Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Zur Charakteristik des Maiichesterchums,

es den Tellssprnng der Freiheit wagen und seiner Vögte sich jetwa ans Tcll-
Kohnsche Manier?! entledigen. Der Ernst der Zeit erfordert große Entschlüsse.
Zur Volksthat muß Deutschland sich aufraffen, damit nicht der Pleni der
.Ersten Theilung- nu ihm versucht werde. In diesem Sinne rufen wir täglich
das Mahnwort hinaus; denn wir Republikaner sind nicht die Feinde unsres
Vaterlandes, wir sind nur die Feinde seiner schlechten Regierungen. Wir wünschen,
daß die Deutschen sich aus ihrer Unfreiheit, aus der Verwirrung ihrer dyna¬
stischen Trennungen erheben, daß sie .der Asche Schillers, wie Sie (Mazzini)
es ansgedriickt, ein Vaterland geben' -- und die Asche dieses großen Todten soll
"icht im verkleinerten Deutschland liegen. Habsburg, Hohenzollern und
'hr Troß sind unsre Feinde. Ueber sie hinweg bieten wir jedem wahrhaften
Freiheitsmanne, welcher Nation er angehöre, den Gruß wahrer Freundschaft.
Ja, die Völker haben gemeinsame Interessen gegen ihre Unterdrücker. Der Ring,
der Italien kettet, ist auch uns eine Fessel. Doch Befreiung nennen wir und
"eure ihr es uicht, wenn ein machtgieriger Despot einem seufzenden Volke uur
die Fessel lockert, damit es, als sein Trabant, andre Völker niederwerfen helfe.
Noch stehen wir zu den Grundsätzen, fiir die wir früher gekämpft. Auf diefem
Voden laßt uns fortarbeiten: er ist das Fundament, auf dem wir gemeinschaft¬
lich handeln können. Auf ihm allein findet die Frage über Rom und Venedig
ihre richtige Lösung zu Gunsten eines freien Italien. Unsre Gegner, die
Monarchen, suchen die Volkspartei zu vernichten, indem sie den Samen der
Trennung unter sie werfen und den einen oder den andern von uns zu kirren
suchen. Halten wir fest an den demokratischen Grundsätzen, die das Band der
Einigung um uns schlingen."

Die Führer der Fortschrittler wehren sich, da sie wohl wissen, daß die deutsche
Wählerschaft in ihrer großen Mehrheit nichts von antimonarchischen Bestrebungen
wissen will, mit Händen und Füßen gegen die Behauptung, sie seien von solche"
Bestrebungen erfüllt. Wollen aber preußische Blätter, die sich vou einem Menschen
""t solchen Grundsätzen und Redensarten bedienen lassen, uns noch einreden,
sie und ihre Partei hätten nicht als letztes Ziel die Republik im Auge? Sage
">ir. mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, wer du bist. Alle Heuchelei,
"Ac Ableugnung zerfällt vor solchen Zeugnissen in nichts.

Sein Diplom als Ehrenmitglied des Cobden-Clubs hat Blind sich recht¬
schaffen verdient. Er pries in deutschen Blättern die Tugend Gladstones und
verkündete die Weisheit Brights mit demselben Eifer und der gleichen Ausdauer
wie ein vor kurzem verstorbener Londoner Matador des internationalen jüdischen
Cvrrespvndente.ülüngels seinerzeit den "herrlichen" Palmerston gefeiert hatte.
Dieser biedere Herr hatte dabei seit der Maedonnldschen Affaire auf dem Bahn¬
höfe in Bonn intime Beziehungen zur ti-c^in? gehabt, seine Begcistcrnngsaus-
brüche waren also an beiden Enden lucrativ gewesen. Besonders in der "Vossischen
Zeitung" erwarb Blind sich als fleißiger Mitarbeiter allerlei Verdienste um die


et!re"zb0,e" III. 1L8I. ^
Zur Charakteristik des Maiichesterchums,

es den Tellssprnng der Freiheit wagen und seiner Vögte sich jetwa ans Tcll-
Kohnsche Manier?! entledigen. Der Ernst der Zeit erfordert große Entschlüsse.
Zur Volksthat muß Deutschland sich aufraffen, damit nicht der Pleni der
.Ersten Theilung- nu ihm versucht werde. In diesem Sinne rufen wir täglich
das Mahnwort hinaus; denn wir Republikaner sind nicht die Feinde unsres
Vaterlandes, wir sind nur die Feinde seiner schlechten Regierungen. Wir wünschen,
daß die Deutschen sich aus ihrer Unfreiheit, aus der Verwirrung ihrer dyna¬
stischen Trennungen erheben, daß sie .der Asche Schillers, wie Sie (Mazzini)
es ansgedriickt, ein Vaterland geben' — und die Asche dieses großen Todten soll
»icht im verkleinerten Deutschland liegen. Habsburg, Hohenzollern und
'hr Troß sind unsre Feinde. Ueber sie hinweg bieten wir jedem wahrhaften
Freiheitsmanne, welcher Nation er angehöre, den Gruß wahrer Freundschaft.
Ja, die Völker haben gemeinsame Interessen gegen ihre Unterdrücker. Der Ring,
der Italien kettet, ist auch uns eine Fessel. Doch Befreiung nennen wir und
»eure ihr es uicht, wenn ein machtgieriger Despot einem seufzenden Volke uur
die Fessel lockert, damit es, als sein Trabant, andre Völker niederwerfen helfe.
Noch stehen wir zu den Grundsätzen, fiir die wir früher gekämpft. Auf diefem
Voden laßt uns fortarbeiten: er ist das Fundament, auf dem wir gemeinschaft¬
lich handeln können. Auf ihm allein findet die Frage über Rom und Venedig
ihre richtige Lösung zu Gunsten eines freien Italien. Unsre Gegner, die
Monarchen, suchen die Volkspartei zu vernichten, indem sie den Samen der
Trennung unter sie werfen und den einen oder den andern von uns zu kirren
suchen. Halten wir fest an den demokratischen Grundsätzen, die das Band der
Einigung um uns schlingen."

Die Führer der Fortschrittler wehren sich, da sie wohl wissen, daß die deutsche
Wählerschaft in ihrer großen Mehrheit nichts von antimonarchischen Bestrebungen
wissen will, mit Händen und Füßen gegen die Behauptung, sie seien von solche»
Bestrebungen erfüllt. Wollen aber preußische Blätter, die sich vou einem Menschen
""t solchen Grundsätzen und Redensarten bedienen lassen, uns noch einreden,
sie und ihre Partei hätten nicht als letztes Ziel die Republik im Auge? Sage
">ir. mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, wer du bist. Alle Heuchelei,
"Ac Ableugnung zerfällt vor solchen Zeugnissen in nichts.

Sein Diplom als Ehrenmitglied des Cobden-Clubs hat Blind sich recht¬
schaffen verdient. Er pries in deutschen Blättern die Tugend Gladstones und
verkündete die Weisheit Brights mit demselben Eifer und der gleichen Ausdauer
wie ein vor kurzem verstorbener Londoner Matador des internationalen jüdischen
Cvrrespvndente.ülüngels seinerzeit den „herrlichen" Palmerston gefeiert hatte.
Dieser biedere Herr hatte dabei seit der Maedonnldschen Affaire auf dem Bahn¬
höfe in Bonn intime Beziehungen zur ti-c^in? gehabt, seine Begcistcrnngsaus-
brüche waren also an beiden Enden lucrativ gewesen. Besonders in der „Vossischen
Zeitung" erwarb Blind sich als fleißiger Mitarbeiter allerlei Verdienste um die


et!re»zb0,e» III. 1L8I. ^
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0281" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150431"/>
          <fw type="header" place="top"> Zur Charakteristik des Maiichesterchums,</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_918" prev="#ID_917"> es den Tellssprnng der Freiheit wagen und seiner Vögte sich jetwa ans Tcll-<lb/>
Kohnsche Manier?! entledigen. Der Ernst der Zeit erfordert große Entschlüsse.<lb/>
Zur Volksthat muß Deutschland sich aufraffen, damit nicht der Pleni der<lb/>
.Ersten Theilung- nu ihm versucht werde. In diesem Sinne rufen wir täglich<lb/>
das Mahnwort hinaus; denn wir Republikaner sind nicht die Feinde unsres<lb/>
Vaterlandes, wir sind nur die Feinde seiner schlechten Regierungen. Wir wünschen,<lb/>
daß die Deutschen sich aus ihrer Unfreiheit, aus der Verwirrung ihrer dyna¬<lb/>
stischen Trennungen erheben, daß sie .der Asche Schillers, wie Sie (Mazzini)<lb/>
es ansgedriickt, ein Vaterland geben' &#x2014; und die Asche dieses großen Todten soll<lb/>
»icht im verkleinerten Deutschland liegen. Habsburg, Hohenzollern und<lb/>
'hr Troß sind unsre Feinde. Ueber sie hinweg bieten wir jedem wahrhaften<lb/>
Freiheitsmanne, welcher Nation er angehöre, den Gruß wahrer Freundschaft.<lb/>
Ja, die Völker haben gemeinsame Interessen gegen ihre Unterdrücker. Der Ring,<lb/>
der Italien kettet, ist auch uns eine Fessel. Doch Befreiung nennen wir und<lb/>
»eure ihr es uicht, wenn ein machtgieriger Despot einem seufzenden Volke uur<lb/>
die Fessel lockert, damit es, als sein Trabant, andre Völker niederwerfen helfe.<lb/>
Noch stehen wir zu den Grundsätzen, fiir die wir früher gekämpft. Auf diefem<lb/>
Voden laßt uns fortarbeiten: er ist das Fundament, auf dem wir gemeinschaft¬<lb/>
lich handeln können. Auf ihm allein findet die Frage über Rom und Venedig<lb/>
ihre richtige Lösung zu Gunsten eines freien Italien. Unsre Gegner, die<lb/>
Monarchen, suchen die Volkspartei zu vernichten, indem sie den Samen der<lb/>
Trennung unter sie werfen und den einen oder den andern von uns zu kirren<lb/>
suchen. Halten wir fest an den demokratischen Grundsätzen, die das Band der<lb/>
Einigung um uns schlingen."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_919"> Die Führer der Fortschrittler wehren sich, da sie wohl wissen, daß die deutsche<lb/>
Wählerschaft in ihrer großen Mehrheit nichts von antimonarchischen Bestrebungen<lb/>
wissen will, mit Händen und Füßen gegen die Behauptung, sie seien von solche»<lb/>
Bestrebungen erfüllt. Wollen aber preußische Blätter, die sich vou einem Menschen<lb/>
""t solchen Grundsätzen und Redensarten bedienen lassen, uns noch einreden,<lb/>
sie und ihre Partei hätten nicht als letztes Ziel die Republik im Auge? Sage<lb/>
"&gt;ir. mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, wer du bist. Alle Heuchelei,<lb/>
"Ac Ableugnung zerfällt vor solchen Zeugnissen in nichts.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_920" next="#ID_921"> Sein Diplom als Ehrenmitglied des Cobden-Clubs hat Blind sich recht¬<lb/>
schaffen verdient. Er pries in deutschen Blättern die Tugend Gladstones und<lb/>
verkündete die Weisheit Brights mit demselben Eifer und der gleichen Ausdauer<lb/>
wie ein vor kurzem verstorbener Londoner Matador des internationalen jüdischen<lb/>
Cvrrespvndente.ülüngels seinerzeit den &#x201E;herrlichen" Palmerston gefeiert hatte.<lb/>
Dieser biedere Herr hatte dabei seit der Maedonnldschen Affaire auf dem Bahn¬<lb/>
höfe in Bonn intime Beziehungen zur ti-c^in? gehabt, seine Begcistcrnngsaus-<lb/>
brüche waren also an beiden Enden lucrativ gewesen. Besonders in der &#x201E;Vossischen<lb/>
Zeitung" erwarb Blind sich als fleißiger Mitarbeiter allerlei Verdienste um die</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> et!re»zb0,e» III. 1L8I. ^</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0281] Zur Charakteristik des Maiichesterchums, es den Tellssprnng der Freiheit wagen und seiner Vögte sich jetwa ans Tcll- Kohnsche Manier?! entledigen. Der Ernst der Zeit erfordert große Entschlüsse. Zur Volksthat muß Deutschland sich aufraffen, damit nicht der Pleni der .Ersten Theilung- nu ihm versucht werde. In diesem Sinne rufen wir täglich das Mahnwort hinaus; denn wir Republikaner sind nicht die Feinde unsres Vaterlandes, wir sind nur die Feinde seiner schlechten Regierungen. Wir wünschen, daß die Deutschen sich aus ihrer Unfreiheit, aus der Verwirrung ihrer dyna¬ stischen Trennungen erheben, daß sie .der Asche Schillers, wie Sie (Mazzini) es ansgedriickt, ein Vaterland geben' — und die Asche dieses großen Todten soll »icht im verkleinerten Deutschland liegen. Habsburg, Hohenzollern und 'hr Troß sind unsre Feinde. Ueber sie hinweg bieten wir jedem wahrhaften Freiheitsmanne, welcher Nation er angehöre, den Gruß wahrer Freundschaft. Ja, die Völker haben gemeinsame Interessen gegen ihre Unterdrücker. Der Ring, der Italien kettet, ist auch uns eine Fessel. Doch Befreiung nennen wir und »eure ihr es uicht, wenn ein machtgieriger Despot einem seufzenden Volke uur die Fessel lockert, damit es, als sein Trabant, andre Völker niederwerfen helfe. Noch stehen wir zu den Grundsätzen, fiir die wir früher gekämpft. Auf diefem Voden laßt uns fortarbeiten: er ist das Fundament, auf dem wir gemeinschaft¬ lich handeln können. Auf ihm allein findet die Frage über Rom und Venedig ihre richtige Lösung zu Gunsten eines freien Italien. Unsre Gegner, die Monarchen, suchen die Volkspartei zu vernichten, indem sie den Samen der Trennung unter sie werfen und den einen oder den andern von uns zu kirren suchen. Halten wir fest an den demokratischen Grundsätzen, die das Band der Einigung um uns schlingen." Die Führer der Fortschrittler wehren sich, da sie wohl wissen, daß die deutsche Wählerschaft in ihrer großen Mehrheit nichts von antimonarchischen Bestrebungen wissen will, mit Händen und Füßen gegen die Behauptung, sie seien von solche» Bestrebungen erfüllt. Wollen aber preußische Blätter, die sich vou einem Menschen ""t solchen Grundsätzen und Redensarten bedienen lassen, uns noch einreden, sie und ihre Partei hätten nicht als letztes Ziel die Republik im Auge? Sage ">ir. mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, wer du bist. Alle Heuchelei, "Ac Ableugnung zerfällt vor solchen Zeugnissen in nichts. Sein Diplom als Ehrenmitglied des Cobden-Clubs hat Blind sich recht¬ schaffen verdient. Er pries in deutschen Blättern die Tugend Gladstones und verkündete die Weisheit Brights mit demselben Eifer und der gleichen Ausdauer wie ein vor kurzem verstorbener Londoner Matador des internationalen jüdischen Cvrrespvndente.ülüngels seinerzeit den „herrlichen" Palmerston gefeiert hatte. Dieser biedere Herr hatte dabei seit der Maedonnldschen Affaire auf dem Bahn¬ höfe in Bonn intime Beziehungen zur ti-c^in? gehabt, seine Begcistcrnngsaus- brüche waren also an beiden Enden lucrativ gewesen. Besonders in der „Vossischen Zeitung" erwarb Blind sich als fleißiger Mitarbeiter allerlei Verdienste um die et!re»zb0,e» III. 1L8I. ^

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/281
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/281>, abgerufen am 01.09.2024.