Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.Das Ministerium Gambetta. der Kammer, wo er sich zur vorgeschrittenen Linken hielt. Man erwartet von Maurice Rouvier, der neue Minister für Handel und Kolonien, war Antonin Proust, dem das Departement der schönen Künste übertragen General Campenon, der dem General Farre im Kriegsministerium folgt, *) ?rmvs as SismaroK. I)so"ux, 1876. Die Schrift lehnt sich an die von
Hesekiel veröffentlichten Briefe Bismarcks an. Das Ministerium Gambetta. der Kammer, wo er sich zur vorgeschrittenen Linken hielt. Man erwartet von Maurice Rouvier, der neue Minister für Handel und Kolonien, war Antonin Proust, dem das Departement der schönen Künste übertragen General Campenon, der dem General Farre im Kriegsministerium folgt, *) ?rmvs as SismaroK. I)so»ux, 1876. Die Schrift lehnt sich an die von
Hesekiel veröffentlichten Briefe Bismarcks an. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0388" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151110"/> <fw type="header" place="top"> Das Ministerium Gambetta.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1282" prev="#ID_1281"> der Kammer, wo er sich zur vorgeschrittenen Linken hielt. Man erwartet von<lb/> ihm eine radicale Finanzpolitik, der auch Gambetta zuneigt, und wahrscheinlich<lb/> werden wir bald vom Ankauf der Eisenbahn »ach Orleans durch den Staat und<lb/> von der Conversion der fünsprocentigen Rente hören. Allgemein bekannt ist,<lb/> daß er schutzzöllnerischen Anschauungen huldigt,</p><lb/> <p xml:id="ID_1283"> Maurice Rouvier, der neue Minister für Handel und Kolonien, war<lb/> seit 1871 Vertreter von Marseille in der Deputirtenkammer und ist jetzt 39 Jahre<lb/> alt. Schon während des Kaiserreiches machte er sich als Journalist von republi¬<lb/> kanischer Farbe bekannt. Nach dem 4. September 1870 wurde er Secretär in<lb/> der Präfectur in Marseille, und als er in die Nationalversammlung gewählt<lb/> wurde, setzte er sich auf die äußerste Linke. 1872 bekämpfte er entschieden in der<lb/> Presse wie in der Kammer die Entscheidungen der Commission über das Schicksal<lb/> der verurtheilten Communisten, so daß seine gerichtliche Verfolgung beantragt<lb/> wurde, welche die Kammer indeß auf Changaruiers Antrag ablehnte, obwohl<lb/> Rouvier selbst sie zu wünschen erklärte. Er ist ein eifriger Freihändler, und die<lb/> Engländer hoffe» von ihm einen Handelsvertrag, der ihren Interessen entspricht.<lb/> Das Ungestüm seiner jüngeren Jahre hat jetzt größerer Ruhe und Ueberlegtheit<lb/> Platz gemacht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1284"> Antonin Proust, dem das Departement der schönen Künste übertragen<lb/> ist, war anfangs Journalist, dann, nachdem die Republik erklärt worden,<lb/> Secretär im Ministerium des Innern. Später diente er als Offizier unter<lb/> dem General Element Thomas, dessen Stab er beigegeben war und unter dem<lb/> er die Legion der Seine und Oise organisirte, die sich bei der Vertheidigung<lb/> von Paris auszeichnete. Nach dem Kriege gehörte er zu den Mitarbeitern der<lb/> RöxudlicM l?rg,n<M8g, wo seine Specialität die auswärtige Politik war. Auch<lb/> schrieb er in dieser Zeit ein Buch über den Fürsten Bismarck, das ziemlich<lb/> absurde Urtheile enthielt, nichtsdestoweniger aber, oder gerade deshalb viel ge¬<lb/> lesen wurde,*) 1876 debütirte er in der Kammer als Abgeordneter für Niort,<lb/> welches er noch jetzt vertritt. Er schrieb sich in die Listen der reinen Linken<lb/> ein und ließ sich gelegentlich über auswärtige Angelegenheiten vernehmen. Man<lb/> schreibt ihm Geschmack und Kenntniß auf künstlerischem Gebiete zu. Er steht<lb/> jetzt im 49. Lebensjahre.</p><lb/> <p xml:id="ID_1285" next="#ID_1286"> General Campenon, der dem General Farre im Kriegsministerium folgt,<lb/> ist ein strammer Republikaner. Stabsoffizier in der Zeit des Staatsstreichs<lb/> von 1851, wurde er verhaftet und des Landes verwiesen. Er begab sich nach<lb/> Tunis und half dem Bey seine Armee reorganisiren. Indeß wurde ihm bald<lb/> die Rückkehr nach Frankreich gestattet, wo er wieder ins Heer trat. Er diente<lb/> darauf in Algier, in Italien und in China. 1879 war er Chef des General-</p><lb/> <note xml:id="FID_63" place="foot"> *) ?rmvs as SismaroK. I)so»ux, 1876. Die Schrift lehnt sich an die von<lb/> Hesekiel veröffentlichten Briefe Bismarcks an.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0388]
Das Ministerium Gambetta.
der Kammer, wo er sich zur vorgeschrittenen Linken hielt. Man erwartet von
ihm eine radicale Finanzpolitik, der auch Gambetta zuneigt, und wahrscheinlich
werden wir bald vom Ankauf der Eisenbahn »ach Orleans durch den Staat und
von der Conversion der fünsprocentigen Rente hören. Allgemein bekannt ist,
daß er schutzzöllnerischen Anschauungen huldigt,
Maurice Rouvier, der neue Minister für Handel und Kolonien, war
seit 1871 Vertreter von Marseille in der Deputirtenkammer und ist jetzt 39 Jahre
alt. Schon während des Kaiserreiches machte er sich als Journalist von republi¬
kanischer Farbe bekannt. Nach dem 4. September 1870 wurde er Secretär in
der Präfectur in Marseille, und als er in die Nationalversammlung gewählt
wurde, setzte er sich auf die äußerste Linke. 1872 bekämpfte er entschieden in der
Presse wie in der Kammer die Entscheidungen der Commission über das Schicksal
der verurtheilten Communisten, so daß seine gerichtliche Verfolgung beantragt
wurde, welche die Kammer indeß auf Changaruiers Antrag ablehnte, obwohl
Rouvier selbst sie zu wünschen erklärte. Er ist ein eifriger Freihändler, und die
Engländer hoffe» von ihm einen Handelsvertrag, der ihren Interessen entspricht.
Das Ungestüm seiner jüngeren Jahre hat jetzt größerer Ruhe und Ueberlegtheit
Platz gemacht.
Antonin Proust, dem das Departement der schönen Künste übertragen
ist, war anfangs Journalist, dann, nachdem die Republik erklärt worden,
Secretär im Ministerium des Innern. Später diente er als Offizier unter
dem General Element Thomas, dessen Stab er beigegeben war und unter dem
er die Legion der Seine und Oise organisirte, die sich bei der Vertheidigung
von Paris auszeichnete. Nach dem Kriege gehörte er zu den Mitarbeitern der
RöxudlicM l?rg,n<M8g, wo seine Specialität die auswärtige Politik war. Auch
schrieb er in dieser Zeit ein Buch über den Fürsten Bismarck, das ziemlich
absurde Urtheile enthielt, nichtsdestoweniger aber, oder gerade deshalb viel ge¬
lesen wurde,*) 1876 debütirte er in der Kammer als Abgeordneter für Niort,
welches er noch jetzt vertritt. Er schrieb sich in die Listen der reinen Linken
ein und ließ sich gelegentlich über auswärtige Angelegenheiten vernehmen. Man
schreibt ihm Geschmack und Kenntniß auf künstlerischem Gebiete zu. Er steht
jetzt im 49. Lebensjahre.
General Campenon, der dem General Farre im Kriegsministerium folgt,
ist ein strammer Republikaner. Stabsoffizier in der Zeit des Staatsstreichs
von 1851, wurde er verhaftet und des Landes verwiesen. Er begab sich nach
Tunis und half dem Bey seine Armee reorganisiren. Indeß wurde ihm bald
die Rückkehr nach Frankreich gestattet, wo er wieder ins Heer trat. Er diente
darauf in Algier, in Italien und in China. 1879 war er Chef des General-
*) ?rmvs as SismaroK. I)so»ux, 1876. Die Schrift lehnt sich an die von
Hesekiel veröffentlichten Briefe Bismarcks an.
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