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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Zur Charakteristik des Manchesterthums.

und weil man gern das zweite große Werk Cobdcns, den Handelsvertrag mit
Frankreich, rette" möchte, der in die Brüche zu gehen droht. Also soll Deutsch¬
land aufgestachelt werden, der französischen Politik in Tunis entgegenzutreten,
"ud diese Opposition wird von Herrn Blind den Fortschrittlern durch zwei
'lrgnmente einleuchtend gemacht. Erstens werden ihnen die hochsittlichen Be¬
trachtungen Garibaldis. Aurelio Sassis, Fabrizis und andrer Mazziuisten über
das Verfahren Frankreichs in Tunis vorgeführt. "Es ist das," so meinen diese
Herren, "eine nicht bloß für Italien nachtheilige Politik; sie verletzt zugleich
jeven Grundsatz der völkerrechtlichen Billigkeit und der Gegenseitigkeit der Interessen
^>e auch des wohlanständigen Betragens zwischen Völkern, die einig zusammen¬
gehen sollten auf dem Pfade des wirthschaftlichen, staatlichen und gesellschaftlichen
Fortschritts. . . . Mit seineu Eroberungsgelüsten wird Frankreich zum Verräther
>naht bloß an den Grundlehren, ans die es seine gegenwärtige Regierungs¬
form aufgebaut zu haben behauptet, sondern auch an seiner wahren Wohlfahrt
""d seinem sittlichen Einfluß____Es ist wahrhaft beklagenswert!), daß die fran¬
zösische Nation, so oft sie die republikanische Verfassungsform annahm, dieselbe
siets herabgewürdigt hat, indem sie in äußerer wie in innerer Politik die Gebote
ver Ehre verletzte. Wie verächtlich macheu sich ihre Führer vor Freund und
Feind! Sicherlich thun sie der Demokratie mehr Harm, als alle Könige und
Kaiser es je vermöchten." Das lautet überaus sittlich. Nun sind aber diese
-vivraldemvkrateu des Blindschen Aufsatzes zugleich die Leiter- der Jrredenta-
^crane, die vor einigen Jahren in vollem Ernste Anstalt machten, in Tirol und
priest einzubrechen, und die sich jetzt nur deshalb still verhalten, weil sie gemerkt
laden, daß sie sich bei solchen Ervberungsversnchen lediglich blutige Köpfe holen
Würden. Sie sind in der tunesischen Sache sittlich empört, weil Frankreich sich
genommen hat, was sie sich zu nehmen beabsichtigten.

, ^>se schon das ergötzlich an den Aeußerungen von Blinds Divlvmatenklug-
)ut, so stimnrt das, was er folgen läßt, noch viel heiterer. Wir erfahren, daß
^ Botschafter der deutschen Republik in sxo viel gescheidter, viel tiefer und weit-
' ukeudcr ist als Fürst Bismarck mit seiner leichtfertigen, seichten und beschränkten
^^hö'Mg. "Die Frage ist nnr," heißt es, "ob das neueste Verfahren Frank-
"ass nicht in bedenklicher Weise dazu angethan ist, zu einem Rückschläge gegen
oefste>>eigne Freiheit zu sichren und dadurch wiederum die Sicherheit Nuttel-
cuwvas zu gefährden. Wohl giebt es viele, die scheinklug das Wort nachreden.
Fwukreich sei ."in einmal nicht zufrieden, wenn es nicht °lie paar Jahre sem
'V"r irgendwo el.mmrsclnren lasse, und da müsse man es sur Deutschland ganz
-wräglich halten, daß dies weit weg - in Afrika - geschehe. Drese Klughett
uackuus an jenes andre große Wort von dem .bischen Herzegowina/ das
Möglich den Orient in Brand stecken könne. Wie bald aber sahen wir
da-- ^"^^chtürkischen Kriege ein Nennen und Laufen, gleich als brenne schon
^ nächst Nealegvn! Wie irrig erwies sich da das frühere Zuschauen, oder


Zur Charakteristik des Manchesterthums.

und weil man gern das zweite große Werk Cobdcns, den Handelsvertrag mit
Frankreich, rette» möchte, der in die Brüche zu gehen droht. Also soll Deutsch¬
land aufgestachelt werden, der französischen Politik in Tunis entgegenzutreten,
"ud diese Opposition wird von Herrn Blind den Fortschrittlern durch zwei
'lrgnmente einleuchtend gemacht. Erstens werden ihnen die hochsittlichen Be¬
trachtungen Garibaldis. Aurelio Sassis, Fabrizis und andrer Mazziuisten über
das Verfahren Frankreichs in Tunis vorgeführt. „Es ist das," so meinen diese
Herren, „eine nicht bloß für Italien nachtheilige Politik; sie verletzt zugleich
jeven Grundsatz der völkerrechtlichen Billigkeit und der Gegenseitigkeit der Interessen
^>e auch des wohlanständigen Betragens zwischen Völkern, die einig zusammen¬
gehen sollten auf dem Pfade des wirthschaftlichen, staatlichen und gesellschaftlichen
Fortschritts. . . . Mit seineu Eroberungsgelüsten wird Frankreich zum Verräther
>naht bloß an den Grundlehren, ans die es seine gegenwärtige Regierungs¬
form aufgebaut zu haben behauptet, sondern auch an seiner wahren Wohlfahrt
""d seinem sittlichen Einfluß____Es ist wahrhaft beklagenswert!), daß die fran¬
zösische Nation, so oft sie die republikanische Verfassungsform annahm, dieselbe
siets herabgewürdigt hat, indem sie in äußerer wie in innerer Politik die Gebote
ver Ehre verletzte. Wie verächtlich macheu sich ihre Führer vor Freund und
Feind! Sicherlich thun sie der Demokratie mehr Harm, als alle Könige und
Kaiser es je vermöchten." Das lautet überaus sittlich. Nun sind aber diese
-vivraldemvkrateu des Blindschen Aufsatzes zugleich die Leiter- der Jrredenta-
^crane, die vor einigen Jahren in vollem Ernste Anstalt machten, in Tirol und
priest einzubrechen, und die sich jetzt nur deshalb still verhalten, weil sie gemerkt
laden, daß sie sich bei solchen Ervberungsversnchen lediglich blutige Köpfe holen
Würden. Sie sind in der tunesischen Sache sittlich empört, weil Frankreich sich
genommen hat, was sie sich zu nehmen beabsichtigten.

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)ut, so stimnrt das, was er folgen läßt, noch viel heiterer. Wir erfahren, daß
^ Botschafter der deutschen Republik in sxo viel gescheidter, viel tiefer und weit-
' ukeudcr ist als Fürst Bismarck mit seiner leichtfertigen, seichten und beschränkten
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"ass nicht in bedenklicher Weise dazu angethan ist, zu einem Rückschläge gegen
oefste>>eigne Freiheit zu sichren und dadurch wiederum die Sicherheit Nuttel-
cuwvas zu gefährden. Wohl giebt es viele, die scheinklug das Wort nachreden.
Fwukreich sei .„in einmal nicht zufrieden, wenn es nicht °lie paar Jahre sem
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-wräglich halten, daß dies weit weg - in Afrika - geschehe. Drese Klughett
uackuus an jenes andre große Wort von dem .bischen Herzegowina/ das
Möglich den Orient in Brand stecken könne. Wie bald aber sahen wir
da-- ^"^^chtürkischen Kriege ein Nennen und Laufen, gleich als brenne schon
^ nächst Nealegvn! Wie irrig erwies sich da das frühere Zuschauen, oder


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[0283] Zur Charakteristik des Manchesterthums. und weil man gern das zweite große Werk Cobdcns, den Handelsvertrag mit Frankreich, rette» möchte, der in die Brüche zu gehen droht. Also soll Deutsch¬ land aufgestachelt werden, der französischen Politik in Tunis entgegenzutreten, "ud diese Opposition wird von Herrn Blind den Fortschrittlern durch zwei 'lrgnmente einleuchtend gemacht. Erstens werden ihnen die hochsittlichen Be¬ trachtungen Garibaldis. Aurelio Sassis, Fabrizis und andrer Mazziuisten über das Verfahren Frankreichs in Tunis vorgeführt. „Es ist das," so meinen diese Herren, „eine nicht bloß für Italien nachtheilige Politik; sie verletzt zugleich jeven Grundsatz der völkerrechtlichen Billigkeit und der Gegenseitigkeit der Interessen ^>e auch des wohlanständigen Betragens zwischen Völkern, die einig zusammen¬ gehen sollten auf dem Pfade des wirthschaftlichen, staatlichen und gesellschaftlichen Fortschritts. . . . Mit seineu Eroberungsgelüsten wird Frankreich zum Verräther >naht bloß an den Grundlehren, ans die es seine gegenwärtige Regierungs¬ form aufgebaut zu haben behauptet, sondern auch an seiner wahren Wohlfahrt ""d seinem sittlichen Einfluß____Es ist wahrhaft beklagenswert!), daß die fran¬ zösische Nation, so oft sie die republikanische Verfassungsform annahm, dieselbe siets herabgewürdigt hat, indem sie in äußerer wie in innerer Politik die Gebote ver Ehre verletzte. Wie verächtlich macheu sich ihre Führer vor Freund und Feind! Sicherlich thun sie der Demokratie mehr Harm, als alle Könige und Kaiser es je vermöchten." Das lautet überaus sittlich. Nun sind aber diese -vivraldemvkrateu des Blindschen Aufsatzes zugleich die Leiter- der Jrredenta- ^crane, die vor einigen Jahren in vollem Ernste Anstalt machten, in Tirol und priest einzubrechen, und die sich jetzt nur deshalb still verhalten, weil sie gemerkt laden, daß sie sich bei solchen Ervberungsversnchen lediglich blutige Köpfe holen Würden. Sie sind in der tunesischen Sache sittlich empört, weil Frankreich sich genommen hat, was sie sich zu nehmen beabsichtigten. , ^>se schon das ergötzlich an den Aeußerungen von Blinds Divlvmatenklug- )ut, so stimnrt das, was er folgen läßt, noch viel heiterer. Wir erfahren, daß ^ Botschafter der deutschen Republik in sxo viel gescheidter, viel tiefer und weit- ' ukeudcr ist als Fürst Bismarck mit seiner leichtfertigen, seichten und beschränkten ^^hö'Mg. „Die Frage ist nnr," heißt es, „ob das neueste Verfahren Frank- "ass nicht in bedenklicher Weise dazu angethan ist, zu einem Rückschläge gegen oefste>>eigne Freiheit zu sichren und dadurch wiederum die Sicherheit Nuttel- cuwvas zu gefährden. Wohl giebt es viele, die scheinklug das Wort nachreden. Fwukreich sei .„in einmal nicht zufrieden, wenn es nicht °lie paar Jahre sem 'V«r irgendwo el.mmrsclnren lasse, und da müsse man es sur Deutschland ganz -wräglich halten, daß dies weit weg - in Afrika - geschehe. Drese Klughett uackuus an jenes andre große Wort von dem .bischen Herzegowina/ das Möglich den Orient in Brand stecken könne. Wie bald aber sahen wir da-- ^"^^chtürkischen Kriege ein Nennen und Laufen, gleich als brenne schon ^ nächst Nealegvn! Wie irrig erwies sich da das frühere Zuschauen, oder

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/283>, abgerufen am 26.11.2024.