Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.Lin nationales Bühnenspiel. Das könnten andre auch -- Du bist's um Geist, Worauf Lessing nicht etwa, wie man erwarten sollte, den plumpen Schmeichler Glaubst Du im Ernst, ich wollte Dich nur necken? Diese "Wahrheit" läuft dann auf den guten Vorschlag hinaus, Lessing möge Sanct Augustinus taugt nicht viel für Dich, Lessing findet auch dies wieder ganz in der Ordnung, verräth, weil Mylius Nachdem Mylius das Zimmer verlassen, entspinnt sich ein Gespräch zwischen
Dämon beschwert sich bitter über den frechen Eindringling, der sich seit einiger Lin nationales Bühnenspiel. Das könnten andre auch — Du bist's um Geist, Worauf Lessing nicht etwa, wie man erwarten sollte, den plumpen Schmeichler Glaubst Du im Ernst, ich wollte Dich nur necken? Diese „Wahrheit" läuft dann auf den guten Vorschlag hinaus, Lessing möge Sanct Augustinus taugt nicht viel für Dich, Lessing findet auch dies wieder ganz in der Ordnung, verräth, weil Mylius Nachdem Mylius das Zimmer verlassen, entspinnt sich ein Gespräch zwischen
Dämon beschwert sich bitter über den frechen Eindringling, der sich seit einiger <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0271" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150993"/> <fw type="header" place="top"> Lin nationales Bühnenspiel.</fw><lb/> <quote> Das könnten andre auch — Du bist's um Geist,<lb/> Wir aber sind Dein Troß, Du edler Ritter,<lb/> Die Dame aber, die Du Dir erwählt hast,<lb/> .Für die Du borgst und bürgst, das ist die Kunst.<lb/> Im Anfang eine eigcnsinn'ge Dame<lb/> Und spröd', verteufelt spröd'. — Doch halt nur aus!<lb/> Dem echten Künstler wird sie sich entschleiern.<lb/> Hab' guten Muth! Wir sind nur einmal jung —</quote><lb/> <p xml:id="ID_888" prev="#ID_887" next="#ID_889"> Worauf Lessing nicht etwa, wie man erwarten sollte, den plumpen Schmeichler<lb/> irgend wo andershin schlägt, sondern „sinnend" entgegnet: „Es ist wohl möglich,<lb/> Mylius, daß Du Recht hast," Hierauf neckt Mylius den Studiengenossen, der<lb/> nichts davon hören will und an die gemeinschaftlich unternommene Marivaux-<lb/> Ucbersetzung mahnt, mit seinem häufigen Besuch der Theaterproben bei der<lb/> Neuberischen Truppe, von denen man sich viel erzähle, und meint, er gehe wohl<lb/> gar der kleinen Lorenz zu liebe so oft hin. Da mengt sich Dämon ein und<lb/> bittet sich Ruhe zu seiner Arbeit aus, aber Mylius kehrt sich nicht im geringsten<lb/> daran, sondern setzt seine Schmeichelei gegen Lessing in folgender Weise fort,<lb/> indem er diesmal auch sich selber dabei nicht vergißt:</p><lb/> <quote> Glaubst Du im Ernst, ich wollte Dich nur necken?<lb/> Du bist mein Freund, Du theilst mit mir Dein Brod,<lb/> Dein Kämmerlein und Deinen Schatz, die Bücher;<lb/> Und wenn mein Rock auch schlecht zur Mode paßt,<lb/> Mein Strumpf durchlöchert und mein Schuh verbraucht ist,<lb/> Ich bin Dir dankbar und ich geb' Dir Wahrheit,<lb/> Das eiuz'ge Gut, das ich Dir geben kann.</quote><lb/> <p xml:id="ID_889" prev="#ID_888"> Diese „Wahrheit" läuft dann auf den guten Vorschlag hinaus, Lessing möge<lb/> seinen Vater von dem Gedanken abbringen, einen Pfarrer aus Hin zu machen:</p><lb/> <quote> Sanct Augustinus taugt nicht viel für Dich,<lb/> Du gehst zu Gast bei Molwrc und Shakespeare.</quote><lb/> <p xml:id="ID_890"> Lessing findet auch dies wieder ganz in der Ordnung, verräth, weil Mylius<lb/> „von einer Probe da gesprochen" (was gar nicht wahr ist, denn Mylius hat<lb/> von „Proben" geredet), daß diese Probe seinem eignen Stücke gelte: „Der<lb/> junge Gelehrte," wobei er verstohlen aus Dämon deutet. Mylius beglückwünscht<lb/> ihn dazu und — begiebt sich dann schleunigst zum Frühschoppen: „Ich geh'<lb/> und trink' auf Dein Genie."</p><lb/> <p xml:id="ID_891"> Nachdem Mylius das Zimmer verlassen, entspinnt sich ein Gespräch zwischen<lb/> Dämon und Lessing, das mit folgender äußerst witzigen Stichvmythie anhebt:</p><lb/> <quote> <p xml:id="ID_892"> Und nun erst haben wir zwei was zu reden.</p> <note type="speaker"> Dämon. </note> <p xml:id="ID_893"> Sie reden also auch, das ist mir neu,</p> <note type="speaker"> Lessing. </note> <p xml:id="ID_894"> Wir sind ein Jahr nun Stubcnkamernden —</p> <note type="speaker"> Dämon.</note> <note type="speaker"> Lessing. </note> <p xml:id="ID_895" next="#ID_896"> Ein Jahr? Es kommt mir völlig auch so vor.</p> </quote><lb/> <p xml:id="ID_896" prev="#ID_895" next="#ID_897"> Dämon beschwert sich bitter über den frechen Eindringling, der sich seit einiger<lb/> Zeit in ihrer Wohnung eingenistet habe, verlangt, daß , Mylius spätestens in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0271]
Lin nationales Bühnenspiel.
Das könnten andre auch — Du bist's um Geist,
Wir aber sind Dein Troß, Du edler Ritter,
Die Dame aber, die Du Dir erwählt hast,
.Für die Du borgst und bürgst, das ist die Kunst.
Im Anfang eine eigcnsinn'ge Dame
Und spröd', verteufelt spröd'. — Doch halt nur aus!
Dem echten Künstler wird sie sich entschleiern.
Hab' guten Muth! Wir sind nur einmal jung —
Worauf Lessing nicht etwa, wie man erwarten sollte, den plumpen Schmeichler
irgend wo andershin schlägt, sondern „sinnend" entgegnet: „Es ist wohl möglich,
Mylius, daß Du Recht hast," Hierauf neckt Mylius den Studiengenossen, der
nichts davon hören will und an die gemeinschaftlich unternommene Marivaux-
Ucbersetzung mahnt, mit seinem häufigen Besuch der Theaterproben bei der
Neuberischen Truppe, von denen man sich viel erzähle, und meint, er gehe wohl
gar der kleinen Lorenz zu liebe so oft hin. Da mengt sich Dämon ein und
bittet sich Ruhe zu seiner Arbeit aus, aber Mylius kehrt sich nicht im geringsten
daran, sondern setzt seine Schmeichelei gegen Lessing in folgender Weise fort,
indem er diesmal auch sich selber dabei nicht vergißt:
Glaubst Du im Ernst, ich wollte Dich nur necken?
Du bist mein Freund, Du theilst mit mir Dein Brod,
Dein Kämmerlein und Deinen Schatz, die Bücher;
Und wenn mein Rock auch schlecht zur Mode paßt,
Mein Strumpf durchlöchert und mein Schuh verbraucht ist,
Ich bin Dir dankbar und ich geb' Dir Wahrheit,
Das eiuz'ge Gut, das ich Dir geben kann.
Diese „Wahrheit" läuft dann auf den guten Vorschlag hinaus, Lessing möge
seinen Vater von dem Gedanken abbringen, einen Pfarrer aus Hin zu machen:
Sanct Augustinus taugt nicht viel für Dich,
Du gehst zu Gast bei Molwrc und Shakespeare.
Lessing findet auch dies wieder ganz in der Ordnung, verräth, weil Mylius
„von einer Probe da gesprochen" (was gar nicht wahr ist, denn Mylius hat
von „Proben" geredet), daß diese Probe seinem eignen Stücke gelte: „Der
junge Gelehrte," wobei er verstohlen aus Dämon deutet. Mylius beglückwünscht
ihn dazu und — begiebt sich dann schleunigst zum Frühschoppen: „Ich geh'
und trink' auf Dein Genie."
Nachdem Mylius das Zimmer verlassen, entspinnt sich ein Gespräch zwischen
Dämon und Lessing, das mit folgender äußerst witzigen Stichvmythie anhebt:
Und nun erst haben wir zwei was zu reden.
Dämon. Sie reden also auch, das ist mir neu,
Lessing. Wir sind ein Jahr nun Stubcnkamernden —
Dämon. Lessing. Ein Jahr? Es kommt mir völlig auch so vor.
Dämon beschwert sich bitter über den frechen Eindringling, der sich seit einiger
Zeit in ihrer Wohnung eingenistet habe, verlangt, daß , Mylius spätestens in
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |