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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Die große Wallensteinverschwörung soll sich nun in folgender Weise entwickelt
haben. Es habe sich anfangs immer nur darum gehandelt, den Herzog der Macht
zu berauben; nie habe sich eine Katastrophe voraussehen lassen, wie sie in der
That eingetreten sei. "Da kam das Bündniß von Pilsen, und die mit demselben
für die Gegner aufdämmernde Hoffnung, sich nunmehr des Befürchteten für
immer entledigen und zugleich sich selbst von der Gefahr einer späteren Verant¬
wortung befreien zu können, gab der Sache mit einemmale eine andre Wendung.
Mit teuflischer Bosheit und Geschicklichkeit wußte der Verfolger das Bündniß
zu einer ganz gefährlichen, weit aussehenden Conspiration wider den Kaiser und
das kaiserliche Haus auszuspinnen." So seien die mit Wissen und Billigung
des Kaisers und seiner Minister gepflogenen Unterhandlungen mit den beiden
protestantischen Kriegsfürsten in ein falsches Licht gestellt worden, und man habe
von allerhand gefährlichen Praktiken mit Cardinal Richelieu gesprochen. Baiern
und Spanien hätten zu einer "geschwinden und heroischen kaiserlichen Resolution"
gedrängt, endlich auch Slawata diejenigen Gerüchte in Umlauf gesetzt, die dann
später nach Wallensteins Tod in die Rechtfertignngsschriften des kaiserlichen Hofes
aufgenommen wurden, daß nämlich Friedland vorhabe, sich Wiens zu bemächtigen,
es anzuzünden und den Kaiser gefangen zu nehmen.

Uebergehen wir an dieser Stelle die Ereignisse, welche zur Katastrophe
führten, und werfen wir nur noch einen Blick auf diejenigen Schriften, welche
kurz nach Wallensteins Tode erschienen und in der Absicht verbreitet wurden,
den Herzog als einen Verräther am Kaiser hinzustellen und seine Execution als
rechtmäßig zu begründen.

Die erste Zeitung, welche in Wien und wohl überhaupt über die Egerer
Vorgänge ausgegeben wurde, ist eine Flugschrift "Ausführlicher gründlicher Be¬
richt von dem Egerschen Verlauf" betitelt. Dieselbe erzählt, Wallenstein habe
die Absicht gehabt, "das ganze hohe Haus Oesterreich sammt allen den getreuen
Dienern zu ermorden, die Stadt Wien zu plündern und zu Aschen zu verbrennen."
Ferner wird hier die Fabel von Wallensteins Falschheit gegen Jsolcmo, von der
beabsichtigten Hinrichtung der widerstrebenden Egerer Rathsherren und Bürger
aufgetischt. Der ganze Ton des Schreibens, wie auch der Umstand, daß es offi-
ciös war, legt nach Schedel die Wahrscheinlichkeit nahe, daß es unter dem Ein¬
flüsse Slawatas zustande kam.

Dasselbe gilt von der "Ausführlicher und wahrhaften Relation dessen, was
vom 12. Januarii dieses laufenden 1634. Jahres an bis auf den 12. Februarii
mit Albrecht von Wallenstein .... sich zugetragen hat." Auch diese Flugschrift
bewegt sich in den: Slawataschen Lügengewebe. Danach hat Friedland dem
Obersten Scharffenberg den Auftrag gegeben, "Wien zu plündern, den Kaiser,
König, sammt dem unschuldigen neugebornen Prinzen und dem Erzherzogen und
das ganze hochlöbliche Haus Oesterreich in Deutschland zu exstirpiren und aus¬
zurotten; zu diesem End sind auch die Häuser in der Stadt gezeichnet gewesen."


Die große Wallensteinverschwörung soll sich nun in folgender Weise entwickelt
haben. Es habe sich anfangs immer nur darum gehandelt, den Herzog der Macht
zu berauben; nie habe sich eine Katastrophe voraussehen lassen, wie sie in der
That eingetreten sei. „Da kam das Bündniß von Pilsen, und die mit demselben
für die Gegner aufdämmernde Hoffnung, sich nunmehr des Befürchteten für
immer entledigen und zugleich sich selbst von der Gefahr einer späteren Verant¬
wortung befreien zu können, gab der Sache mit einemmale eine andre Wendung.
Mit teuflischer Bosheit und Geschicklichkeit wußte der Verfolger das Bündniß
zu einer ganz gefährlichen, weit aussehenden Conspiration wider den Kaiser und
das kaiserliche Haus auszuspinnen." So seien die mit Wissen und Billigung
des Kaisers und seiner Minister gepflogenen Unterhandlungen mit den beiden
protestantischen Kriegsfürsten in ein falsches Licht gestellt worden, und man habe
von allerhand gefährlichen Praktiken mit Cardinal Richelieu gesprochen. Baiern
und Spanien hätten zu einer „geschwinden und heroischen kaiserlichen Resolution"
gedrängt, endlich auch Slawata diejenigen Gerüchte in Umlauf gesetzt, die dann
später nach Wallensteins Tod in die Rechtfertignngsschriften des kaiserlichen Hofes
aufgenommen wurden, daß nämlich Friedland vorhabe, sich Wiens zu bemächtigen,
es anzuzünden und den Kaiser gefangen zu nehmen.

Uebergehen wir an dieser Stelle die Ereignisse, welche zur Katastrophe
führten, und werfen wir nur noch einen Blick auf diejenigen Schriften, welche
kurz nach Wallensteins Tode erschienen und in der Absicht verbreitet wurden,
den Herzog als einen Verräther am Kaiser hinzustellen und seine Execution als
rechtmäßig zu begründen.

Die erste Zeitung, welche in Wien und wohl überhaupt über die Egerer
Vorgänge ausgegeben wurde, ist eine Flugschrift „Ausführlicher gründlicher Be¬
richt von dem Egerschen Verlauf" betitelt. Dieselbe erzählt, Wallenstein habe
die Absicht gehabt, „das ganze hohe Haus Oesterreich sammt allen den getreuen
Dienern zu ermorden, die Stadt Wien zu plündern und zu Aschen zu verbrennen."
Ferner wird hier die Fabel von Wallensteins Falschheit gegen Jsolcmo, von der
beabsichtigten Hinrichtung der widerstrebenden Egerer Rathsherren und Bürger
aufgetischt. Der ganze Ton des Schreibens, wie auch der Umstand, daß es offi-
ciös war, legt nach Schedel die Wahrscheinlichkeit nahe, daß es unter dem Ein¬
flüsse Slawatas zustande kam.

Dasselbe gilt von der „Ausführlicher und wahrhaften Relation dessen, was
vom 12. Januarii dieses laufenden 1634. Jahres an bis auf den 12. Februarii
mit Albrecht von Wallenstein .... sich zugetragen hat." Auch diese Flugschrift
bewegt sich in den: Slawataschen Lügengewebe. Danach hat Friedland dem
Obersten Scharffenberg den Auftrag gegeben, „Wien zu plündern, den Kaiser,
König, sammt dem unschuldigen neugebornen Prinzen und dem Erzherzogen und
das ganze hochlöbliche Haus Oesterreich in Deutschland zu exstirpiren und aus¬
zurotten; zu diesem End sind auch die Häuser in der Stadt gezeichnet gewesen."


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[0373] Die große Wallensteinverschwörung soll sich nun in folgender Weise entwickelt haben. Es habe sich anfangs immer nur darum gehandelt, den Herzog der Macht zu berauben; nie habe sich eine Katastrophe voraussehen lassen, wie sie in der That eingetreten sei. „Da kam das Bündniß von Pilsen, und die mit demselben für die Gegner aufdämmernde Hoffnung, sich nunmehr des Befürchteten für immer entledigen und zugleich sich selbst von der Gefahr einer späteren Verant¬ wortung befreien zu können, gab der Sache mit einemmale eine andre Wendung. Mit teuflischer Bosheit und Geschicklichkeit wußte der Verfolger das Bündniß zu einer ganz gefährlichen, weit aussehenden Conspiration wider den Kaiser und das kaiserliche Haus auszuspinnen." So seien die mit Wissen und Billigung des Kaisers und seiner Minister gepflogenen Unterhandlungen mit den beiden protestantischen Kriegsfürsten in ein falsches Licht gestellt worden, und man habe von allerhand gefährlichen Praktiken mit Cardinal Richelieu gesprochen. Baiern und Spanien hätten zu einer „geschwinden und heroischen kaiserlichen Resolution" gedrängt, endlich auch Slawata diejenigen Gerüchte in Umlauf gesetzt, die dann später nach Wallensteins Tod in die Rechtfertignngsschriften des kaiserlichen Hofes aufgenommen wurden, daß nämlich Friedland vorhabe, sich Wiens zu bemächtigen, es anzuzünden und den Kaiser gefangen zu nehmen. Uebergehen wir an dieser Stelle die Ereignisse, welche zur Katastrophe führten, und werfen wir nur noch einen Blick auf diejenigen Schriften, welche kurz nach Wallensteins Tode erschienen und in der Absicht verbreitet wurden, den Herzog als einen Verräther am Kaiser hinzustellen und seine Execution als rechtmäßig zu begründen. Die erste Zeitung, welche in Wien und wohl überhaupt über die Egerer Vorgänge ausgegeben wurde, ist eine Flugschrift „Ausführlicher gründlicher Be¬ richt von dem Egerschen Verlauf" betitelt. Dieselbe erzählt, Wallenstein habe die Absicht gehabt, „das ganze hohe Haus Oesterreich sammt allen den getreuen Dienern zu ermorden, die Stadt Wien zu plündern und zu Aschen zu verbrennen." Ferner wird hier die Fabel von Wallensteins Falschheit gegen Jsolcmo, von der beabsichtigten Hinrichtung der widerstrebenden Egerer Rathsherren und Bürger aufgetischt. Der ganze Ton des Schreibens, wie auch der Umstand, daß es offi- ciös war, legt nach Schedel die Wahrscheinlichkeit nahe, daß es unter dem Ein¬ flüsse Slawatas zustande kam. Dasselbe gilt von der „Ausführlicher und wahrhaften Relation dessen, was vom 12. Januarii dieses laufenden 1634. Jahres an bis auf den 12. Februarii mit Albrecht von Wallenstein .... sich zugetragen hat." Auch diese Flugschrift bewegt sich in den: Slawataschen Lügengewebe. Danach hat Friedland dem Obersten Scharffenberg den Auftrag gegeben, „Wien zu plündern, den Kaiser, König, sammt dem unschuldigen neugebornen Prinzen und dem Erzherzogen und das ganze hochlöbliche Haus Oesterreich in Deutschland zu exstirpiren und aus¬ zurotten; zu diesem End sind auch die Häuser in der Stadt gezeichnet gewesen."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/373>, abgerufen am 25.11.2024.