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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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vom Torpodowosen,

daher init Eifer sein Augenmerk auf eine Vervollkommnung dieser wichtigen Kriegs¬
mittel. Es mögen diese Verbesserungen noch kurz angeführt sein.

Zunächst sei bemerkt, daß man gegenwärtig bestimmte Kategorien im Tor¬
pedowesen gebildet hat, welche in der Bencnnungsweise ihren kennzeichnenden
Ausdruck finden. Man unterscheidet die Seculum für reine Defensivzwccke von
den für den Angriff bestimmten Sprengkörpern und nennt diese letztern aus¬
schließlich Torpedos. Dazwischen liegen, wie ein Zwitterding, die Treibminen,
auf deren ausgedehntere Verwendung man jedoch bei der großen Abhängigkeit
ihrer Wirksamkeit von den Strömungen, überhaupt von den Wasser- und auch
Luftverhältnissen, kaum rechnen kann. Es sei hier also von ihnen abgesehen. Die
Torpedos werden, wie schon weiter oben gesagt wurde, in dem nachfolgenden Theile
eingehender behandelt. Wir haben also hier nur von den festgelegten Seemincn,
welche man in Stoßminen und in Beolmchtnngsminen unterscheidet, zu sprechen.

Die Stoßminen, früher also Contactminen, oder recht eigentlich Torpedos
genannt, dienen zur dauernden Sperrung von Passagen, deren man nicht selbst
zum Ausgange bedarf. Sie sind, wie auch die Beobachtungsminen, birnförmige
Hohlkörper mit Schwimmkraft, welche an Drahttaue so verankert werden, daß
sie, wenn es nicht besondre Zwecke anders erheischen, in der Tiefe von etwa
drei Metern schwimmen. Die Zündung erfolgt durch elektrische Vermittlung. In
der Mine befindet sich ein kleines Zink-Kohlenelement und liber demselben ein
Glasgefäß mit einer stark erregenden (Bunsenschcn) Flüssigkeit. Von zwei Drähten
geht der eine direct von dein Element nach außen, wahrend der zweite durch
einen in der Sprengladung selbst befindlichen Zünder, der mit eingefügten Platin¬
draht versehen ist, seinen Weg nimmt. Vor Entzündung ist man völlig gesichert,
so lange die beiden Drähte außen mit einander nicht in Verbindung treten. Das
Legen der Mine ist also ganz gefahrlos, so lange die Drähte von einander ge¬
trennt sind. Wenn durch Verbindung der Enden ein Stromschlnß stattfindet,
so erfolgt, beim Bruch des Glases durch einen Stoß, die Entzündung. Die er¬
regende Flüssigkeit bringt den Strom zu solcher Stärke, daß der Platindraht
glühend wird, der mit Knallquccksilber versehene Zünder durchschlägt und so die
Explosion der Mine bewirkt. Beim Aufnehmen der Minen kommt es also darauf
an, den verbundnen Draht aufzufischen und seine verbundnen Enden zu trennen,
bevor man an die Mine selbst geht.

Bei den Bcvbachtnngsminen werden die Leitungsdrähte, Kabel, nach dem
Lande gebracht und die Entzündung der Mine durch ihre Zündpatrone erfolgt
bei dem Einsetzen der elektrischen Batterie zum Stromschlnß. Der Moment des
Zündens unterliegt daher vollständig der eignen Willkür und man hält sich die
Aus- und Einfahrt für die eignen Schiffe gefahrlos frei. Für die Beobachtung


vom Torpodowosen,

daher init Eifer sein Augenmerk auf eine Vervollkommnung dieser wichtigen Kriegs¬
mittel. Es mögen diese Verbesserungen noch kurz angeführt sein.

Zunächst sei bemerkt, daß man gegenwärtig bestimmte Kategorien im Tor¬
pedowesen gebildet hat, welche in der Bencnnungsweise ihren kennzeichnenden
Ausdruck finden. Man unterscheidet die Seculum für reine Defensivzwccke von
den für den Angriff bestimmten Sprengkörpern und nennt diese letztern aus¬
schließlich Torpedos. Dazwischen liegen, wie ein Zwitterding, die Treibminen,
auf deren ausgedehntere Verwendung man jedoch bei der großen Abhängigkeit
ihrer Wirksamkeit von den Strömungen, überhaupt von den Wasser- und auch
Luftverhältnissen, kaum rechnen kann. Es sei hier also von ihnen abgesehen. Die
Torpedos werden, wie schon weiter oben gesagt wurde, in dem nachfolgenden Theile
eingehender behandelt. Wir haben also hier nur von den festgelegten Seemincn,
welche man in Stoßminen und in Beolmchtnngsminen unterscheidet, zu sprechen.

Die Stoßminen, früher also Contactminen, oder recht eigentlich Torpedos
genannt, dienen zur dauernden Sperrung von Passagen, deren man nicht selbst
zum Ausgange bedarf. Sie sind, wie auch die Beobachtungsminen, birnförmige
Hohlkörper mit Schwimmkraft, welche an Drahttaue so verankert werden, daß
sie, wenn es nicht besondre Zwecke anders erheischen, in der Tiefe von etwa
drei Metern schwimmen. Die Zündung erfolgt durch elektrische Vermittlung. In
der Mine befindet sich ein kleines Zink-Kohlenelement und liber demselben ein
Glasgefäß mit einer stark erregenden (Bunsenschcn) Flüssigkeit. Von zwei Drähten
geht der eine direct von dein Element nach außen, wahrend der zweite durch
einen in der Sprengladung selbst befindlichen Zünder, der mit eingefügten Platin¬
draht versehen ist, seinen Weg nimmt. Vor Entzündung ist man völlig gesichert,
so lange die beiden Drähte außen mit einander nicht in Verbindung treten. Das
Legen der Mine ist also ganz gefahrlos, so lange die Drähte von einander ge¬
trennt sind. Wenn durch Verbindung der Enden ein Stromschlnß stattfindet,
so erfolgt, beim Bruch des Glases durch einen Stoß, die Entzündung. Die er¬
regende Flüssigkeit bringt den Strom zu solcher Stärke, daß der Platindraht
glühend wird, der mit Knallquccksilber versehene Zünder durchschlägt und so die
Explosion der Mine bewirkt. Beim Aufnehmen der Minen kommt es also darauf
an, den verbundnen Draht aufzufischen und seine verbundnen Enden zu trennen,
bevor man an die Mine selbst geht.

Bei den Bcvbachtnngsminen werden die Leitungsdrähte, Kabel, nach dem
Lande gebracht und die Entzündung der Mine durch ihre Zündpatrone erfolgt
bei dem Einsetzen der elektrischen Batterie zum Stromschlnß. Der Moment des
Zündens unterliegt daher vollständig der eignen Willkür und man hält sich die
Aus- und Einfahrt für die eignen Schiffe gefahrlos frei. Für die Beobachtung


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[0082] vom Torpodowosen, daher init Eifer sein Augenmerk auf eine Vervollkommnung dieser wichtigen Kriegs¬ mittel. Es mögen diese Verbesserungen noch kurz angeführt sein. Zunächst sei bemerkt, daß man gegenwärtig bestimmte Kategorien im Tor¬ pedowesen gebildet hat, welche in der Bencnnungsweise ihren kennzeichnenden Ausdruck finden. Man unterscheidet die Seculum für reine Defensivzwccke von den für den Angriff bestimmten Sprengkörpern und nennt diese letztern aus¬ schließlich Torpedos. Dazwischen liegen, wie ein Zwitterding, die Treibminen, auf deren ausgedehntere Verwendung man jedoch bei der großen Abhängigkeit ihrer Wirksamkeit von den Strömungen, überhaupt von den Wasser- und auch Luftverhältnissen, kaum rechnen kann. Es sei hier also von ihnen abgesehen. Die Torpedos werden, wie schon weiter oben gesagt wurde, in dem nachfolgenden Theile eingehender behandelt. Wir haben also hier nur von den festgelegten Seemincn, welche man in Stoßminen und in Beolmchtnngsminen unterscheidet, zu sprechen. Die Stoßminen, früher also Contactminen, oder recht eigentlich Torpedos genannt, dienen zur dauernden Sperrung von Passagen, deren man nicht selbst zum Ausgange bedarf. Sie sind, wie auch die Beobachtungsminen, birnförmige Hohlkörper mit Schwimmkraft, welche an Drahttaue so verankert werden, daß sie, wenn es nicht besondre Zwecke anders erheischen, in der Tiefe von etwa drei Metern schwimmen. Die Zündung erfolgt durch elektrische Vermittlung. In der Mine befindet sich ein kleines Zink-Kohlenelement und liber demselben ein Glasgefäß mit einer stark erregenden (Bunsenschcn) Flüssigkeit. Von zwei Drähten geht der eine direct von dein Element nach außen, wahrend der zweite durch einen in der Sprengladung selbst befindlichen Zünder, der mit eingefügten Platin¬ draht versehen ist, seinen Weg nimmt. Vor Entzündung ist man völlig gesichert, so lange die beiden Drähte außen mit einander nicht in Verbindung treten. Das Legen der Mine ist also ganz gefahrlos, so lange die Drähte von einander ge¬ trennt sind. Wenn durch Verbindung der Enden ein Stromschlnß stattfindet, so erfolgt, beim Bruch des Glases durch einen Stoß, die Entzündung. Die er¬ regende Flüssigkeit bringt den Strom zu solcher Stärke, daß der Platindraht glühend wird, der mit Knallquccksilber versehene Zünder durchschlägt und so die Explosion der Mine bewirkt. Beim Aufnehmen der Minen kommt es also darauf an, den verbundnen Draht aufzufischen und seine verbundnen Enden zu trennen, bevor man an die Mine selbst geht. Bei den Bcvbachtnngsminen werden die Leitungsdrähte, Kabel, nach dem Lande gebracht und die Entzündung der Mine durch ihre Zündpatrone erfolgt bei dem Einsetzen der elektrischen Batterie zum Stromschlnß. Der Moment des Zündens unterliegt daher vollständig der eignen Willkür und man hält sich die Aus- und Einfahrt für die eignen Schiffe gefahrlos frei. Für die Beobachtung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/82>, abgerufen am 03.07.2024.