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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

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Das Ministerium Gambetta.

Stabs Legrands und nahm an dem Angriffe theil, bei dem dieser den Tod fand.
Er selbst wurde dabei gefangen genommen und verbrachte einige Monate in
Aachen. 1875 rückte er zum Brigadegeueral auf, und vier Jahre später über¬
trug mau ihm den Befehl über die in Paris garnisonirende fünfte Infanterie¬
division. Es ist jetzt 62 Jahre alt, aber noch rüstig und voll Energie, und
so gilt seine Wahl für eine glückliche. Doch wird er noch zu zeigen habe", ob
er mehr Talent und eine geschicktere Hand hat als sein Vorgänger.

Viceadmiral Gvugeard, dem die Angelegenheiten der Kriegsmarine an¬
vertraut worden sind, ist ein Seeoffizier, der viel von der Welt gesehen hat.
Als junger Leutnant nahm er am Bombardement von Sebastopol theil, später
zeichnete er sich in China aus. Während des deutsch-französischen Krieges lenkte
er die Aufmerksamkeit Gambettas durch die geschickte Führung der bretonischen
Mobilen, einer Unterabteilung der Loire-Armee, auf sich, mit der er sich
namentlich bei Le Mans Verdienste erwarb. Seitdem hat er sich mit Studien
in seinem eigentlichen Fache beschäftigt. Der neue Marineminister steht im
52. Lebensjahre. Man schreibt ihm unbeugsamen Willen zu und erwartet vou
ihm wichtige Reformen.

Eugene sputter, der neue Staatssecretär im Auswärtigen Amte, hat
so lauge unter Gambetta gedient, daß es ihm nicht schwer fallen kann, ihm
als Stellvertreter in einem Ministerium weiter zu dienen. Er ist ein hoher
Vierziger und stammt ans dem Elsaß. Ursprünglich Sachwalter, dann Jour¬
nalist, gründete er mit Gambetta im November 1871 die Uopublianö ?iAn?M8ö,
nachdem er von 1868 an für die Rövus ?olitiau<z thätig gewesen war und
namentlich mit Eifer das Plebiscit bekämpft hatte. Er war der geschickteste der
Journalisten, die sich um Gambetta als ihren Mittelpunkt gesammelt hatten.
In das französische Parlament trat er 1876 ein und zwar als Repräsentant
des dritte" Arrondissements vou Paris. Er schloß sich der äußersten Linken
an und stimmte für den Antrag Naspcnls auf unbeschränkte Amnestirung der
verbannten Communards. Er hat sich daun viel an Comitss betheiligt und
auch häufig bei Debatten das Wort ergriffen. Die Redaction der RöMdliauu
^ran^ist; gab er nach seiner ersten Erwählung für die Kammer auf, doch schrieb
er noch bis auf die neueste Zeit für das Blatt, auch hielt er wiederholt öffent¬
liche Vorträge über Tagesfragen, Unterricht und Erziehung, Jesuiten, Demo¬
kratie und dergleichen Gegenstände mehr.

Deo6s, der Minister für landwirthschaftliche Angelegenheiten, erfreute sich
bisher uuter seinen College" in der Kammer großer Beliebtheit. Er besitzt
infolge dessen nicht unerheblich politischen Einfluß, auch weil er geraume Zeit
Präsident der Fraction der reinen Linken war. Er hat sich dabei als Mann
von Tact und Umsicht erwiesen, und man kann seine Wahl zum Minister auch
deshalb als eine besonders glückliche bezeichnen, weil er sich so vorzüglich auf
das Geschäft des Ausgleichens und Friedenstiftens versteht, daß man ihn in den


Das Ministerium Gambetta.

Stabs Legrands und nahm an dem Angriffe theil, bei dem dieser den Tod fand.
Er selbst wurde dabei gefangen genommen und verbrachte einige Monate in
Aachen. 1875 rückte er zum Brigadegeueral auf, und vier Jahre später über¬
trug mau ihm den Befehl über die in Paris garnisonirende fünfte Infanterie¬
division. Es ist jetzt 62 Jahre alt, aber noch rüstig und voll Energie, und
so gilt seine Wahl für eine glückliche. Doch wird er noch zu zeigen habe», ob
er mehr Talent und eine geschicktere Hand hat als sein Vorgänger.

Viceadmiral Gvugeard, dem die Angelegenheiten der Kriegsmarine an¬
vertraut worden sind, ist ein Seeoffizier, der viel von der Welt gesehen hat.
Als junger Leutnant nahm er am Bombardement von Sebastopol theil, später
zeichnete er sich in China aus. Während des deutsch-französischen Krieges lenkte
er die Aufmerksamkeit Gambettas durch die geschickte Führung der bretonischen
Mobilen, einer Unterabteilung der Loire-Armee, auf sich, mit der er sich
namentlich bei Le Mans Verdienste erwarb. Seitdem hat er sich mit Studien
in seinem eigentlichen Fache beschäftigt. Der neue Marineminister steht im
52. Lebensjahre. Man schreibt ihm unbeugsamen Willen zu und erwartet vou
ihm wichtige Reformen.

Eugene sputter, der neue Staatssecretär im Auswärtigen Amte, hat
so lauge unter Gambetta gedient, daß es ihm nicht schwer fallen kann, ihm
als Stellvertreter in einem Ministerium weiter zu dienen. Er ist ein hoher
Vierziger und stammt ans dem Elsaß. Ursprünglich Sachwalter, dann Jour¬
nalist, gründete er mit Gambetta im November 1871 die Uopublianö ?iAn?M8ö,
nachdem er von 1868 an für die Rövus ?olitiau<z thätig gewesen war und
namentlich mit Eifer das Plebiscit bekämpft hatte. Er war der geschickteste der
Journalisten, die sich um Gambetta als ihren Mittelpunkt gesammelt hatten.
In das französische Parlament trat er 1876 ein und zwar als Repräsentant
des dritte» Arrondissements vou Paris. Er schloß sich der äußersten Linken
an und stimmte für den Antrag Naspcnls auf unbeschränkte Amnestirung der
verbannten Communards. Er hat sich daun viel an Comitss betheiligt und
auch häufig bei Debatten das Wort ergriffen. Die Redaction der RöMdliauu
^ran^ist; gab er nach seiner ersten Erwählung für die Kammer auf, doch schrieb
er noch bis auf die neueste Zeit für das Blatt, auch hielt er wiederholt öffent¬
liche Vorträge über Tagesfragen, Unterricht und Erziehung, Jesuiten, Demo¬
kratie und dergleichen Gegenstände mehr.

Deo6s, der Minister für landwirthschaftliche Angelegenheiten, erfreute sich
bisher uuter seinen College« in der Kammer großer Beliebtheit. Er besitzt
infolge dessen nicht unerheblich politischen Einfluß, auch weil er geraume Zeit
Präsident der Fraction der reinen Linken war. Er hat sich dabei als Mann
von Tact und Umsicht erwiesen, und man kann seine Wahl zum Minister auch
deshalb als eine besonders glückliche bezeichnen, weil er sich so vorzüglich auf
das Geschäft des Ausgleichens und Friedenstiftens versteht, daß man ihn in den


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[0389] Das Ministerium Gambetta. Stabs Legrands und nahm an dem Angriffe theil, bei dem dieser den Tod fand. Er selbst wurde dabei gefangen genommen und verbrachte einige Monate in Aachen. 1875 rückte er zum Brigadegeueral auf, und vier Jahre später über¬ trug mau ihm den Befehl über die in Paris garnisonirende fünfte Infanterie¬ division. Es ist jetzt 62 Jahre alt, aber noch rüstig und voll Energie, und so gilt seine Wahl für eine glückliche. Doch wird er noch zu zeigen habe», ob er mehr Talent und eine geschicktere Hand hat als sein Vorgänger. Viceadmiral Gvugeard, dem die Angelegenheiten der Kriegsmarine an¬ vertraut worden sind, ist ein Seeoffizier, der viel von der Welt gesehen hat. Als junger Leutnant nahm er am Bombardement von Sebastopol theil, später zeichnete er sich in China aus. Während des deutsch-französischen Krieges lenkte er die Aufmerksamkeit Gambettas durch die geschickte Führung der bretonischen Mobilen, einer Unterabteilung der Loire-Armee, auf sich, mit der er sich namentlich bei Le Mans Verdienste erwarb. Seitdem hat er sich mit Studien in seinem eigentlichen Fache beschäftigt. Der neue Marineminister steht im 52. Lebensjahre. Man schreibt ihm unbeugsamen Willen zu und erwartet vou ihm wichtige Reformen. Eugene sputter, der neue Staatssecretär im Auswärtigen Amte, hat so lauge unter Gambetta gedient, daß es ihm nicht schwer fallen kann, ihm als Stellvertreter in einem Ministerium weiter zu dienen. Er ist ein hoher Vierziger und stammt ans dem Elsaß. Ursprünglich Sachwalter, dann Jour¬ nalist, gründete er mit Gambetta im November 1871 die Uopublianö ?iAn?M8ö, nachdem er von 1868 an für die Rövus ?olitiau<z thätig gewesen war und namentlich mit Eifer das Plebiscit bekämpft hatte. Er war der geschickteste der Journalisten, die sich um Gambetta als ihren Mittelpunkt gesammelt hatten. In das französische Parlament trat er 1876 ein und zwar als Repräsentant des dritte» Arrondissements vou Paris. Er schloß sich der äußersten Linken an und stimmte für den Antrag Naspcnls auf unbeschränkte Amnestirung der verbannten Communards. Er hat sich daun viel an Comitss betheiligt und auch häufig bei Debatten das Wort ergriffen. Die Redaction der RöMdliauu ^ran^ist; gab er nach seiner ersten Erwählung für die Kammer auf, doch schrieb er noch bis auf die neueste Zeit für das Blatt, auch hielt er wiederholt öffent¬ liche Vorträge über Tagesfragen, Unterricht und Erziehung, Jesuiten, Demo¬ kratie und dergleichen Gegenstände mehr. Deo6s, der Minister für landwirthschaftliche Angelegenheiten, erfreute sich bisher uuter seinen College« in der Kammer großer Beliebtheit. Er besitzt infolge dessen nicht unerheblich politischen Einfluß, auch weil er geraume Zeit Präsident der Fraction der reinen Linken war. Er hat sich dabei als Mann von Tact und Umsicht erwiesen, und man kann seine Wahl zum Minister auch deshalb als eine besonders glückliche bezeichnen, weil er sich so vorzüglich auf das Geschäft des Ausgleichens und Friedenstiftens versteht, daß man ihn in den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/389>, abgerufen am 15.01.2025.