können, fanden die jüngsten und größten Gebirgsstannngen in den
großen Hemisphürenbecken statt, aber auch für 5zemisphärenkraterbildungeu wurde
die Kruste zu stark, es gehörte eine noch größere Ansammlung von Gasen dazu,
um die Krnste zu zersprengen, so entstanden die Kngelanftreibnngen oder Sphüren-
kraterbecken. In dieser Periode der Erhebung bildeten sich nach den Polen zu
in den obersten Schichten der Kruste gewaltige Sprünge, die heutigen Fjord-
bildungen, die untere zähere Schicht dehnte sich, es sand ein oberflächliches Aus¬
einanderreißen des östlichen und westlichen Hcmisphärenbeckens statt. Die Ost¬
küsten des arktischen Nordamerika passen mit ihren Formen und geologischen
Formationen so gut an die Westküsten des nördlichen Europa, daß man sich
ihren früheren Zusammenhang leicht auf der Karte rekonstruiren kann. Das
Zeug des Erdmantels war aber jetzt zu dick geworden, um sich nach der Kata¬
strophe beim Zurücksinken in kleine Parallelfällen zu werfen, und so bildeten
sich riesige Querfalten. Nach der Lage und Anordnung derselben scheint die
Öffnung dieses Kugelkraters in der Gegend des Mittelmeeres gewesen zu sein.
Wenn man versucht, die alte Lage der Beckenränder des östlichen Hemisphären¬
beckens zu rekonstruiren, so findet mau, daß die Dislokationen für eine Kngel-
auftreibuug zu groß sind. Man muß deren zwei annehmen, und das stimmt
wunderbar überein mit den Resultaten der Untersuchungen über die posttertiären
Ablagerungen sammt ihren organischen Einschlüssen, den daraus zu folgernden
klimatischen Wechseln während dieses Zeitraumes, indem maritime Eiszeiten mit
kontinentalen Perioden zweimal abwechselten.

Jetzt ist auch klar zu erkennen, warum mit dem Ende der Tertiärzeit die
Faltung der großen Kettengebirge der Hauptsache nach abschloß, was ans
ihrem Bau und den Lagerungsverhältnissen der posttertiären Ablagerungen so
deutlich hervorgeht.

(Schluß folgt.)




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[0362] Die Theorie der sphärischen Araterbecken. runder eng aneinander und nahmen eine unregelmäßig verdrückte Form an. Zwischen den beiden ältesten Polschollen setzten sich die Hemisphärentraterbecken an, zwischen diesen wieder zwei die Polschollen verbindende bandartige Reihen kleinerer Blasenbildungen, Im Verlauf der hauptsächlich ruckweise durch Ex- halation nach Zersprengung der Kraterhülle erfolgenden Abkühlung verdickte sich die Kruste mehr und mehr, sie nahm an Sprödigkeit zu, die gewaltsam aus¬ gedehnte Kraterhülle war aber für ihren alten Raum zu weit geworden, sie staute sich beim Zurücksinken an den alten Beckenrändern und warf sich in konzentrische Parallelfnlteubündel. Nach demselben Gesetz, nach welchem die Wände eines größeren Dampf¬ kessels dicker sein müssen als die eines kleineren, um dem gleichen Druck wider¬ stehen zu können, fanden die jüngsten und größten Gebirgsstannngen in den großen Hemisphürenbecken statt, aber auch für 5zemisphärenkraterbildungeu wurde die Kruste zu stark, es gehörte eine noch größere Ansammlung von Gasen dazu, um die Krnste zu zersprengen, so entstanden die Kngelanftreibnngen oder Sphüren- kraterbecken. In dieser Periode der Erhebung bildeten sich nach den Polen zu in den obersten Schichten der Kruste gewaltige Sprünge, die heutigen Fjord- bildungen, die untere zähere Schicht dehnte sich, es sand ein oberflächliches Aus¬ einanderreißen des östlichen und westlichen Hcmisphärenbeckens statt. Die Ost¬ küsten des arktischen Nordamerika passen mit ihren Formen und geologischen Formationen so gut an die Westküsten des nördlichen Europa, daß man sich ihren früheren Zusammenhang leicht auf der Karte rekonstruiren kann. Das Zeug des Erdmantels war aber jetzt zu dick geworden, um sich nach der Kata¬ strophe beim Zurücksinken in kleine Parallelfällen zu werfen, und so bildeten sich riesige Querfalten. Nach der Lage und Anordnung derselben scheint die Öffnung dieses Kugelkraters in der Gegend des Mittelmeeres gewesen zu sein. Wenn man versucht, die alte Lage der Beckenränder des östlichen Hemisphären¬ beckens zu rekonstruiren, so findet mau, daß die Dislokationen für eine Kngel- auftreibuug zu groß sind. Man muß deren zwei annehmen, und das stimmt wunderbar überein mit den Resultaten der Untersuchungen über die posttertiären Ablagerungen sammt ihren organischen Einschlüssen, den daraus zu folgernden klimatischen Wechseln während dieses Zeitraumes, indem maritime Eiszeiten mit kontinentalen Perioden zweimal abwechselten. Jetzt ist auch klar zu erkennen, warum mit dem Ende der Tertiärzeit die Faltung der großen Kettengebirge der Hauptsache nach abschloß, was ans ihrem Bau und den Lagerungsverhältnissen der posttertiären Ablagerungen so deutlich hervorgeht. (Schluß folgt.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_193340/362>, abgerufen am 01.07.2024.