Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.Amerikanische Sekten. umb hervorgehoben, so sehr sie sich auch sonst von einander in Sitten und "Ich brauche wohl kaum zu sagen, schreibt Dixon in seinem "Neu-Amerika," Von den Bibelleuten am Onaidabach schreibt derselbe Verfasser: "In Derselbe Verfasser berichtet von einem Gespräch, welches er mit einem be¬ Amerikanische Sekten. umb hervorgehoben, so sehr sie sich auch sonst von einander in Sitten und „Ich brauche wohl kaum zu sagen, schreibt Dixon in seinem »Neu-Amerika,« Von den Bibelleuten am Onaidabach schreibt derselbe Verfasser: „In Derselbe Verfasser berichtet von einem Gespräch, welches er mit einem be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0020" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193361"/> <fw type="header" place="top"> Amerikanische Sekten.</fw><lb/> <p xml:id="ID_40" prev="#ID_39"> umb hervorgehoben, so sehr sie sich auch sonst von einander in Sitten und<lb/> Gebräuchen zu unterscheiden schienen. Dieser Punkt ist das Lob, welches die<lb/> Berichterstatter Hepworth Dixon, Moritz Busch, Robert Schlagintweit, Baron<lb/> Hübner u. s. w. der Sorgfalt erteilen, womit diese Sekten den Acker bebauen<lb/> und Obstkultur treiben. Hierin scheinen alle diese Quäker, Zitterer, Bibel-Kom¬<lb/> munisten, Tumler, Methodisten, Ränder, Herauskommer, Siebentag-Baptisten,<lb/> Mormonen und wie sie sonst heißen mögen, dasselbe zu leisten. Sie widmen<lb/> sich in einer Weise der Bodenkultur, welche stets die Bewunderung der Besucher<lb/> erregt, obwohl diese doch viel Gelegenheit haben, in Nordamerika vortreffliche<lb/> Ernten zu sehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_41"> „Ich brauche wohl kaum zu sagen, schreibt Dixon in seinem »Neu-Amerika,«<lb/> daß irgend eine Besitzung, welche einige Jahre lang unter den Pflügen und<lb/> Spaten der Zitterer gewesen ist, im Markte zu Preisen verkauft werden würde,<lb/> welche unter andern Verhältnissen als eingebildete bezeichnet werden müßten.<lb/> Der Unterschied zwischen der Landwirtschaft eines Zitterers, der den Boden be¬<lb/> arbeitet, um ihn durch seine Arbeit zu verschönern, und der eines „heidnischen"<lb/> Farmers, der nur an die Ertragsfähigkeit denkt, ist natürlich ein großer. Wäh¬<lb/> rend der Heide nnr an seinen Profit denkt, bedient ihn der Zitterer aufmerksam.<lb/> Der eine wünscht großen Verdienst daraus zu ziehen, der andere bestrebt sich,<lb/> gute Arbeit zu liefern."</p><lb/> <p xml:id="ID_42"> Von den Bibelleuten am Onaidabach schreibt derselbe Verfasser: „In<lb/> zwanzig Jahren hat sich das Wirrsaal von Dornen, Sumpf und Steinen, welches<lb/> der puritanische Farmer von den Indianern gekauft hatte, völlig verändert.<lb/> Straßen durchschneiden den Forst, Brücken siud gebaut, der Bach ist in ein<lb/> Bett geleitet und eingedämmt, Mühlen, welche Hölzer schneiden und Räder<lb/> treiben, sind errichtet, der Busch ist gelichtet, eine große Halle, Niederlagen und<lb/> Werkstätten sind erbaut, Wiesen sind angelegt, Buschwerk angepflanzt und Fu߬<lb/> wege hellest, Obst- und Weingärten sind eingerichtet und umzäunt, Fabriken in<lb/> Gang gesetzt zum Eisengießer!, Korbflechten, Früchteeinmachen, Seidenspinneu;<lb/> und der ganze Anblick dieses wilden Waldlandes wird verschönt wie eine reiche<lb/> Domäne in Kent. Wenige Plätze in Amerika können sich an Lieblichkeit mit<lb/> den Rasenplätzen und Gärten vergleichen, welche um die Heimat der Onaida-<lb/> fcunilie liegen und gleich ihnen das Auge des Fremdlings fesseln, welcher dorthin<lb/> von den rauhen Feldern, ja selbst von der angesiedelten Gegend um Newyork<lb/> kommt."</p><lb/> <p xml:id="ID_43" next="#ID_44"> Derselbe Verfasser berichtet von einem Gespräch, welches er mit einem be¬<lb/> rühmten Publizisten in Philadelphia über die Mormonen führte. „Ich gebe zu,<lb/> daß sie gute Farmer sind," sagte der Publizist. „Gut ist ein armer Ausdruck,"<lb/> erwiederte Dixon, „um das Wunder zu bezeichnen, das sie vollbracht haben.<lb/> In Illinois verwandelten sie einen Sumpf in einen Garten. In Utah haben<lb/> sie eine Wüste grün mit Weideplätzen und gelb mit Mais und Korn gemacht.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
Amerikanische Sekten.
umb hervorgehoben, so sehr sie sich auch sonst von einander in Sitten und
Gebräuchen zu unterscheiden schienen. Dieser Punkt ist das Lob, welches die
Berichterstatter Hepworth Dixon, Moritz Busch, Robert Schlagintweit, Baron
Hübner u. s. w. der Sorgfalt erteilen, womit diese Sekten den Acker bebauen
und Obstkultur treiben. Hierin scheinen alle diese Quäker, Zitterer, Bibel-Kom¬
munisten, Tumler, Methodisten, Ränder, Herauskommer, Siebentag-Baptisten,
Mormonen und wie sie sonst heißen mögen, dasselbe zu leisten. Sie widmen
sich in einer Weise der Bodenkultur, welche stets die Bewunderung der Besucher
erregt, obwohl diese doch viel Gelegenheit haben, in Nordamerika vortreffliche
Ernten zu sehen.
„Ich brauche wohl kaum zu sagen, schreibt Dixon in seinem »Neu-Amerika,«
daß irgend eine Besitzung, welche einige Jahre lang unter den Pflügen und
Spaten der Zitterer gewesen ist, im Markte zu Preisen verkauft werden würde,
welche unter andern Verhältnissen als eingebildete bezeichnet werden müßten.
Der Unterschied zwischen der Landwirtschaft eines Zitterers, der den Boden be¬
arbeitet, um ihn durch seine Arbeit zu verschönern, und der eines „heidnischen"
Farmers, der nur an die Ertragsfähigkeit denkt, ist natürlich ein großer. Wäh¬
rend der Heide nnr an seinen Profit denkt, bedient ihn der Zitterer aufmerksam.
Der eine wünscht großen Verdienst daraus zu ziehen, der andere bestrebt sich,
gute Arbeit zu liefern."
Von den Bibelleuten am Onaidabach schreibt derselbe Verfasser: „In
zwanzig Jahren hat sich das Wirrsaal von Dornen, Sumpf und Steinen, welches
der puritanische Farmer von den Indianern gekauft hatte, völlig verändert.
Straßen durchschneiden den Forst, Brücken siud gebaut, der Bach ist in ein
Bett geleitet und eingedämmt, Mühlen, welche Hölzer schneiden und Räder
treiben, sind errichtet, der Busch ist gelichtet, eine große Halle, Niederlagen und
Werkstätten sind erbaut, Wiesen sind angelegt, Buschwerk angepflanzt und Fu߬
wege hellest, Obst- und Weingärten sind eingerichtet und umzäunt, Fabriken in
Gang gesetzt zum Eisengießer!, Korbflechten, Früchteeinmachen, Seidenspinneu;
und der ganze Anblick dieses wilden Waldlandes wird verschönt wie eine reiche
Domäne in Kent. Wenige Plätze in Amerika können sich an Lieblichkeit mit
den Rasenplätzen und Gärten vergleichen, welche um die Heimat der Onaida-
fcunilie liegen und gleich ihnen das Auge des Fremdlings fesseln, welcher dorthin
von den rauhen Feldern, ja selbst von der angesiedelten Gegend um Newyork
kommt."
Derselbe Verfasser berichtet von einem Gespräch, welches er mit einem be¬
rühmten Publizisten in Philadelphia über die Mormonen führte. „Ich gebe zu,
daß sie gute Farmer sind," sagte der Publizist. „Gut ist ein armer Ausdruck,"
erwiederte Dixon, „um das Wunder zu bezeichnen, das sie vollbracht haben.
In Illinois verwandelten sie einen Sumpf in einen Garten. In Utah haben
sie eine Wüste grün mit Weideplätzen und gelb mit Mais und Korn gemacht.
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