Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.Die moderne Geschütz-Industrie. war, das Armstrong-Geschütz als los best pisog in tds portal zu proclamiren. Sehr eigenthümlich aber war es, daß man um die gleiche Zeit in der fran¬ Die spätern Armstrong-Geschütze sind von deu Woolwich-Geschützen dem Die moderne Geschütz-Industrie. war, das Armstrong-Geschütz als los best pisog in tds portal zu proclamiren. Sehr eigenthümlich aber war es, daß man um die gleiche Zeit in der fran¬ Die spätern Armstrong-Geschütze sind von deu Woolwich-Geschützen dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0546" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150696"/> <fw type="header" place="top"> Die moderne Geschütz-Industrie.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1741" prev="#ID_1740"> war, das Armstrong-Geschütz als los best pisog in tds portal zu proclamiren.<lb/> Der geistreiche Cvnstruetor war zwar um eine entschiedene Verbesserung in dieser<lb/> Richtung keinen Augenblick verlegen; er schlug eine Art Keilverschluß vor,<lb/> welchem man bei einsichtiger Behandlung durchaus eine gewisse Zukunft vorher¬<lb/> sagen konnte, aber — dazu kam es nicht mehr. Die entscheidenden Stimme,<lb/> sprachen sich fast allgemein gegen die Hinterladung überhaupt aus, und auch<lb/> die gesummte öffentliche Meinung legte ihr Gewicht in die sinkende Wagschale.<lb/> Die Vorderladnng gewann die Oberhand und mit ihr die Geschoßführuug mit<lb/> Spielraum. Zwar trat auch hierbei Armstrong mit einsichtsvollen Vorschlägen<lb/> auf, welche aller Berücksichtigung werth gewesen wären, aber seine Zeit war<lb/> vorüber; er schied, wie schon angeführt, aus seinen Beziehungen zur Regierung,<lb/> und ihm selbst nöthigte die allgemeine Strömung für die Geschützfabrikativn<lb/> in Elswick ebenfalls den Uebergang zur Vorderladuug auf. Der Hinterlader war<lb/> zu Grabe getragen. Die englische Regierung aber entschied sich zugleich für<lb/> die Geschoßführung mit Spielraum nach französischer Art, wie sie als eine<lb/> der ersten Ausführungsweisen entstanden war; die nnter Anschluß an das<lb/> Fabrikativnsverfahren Armstrongs für diese Verwendung in Wovlwich her¬<lb/> gestellten Geschütze erhielten gewissermaßen zur Hervorhebung des neuen Systems<lb/> die Bezeichnung „Wvolwich-Geschütze," und nun waren es diese, die zu dem<lb/> Range der bizst pisoss in tds porta erhöbe»? wurden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1742"> Sehr eigenthümlich aber war es, daß man um die gleiche Zeit in der fran¬<lb/> zösischen Artillerie, von der man doch in England die Geschoßführuug entlehnte,<lb/> für den Seedienst gerade die Hinterladung erstrebte und auch erreichte — die<lb/> Geschvßführung mit Spielraum gestattet, wie wir schon bei deu Whitworth-Ge-<lb/> schützen bemerkten, ebenso die Vorder- wie die Hiuterladung —, und daß im<lb/> weitem Fortgange gerade die französische Marineartillerie vor etwa einem Jahr¬<lb/> zehnt zuerst zur Geschoßftthrnng ohne Spielraum überging. Und heute, nachdem<lb/> alle Fcldartillerien des Continents, welche zur Zeit des deutsch-französischen<lb/> Krieges noch mit Vorderladern ausgerüstet waren, aus der Lehre dieses Krieges<lb/> die Nothwendigkeit eines Ueberganges zur Hinterladnng erkannt haben und zu<lb/> dessen Ausführung geschritten sind, machen die Vorderladungsgeschütze der eng¬<lb/> lischen Feldartillerie geradezu den Eindruck antiquirter Stücke.</p><lb/> <p xml:id="ID_1743" next="#ID_1744"> Die spätern Armstrong-Geschütze sind von deu Woolwich-Geschützen dem<lb/> innern Wesen nach nicht zu unterscheiden. Im Jahre 1868 fand ein Concurrenz-<lb/> schießen eines 9zölligen Woolwich-Geschützes mit preußischen Geschütze», von an¬<lb/> nähernden Kalibern auf dem Schießplatze bei Tegel statt, und es ist allerdings<lb/> Thatsache, daß das erstere an einem Tage eine gewisse Ueberlegenheit an Durch¬<lb/> schlagskraft gegen unsre Geschütze zeigte. Es soll vorgekommen sein, daß einige<lb/> Anhänger des englischen Geschützes sich wegen des Erfolges offen mit dem bei<lb/> dem Versuch anwesenden Vertreter Armstrongs beglückwünschten, was diesem ge¬<lb/> schäftlich gewiß sehr angenehm gewesen fein wird, wenn er auch nach seinem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0546]
Die moderne Geschütz-Industrie.
war, das Armstrong-Geschütz als los best pisog in tds portal zu proclamiren.
Der geistreiche Cvnstruetor war zwar um eine entschiedene Verbesserung in dieser
Richtung keinen Augenblick verlegen; er schlug eine Art Keilverschluß vor,
welchem man bei einsichtiger Behandlung durchaus eine gewisse Zukunft vorher¬
sagen konnte, aber — dazu kam es nicht mehr. Die entscheidenden Stimme,
sprachen sich fast allgemein gegen die Hinterladung überhaupt aus, und auch
die gesummte öffentliche Meinung legte ihr Gewicht in die sinkende Wagschale.
Die Vorderladnng gewann die Oberhand und mit ihr die Geschoßführuug mit
Spielraum. Zwar trat auch hierbei Armstrong mit einsichtsvollen Vorschlägen
auf, welche aller Berücksichtigung werth gewesen wären, aber seine Zeit war
vorüber; er schied, wie schon angeführt, aus seinen Beziehungen zur Regierung,
und ihm selbst nöthigte die allgemeine Strömung für die Geschützfabrikativn
in Elswick ebenfalls den Uebergang zur Vorderladuug auf. Der Hinterlader war
zu Grabe getragen. Die englische Regierung aber entschied sich zugleich für
die Geschoßführung mit Spielraum nach französischer Art, wie sie als eine
der ersten Ausführungsweisen entstanden war; die nnter Anschluß an das
Fabrikativnsverfahren Armstrongs für diese Verwendung in Wovlwich her¬
gestellten Geschütze erhielten gewissermaßen zur Hervorhebung des neuen Systems
die Bezeichnung „Wvolwich-Geschütze," und nun waren es diese, die zu dem
Range der bizst pisoss in tds porta erhöbe»? wurden.
Sehr eigenthümlich aber war es, daß man um die gleiche Zeit in der fran¬
zösischen Artillerie, von der man doch in England die Geschoßführuug entlehnte,
für den Seedienst gerade die Hinterladung erstrebte und auch erreichte — die
Geschvßführung mit Spielraum gestattet, wie wir schon bei deu Whitworth-Ge-
schützen bemerkten, ebenso die Vorder- wie die Hiuterladung —, und daß im
weitem Fortgange gerade die französische Marineartillerie vor etwa einem Jahr¬
zehnt zuerst zur Geschoßftthrnng ohne Spielraum überging. Und heute, nachdem
alle Fcldartillerien des Continents, welche zur Zeit des deutsch-französischen
Krieges noch mit Vorderladern ausgerüstet waren, aus der Lehre dieses Krieges
die Nothwendigkeit eines Ueberganges zur Hinterladnng erkannt haben und zu
dessen Ausführung geschritten sind, machen die Vorderladungsgeschütze der eng¬
lischen Feldartillerie geradezu den Eindruck antiquirter Stücke.
Die spätern Armstrong-Geschütze sind von deu Woolwich-Geschützen dem
innern Wesen nach nicht zu unterscheiden. Im Jahre 1868 fand ein Concurrenz-
schießen eines 9zölligen Woolwich-Geschützes mit preußischen Geschütze», von an¬
nähernden Kalibern auf dem Schießplatze bei Tegel statt, und es ist allerdings
Thatsache, daß das erstere an einem Tage eine gewisse Ueberlegenheit an Durch¬
schlagskraft gegen unsre Geschütze zeigte. Es soll vorgekommen sein, daß einige
Anhänger des englischen Geschützes sich wegen des Erfolges offen mit dem bei
dem Versuch anwesenden Vertreter Armstrongs beglückwünschten, was diesem ge¬
schäftlich gewiß sehr angenehm gewesen fein wird, wenn er auch nach seinem
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