Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.Ein nationales Bühnenspiel, vierzehn Tagen das Zimmer räumen solle, legt dann die Feder aufs Pult, Lessing, der nun schließlich allein ist, beschäftigt sich zuerst damit, die bereits Ja, Deinesgleichen bin ich nicht, Pedant! Hierauf zieht er ein Heft aus der Tasche, vermuthlich ein Duplicat des in den Und wenn der Mann der Ordnung uns verachtet, In diesem Augenblicke fällt ihm ein, daß heute ja die Leseprobe des "Jungen Gleich nachdem sie eingetreten, verfällt die Aermste mit derselben Plötz¬ Wir bringen beide Heil und Glück dem Dichter, Darauf verzieht sie sich wieder, aber -- ohne ihre Begleiterin. Die Lorenz, Ein nationales Bühnenspiel, vierzehn Tagen das Zimmer räumen solle, legt dann die Feder aufs Pult, Lessing, der nun schließlich allein ist, beschäftigt sich zuerst damit, die bereits Ja, Deinesgleichen bin ich nicht, Pedant! Hierauf zieht er ein Heft aus der Tasche, vermuthlich ein Duplicat des in den Und wenn der Mann der Ordnung uns verachtet, In diesem Augenblicke fällt ihm ein, daß heute ja die Leseprobe des „Jungen Gleich nachdem sie eingetreten, verfällt die Aermste mit derselben Plötz¬ Wir bringen beide Heil und Glück dem Dichter, Darauf verzieht sie sich wieder, aber — ohne ihre Begleiterin. Die Lorenz, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0272" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150994"/> <fw type="header" place="top"> Ein nationales Bühnenspiel,</fw><lb/> <p xml:id="ID_897" prev="#ID_896"> vierzehn Tagen das Zimmer räumen solle, legt dann die Feder aufs Pult,<lb/> nimmt Hut und Stock und geht gleichfalls ab.</p><lb/> <p xml:id="ID_898" next="#ID_899"> Lessing, der nun schließlich allein ist, beschäftigt sich zuerst damit, die bereits<lb/> von Mylius begonnene Charakteristik von sich und seinen beiden Stubengenossen<lb/> noch etwas genauer abzustufen und namentlich Dämon eingehender, als es<lb/> bisher geschehen, dabei zu berücksichtigen. Er ruft ihm uach:</p><lb/> <quote> Ja, Deinesgleichen bin ich nicht, Pedant!<lb/> Zwar bin ich auch kein Mylius, wie ich glaube,<lb/> Dazu fehlt mir der allzuleichte Sinn;<lb/> Doch Mylius ist ein Gott vor Deinesgleichen,<lb/> Er hat ein Herz, Du, Mumie, hast keins!</quote><lb/> <p xml:id="ID_899" prev="#ID_898"> Hierauf zieht er ein Heft aus der Tasche, vermuthlich ein Duplicat des in den<lb/> Händen der Neuberiu befindlichen „Jungen Gelehrten," und hält es triumphirend<lb/> empor mit den Worten:</p><lb/> <quote> Und wenn der Mann der Ordnung uns verachtet,<lb/> Daun strafe du ihn, mein Komödieuspiel,<lb/> Zeig sein Gesicht der Welt und mach' sie lachen,<lb/> Und wenn sie lacht, hat der Poet gesiegt.</quote><lb/> <p xml:id="ID_900"> In diesem Augenblicke fällt ihm ein, daß heute ja die Leseprobe des „Jungen<lb/> Gelehrten" stattfinden solle und „Mutter Reuber" ihm versprochen habe, Nach¬<lb/> richt von dem Erfolg derselben zu bringen. Kaum hat er das gedacht, natürlich<lb/> laut gedacht, so öffnet sich auch schon die Thür, und die Neuberin höchstselbst<lb/> erscheint in Begleitung ihrer muntern Liebhaberin, Sophie Lorenz, in der Woh¬<lb/> nung des Studenten Lessing!</p><lb/> <p xml:id="ID_901" next="#ID_902"> Gleich nachdem sie eingetreten, verfällt die Aermste mit derselben Plötz¬<lb/> lichkeit, wie vorher Mylius, ius Prophezeien und declamirt:</p><lb/> <quote> Wir bringen beide Heil und Glück dem Dichter,<lb/> Die Leseprobe war die erste Stufe<lb/> Zum riithselhaften Tempel des Erfolgs.<lb/> Was ich, die Alte, die Theatermntter,<lb/> Nach meinem besten Hcmdwerkswisscn weisz,<lb/> Will ich dem Dichter in ein Urtheil fassein<lb/> Alles in allem — Euer Stück ist gut....<lb/> Ihr werdet manchen Meister übertreffen,<lb/> Wenn Ihr vom Weg der Wahrheit nimmer weicht.<lb/> Jetzt wißt Ihr, was Ihr wissen sollt, mein Bester,<lb/> Wir haben Euch's verkündet, jetzt lebt wohl!</quote><lb/> <p xml:id="ID_902" prev="#ID_901" next="#ID_903"> Darauf verzieht sie sich wieder, aber — ohne ihre Begleiterin. Die Lorenz,<lb/> die bisher noch nichts gesagt hat, „bleibt durch Gottholds Blick festgehalten<lb/> lächelnd stehen," was Lessing zu der gewiß sehr passenden Frage veranlaßt:<lb/> „Will die Erscheinung wie ein Traumbild schwinden?" Die Erscheinung ver¬<lb/> schwindet infolge dessen noch viel weniger, sie bleibt sehr evurageus mit dem<lb/> Studenten Lessing allein, scherzt ein Weilchen anmuthig mit ihm, und als</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0272]
Ein nationales Bühnenspiel,
vierzehn Tagen das Zimmer räumen solle, legt dann die Feder aufs Pult,
nimmt Hut und Stock und geht gleichfalls ab.
Lessing, der nun schließlich allein ist, beschäftigt sich zuerst damit, die bereits
von Mylius begonnene Charakteristik von sich und seinen beiden Stubengenossen
noch etwas genauer abzustufen und namentlich Dämon eingehender, als es
bisher geschehen, dabei zu berücksichtigen. Er ruft ihm uach:
Ja, Deinesgleichen bin ich nicht, Pedant!
Zwar bin ich auch kein Mylius, wie ich glaube,
Dazu fehlt mir der allzuleichte Sinn;
Doch Mylius ist ein Gott vor Deinesgleichen,
Er hat ein Herz, Du, Mumie, hast keins!
Hierauf zieht er ein Heft aus der Tasche, vermuthlich ein Duplicat des in den
Händen der Neuberiu befindlichen „Jungen Gelehrten," und hält es triumphirend
empor mit den Worten:
Und wenn der Mann der Ordnung uns verachtet,
Daun strafe du ihn, mein Komödieuspiel,
Zeig sein Gesicht der Welt und mach' sie lachen,
Und wenn sie lacht, hat der Poet gesiegt.
In diesem Augenblicke fällt ihm ein, daß heute ja die Leseprobe des „Jungen
Gelehrten" stattfinden solle und „Mutter Reuber" ihm versprochen habe, Nach¬
richt von dem Erfolg derselben zu bringen. Kaum hat er das gedacht, natürlich
laut gedacht, so öffnet sich auch schon die Thür, und die Neuberin höchstselbst
erscheint in Begleitung ihrer muntern Liebhaberin, Sophie Lorenz, in der Woh¬
nung des Studenten Lessing!
Gleich nachdem sie eingetreten, verfällt die Aermste mit derselben Plötz¬
lichkeit, wie vorher Mylius, ius Prophezeien und declamirt:
Wir bringen beide Heil und Glück dem Dichter,
Die Leseprobe war die erste Stufe
Zum riithselhaften Tempel des Erfolgs.
Was ich, die Alte, die Theatermntter,
Nach meinem besten Hcmdwerkswisscn weisz,
Will ich dem Dichter in ein Urtheil fassein
Alles in allem — Euer Stück ist gut....
Ihr werdet manchen Meister übertreffen,
Wenn Ihr vom Weg der Wahrheit nimmer weicht.
Jetzt wißt Ihr, was Ihr wissen sollt, mein Bester,
Wir haben Euch's verkündet, jetzt lebt wohl!
Darauf verzieht sie sich wieder, aber — ohne ihre Begleiterin. Die Lorenz,
die bisher noch nichts gesagt hat, „bleibt durch Gottholds Blick festgehalten
lächelnd stehen," was Lessing zu der gewiß sehr passenden Frage veranlaßt:
„Will die Erscheinung wie ein Traumbild schwinden?" Die Erscheinung ver¬
schwindet infolge dessen noch viel weniger, sie bleibt sehr evurageus mit dem
Studenten Lessing allein, scherzt ein Weilchen anmuthig mit ihm, und als
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