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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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College Chamberlain Tcigs vorher abgegeben hatte, daß es sehr schwierig sein würde,
für alle die französischen technischen Ausdrücke des Tarifs passende englische Ueber¬
setzungen zu finden. Sodann versicherte er mit der ihm eignen, an Salbung
streifenden Fülle des Ausdrucks, daß in dieser Angelegenheit die Regierung "mit
ihren Traditionen" (d. h. ihren liberalen, constitutionellen Traditionen) natürlich
ganz besonders bemüht sein müsse, die öffentliche Meinung auf ihrer Seite zu
haben, und gab schließlich den Widerstand gegen die.Herstellung und Vertheilung
eiuer englischen Uebertragung des Tarifs auf.

Wie sehr den alten Herrn sein Gedächtniß im Stiche gelassen hatte, als
er von den "Traditionen" sprach, ergiebt sich in geradezu erheiternder Weise aus
der Erzählung Michel Chevaliers, die wir folgen lassen werden, sobald wir die
erste Ausgabe der Schrift, in welcher sie sich befindet, aus London erhalten haben.
Die, zweite, die uns hier zur .Hand war, enthält den betreffenden Brief nicht.
Es eilte aber, darauf aufmerksam zu machen, daß man Gelegenheit hat, sich über
die Vorgänge bei der Entstehung des englisch-französischen Handelsvertrages von
1860 besser zu unterrichten, als es den Herren Gladstone und Chamberlain und
ihren deutschen College" vom Cobden-Club lieb sein kann.

So geben wir inzwischen einen Auszug aus dem Chcvalierschcu Briefe, welche"
die ?all Ug.it S^edle vom 20. Februar 1869 brachte. Er wird bis auf weiteres
genügen. Der Franzose erzählt, die kaiserliche Regierung habe durch die große
Ausstellung von 1856 die Ueberzeugung gewonnen, daß die französische Industrie
vollkommen imstande sei, sich ohne Hilfe von Schutzzöllen gegen alle ausländische
Bewerbung um deu Markt zu behaupten; indeß sei ein Versuch, auf diese Ueber¬
zeugung hin zu handeln, im Gesetzgebenden Körper im folgenden Jahre so übler
Aufnahme begegnet, daß man die Idee vollständig habe fallen lassen. Dieses
Mißlingen lenkte die Gedanken des Herrn Chevalier auf die exceptionelle Gewalt,
die der Kaiser unter der Verfassung besaß, aber da der Augenblick einer An¬
wendung derselben nicht günstig war, so mußte er uns bessere Zeiten warten.

Im Sommer 1859 kam er nach London, wo er Herrn Cobden begegnete,
den er auf jene Bestimmung in der französischen Verfassung und auf die Mög¬
lichkeit einer Benutzung derselben zum Abschluß eines Handelsvertrages zwischen
Frankreich und England aufmerksam machte. Cobden. der anfangs gegen die
Sache war, versöhnte sich bald mit ihr (sie war ja lucrativ für King Cotton.
M'd so verstummte der Freiheitsmcmn im Vertreter dieses Monarchen) und über¬
nahm es, der englischen Regierung davon Mittheilung zu machen. Verschiedene
Gründe trafen zusammen, um deu Herbst dieses Jahres als die rechte Zeit zum
Handeln erscheinen zu lassen. Lord Palmerston wünschte seine Majorität im Hause
der Gemeinen zu stärken und war aus diesem Grunde darauf bedacht, sich die
schwankenden Stimmen der Manchesterschule zu sichern, während der Kaiser der
Franzosen, dessen persönliche Sympathie mit der Sache der Freihändler niemals
zweifelhaft gewesen war, Palmerston im Amte erhalten zu sehen wünschte und


College Chamberlain Tcigs vorher abgegeben hatte, daß es sehr schwierig sein würde,
für alle die französischen technischen Ausdrücke des Tarifs passende englische Ueber¬
setzungen zu finden. Sodann versicherte er mit der ihm eignen, an Salbung
streifenden Fülle des Ausdrucks, daß in dieser Angelegenheit die Regierung „mit
ihren Traditionen" (d. h. ihren liberalen, constitutionellen Traditionen) natürlich
ganz besonders bemüht sein müsse, die öffentliche Meinung auf ihrer Seite zu
haben, und gab schließlich den Widerstand gegen die.Herstellung und Vertheilung
eiuer englischen Uebertragung des Tarifs auf.

Wie sehr den alten Herrn sein Gedächtniß im Stiche gelassen hatte, als
er von den „Traditionen" sprach, ergiebt sich in geradezu erheiternder Weise aus
der Erzählung Michel Chevaliers, die wir folgen lassen werden, sobald wir die
erste Ausgabe der Schrift, in welcher sie sich befindet, aus London erhalten haben.
Die, zweite, die uns hier zur .Hand war, enthält den betreffenden Brief nicht.
Es eilte aber, darauf aufmerksam zu machen, daß man Gelegenheit hat, sich über
die Vorgänge bei der Entstehung des englisch-französischen Handelsvertrages von
1860 besser zu unterrichten, als es den Herren Gladstone und Chamberlain und
ihren deutschen College» vom Cobden-Club lieb sein kann.

So geben wir inzwischen einen Auszug aus dem Chcvalierschcu Briefe, welche»
die ?all Ug.it S^edle vom 20. Februar 1869 brachte. Er wird bis auf weiteres
genügen. Der Franzose erzählt, die kaiserliche Regierung habe durch die große
Ausstellung von 1856 die Ueberzeugung gewonnen, daß die französische Industrie
vollkommen imstande sei, sich ohne Hilfe von Schutzzöllen gegen alle ausländische
Bewerbung um deu Markt zu behaupten; indeß sei ein Versuch, auf diese Ueber¬
zeugung hin zu handeln, im Gesetzgebenden Körper im folgenden Jahre so übler
Aufnahme begegnet, daß man die Idee vollständig habe fallen lassen. Dieses
Mißlingen lenkte die Gedanken des Herrn Chevalier auf die exceptionelle Gewalt,
die der Kaiser unter der Verfassung besaß, aber da der Augenblick einer An¬
wendung derselben nicht günstig war, so mußte er uns bessere Zeiten warten.

Im Sommer 1859 kam er nach London, wo er Herrn Cobden begegnete,
den er auf jene Bestimmung in der französischen Verfassung und auf die Mög¬
lichkeit einer Benutzung derselben zum Abschluß eines Handelsvertrages zwischen
Frankreich und England aufmerksam machte. Cobden. der anfangs gegen die
Sache war, versöhnte sich bald mit ihr (sie war ja lucrativ für King Cotton.
M'd so verstummte der Freiheitsmcmn im Vertreter dieses Monarchen) und über¬
nahm es, der englischen Regierung davon Mittheilung zu machen. Verschiedene
Gründe trafen zusammen, um deu Herbst dieses Jahres als die rechte Zeit zum
Handeln erscheinen zu lassen. Lord Palmerston wünschte seine Majorität im Hause
der Gemeinen zu stärken und war aus diesem Grunde darauf bedacht, sich die
schwankenden Stimmen der Manchesterschule zu sichern, während der Kaiser der
Franzosen, dessen persönliche Sympathie mit der Sache der Freihändler niemals
zweifelhaft gewesen war, Palmerston im Amte erhalten zu sehen wünschte und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/271>, abgerufen am 25.11.2024.