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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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gnr das stille Fördern des Angriffs auf die Türkei! Die kühne Würflerpolitik
soir brauche" wohl nicht zu sagen, daß dies alles auf Bismarck abzielt^ mag
eine Zeit laug Glück haben; sie mag wiederholt knapp an der Vernichtung vor¬
beikommen, sogar große Gewinnste einstreichen, Alls die Dauer aber muß der
wahre Staatsmann shier haben wir an Herrn Karl Blind zu denken^, wenigstens
sofern er den wirklichen Völkerfortschritt erstrebt und nicht gegen die Sintfluth
gleichgiltig ist, die nach seiner persönlichen Regierung kommen mag, anders rechnen,
Für den Fortschritt Sinn dem der Republikaner Karl Blind sich hier ideutificirtj
ist es nicht gleichgiltig, ob Frankreich sich eine neue Schule afrikanischer Generale
heranzieht, die dem Staatsstreich und dein zur Niederhaltung einer innern Oppo¬
sition nöthigen auswärtigen Abenteuer zustreben. Für den Fortschritt nicht
gleichgiltig ist es, ob die echte bürgerliche Gesinnung, die gesetzlich parlamentarisch
vorgehende Richtung, in Frankreich von der demagvgisch-ensaristischen überwältigt
wird. . . . Für den Fortschritt nicht gleichgiltig ist es, ob Frankreich sich ge¬
wöhnt, auf offnem verfassungsmäßigen Wege auch seine auswärtige Politik in
Zukunft zu betreiben, anstatt sich nach wie vor Richelieu, Ludwig den Vierzehnten
und die beiden Napoleons zum Muster zu nehmen, welche die Heuchelei und
Lüge zum Grundsätze erhoben und stets zuerst unter einer Maske vorgingen,
bis sie die Maske abwerfen konnten."

Also Bismarck ist wieder einmal blind gewesen, und Blind hat gesehen;
er weiß, wo alles hinaus will. In den afrikanischen Kämpfen werden sich
Staatsstreich-Generale bilden, und auf den Staatsstreich wird ein Krieg gegen
Deutschland folgen. Das hat Bismarck, bornirt wie er einmal ist, nicht be¬
rechnet. Wir wollen in ks-voren äölsnsionis annehmen, daß Herr Lindau das
Manuseript mit diesem dreisten und anmaßlichen Gefasel nicht gelesen hatte, als
er es in die Druckerei schickte.

Herr Blind hat uns etwas lange aufgehalten. Wir glauben aber deshalb
nicht um Entschuldigung bitten zu müssen; denn die Charakteristik desselben
charcckterisirt zugleich deu Club, der ihn zum Ehrenmitglied ernannte. Wir kehren
nun zu der Schrift zurück, die uns den Cobden-Club und seineu verstorbnen
Gründer und Patron zeichnet.

Der Cobden-Club, zur Verbreitung der Freihändlerlehre, zur Eroberung
der wirthschaftlichen Welt für England, zur Ermöglichung einer Ausbeutung
aller Nationen in dessen Interesse gegründet, hat Aehnlichkeit mit verschiednen
namhaften Vereinen und Instituten. Er hat etwas von den Missions- und etwas
von den Bibelgesellschaften, etwas von der (üonAröZMv alö prox^MÄÄ nao,
etwas von der ^lliimos Isriuzlite, auch Züge von der Internationale. Ueber
seiue wahren Bestrebungen und Leistungen im einzelnen unterrichtet uns am besten
der Verfasser unsrer Broschüre in Auszügen aus den Jahresberichten des Vereins.

In dem vom Juli 1878 heißt es u. a.: "Der unruhige Zustand Europas
und die internationalen und diplomatischen Fragen, welche die Geister so viele


gnr das stille Fördern des Angriffs auf die Türkei! Die kühne Würflerpolitik
soir brauche» wohl nicht zu sagen, daß dies alles auf Bismarck abzielt^ mag
eine Zeit laug Glück haben; sie mag wiederholt knapp an der Vernichtung vor¬
beikommen, sogar große Gewinnste einstreichen, Alls die Dauer aber muß der
wahre Staatsmann shier haben wir an Herrn Karl Blind zu denken^, wenigstens
sofern er den wirklichen Völkerfortschritt erstrebt und nicht gegen die Sintfluth
gleichgiltig ist, die nach seiner persönlichen Regierung kommen mag, anders rechnen,
Für den Fortschritt Sinn dem der Republikaner Karl Blind sich hier ideutificirtj
ist es nicht gleichgiltig, ob Frankreich sich eine neue Schule afrikanischer Generale
heranzieht, die dem Staatsstreich und dein zur Niederhaltung einer innern Oppo¬
sition nöthigen auswärtigen Abenteuer zustreben. Für den Fortschritt nicht
gleichgiltig ist es, ob die echte bürgerliche Gesinnung, die gesetzlich parlamentarisch
vorgehende Richtung, in Frankreich von der demagvgisch-ensaristischen überwältigt
wird. . . . Für den Fortschritt nicht gleichgiltig ist es, ob Frankreich sich ge¬
wöhnt, auf offnem verfassungsmäßigen Wege auch seine auswärtige Politik in
Zukunft zu betreiben, anstatt sich nach wie vor Richelieu, Ludwig den Vierzehnten
und die beiden Napoleons zum Muster zu nehmen, welche die Heuchelei und
Lüge zum Grundsätze erhoben und stets zuerst unter einer Maske vorgingen,
bis sie die Maske abwerfen konnten."

Also Bismarck ist wieder einmal blind gewesen, und Blind hat gesehen;
er weiß, wo alles hinaus will. In den afrikanischen Kämpfen werden sich
Staatsstreich-Generale bilden, und auf den Staatsstreich wird ein Krieg gegen
Deutschland folgen. Das hat Bismarck, bornirt wie er einmal ist, nicht be¬
rechnet. Wir wollen in ks-voren äölsnsionis annehmen, daß Herr Lindau das
Manuseript mit diesem dreisten und anmaßlichen Gefasel nicht gelesen hatte, als
er es in die Druckerei schickte.

Herr Blind hat uns etwas lange aufgehalten. Wir glauben aber deshalb
nicht um Entschuldigung bitten zu müssen; denn die Charakteristik desselben
charcckterisirt zugleich deu Club, der ihn zum Ehrenmitglied ernannte. Wir kehren
nun zu der Schrift zurück, die uns den Cobden-Club und seineu verstorbnen
Gründer und Patron zeichnet.

Der Cobden-Club, zur Verbreitung der Freihändlerlehre, zur Eroberung
der wirthschaftlichen Welt für England, zur Ermöglichung einer Ausbeutung
aller Nationen in dessen Interesse gegründet, hat Aehnlichkeit mit verschiednen
namhaften Vereinen und Instituten. Er hat etwas von den Missions- und etwas
von den Bibelgesellschaften, etwas von der (üonAröZMv alö prox^MÄÄ nao,
etwas von der ^lliimos Isriuzlite, auch Züge von der Internationale. Ueber
seiue wahren Bestrebungen und Leistungen im einzelnen unterrichtet uns am besten
der Verfasser unsrer Broschüre in Auszügen aus den Jahresberichten des Vereins.

In dem vom Juli 1878 heißt es u. a.: „Der unruhige Zustand Europas
und die internationalen und diplomatischen Fragen, welche die Geister so viele


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/284>, abgerufen am 26.11.2024.